Epidemiologische Studien bei Flugpersonal in Deutschland und Europa

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 Präsentation transkript:

Epidemiologische Studien bei Flugpersonal in Deutschland und Europa Maria Blettner Ingo Langner, Gael Hammer,Thomas Schafft, Hajo Zebb

Gliederung Einleitung Methoden Expositionserfassung Kohortenzusammenstellung Ergebnisse Deutschland EU (ESCAPE) Schlussfolgerungen/Diskussion München, März 2004 ESCAPE

Einleitung ICRP empfiehlt, fliegendes Personal als beruflich Strahlenexponierte zu behandeln (1991) EURATOM Grundnormen verlangen Berücksichtigung des fliegenden Personal als beruflich Strahlenexponierte Deutsche Strahlenschutzverordnung setzt EURATOM- Richtlinien um (2000) Fragen/Besorgnis der Beschäftigten in Kabine und Cockpit Strahlenabhängige Tumoren (niedrige Dosisraten) Neutronenkomponente in Flughöhen München, März 2004 ESCAPE

Ausgangsdaten Jährliche Dosis: Größenordnung: zwischen 2 und 8 mSv / Jahr British Airways London-Tokio: 6 mSv / Jahr Maximalwert bis 15 mSv/Jahr Concorde-Personal (UNSCEAR-eher unrealistisch) Vergleichbar mit Kernkraftwerksarbeitern Dosis für individuelle Flüge kann berechnet werden aus: Flug(Block-)Stunden Flugroute, Flughöhenprofil Datum (heliozentrisches Potential) München, März 2004 ESCAPE

Berufliche Expositionen des Flugpersonals ionisierende Strahlen (bis zu 60 % Neutronen) Düsentriebwerksabgase Passivrauchen (Kabinenpersonal/Piloten) elektromagnetische Felder (Piloten) unregelmäßiger Tagesrhythmus besonderer Lebenswandel München, März 2004 ESCAPE

Cosmic Radiation Influence of the terrestrial magnet field and of heliocentric potentials München, März 2004 ESCAPE

Niedrigdosis-das Problem LSS-Daten geben wenig Auskunft über Verlauf der Dosis-Wirkungs-kurve im Niedrigdosisbereich München, März 2004 ESCAPE

Gliederung Einleitung Methoden: Kohortenstudie Expositionserfassung Ergebnisse Deutschland EU (ESCAPE) Schlussfolgerungen/Diskussion München, März 2004 ESCAPE

München, März 2004 ESCAPE

ESCAPE Studiendesign Historische Kohortenstudie in 9 Ländern (Dänemark, Finnland, Deutschland, Griechenland, Island, Italien, Norwegen, Schweden, Großbritannien) Piloten und Kabinenpersonal Follow-up Zeitraum: Beginn: 1960 (variabel) Ende: 1997 (variabel) Follow-up je nach nationalen Gegebenheiten Koordination gefördert von der EU (BIOMED 2) München, März 2004 ESCAPE

Kohortendefinition - und Zusammenstellung (Deutschland) Ziel: alle Cockpit und Kabinenpersonal der DLH und LTU (Kabine: >= 6 Mon. Beschäftigung) Ausführliche Datenquellenrecherche Identifikation anhand Job-Kürzel Ausscheiderbücher DLH: manueller Auszug LTU (Condor): Personalakten neuere Personaldaten: EDV München, März 2004 ESCAPE

Follow-up Alle Ausgeschiedenen wurden über Einwohnermeldeämter nachverfolgt Vitalstatus zum 31.12.1997 falls verstorben: Todesursachenkopie von Gesundheitsämtern (Ärzte, Angehörige) München, März 2004 ESCAPE

Analyse Berechnung SMR SMR = Standardisierte Mortalitätsratio vergleicht Anzahl beobachteter Fälle in der Studie O mit Anzahl erwarteter Fälle E bei gleicher Sterblichkeit wie in der Allgemeinbevölkerung Korrektur der beobachteten Anzahl (wegen fehlender Todesursachenbescheinigungen) München, März 2004 ESCAPE

Expositionserfassung in der Kohortenstudie Ziel: Individuelle Exposition pro Jahr ermitteln Aber: Retrospektive Erfassung - teilweise unvollständig, keine Messungen Bekannt sind: Flugstunden und Flugzeugmuster, nicht Einzelrouten Zusatzuntersuchung: Fehler der Expositionserfassung Auswirkung auf Risikokoeffizienten Datenbasis: individuelle jährliche Blockstunden per Flugzeugmuster, Routen aus Flugplan Computerprogramm CARI München, März 2004 ESCAPE

Expositionserfassung Für einen Flug Computerprogramm CARI (Federal Aviation Administration) Input: Abflughafen/Zielflughafenairport, Datum, Flugdauer, Flughöhe Output: effektive Dosis Job-Exposure-Matrix Flugpläne (1960-1997) Berechnung der Dosis für jeden Flug Berechnung des Mittelwertes für jedes Jahr je Flugzeugtyp München, März 2004 ESCAPE

Validierungsstudie Database I Job-Historie für alle Piloten Job-Exposure-Matrix Database II (Validierungsdaten) „individelle Logbücher” 4000 Piloten Zeitraum: 1 Jahr Alle Flüge aller Piloten über einen Zeitraum von einem Jahr München, März 2004 ESCAPE

Validierungsstudie 1. Dosis für jeden Flug 2. Dosis für jeden Piloten aus Logbuchdaten 3. Vergleich JEM mit Logbuch: Fehlerschätzung 4. Bewertung der Qualität der JEM München, März 2004 ESCAPE

Job-Exposure-Matrix (JEM) × r µSv/h = Dose Job-History x Job-Exposure Matrix = geschätzte Strahlendosis ”job history (licence)” × Job-Exposure-Matrix = estimated radiation exposure München, März 2004 ESCAPE

Job-Expositionsmatrix für Lufthansa, mittels CARI 5E Job-Exposure-Matrix Job-Expositionsmatrix für Lufthansa, mittels CARI 5E München, März 2004 ESCAPE

Angaben zur Exposition Grundsätzlich: Blockstunden und mSv nur für Cockpit für Kabine: nur Beschäftigungsdauer für 1220 Cockpitcrew keine Angaben zu Flugstunden besonders: frühe Jahre Datenlücken wurden mit Mittelwerten aufgefüllt bei <25% Daten vorhanden : Extrapolation eigener Daten bei < 25% Daten vorhanden: Daten von vergleichbarem Cockpitpersonal München, März 2004 ESCAPE

Development of radiation exposure in time (data from 8 countries, pilots) München, März 2004 ESCAPE

Cockpit Follow-up: Vitalstatus zum 31.12.1997 München, März 2004 ESCAPE

Kabinenpersonal Follow-up: Vitalstatus zum 31.12.1997 München, März 2004 ESCAPE

Gliederung Einleitung Methoden: Expositionserfassung Kohortenzusammenstellung Ergebnisse Deutschland EU (ESCAPE) Schlussfolgerungen/Diskussion München, März 2004 ESCAPE

Cockpit - Beschäftigungsdauer - München, März 2004 ESCAPE

Cockpit - Blockstunden pro Jahr - München, März 2004 ESCAPE

Cockpit kumulative berufliche Strahlendosis München, März 2004 ESCAPE

Cockpit - berufliche Strahlendosis - München, März 2004 ESCAPE

Auswertung Personenjahre 1960 -1997 Cockpit männlich: 105 037 weiblich: 625 Kabine weiblich: 188 218 männlich: 60665 München, März 2004 ESCAPE

SMR Cockpit (1) München, März 2004 ESCAPE

SMR weibliches Kabinenpersonal (1) München, März 2004 ESCAPE

SMR männliches Kabinenpersonal (1) München, März 2004 ESCAPE

ESCAPE cockpit crew München, März 2004 ESCAPE

ESCAPE cabin crew München, März 2004 ESCAPE

Total deaths per country and cohort München, März 2004 ESCAPE

Overall mortality of aircrew ESCAPE results Cockpit crew: SMR = 0.6 (0.6-0.7) Cabin crew: women: SMR = 0.8 (0.7-0.9) men: SMR = 1.1 (1.0-1.2) München, März 2004 ESCAPE

Results ESCAPE cockpit München, März 2004 ESCAPE

Results ESCAPE cockpit München, März 2004 ESCAPE

Results ESCAPE cockpit München, März 2004 ESCAPE

Leukämie Inzidenz München, März 2004 ESCAPE

Melanom und Nicht-Melanom-Hautkrebs Inzidenz: konsistent 2-3 fache Erhöhung in Nordischen Ländern Mortalität: ESCAPE Studie (cockpit crew): SMR (Melanom) = 1.8 (1.2 - 2.7) SMR (Haut) = 1.3 (0.3 - 3.8) München, März 2004 ESCAPE

Results ESCAPE cockpit München, März 2004 ESCAPE

Spezifische Ergebnisse - Schilddrüsenkrebs Seltene Erkrankung Einzelstudien zu klein ESCAPE Ergebnisse (Schildd./endokrine Org): 5 Fälle beobachtet versus 3,6 erwartet SMR = 1.4 (0.4-3.5) München, März 2004 ESCAPE

Schlussfolgerungen (1) Cockpit: insgesamt niedrige (Krebs-) Mortalität Ausnahme: Flugzeugunfälle kein Hinweis auf erhöhte Leukämierisiken Lungenkrebs sehr selten Hirntumoren leicht erhöht (nicht signif.) niedrige kardiovaskuläre Mortalität München, März 2004 ESCAPE

Schlussfolgerungen (2) Expositionsbezogene Auswertungen: SMR: ähnliche Ergebnisse für Stunden/mSv Regressionsmodell: inkonsistente Ergebnisse ansonsten keine deutlichen Hinweise auf expositionsabhängige Risikosteigerungen München, März 2004 ESCAPE

Schlussfolgerungen (3) Männlich Kabinenpersonal, SMR gesamt leicht erhöht (AIDS) Krebsrisiko insgesamt eher niedrig (n.s.) weibliches Kabinenpersonal SMR gesamt und Krebs (n.s.) erniedrigt Brustkrebsmortalität leicht (n.s.) erhöht (28%) München, März 2004 ESCAPE

Vergleich mit bisherigen Studien Gesamt-SMR und Krebs-SMR niedrig Keine erhöhten Melanomrisiken in D, aber in EU Brustkrebsrisiko weniger deutlich erhöht als in Inzidenzstudien (nordische Länder) München, März 2004 ESCAPE

DANK Berufsgenossenschaft f. Fahrzeughaltungen DLH, LTU Vereinigung Cockpit, UFO, ÖTV Wissenschaftlicher Beirat EU München, März 2004 ESCAPE

DANK .... Und Ihnen fürs Zuhören......... München, März 2004 ESCAPE