Geschichte der dt. Sprache

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Referent: Vorname und Name
Advertisements

Sudoku Übersicht Spielregeln Strategien Knoch
Märchen Wortbedeutung Ursprung und Entstehung Blütezeit
Isomere Decaline Geometrisch korrektes Zeichnen
HIPPOKRATES VON CHIOS ( griechischer Mathematiker, um 440 v. Chr.)
WR + WS ZEIGEN Neues aus der Mathematik.
Funktion der Kommunikation
Grundlagen der Informatik
Einführung in die lateinische Paläographie Schnellkurs
Referatsthema… Referent/in 1 Rerefent/in 2
HIPPOKRATES VON CHIOS ( griechischer Mathematiker, um 440 v. Chr.)
Word-Workshop.
Beispiele für Ausdrucksalgebren
Die fünf bekanntesten Schriftarten im Mittelalter
Proseminar NT –– Leitfaden
Was ich gern lese Lesetagebuch von
Angewandte Internettechnologien
| Datum | Titel | Name | Sonstiges |
Zum Verfassen einer wissenschaftlichen Arbeit
Wie macht man ein Sudoku? Transformations-Methode:
Eine Bewerbung schreiben
Die Bibel Das Buch der Bücher.
Lesetechniken – Arten des Lesens
Eine Bewerbung schreiben
Internet ohne Barrieren - Und was ist mit der Sprache?
Gestaltung von Folien.
Präsentation Typografie
Wort des Lebens November 2012.
Powerpoint richtig genutzt
Titel der Präsentation in Daimler Blue 2. Zeile des Titels
1 Nutzen Sie diese Powerpoint-Präsentation beim Selbstlernen oder in Veranstaltungen zur Einführung in das jeweilige Thema. Einführung Lernmodul Nutzungsbedingungen:
Wie ist das eigentlich mit dem Deutschunterricht?
Aufgabe 1 Höre eine Komposition von W.A. Mozart
Referatsthemen Vorstellung eines Romans aus dem späten 18. Jahrhundert. Johann Wolfgang Goethe: „Die Leiden des jungen Werther“ Vorstellung eines Dramas.
Wie schreibe ich eine Diplom- bzw. Masterarbeit ?
Literaturwissenschaft
Zeitung Das Wort Zeitung war ursprünglich der Begriff für eine beliebige Nachricht; die Bedeutung hat sich jedoch im Laufe des 18. Jahrhunderts geändert.
Der ideale Mitarbeiter
Sprachgeschichte des Deutschen
Kleiner Wegweiser für das Erstellen von (Powerpoint-)Präsentationen
Lösen von quadratischen Ungleichungen
Benutzerhinweise Liebe Aktive!
Publikationsformen zitieren
Die Inhaltsangabe Methodik und Gestaltung von Dr. Christian Bauer, Robert-Koch-Gymnasium Deggendorf.
Formale Hinweise zur Facharbeit
Deutsch differenziert: Deutschunterricht nach dem COOL-Prinzip
Literaturkenntniskompetenzen: Versuch, Deskriptoren zu skalieren Niveau A2.1 (3.Kl.) Ich kann verstehen, welche Informationen und Themen in einem einfachen,
Worauf sollte man beim Gestalten von Folien achten?
Komplexarbeit im Vertiefungskurs
by animalanimal.jimdo.com
Inhaltsangabe RS an Josef.
Zeichensetzung. Auslassungspunkte.
„Es ist unstreitig, eine solche Anbahnung der Volksbildung würde dahin wirken können, die Kräfte des häuslichen Lebens zur sittlichen, geistigen.
Michael Köhlmeier Die Nibelungen neu erzählt.
Der Roman Ein Referat von ….
Das Buch – Quelle des Wissens
Ein kurzer Überblick über die Entwicklung der abendländischen Schrift
Pool Informatik 5 GZG FN Sj. 11/12
Renaissance und Humanismus und Reformation
1 Wie findet man Literatur? Drei kumulative Suchstrategien [Lahnsteiner, Jura 2011, 580 (583f.)]: 1. Von Primär- zu Sekundärquelle: Die zentrale Primärquelle.
Wie findet man Literatur?
:17 1  von 201 MedienInformatik Datentechnik  Übungen „Gestaltungsgrundlagen“
MedienInformatik Datentechnik
DIE GATTUNGEN.
Einheitlicher Auftritt Ein einheitlicher Auftritt als Cevi vereinfacht die Arbeit unserer Bewegung für alle - auch für dich und deine Gruppe.  
Übungsart: Seite: Bearbeitet von: Siegbert Rudolph Lesemotivationstraining Titel: Quelle: Nächste Seite 1 Bedienungshinweise: Mit einem Klick geht es immer.
Übungsart: Seite: Bearbeitet von: Siegbert Rudolph Lesemotivationstraining Titel: Quelle: Nächste Folie 1 Übungsart: Titel: Geschichte: Leseübungen: Lese-Hörbuch.
Trainingscamp Hörverstehen Katharina Leiss  In Teil 1 gibt es 6 Punkte.  In Teil 2 gibt es 7 Punkte.  In Teil 3 gibt es 7 Punkte. A2 bekommst.
Wie schreibe ich eine Bachelor- bzw. Masterarbeit ?
Voraussetzungen und Anwendung biblischen der Exegese
 Präsentation transkript:

Geschichte der dt. Sprache Frühneuhochdeutsch 2: Makrostrukturen und Textsorten Übung: Satz, Absatz, Kapitel in Prosaromanen Powerpoint-Präsentation von Claudia Reineke und Claudia Schloemann

Definition: Makrostruktur Textlinguistischer Terminus, der bisher nicht eindeutig geklärt ist, so dass es verschiedene Definitionen gibt. Satzübergreifende Sprachstrukturen (Sowinski: Textlinguistik) Alles, was über Satz hinausgeht. Gemeint sind also Tiefenstrukuren, wie z.B. Komposition des Textes, Motive, Handlungen. Satzübergreifende Einheiten der Sprache, die Textsorten konstituieren, wobei sich je nach gewähltem Medium unterschiedliche Realisierungsformen ergeben können. (gekürzt, nach Simmler: Daphnis 1996, S. 612)

Wie ist Simmlers Definition zu verstehen? satzübergreifende Einheiten der Sprache = Einheiten oberhalb der Satzgrenze = Beobachtung von Art und Abfolge der Textteile, z.B. Absatz Paragraph Abschnitt Sequenz Kapitel Buch (Bücher können wiederum Teile einer größeren Einheit Buch sein.) Diese Makrostruktur zeigt die Einteilung der Textsorte Roman.

Realisierungsformen Makrostrukturen haben unterschiedliche Realisierungsformen Makrostrukturen werden markiert durch: Initiatoren und Terminatoren Textbegrenzungs- Textbegrenzungs- signale am Anfang signale am Ende

Beispiele für Initiatoren Absätze können eingeleitet werden durch neue Zeile neue Zeile + Einzug von drei Buchstaben neue Zeile + Leerzeile Paragraphzeichen wie z.B. ¶ (in Wiegendrucken vor 1500) oder handgemalte neue Zeile + ¶

INITIALE Die Initiale; älter: der oder das Initial Im strengen Wortsinn: Buchstabe am Textanfang, der gegenüber der Textschrift hervorgehoben ist Meist versteht man darunter zugleich Zierinitiale Die Schrift (Art, Größe, Tinte), in der der gewöhnliche Text verfasst ist. Hier sieht man eine bewohnte Initiale.

Initialgruppe Etwa gleichberechtigte, hervorgehobene Zierbuchstaben am Anfang eines Textes.

PARAGRAPHZEICHEN Absatz im Text Absatzmarkierendes Zeichen von unterschiedlicher Form Auch „Alinea“ von lat. alinea= von der Zeile ausgehend

Majuskel Etwas größerer Buchstabe Majuskeln sind in einem Zweiliniensystem eingeschrieben. Satzmajuskel: Kleine, nur wenig vergrößerte Majuskel am Satzanfang im fortlaufenden Text. Satzmajuskel

Lombarde einfache, bauchig gerundete Unizial-Initiale, oft der einzige Schmuck von Handschriften des 13.-15. Jahrhunderts meist einfarbig oder abwechselnd blau und rot gelegentlich mit im Stamm ausgespartem Ornament und zwei verschiedenfarbigen Hälften (=littera duplex) wird meist zur Kennzeichnung von Abschnitten benutzt

Versal(buchstabe) Allgemein: Links ausgerückte, meist nur einzeilige, farblich abgehobene, ggf. leicht verzierte Anfangsbuchstaben Im engeren Sinn: nur ausgerückte Anfangsbuchstaben von Psalmversen Heute: „Großbuchstaben“

Auszeichnungsschrift Eine von der Textschrift durch Schrifttyp, Größe und/oder Farbe abgesetzte Schrift, die wichtige Teile des Textes hervorhebt. Zur Auszeichnungsschrift gehören: Unziale, Minuskel, Capitalis Quadrata/Rustica, nicht aber Initiale, Initialgruppen und Initialligaturen. Neben der Capitalis häufigste Schriftform von Auszeichnungssprachen. Die Buchstaben sind an den gerundeten Schäften zu erkennen.

Minuskel etwas kleinerer Buchstabe sind in einem Vierliniensystem eingeschrieben haben Ober- und Unterlänge

Capitalis Schriften bildeten die Grundlage für die lat. Schriften und für die Großbuchstaben späterer Schriften Leitbuchstabe (an dem man die Schrift gut identifizieren kann) ist das spitze "V„ Die Capitalis Rustica hat im Vergleich zur Quadrata schmalere, etwas schwungvollere Buchstaben. Dabei sind eine vertikale Tendenz und ovale Rundungen festzustellen. Die Capitalis Quadrata zeichnet sich durch vertikale, fast quadratische Buchstaben aus. Ligaturen und Worttrennungen sind selten.

Beispiel für Terminatoren Absätze können beendet werden durch: Zeilenumbruch, also neue Zeile Zeilenumbruch und Leerzeile Iniatoren, wie z.B. das Paragraphzeichen, können auch als Terminatoren fungieren.

Frühere Textsorten Erec Iwein Parzival Wigalois Titurel Artusromane (Gattungsbegriff für erzählen- de Dichtungen, deren Helden dem Kreis um König Artus angehören) Dietrichs Flucht Hildebrandslied Nibelungenlied Kudrun Rabenschlacht Heldenepen (Gattungsbegriff für die literarische Form der Heldendichtung) In Reim- paaren Stro- phen Strophen Reim- paare

Volksbücher im 15./16. Jh. Bezeichnung volkstümlicher Schriften des späten 15./16. Jh., in der Regel in Prosa, mitunter aber auch gereimt oder dramatisiert. Stoffe: Bearbeitungen, Sammlungen oder Fortsetzungen älteren Erzählguts, wie z.B. Prosaauflösungen von Artusromanen und Heldenepen, aber auch von Balladen, Gedichten und Märchen. problematischer Begriff, da das Lesepublikum, zumindest anfänglich, aus Vertretern der gebildeten Oberschicht stammte (Bücher, vor allem mit →Holzschnitten, waren teuer!)

Gemeinsamkeiten der Volksbücher: Kennzeichnung der Kapitel, Vorreden, Die Kunst, eine Zeichnung in eine Holzplatte zu schneiden, sowie der von dieser abgezogene Druck! Gemeinsamkeiten der Volksbücher: Kennzeichnung der Kapitel, Vorreden, Abschnitte auf die gleiche Weise Prinzip: delectare ed prodesse  verbinden das Lehrreiche mit dem Unterhaltsamen waren häufig mit Holzschnitten illustriert Beispiele: Eulenspiegel (Schwankzyklus) Kaiser Octavianus (Prosaroman) Magelone (Prosaroman) Amadis (Großroman)

Konkretes Beispiel einer frühnhdt. Makrostruktur anhand des sog. Volksbuchs „Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer und Schwarzkünstler“ von 1587 Auf der nächsten Folie sind die Initiatoren und Terminatoren der Makrostruktur Kapitel und Paragraph zu finden. Aufgabe: Versuchen sie doch zunächst einmal selbst, die Initiatoren und Terminatoren zu erkennen.  Tipp: U.a. kommen Initiale und Auszeichnungsschriften vor!

Initiator und Terminator Kapitel-Initiator: Trapezförmige Überschrift mit 2 Auszeichnungs- schriften Kapitel- Initiator: Vierzeilige Initiale, mit Folgeinitiale in einer Auszeichnungs- schrift Initiator und Terminator des Absatzes: Neue Zeile, Einzug Kapitel-Terminator: Vignette

Heutige Textsorten Textsorte Textbeispiel (Textform) Auch Texttyp, Textklasse Unterscheidung nach der dominierenden Intention und dem Bezugsgeflecht der  Sprachfunktionen: expressive, appellative, informative Texte Textsorte Textbeispiel (Textform) Darstellende oder sachverbindliche Texte Wissenschaftlicher/ philosophischer Fachtext, Nachricht, Protokoll, Kochrezept,… Sozialverbindlicher Text Gesetz, Vertrag, Satzung, Erlass, Verordnung,… Werbende Texte Wahlpropaganda, Werbetext, politische Rede, Kommentar,… Literarische Texte Roman, Gedicht, Kurzgeschichte,… Persönlich-mitteilende Texte Brief, Kartengruß,…

Beispiel für heutige Makrostrukturen anhand des Romans „Der Herr der Ringe“ von J.R.R. Tolkien Auf den nächsten zwei Folien sind die Initiatoren und Terminatoren der Makrostruktur Kapitel und Buch innerhalb eines Romans zu finden. Aufgabe: Überlegen sie doch zunächst einmal selbst, was für Initiatoren und Terminatoren zu finden sein könnten!

Makrostruktur eines Kapitels am Beispiel „Der Herr der Ringe“ Initiatoren: Neue Seite (Kapitelanfänge immer auf der rechten Buchseite) Kapitelnummer Leerzeile Überschrift sechs Leerzeilen auf der Hälfte der Zeile beginnt der Fließtext mit einer Initiale Terminator: leere Seite am Ende des Kapitels

Makrostruktur Buch der Textsorte Roman am Beispiel „Der Herr der Ringe – Die Gefährten“ Initiatoren: Inhaltsverzeichnis Vorwort Prolog Terminatoren: Zur neuen Übersetzung Erstdruckangaben Werbung für Fanartikel von „Der Herr der Ringe“ Landkarte von Mittelerde

Literaturverzeichnis Sowinski, Bernhard: Textlinguistik, eine Einführung. Stuttgart: Kohlhammer 1983 Jakobi, Christine: Buchmalerei, ihre Terminologie in der Kunstgeschichte. Berlin: Reimer 1991 Simmler: Daphnis 1996, S.612 Historia von D. Fausten. 1587 Metzler-Literatur-Lexikon, Begriffe und Definitionen. Hrsg. von Günther und Irmgard Schweikle. 2., überarb. Auflage. Stuttgart: Metzler 1990 Homberger, Dietrich: Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft. Stuttgart: Reclam 2003 Tolkien, J.R.R.: Der Herr der Ringe.3.Aufl. Stuttgart: Klett-Cotta 2002 Microsoft Encarta Enzyklopädie Standard 2003