III. Biblische Grundlagen und Inspirationen Christlicher Sozialethik

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III. Biblische Grundlagen und Inspirationen Christlicher Sozialethik Zur sozialethischen Dimension christlicher Offenbarung

1. Einleitung Unterscheidungsmerkmal Christlicher Sozialethik: Rekurs auf die soziale Dimension der biblischen Offenbarung Biblische Sicht von Mensch, Welt und Gesellschaft Offenlegung ihrer Voraussetzungen und Letztgewissheiten

2. Das Schöpfungsmotiv 2.1 Die Welt als Haus Gottes „Und Gott sprach: Lasst uns Menschen machen als unser Bild, wie unserer Ähnlichkeit... Und Gott schuf den Menschen als sein Bild, als Gottesbild schuf er ihn, männlich und weiblich schuf er sie“ (Gen. 1,26f).

2. Das Schöpfungsmotiv 2.1 Die Welt als Haus Gottes Erich Zenger: Menschen sollen Medien göttlicher Lebenskraft auf Erden sein Weniger Wesens-aussage als Auftrag Alle Menschen sollen das Lebenshaus Gottes schützen und pflegen

2. Das Schöpfungsmotiv 2.2 Die Würde des Menschen als Geschöpf Gottes Geschenkte und unverfügbare Würde eines jeden Menschen Die Würde des Menschen liegt allen Funktionalitäten voraus Als Geschöpf Gottes ist der Mensch stets Zweck an sich In der Menschwerdung Gottes in Christus erhält die menschliche Würde eine göttliche Dimension

2. Das Schöpfungsmotiv 2.3 Das Teilhaberecht aller an den Gütern der Erde Gott hat die Menschen als Gleiche und nicht als Ungleiche geschaffen Ungleiche Talente und Leistungsfähigkeiten sind Gabe Gottes Leistungsgerechte Ansprüche haben den Vorbehalt des Rechts der Teilhabe aller an den Gütern der Erde Ausschluss von der Teilhabe widerspricht Gottes Schöpfung (Teilhabegerechtigkeit)

2. Das Schöpfungsmotiv 2.4 Der Gemeinschaftsbezug Würde und Gleichheit gelten auch für das Verhältnis der Geschlechter Ursprünglicher Gemeinschaftsbezug des Menschen Individualität und Sozialität des Menschen Menschen tragen Verantwortung füreinander und für das „Haus des Lebens“

2. Das Schöpfungsmotiv 2.5 Gebrochenheit der ursprünglichen Schöpfungsordnung Zur Würde des Menschen gehört seine Freiheit als moralisches Subjekt Die drei Grundbezüge des Menschen sind stets gefährdet: - Gottesbezug - Gemeinschaftsbezug - Sorgeauftrag für die Erde

3. Das Bundes- und Befreiungsmotiv „Ich bin Jahwe, Dein Gott, der dich aus Ägypten geführt hat, aus dem Sklavenhaus“ (Ex 20,2)

3. Das Bundes- und Befreiungsmotiv 3.1 Befreiung und Gerechtigkeit Das Bundesgesetz verpflichtet das Volk Israel nicht nur zur Anerkennung und zum Kult des Bundesgottes, sondern auch zum Zusammenleben in Gerechtigkeit Zum Indikator der Bundestreue wird das Schicksal der Witwen, Waisen, Sklaven und Fremden in Israel Israel war Sklave in Ägypten und hat sein befreiendes Handeln erfahren

3. Das Bundes- und Befreiungsmotiv 3.2 Das Projekt des Jobeljahres „Erklärt dieses fünfzigste Jahr für heilig und ruft Freiheit für alle Bewohner des Landes aus“ (Lev. 25,10)

3. Das Bundes- und Befreiungsmotiv 3.2 Das Projekt des Jobeljahres Alle 50 Jahre sollen die israeletischen Sklaven in Freiheit entlassen werden und alle Häuser und Grundstücke an ihre ursprüngliche Besitzer zurückfallen „Das Land darf nicht entgültig verkauft werden, denn das Land gehört mir...Denn mir gehören die Israeliten als Knechte...ich habe sie aus Ägypten herausgeführt“ (Lev. 25, 23 u. 55).

3. Das Bundes- und Befreiungsmotiv 3.2 Das Projekt des Jobeljahres Begrenzung der Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich „Das Jobeljahrprojekt verweist auf die Aufgabe, der immer wieder neuen Wiederherstellung einer gottgewollten Ausgangslage, in der alle frei sind und vergleichbare Chancen besitzen“ (Arno Anzenbacher) Jobeljahr und Erlassjahrkampagne

4. Die prophetische Gesellschaftskritik Die prophe-tische Gesell-schaftskritik ist ein zentraler Teil der biblischen Botschaft

4. Die prophetische Gesellschaftskritik Michael Walzer: Der Prophet als Gesellschafts-kritiker

4. Die prophetische Gesellschaftskritik Der Prophet Amos im 8. Jh. vor Christus: “Ihr liegt auf Betten aus Elfenbein und faulenzt auf euren Polstern. Zum Essen holt ihr euch Lämmer aus der Herde und Mastkälber aus dem Stall. Ihr grölt zum Klang der Harfe, ihr wollt Lieder erfinden wie David. Ihr trinkt den Wein aus großen Humpen, ihr salbt euch mit dem feinsten Öl, und sorgt euch nicht über den Untergang Josefs.” (Amos, 6,4-6).

4. Die prophetische Gesellschaftskritik Prophetische Kultkritik: “Ich hasse eure Feste, ich verabscheue sie, und kann eure Feiern nicht riechen. Wenn ihr mir Brandopfer darbringt, ich habe kein gefallen an euren Gaben, und eure fetten Heilsopfer will ich nicht sehen. Weg mit dem Lärm deiner Lieder! Dein Harfenspiel will ich nicht hören, sondern das Recht ströme wie Wasser, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach” Amos 5,21-24.

4. Die prophetische Gesellschaftskritik Kritik der ökonomische Unterdrückung: “Hört dieses Wort, die ihr die Schwachen verfolgt und die Armen im Lande unterdrückt. Ihr sagt: Wann ist das Neumondfest vorbei? Wir wollen Getreide verkaufen. Und wann ist der Sabbat vorbei? Wir wollen den Kornspeicher öffnen, das Maß kleiner und den Preis größer machen und die Gewichte fälschen. Wir wollen mit Geld die Hilflosen kaufen, für ein Paar Sandalen die Armen. Sogar den Abfall des Getreides machen wir zu Geld”(Amos 8,4-6).

4. Die prophetische Gesellschaftskritik Gerechtigkeit als erstes religiöses Gebot Grundmotiv von Bund und Befreiung wird auf neue Situationen angewandt Glaubenspraxis lässt sich nicht auf die kultische Dimension beschränken Rein kultische religiöse Praxis: Versuch, sich Ruhe und Sicherheit vor den Gerechtigkeitsansprüchen des Bundes zu verschaffen.

5. Das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe Im Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe kulminiert das biblische Ethos Die Jesusbotschaft betont die innere Einheit und den engen Verweisungszusammenhang von Gottes- und Nächstenliebe Die Erfüllung des einen Gebots, umfasst alle Gebote und Verbote

5. Das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht“ (1Joh. 4,20)

1.Die Fremden Die Erzählung vom barmherzigen Samariter 5. Das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe Ausweitung der Gottes- und Nächstenliebe in drei Richtungen 1.Die Fremden Die Erzählung vom barmherzigen Samariter (Lk. 10, 25-37)

Überschreiten der Gegen-seitigkeit) 5. Das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe Ausweitung der Gottes- und Nächstenliebe in drei Richtungen 2. Die Feinde: Überschreiten der Gegen-seitigkeit) (Mt. 5, 43-48)

5. Das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe Ausweitung der Gottes- und Nächstenliebe in drei Richtungen 3. Die De-klassierten, die Stigmatisierten, die innerhalb der Gesellschaft Abgewerteten

6. Das Motiv des Vorrangs der Armen Die besondere Nähe Gottes zu den Armen und Schwachen als Leitmotiv der biblischen Botschaft

Das Motiv des Vorrangs der Armen Erstes Testament: Exoduserfahrung: Gott als Befreier eines geknechteten Volkes Gottes Bund schließt den privilegierten Schutz der Armen und Entrechteten ein Die prophetische Kritik: Die Treue zum Gottesbund lässt sich am Schicksal der Armen ablesen.

6. Das Motiv des Vorrangs der Armen Neues Testament: Jesu Kommen wird zum Zeichen der endgültigen Befreiung der Armen

6. Das Motiv des Vorrangs der Armen Antrittsrede Jesu (Lk 4, 18/19): ”Er hat mich gesandt, damit ich den Armen ein gute Nachricht bringe; damit ich den Gefangenen die Entlassung verkünde und den Blinden das Augenlicht; damit ich die Zerschlagenen in Freiheit setze und ein Gnadenjahr des Herrn ausrufe” (Lk. 4, 18/19).

6. Das Motiv des Vorrangs der Armen Der Tod Jesu am Kreuz konstituiert eine besondere Nähe Gottes zu den Armen

6. Das Motiv des Vorrangs der Armen Gerichtsrede: Christus identifiziert sich mit den Armen

7. Biblische Grundgewissheiten und Optionen Christlicher Sozialethik Die Option für die universelle Anerkennung der Würde des Menschen Die Option für Freiheit und Befreiung Die Option für die je größere Gerechtigkeit Die Option für die Bewahrung der Schöpfung Die Option für die Armen