Der Hausgeist Universität Potsdam Vorlesung: Slavische Mythologie aus

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 Präsentation transkript:

Der Hausgeist Universität Potsdam Vorlesung: Slavische Mythologie aus Kulturlinguistischer Sicht Dozent: Prof. Dr. Peter Kosta Referentinnen : Marina Allgeier Leyla Getagasova Datum: 16.01.08

Gliederung 1 Einleitung 2 Positive und negative Benennungen 3 Wohnplatz der Hausgeister 4 Das Aussehen von domovoi 5 Christliche und vorchristliche Überlieferungen über den domovoi 6 Eigene und fremde Hausgeister 7 Zusammenfassung

1. Einleitung ● Der Hausgeist oder domovoi ist einer der Geister, die bis heute in Russland zu erwähnen sind. In slawischer Vorstellung sind dies die bekanntesten Hausgeister, verbreitet von Ostdeutschland bis Weißrussland. Im Domovoj, der seinen Platz am Ofen oder auf dem Dachboden hat, wohnt die Seele der Ahnen. Domovoi wird erst in 14. Jahrhundert bezeugt. Im Slovo über das Fasten wird der Schutzengel um Schutz von den verfluchten Teufel gebeten. Obwohl der Glaube an den Hausgeist bis in die neueste Zeit in Russland stark verbreitet ist, findet man merkwürdigerweise in den kirchlichen Belehrungen und Beichtfragen keine ausdrückliche Stellungnahme gegen ihn. Wohl gibt es Gebete “gegen den verfluchten Hausmitbewohner”, aber man scheint den Glauben an den Domovoi für harmlos gehalten zu haben.

2. Positive und negative Benennungen ● In verschiedenen Gebieten hat der Hausgeist verschiedene Namen, die seine besonderen Eigenschaften zum Ausdruck bringen. Der gewöhnliche Name ist domovoi und andere Namen sind: domovoi ded, deduška domovoi, domožil, domovik, dvorovoi, dvorovyj, chlevnik, sarainik, konjušnik, tabunnik, zagumennik, zapečennik, podpol’jannik, dobrozhil, dobrochot, kormilec, starik, deduška, susedko, chozjain, dobrožityj, klečnik, batanušo. In manchen Gebieten nennt man ihn “die zweite Hälfte”, um seine nahe Verbindung mit der Familie zu zeigen. Es gibt auch Benennungen, die auf böse Eigenschaften hindeuten: posten’ (trügerisches Wesen), nečist’(der Unreine), karnjuškij (ein Wesen, das mit Wolle bedeckt ist und einen Schwanz hat), žirovik - (eigentlich der Speckstein und das uneheliche Kind), lizun (das Leckermaul, wird für den domovoi gebraucht, wenn er im Keller mit den Mäusen zusammenlebt).

3. Wohnplatz der Hausgeister Man glaubte, dass der domovoi überall dort lebt, wo ein Ofen ist. Die Kälte fürchtet er. Er lebt auch in Bädern, Getreidedarren, Branntweinbrennereien, deswegen hat er solche Namen wie bannik, podovnik, gumennik. Der bannik lebt hinter dem Ofen unter der Decke, woher oft Pfeifen, Lachen und Geheul kommt. Man darf abends nicht zu spät baden, weil dies der Badegeist nicht liebt und diejenigen erwürgt, die ohne Gebet baden. Man sagte auch, wenn man in die Badestube baden geht: Der Getaufte in die Schwitzbank, der Nichtgetaufte heraus aus der Schwitzbank.

Wenn man aus dem Bade geht, so lässt man einen Eimer Wasser und einen Badequast für den domovoi zurück, damit er sich waschen kann.

4. Das Aussehen von Domovoi ● Der Gestalt des domovoj wird verschieden geschildert. Manchmal hat er das Aussehen eines grauen Alten, bekleidet mit einem weißen langen Hemde. Er kann auch einen Kittel aus gelbem Tuch. Er hat lange Haare und einen langen Bart, einen großen zottigen Hut, dann er nie abnimmt. Manchmal ist er klein wie ein Blick oder Klotz, mit einem großen grauen Bart. Er kann die Gestallt einer schwarzen Katze oder eines Beutels mit Brot annehmen. Gewöhnlich ist er ei vierschrötiger, nicht sehr großer Mann, im zerrissenen, schmutzig grauen Bauernkittel.

● Die schmutzige Kleidung ist nichts Herabwürdigendes, sie ist vielmehr ein Ehrenkleid, mit dem das russische Volk seinen Lieblingsheiligen, den hl. Nikolaus. Ausstattet. Die schmutzige Kleidung ist ein Beweis dafür, dass ihr Träger tatkräftig dem Bauern hilft. An Festtagen trägt er aber einen blauen langen Rock mit rotem Gürtel. Im Sommer geht er im bloßen Hemde, immer barfuß und ohne Mütze, weil er immer im Hause ist. Die Haare sind vom Scheitel nach vorn und hinten gekämmt, ziemlich struppig, zum Teil bedecken sie das Gesicht.

5. Christliche und vorchristliche Überlieferungen über den domovoi ● Die vorchristlichen Vorstellungen kommen ziemlich stark zum Ausdruck. So wird der in die neue Wohnung umziehende Großvater domovoi symbolisiert durch einen mit glühenden Topf , der vom alten Herde genommen wird. Dieser Topf wird in die neue Wohnung gebracht, dort zerschlagen und die Kohle wird (unbedingt während der Nacht) in der vorderen Ecke vergraben. Die gewohnten Formeln werden gebraucht: wir bitten Dich, Großväterchen, komm zu uns, in die neue Wohnung. Salz und Brot werden ihn entgegen getragen. Diese Opfer an den Hausgeist zeigen deutlich die ehemalige Verbindung mit den Verstorbenen.

● Rein christlichen Ursprungs sind folgende Überlieferung über die verschiedenen Arten der Geister: die vom Gott aus dem Himmel vertriebenen Engel wurden auf die Erde hinabgestürzt: wer in das Haus fiel, wurde Hausgeist, wer in den Wald fiel, wurde Waldgeist, wer in das Wasser fiel, wurde Wassergeist, wer in der Luft blieb, wurde ein “fliegender Geist”. Eine Mischung christlicher und vorchristlicher Ansichten findet sich in der Meinung, dass der Hausgeist ein ohne Kirchenbuße verstorbener Mensch, ein “unreiner Tote” sei. Der Glaube an die unreinen Toten ist mit alten Vorstellungen von der Heiligkeit von Erde verbunden. Zum Schutz gegen den domovoi werden Gebete, Weihrauch und Weihwasser benutzt. Wer jemanden der domovoi in der Nacht drückt, so muss er das “Cherubimgebet” beten. Oder man macht das Kreuzzeichen, das der domovoi nicht sehen kann.

● Diese Vorstellungen des domovoi als „unreine Kraft“ ist erst in christlicher Zeit entstanden, als man die alten Götter zu bösen Geistern machte. Ursprünglich war der domovoi ein guter Geist. Er sorgte dafür, dass alles im Hause in Ordnung ist. Wenn jemand im Hause stirbt, so heult er, er zeigt den Tod des Hausherrn durch schwere Seufzer an. Vor Krieg, Feuersbrunst und Seuchen verlassen die Hausgeister das Dorf und heulen auf den Triften. Der domovoi liebt nur die Familien, in welchen man in voller Eintracht lebt und Haus und Hof in Ordnung hält.

Vor allem liebt er die Pferde Vor allem liebt er die Pferde. Er putzt sie, flicht ihnen die Mähne und den Schwanz, sorgt für gutes Futter. Beim Pferdekauf spielt der eine wichtige Rolle. Dem „Neugekauften“ gibt man ein Stück Brot, wendet sich zum domovoi, unter Zeigen verneigt man sich nach allen vier Ecken des Stalles und spricht: Tränke, ernähre, liebkoste, putze auch dieses neue wie die alten.

Der domovoi ist der besondere Beschützer der Hennen Der domovoi ist der besondere Beschützer der Hennen. Zu seinen Ehren wird am 1. November ein besonderes Fest gefeiert, der Namenstag der Hennen. Verwandte und Bekannte schenken sich Hennen. An diesem Tag bringt man dem domovoi ein Ei als Opfer dar.

6. Eigene und fremde Hausgeister ● Jedes Haus hat seinen eigenen Hausgeist. Wenn man aber beim Umzuge vergaß, den Hausgeist zur Übersiedlung aufzufordern, so bleibt er zurück und gerät mit dem neu einziehenden Hausgeist in Streit. Daraus entstehen Feuersbrünste und Unglück, Krankheiten der Pferde, des Viehes und Seuchen; der fremde Hausgeist nimmt dem Vieh das Futter, verkuddelt den Pferden die Mähne , reitet sie zur Tode; er wirft den Hausherrn aus dem Schlitten, aus dem Bett, würgt die Schlafenden, kneift ihnen blaue Flecken, knallt die Türen zu, stört jede Arbeit.

● Um sich von ihm zu befreien, schlägt der Hausherr mit dem Besen an die Wände des Hauses und an die Zäune und ruft:“Fremder Hausgeist, geh heim.“ Abends geht der Hausherr auf den Hof in seinen besten Kleidern und ruft den eigenen Hausgeist herbei:“Großväterchen Hausgeist, komm heim zu uns, das Haus zu hüten und das Vieh zu füttern.“ Der scharfe Unterschied zwischen dem eigenen und fremden Hausgeist erinnert an die alte Sitte, dass bei den Vorfahren jeder stamm getrennt vom anderen lebte, dass der Führer eines Stammes keine Beziehung zum anderen hatte und nicht selten in Feindschaft mit ihm lebte. So wird der scharfe Unterschied zwischen dem eigenen und dem fremden domovoi verständlich.

7. Zusammenfassung ● Die Beziehung des Hausgeistes zum Ahnenkult und zum Herdfeuer ist aus dem Glauben an den Stammesfürer als Hausbeschützer entstanden. Der ursprüngliche Sinn ging verloren, der domovoi wird zum Zauberer, der aber Gutes mit Gutem lohnt.

Trickfilm „Domovenok Kuzya“

Literaturverzeichnis 1 Haase, Felix, Volksglaube und Brauchtum der Ostslaven- Breslau, 1939 2 Zelenin, Dmitrij , Russische (ostslavische) Volkskunde - Berlin [u.a.] : de Gruyter, 1927 3 http://subscribe.ru/archive/religion.666/200512/10023136.html 4 http://myfhology.narod.ru/monsters/domovoy.html