Frühe Prägungen: Das Bild vom ‚Fremden‘ in 200 Jahren deutscher Kinder- und Jugendliteratur Ringvorlesung Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Fremdenfeindlichkeit.

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 Präsentation transkript:

Frühe Prägungen: Das Bild vom ‚Fremden‘ in 200 Jahren deutscher Kinder- und Jugendliteratur Ringvorlesung Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Fremdenfeindlichkeit. Spurensuche in Geschichte und Gegenwart Prof. Dr. Karin Richter Erfurt, Januar 2013

Mirjam Pressler Der Holocaust und die Verbrechen der Nazizeit sind Themen, die unangenehm sind, die Angst machen. Wann soll man Kindern davon erzählen? Wann sind sie alt genug, sich dem zu stellen, was wir selbst nicht verstehen und nicht ausreichend erklären können? Die meisten Menschen werden wohl sagen: frühestens mit vierzehn, fünfzehn. Das würde allerdings einen Schonraum voraussetzen, in dem die Kinder bis zu diesem Alter leben, eine Umgebung, in der nichts von dem, was in der Nazizeit geschehen ist, an ihre Ohren dringt, bevor sie das angemessene Alter erreicht haben. Aber diesen Schonraum können wir ihnen nicht bieten.  

Mirjam Pressler Wir müssen unseren eigenen Standpunkt definieren und ihn unseren Kindern gegenüber erklären und verteidigen, nur dann haben wir eine Chance, unseren Kindern das Bild der Welt zu vermitteln, das wir für richtig halten.   Literatur bietet die Möglichkeit, Kindern ein weites Spektrum an Erfahrung zu geben, die ihre eigene erweitert. Ein Verschweigen dessen, was früher geschah, geht nicht, heute weniger denn je, und Halbwahrheiten führen zu diffusen Ängsten und Bauchweh. Es ist besser, eine Kerze anzuzünden, als sich über die Dunkelheit zu beklagen. ( in: Plath/Richter: Holocaust in Bildgeschichten 2009)

Vorbemerkung Spurensuche und historische Perspektive Sozialisationsfunktion von Kinder- und Jugendmedien Der Schriftsteller Franz Fühmann und das ‚mythische Element der Literatur‘ Die Begegnung mit Literatur als Vorgang, um die individuelle Erfahrung an ‚Modellen der Menschheitserfahrung‘ zu messen Die Vereinzelung des Ich und die Suche nach sozialen Kontakten in fiktionalen Welten

Die historische Perspektive Im Kontext der kindlichen Orientierungssuche, der Aneignung von Wissen und Wertungsmustern in fiktionalen Welten ereignet sich auch die Begegnung mit dem ‚Fremden‘ auf verschiedenen Ebenen Der Mangel an historischen Kenntnissen, die Geschichts- und Traditionslosigkeit innerhalb der Gesellschaft und die Dominanz von kulturellen, sozialen und religiösen ‚Vorurteilen‘

Die historische Perspektive Die Bedeutung medial vermittelter Bilder in der deutschen Kinder- und Jugendliteratur von der Aufklärung bis zur Gegenwart

Die Aufklärung als ‚Geburtsstunde‘ der KJL in Deutschland Vertreter: Joachim Heinrich Campe Christian Felix Weiße Hauptwerke: „Robinson der Jüngere“ (1779) „Der Kinderfreund“ (ab 1776)

Man sieht eine Gesellschaft tanzender Hottentotten, einige mit Ringen in der Nase, einige am Hals und über den Beinen mit unreinen Schafsdärmen geziert, welche sie nicht eher ablegen, bis sie abfaulen. Nicht weit von ihnen sitzen einige ihrer Feinde, die ihnen den Tod gedroht hatten und gefangen wurden. Dieselben sollen geschlachtet und verzehrt werden. So weit ist dieses Volk von unseren Sitten und unserer Glückseligkeit entfernt. (1719)

Weißes „Kinderfreund“ „Der glückliche Mittelstand“ Mitleiden und Wohltätigkeit Bild der Pflanzen für Gesellschaft = einfache, primitive Gewächse bieten die Voraussetzung für das Wachstum der edlen Pflanzen Weißes „Kinderfreund“

Campe „Väterlicher Rat für meine Tochter“ Besondere Bestimmung der Frau, Rollenzuweisung und Ausgrenzung Paradigma vom weiblichen und männlichen Geschlechtscharakter Das Bild vom Manne als Eiche und von der Frau als Efeu (der sich um die Eiche rankt und von ihr die Kraft erhält) Campe „Väterlicher Rat für meine Tochter“

Märchen Antisemitische Tendenzen in der Märchensammlung der Brüder Grimm Gesellschaftlicher Hintergrund Das Märchen „Der Jude im Dorn“ Exkurs Märcheninterpretation und -behandlung im Nationalsozialismus Beispiele: „Aschenputtel“, „Das tapfere Schneiderlein“

Der Struwwelpeter und die Geschichte von den schwarzen Buben Was kann denn dieser Mohr dafür, dass er so weiß nicht ist wie ihr?

Abenteuerliteratur am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts Historische Erzählungen über die antinapoleonischen Befreiungskriege als Folie für nationalistische Erziehung Ausprägung von Hass gegen Franzosen L. Pichler „Deutsche Treue – welsche Tücke“ (1862)

Abenteuerliteratur am Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts W. Kotzde „Und deutsch sei die Erde“ (1912) Geschichtserzählungen – Konflikt auf der Entgegensetzung Deutsche – Franzosen; Deutsche – Polen/Slawen

Victor Blüthgen „Leichte Kavallerie“ 1905 So geht’s da auf und nieder, so geht’s da im Galopp, und wenn das Pferd nicht laufen will, so gibt’s den Sporn: hopp, hopp! Was wollt denn ihr Franzosen? Ich hau euch kurz und klein und reit an einem einz’gen Tag bis nach Paris hinein.

Mädchenliteratur und patriotische Erziehung Vaterländischer Stolz, Opferbereitschaft, Hass gegen Belgier, Franzosen, Engländer und Polen Übergang zu NS-Literatur Else Ury „Jugend voraus“ (1933) Das Schicksal der Jüdin Else Ury

Else Ury „Nesthäkchen“

Schenzinger „Der Hitlerjunge Quex“ (1932) (Auftragsarbeit des HJ-Führers Baldur von Schirach, Verfilmung 1933)

Lisa Tetzner „Die Kinder-Odyssee“ (1933 – 1949) Die Geschichte von Kindern und Jugendlichen verschiedener sozialer Schichten, Weltanschauungen, Religionen und Völker Widerspiegelung von Ereignissen aus der Zeit der Weimarer Republik, der NS- Zeit, des 2. Weltkrieges und der Erfahrungen des Exils

Lisa Tetzner „Die Kinder-Odyssee“ (1933 – 1949) Vision eines einheitlichen Europas der Völker- verständigung und Toleranz

Das Andere als das Fremde

Die Begegnung von Irgendwie Anders mit der Gruppe der ‚Gleichen‘

Die Begegnung von Irgendwie Anders mit dem Etwas

Das Finale