Neoquantitätstheorie bzw. Monetarismus (Milton Friedman & Co.)

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Neoquantitätstheorie bzw. Monetarismus (Milton Friedman & Co.) Ergänzungsliteratur: N. Gregory Mankiw, Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 22001, ISBN 3-7910-1853-1; (2.Aufl. FH Konst.; 1. Aufl. BA-Bib + Weingarten) © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Inhaltsfolie Entstehung des Monetarismus: Arbeitslosigkeit und Inflation Die Phillips-Kurve Die Überraschung: Stagflation Langfristige Phillips-Kurve Der theoretische Kern des Monetarismus Vermögensportfolio Unterschied Klassik – Neoquantitätstheorie Politische Konsequenzen Leitzinsen und Kapitalmärkte © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Entstehung des Monetarismus: Arbeitslosigkeit und Inflation © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Arbeitslosigkeit im Keynesianischen Modell Geld ist aus Keynes Sicht ein Schleier, der den Blick auf die realen Größen gerade für die Haushalte verstellen kann. Die Aussage lautete für das Szenario starrer Nominallöhne: Ein Nachfrageschub auf dem Gütermarkt hebt bei kurzfristig konstantem Güterangebot das Preisniveau (=Inflation) und senkt so den Reallohn. Deshalb werden mehr Arbeitskräfte nachgefragt. Inflation und Arbeitslosigkeit erscheinen plötzlich als Alternativen. Reallohnsenkung durch mehr Inflation bei konstantem Nominallohn führt zu erhöhter Nachfrage nach Arbeit © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Die Phillips-Kurve 1958 veröffentlichte A.W.Phillipps seinen Aufsatz „Der Zusammenhang zwischen der Arbeitslosigkeit und der Änderungsrate der Nominallöhne im Vereinigten Königreich, 1861 - 1957“. Ergebnis: Je höher die Lohnsteigerungen waren, desto niedriger war die Arbeitslosigkeit. Später wurde dann festgestellt, dass dieser statistische Zusammenhang auch für die Inflationsrate und die Arbeitslosigkeit zutrifft. Er erklärt aber nicht Ursache und Wirkung. Inflationsrate Phillips-Kurve Arbeitslosenquote © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Politische Verwendung Die Botschaft an die Wirtschaftspolitiker schien klar: Ihr könnt Euch aus dem volkswirtschaftlichen Warenhauskatalog heraussuchen, welches Mischungsverhältnis von Arbeitslosigkeit und Inflationsrate ihr für Euer Land haben wollt. Noch Anfang der siebziger Jahre verkündete der damalige Kanzler Schmidt: „Lieber fünf Prozent Inflation als fünf Prozent Arbeitslose.“ © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Überlegungen zur Marktsituation Hohe Arbeitskräftenachfrage herrscht bei hoher Güternachfrage. Wird diese durch Kapazitäts-ausweitung befriedigt, so spricht man von Wirtschaftswachstum. In dieser Situation lassen sich auf den Gütermärkten Preissteigerungen leicht durchsetzen (geringe Preiselastizität der Nachfrage), die einerseits die Gewerkschaften veranlassen, hohe Lohnforderungen zu stellen um den Kaufkraftverlust auszugleichen, andererseits auch - zumindest kurzfristig - die Gewinne erhöhen und somit Spielraum für überdurchschnittliche Lohnerhöhungen schaffen © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Die Überraschung: Stagflation Ins Grübeln kamen die Wirtschaftspolitiker als nach dem ersten Ölpreisschock 1973 die Korrelation plötzlich hieß: kein Wachstum (=Stagnation), hohe Inflation und „hohe“ Ar-beitslosig-keit. Als Be-zeichnung dafür fand man den Ausdruck „Stagflation“. Quelle: iw: Zahlen zur wirtschaftlichen Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland 1980 © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Arbeitslosigkeit und Inflation: keine Lösung © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Ursachen der Stagflation Als Ursachen der Stagflation identifizierte man im Nachhinein: Marktmacht der Anbieter auf Güter- und Faktormärkten erlaubt bei konstanter/sinkender Nachfrage Preissteigerungen Marktunvollkommenheit steigt durch Unterneh-menskonzentrationen und Organisationsgrad der Arbeitnehmer sowie deren Immobilität Inflationserwartungen der Haushalte und Unternehmen Abhilfe versprechen: Marktmachtbeschrän-kungen und Nachfragebelebung © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Langfristige Stabilität der Kurve? Bereits Ende der 60er Jahre formierte sich unter Führung von Milton Friedman („The Role of Monetary Policy“, 1968) Widerstand gegen den Glauben, die Wahlmöglichkeit zwi-schen Inflation und Arbeitslosigkeit bestünde auch auf lange Frist. Kernpunkt ist die Annahme adaptiver Erwartungen: Nur solange wie ich von einer Änderung der Inflationsrate überrascht bin, bin ich nicht in der Lage, mich an realistischen Reallohn-erwartungen auszurichten. © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Neoklassik und Geld In einer Phase von 2 bis 5 Jahren nach einer deutlichen Änderung der Preiszuwächse sind Reaktionen der Güter- und Faktormärkte auf höhere Inflationsraten denkbar, danach nicht mehr. Die Arbeitskräftenachfrage richtet sich langfristig an realen Größen aus. Geld hat aus Friedmans Sicht - wie es die klassische und die neoklassische Theorie lehren - keinen dauerhaften Einfluss auf die Realwirtschaft. Die parallele Entwicklung von Nominallöhnen und Preisniveau schließt langfristige Verwirrung aus. © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Langfristige Phillips-Kurve Ist den Leuten erst ein-mal klar, welche Infla-tionsrate sie zu erwarten haben, so weiten die Unterneh-men bei Preissteige-rungen nicht mehr ihr Güterangebot und damit die Arbeits-kräftenachfrage aus. Die Phillips-Kurve verläuft vertikal. Produktion Preisniveau Angebot Nachfrage Outputniveau Preisniveau Phillips-Kurve Beschäftigung Arbeitslos. © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Der theoretische Kern des Monetarismus © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Monetarismus als Weiterentwicklung der Neoklassik Begründer: Milton Friedman. Hauptanwendungsgbiet: Politik vieler Zentralbanken seit Anfang der 70er Jahre Betont die Rolle der Geldmenge nicht nur für das Preisniveau (so auch Neoklassik und Keynes), sondern auch für Konjunkturschwankungen, d.h. den Gütermarkt und die Faktormärkte. Wirtschaftssubjekt: z.B. ein Haushalt oder ein Unternehmen; Wirtschaftsobjekt: ein Gut. Opportunitätskosten: Entgangene Rendite in einer alternativen Ressourcenverwendung. Fiskalpolitik: Politik der staatlichen Einnahmen (Steuern und Kredite) und Ausgaben. Bekanntester Exponent dieser sich seit den 50er Jahren v.a. in Chicago entwickelnden Denkschule (daher wird diese Theoretiker-Gruppe auch „Chicago Boys“ oder Chicagoer Schule“ genannt) ist Milton Friedman. In den Grundannahmen gleicht der Monetarismus der Neoklassik: der private Sektor (Unternehmen und Haushalte) findet von selbst ein stabiles Gleichgewicht. Hierin liegt auch der zentrale Kritikpunkt: es erscheint nicht wahrscheinlich, daß die schon bei der Neoklassik zur Erklärung der Gleichgewichtsneigung nötigen Annahmen über vollkommene Märkte etc. zutreffend sind. Die Monetaristen nehmen an, daß eine einmalige Geldmengenveränderung keine dauerhaften Wirkungen im realen Bereich entfaltet. Kurzfristig können diese auftreten, da die Wirtschaftssubjekte eine bestimmte Preisniveauerwartung haben. Steigt bei einer Geldmengenausweitung das Preisniveau über die Erwartung hinaus, so ist für kurze Zeit die Illusion gegeben, daß sich Arbeit mehr lohnt und es wird schneller eine Beschäftigung aufgenommen. Die „Sucharbeitslosigkeit“ verringert sich (Hinweis: in Deutschland wird jährlich 1/3 aller Beschäftigungsverhältnisse neu abgeschlossen). © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Vermögensportfolio Bestandteile sind Realkapital (Gebrauchsgegenstände; Nutzen aus Gebrauch) Wertpapiere (Nutzen aus zusätzlicher Konsummöglichkeit) Bargeld (Nutzen der Liquidität) Humankapital (abdiskontiertes Lebens-einkommen; Nutzen aus Konsumpotential) Das verfügbare Gesamtvermögen wird so auf die einzelnen Gattungen verteilt, dass der daraus erzielte Nutzen (Ertrag) maximiert wird. Portfolio =. Ansammlung verschiedener Gegenstände mit Zweck der Vermögensanlage Einkommen und Vermögen sind via Humankapital in ihrer Nutzenstiftung miteinander verbunden. Ergebnis: gleiche Grenzerträge © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Einige Eigenschaften © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Das Neue am Monetarismus Die Geldhaltung hängt von den Ertragsraten (bzw. den Opportunitätskosten) der einzelnen Vermögensgegen-stände innerhalb des gesamten Vermögensportfolios ab. Verändert sich die Ertragsrate nur eines Vermögens-gegenstandes, so ändern sich die Gewichte aller Portfoliobestandteile. Ist die Änderung vorhersehbar, so geschieht die Anpassung allmählich und die Wirtschaft kann sich krisenfrei anpassen. Werden die Haushalte aber von der Änderung überrascht, so reagieren sie panikartig und die Märkte können sich nicht so schnell anpassen  Krise der Märkte Konjunkturbewegungen (mit stark zunehmenden bzw. fallenden Wachstumsraten) sind aus dieser Sicht also die Folge falscher Marktprognosen (Hausse nährt Hausse Wirtschaftssubjekt: z.B. ein Haushalt oder ein Unternehmen; Wirtschaftsobjekt: ein Gut. Opportunitätskosten: Entgangene Rendite in einer alternativen Ressourcenverwendung. Fiskalpolitik: Politik der staatlichen Einnahmen (Steuern und Kredite) und Ausgaben. Bekanntester Exponent dieser sich seit den 50er Jahren v.a. in Chicago entwickelnden Denkschule (daher wird diese Theoretiker-Gruppe auch „Chicago Boys“ oder Chicagoer Schule“ genannt) ist Milton Friedman. In den Grundannahmen gleicht der Monetarismus der Neoklassik: der private Sektor (Unternehmen und Haushalte) findet von selbst ein stabiles Gleichgewicht. Hierin liegt auch der zentrale Kritikpunkt: es erscheint nicht wahrscheinlich, daß die schon bei der Neoklassik zur Erklärung der Gleichgewichtsneigung nötigen Annahmen über vollkommene Märkte etc. zutreffend sind. Die Monetaristen nehmen an, daß eine einmalige Geldmengenveränderung keine dauerhaften Wirkungen im realen Bereich entfaltet. Kurzfristig können diese auftreten, da die Wirtschaftssubjekte eine bestimmte Preisniveauerwartung haben. Steigt bei einer Geldmengenausweitung das Preisniveau über die Erwartung hinaus, so ist für kurze Zeit die Illusion gegeben, daß sich Arbeit mehr lohnt und es wird schneller eine Beschäftigung aufgenommen. Die „Sucharbeitslosigkeit“ verringert sich (Hinweis: in Deutschland wird jährlich 1/3 aller Beschäftigungsverhältnisse neu abgeschlossen). © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Beispiel Inflation Eine Geldmengenänderung ändert c.p. das Preisniveau. Eine Erhöhung bewirkt z.B. Inflation und damit eine Entwertung der geldnahen Vermögensteile (Bargeld, festverzinsliche Wertpapiere, Sparbücher) und der daraus gezogenen Gelderträge. Die Kaufkraft des Vermögens verringert sich. Um dem entgegen zu wirken bauen die Haushalte Geldvermögen ab und Sachvermögen auf. Also wirkt der Geldmarkt kurzfristig über die Güternachfrage auf den realen Bereich und damit die Konjunktur. Diese dramatische Umschichtung findet jedoch nur statt, wenn die Entwertung nicht vorhergesehen wurde. Ist die Entwertung gleichmäßig oder anderweitig vorhersehbar, dann wird die Vermögensstruktur langsam auf diese Verhältnisse ausgerichtet bei Eintritt der Erwartung besteht kein Anpassungsbedarf mehr. Reale Wirkungen bleiben dann wie in der Klassik aus. Wirtschaftssubjekt: z.B. ein Haushalt oder ein Unternehmen; Wirtschaftsobjekt: ein Gut. Opportunitätskosten: Entgangene Rendite in einer alternativen Ressourcenverwendung. Fiskalpolitik: Politik der staatlichen Einnahmen (Steuern und Kredite) und Ausgaben. Bekanntester Exponent dieser sich seit den 50er Jahren v.a. in Chicago entwickelnden Denkschule (daher wird diese Theoretiker-Gruppe auch „Chicago Boys“ oder Chicagoer Schule“ genannt) ist Milton Friedman. In den Grundannahmen gleicht der Monetarismus der Neoklassik: der private Sektor (Unternehmen und Haushalte) findet von selbst ein stabiles Gleichgewicht. Hierin liegt auch der zentrale Kritikpunkt: es erscheint nicht wahrscheinlich, daß die schon bei der Neoklassik zur Erklärung der Gleichgewichtsneigung nötigen Annahmen über vollkommene Märkte etc. zutreffend sind. Die Monetaristen nehmen an, daß eine einmalige Geldmengenveränderung keine dauerhaften Wirkungen im realen Bereich entfaltet. Kurzfristig können diese auftreten, da die Wirtschaftssubjekte eine bestimmte Preisniveauerwartung haben. Steigt bei einer Geldmengenausweitung das Preisniveau über die Erwartung hinaus, so ist für kurze Zeit die Illusion gegeben, daß sich Arbeit mehr lohnt und es wird schneller eine Beschäftigung aufgenommen. Die „Sucharbeitslosigkeit“ verringert sich (Hinweis: in Deutschland wird jährlich 1/3 aller Beschäftigungsverhältnisse neu abgeschlossen). © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Vermögens-portfolio Realvermögen Geldvermögen Wertpapiere Humankapital Die Ausgangsverteilung zwischen den Vermögensarten hängt von der Nutzenfunktion ab. Jeder Haushalt als Vermögenseigner hat die Wahl, wie viel von seinem Vermögen er in die einzelnen Sparten investiert. Die Grenzraten der Substitution zwischen den einzelnen Vermögens-arten sind zum Schluss gleich. © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Bei höherem Gesamtvermögen Realvermögen Geldvermögen Wertpapiere Humankapital Bei höherem Gesamtvermögen Alle Gattungen werden vermehrt nachgefragt © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Bei Deflation Realvermögen Humankapital Wertpapiere Geldvermögen Geld gewinnt schnell an Wert. Ebenso geldbezogene Vermögenswerte. Die Erträge der Geldhaltung (je nach Definition von M sonst evtl. gar nicht vorhanden) steigen. Deshalb werden geldferne Vermögenswerte reduziert, was natürlich bei Humankapital schlechter geht als bei Realvermögen. Wertpapiere Geldvermögen © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Bei hoher Inflation Realvermögen Humankapital Wertpapiere Geldvermögen Geld verliert schnell an Wert. Ebenso (selbst bei stabiler Inflationsrate wegen kurzfristigen Nachfragedrucks auf die Wertpapiere; steigende Kurse = fallende Renditen) geldbezogene Vermögenswerte. Die Kosten der Geldhaltung steigen. Deshalb erfolgt eine Flucht in inflationsresistente Bereiche, also den realen Bereich und (weniger) das Humankapital. Wertpapiere Geldvermögen © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Bei hohen Realzinsen Wertpapiere Realvermögen Geldvermögen Humankapital Bei hohen Realzinsen Die Opportunitätskosten des Geldbesitzes steigen ebenso wie die einer Anlage in Vermögensarten, die nicht gleichermaßen gestiegene Erträge aufweisen. Wertpapiere © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Warum (meist) keine einseitige Anlage Subjektive Tauschrate Da der Grenznutzen bei fortgesetztem Konsum nur eines Gutes sinkt, müssten schließlich sehr große Vermögensmengen der einen (zunehmenden) Art gegen eine winzige Menge der anderen (abnehmenden) Art getauscht werden um den Tausch noch attraktiv zu machen. (Substitution entlang einer Isoquante.) Diese individuelle Tauschrate passt bei sehr weit fortgeschrittener Substitution nicht mehr zum Preisverhältnis der Güter korrigiert um die individuellen Kostenansätze (außer in Extremsituationen wie Hyperinflation), weshalb meist alle vier Komponenten gehalten werden. Gut 1 Gut 2 Markt-Tauschrate = Preis © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Die Geldnachfrage Sie steigt mit wachsendem Einkommen und wachsendem Nutzen des Geldes bzw. sinkenden Opportunitätskosten. Unerwartet veränderte Ertragsraten irgendeines Vermögensgegenstandes lösen Umschichtungen zwischen allen Vermögensarten aus. Unerwarteter Inflationsanstieg führt zu „Flucht“ in reale Vermögenswerte und durch den ausgelösten Preisanstieg zu weiterer Inflation. Unerwartete Deflation führt zur Flucht ins Bargeld und zum Zusammenbruch der Güternachfrage, d.h. zu einem Schrumpfen der realen Wirtschaft, das die Deflation beschleunigt Unerwartete Ertragsratenände-rungen sind Gift für die Wirtschaft. Deshalb muss die Geldpolitik gleichmäßig und berechenbar sein  Mitteilung von Inflations- (max. + 2%) und Geldmengenzielen (Max. + 4,5 %) durch Buba und EZB © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Geldnachfrage und Humankapital Das Humankapital ist keine mobilisierbare, d.h. bei drohender Illiquidität in Geld umwandelbare Vermögensmasse. Je größer also die Bedeutung des Humankapitals für das Gesamtvermögen ist, desto wichtiger ist es, dessen relative Illiquidität durch erhöhte Kassenhaltung auszugleichen. © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Unterschied Klassik - Neoquantitätstheorie Während die Neoklassik behauptete, dass Geld und Preisniveau neutral gegenüber dem realwirtschaftlichen Bereich seien, wird diese Dichotomie hier aufgegeben: Geld kann sich auf den realen Bereich deutlich auswirken durch Portfolioumschichtungen. Je länger eine Fehleinschätzung der Ertragsraten unbemerkt bleibt, desto deutlicher wird die Korrektur ausfallen bis hin zu massiven Konjunkturschocks. Das Vermögen überträgt monetäre Schwankungen auf den realen Bereich © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Quantitätsgleichung und Monetarismus Letztlich handelt es sich bei den ganzen Determinanten der Geldnachfrage um eine Begründung der Kassenhaltungs-dauer Deren Bestimmungsgründe sind Preisniveauentwicklung Zinsen für kurzfristige Geldanlagen Wertpapierverzinsung Dividendenerwartung Preisniveu des Realvermögens Erwartetes Einkommen aus dem Vermögen Aufteilung der Vermögenswerte Nutzenfunktion Kosten und Erträge der Geldhaltung Erträge anderer Vermögensgegenstände Einkommen und Vermögenshöhe Präferenzen © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Kurz- und langfristige Perspektiven Die kurz- und mittelfristige Wirkung von sprunghaften (nicht vorhersehbaren) Geldmengenänderungen oder sonstigen Ertragsratenänderungen, wie z.B. Senkung der Leitzinsen (Geldpolitik) ist stärker als die Wirkung von Änderungen der staatlichen Einnahmen und Ausgaben (Fiskalpolitik). Langfristig treten solche Effekte nicht auf, da die Haushalte dazu lernen und risikominimierend dagegen steuern. Erscheint die heimische Politik absolut unberechenbar, so erfolgt ein Vermögenstransfer ins Ausland. Die Wirtschaftssubjekte merken jedoch bald ihren Irrtum bezüglich der realen Größen und passen ihre Vorstellungen soweit an, daß durch höhere Nominallöhne dieser Arbeitsmarkteffekt vollständig ausgeglichen wird. Deshalb kann die Geldpolitik (nicht nur bei starren Löhnen) nicht als Mittel zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden, es sei denn, man würde die Vernichtung der Geldvermögen durch ein ständig weiter beschleunigtes Geldmengenwachstum in Kauf nehmen. Dies ist allein schon im Hinblick auf Alterssicherungssysteme nicht tragbar. Vielmehr gibt es einen natürlichen Stand der Arbeitslosigkeit, der durch die Dauer der Jobsuche bestimmt ist. Er resultiert aus falschen Annahmen der Arbeitssuchenden über den möglichen Reallohn und ist somit freiwillig. Hinzu kommen Marktstörungen durch Arbeitslosenversicherung und Sozialhilfe, da diese erwartungstreibend wirken. Wir kennen diese Ansicht aus der neoklassischen Theorie: der Staat sorgt für den ordnungs- und wettbewerbspolitischen Rahmen, der Markt findet von selbst ein stabiles Gleichgewicht. Hierin liegt auch der zentrale Kritikpunkt: es erscheint nicht wahrscheinlich, daß die schon bei der Neoklassik zur Erklärung der Gleichgewichtsneigung nötigen Annahmen über vollkommene Märkte etc. zutreffend sind. Während in den 60er und 70er Jahren diese Denkrichtung v.a. bei den Zentralbanken große Wirkung erlangte, geht ihr Einfluß jetzt kontinuierlich zurück. Geblieben ist aber in jedem Fall der Versuch der Zentralbanken, die Geldpolitik den Ausgabenwünschen des Staates zu entziehen, sie kontinuierlich zu betreiben und transparent zu machen. Die Deutsche Bundesbank verkündet z.B. jedes Jahr einen prozentualen Rahmen für das Geldmengenwachstum. © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Politische Konsequenzen Deshalb soll die Geldpolitik vor allem kontinuierlich und den Wachstumsprozeß begleitend, d.h. stabilisierend für das Preisniveau sein. Interventionen aus konjunkturpolitischen Gründen sind unerwünscht weil bestenfalls wirkungslos, schlimmstenfalls die Krise erst hervorrufend. Die Stabilität des Preisniveaus erleichtert die natürlichen Anpassungsprozesse des Marktes. Durch frühzeitige Bekanntgabe von Geldmengenzielen wird die Fehlinformation der Wirtschaftssubjekte und damit Störungen vermieden. Die Wirtschaftssubjekte merken jedoch bald ihren Irrtum bezüglich der realen Größen und passen ihre Vorstellungen soweit an, daß durch höhere Nominallöhne dieser Arbeitsmarkteffekt vollständig ausgeglichen wird. Deshalb kann die Geldpolitik (nicht nur bei starren Löhnen) nicht als Mittel zur Beschäftigungssicherung eingesetzt werden, es sei denn, man würde die Vernichtung der Geldvermögen durch ein ständig weiter beschleunigtes Geldmengenwachstum in Kauf nehmen. Dies ist allein schon im Hinblick auf Alterssicherungssysteme nicht tragbar. Vielmehr gibt es einen natürlichen Stand der Arbeitslosigkeit, der durch die Dauer der Jobsuche bestimmt ist. Er resultiert aus falschen Annahmen der Arbeitssuchenden über den möglichen Reallohn und ist somit freiwillig. Hinzu kommen Marktstörungen durch Arbeitslosenversicherung und Sozialhilfe, da diese erwartungstreibend wirken. Wir kennen diese Ansicht aus der neoklassischen Theorie: der Staat sorgt für den ordnungs- und wettbewerbspolitischen Rahmen, der Markt findet von selbst ein stabiles Gleichgewicht. Hierin liegt auch der zentrale Kritikpunkt: es erscheint nicht wahrscheinlich, daß die schon bei der Neoklassik zur Erklärung der Gleichgewichtsneigung nötigen Annahmen über vollkommene Märkte etc. zutreffend sind. Während in den 60er und 70er Jahren diese Denkrichtung v.a. bei den Zentralbanken große Wirkung erlangte, geht ihr Einfluß jetzt kontinuierlich zurück. Geblieben ist aber in jedem Fall der Versuch der Zentralbanken, die Geldpolitik den Ausgabenwünschen des Staates zu entziehen, sie kontinuierlich zu betreiben und transparent zu machen. Die Deutsche Bundesbank verkündet z.B. jedes Jahr einen prozentualen Rahmen für das Geldmengenwachstum. © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Leitzinsen und Konjunktur Senkt die Zentralbank die kurzfristigen Zinsen, also den Ertrag des Geldes, so wird die Nachfrage nach Realvermögen größer. Es wird mehr produziert, um der Nachfrage folgen zu können. Das erhöht das Einkommen. Geld- und Konjunkturpolitik sind somit eng verknüpft. (vgl. Greenspan und die erwarteten Zinssenkungen in den USA; dito EZB in Europa) © Anselm Dohle-Beltinger 2006

Leitzinsen und Kapitalmärkte 30 Jahre + Direkter Steuerungsbe-reich der Zentralbank 1 Woche bis 90 Tage Zinssatz Restlaufzeit Zinsstrukturkurve (Normalform) Die Zinsstrukturkurve zeigt die Marktrenditen für Geldanlagen unterschiedlicher Laufzeit bei Geschäften mit Kunden einer Qualitätsstufe. Eine inverse Zinsstruktur ist eine fallende Kurve, d.h. kurzfristiges Geld ist teurer als langfristiges. Kommt v.a. vor bei höherer Inflation und erwarteter Abnahme der Geldentwertung Direkt steuert die Zentralbank nur die Zinssätze mit sehr kurzer Laufzeit. Durch den Substitutionsprozess zwischen Geldkapital und Wertpapieren strahlt dies jedoch aus auf den längeren Laufzeitbereich. Steigen die kurzfristigen Zinsen, so müssen die Firmen, die langfristiges Geld brauchen, höhere Zinsen anbieten um noch eine attraktive Geldanlage zu bieten, da die Illiquiditätskosten und Inflationsrisiken bei langfristigen Anlagen deutlich höher sind © Anselm Dohle-Beltinger 2006