Geschlechtergerechte Suchttherapie...machen wir doch sowieso oder?

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Identifizierung und Ausbildung von Führungskräften
Advertisements

Pat-Ex e.V. (
Die Relevanz des Gender Mainstreaming aus interkultureller Perspektive
Für den Feminismus ist es unbedingt notwendig,
Bewegung ist Leben Informationsmaterial zu Bewegung und Sport für die Migrationsbevölkerung in der Schweiz , Wien Jenny Pieth.
Perfekt, Possessivpronomen und Imperative Winterurlaub.
Geschlechtergerechte Hochschule?!
Der Einstieg in das Programmieren
Scratch Der Einstieg in das Programmieren. Scatch: Entwicklungsumgebung Prof. Dr. Haftendorn, Leuphana Universität Lüneburg,
Die Befragten 7. bis 10. Klassen N % Mädchen ,8 Jungen ,2
Wohnheim für Mädchen Haus St. Marien
Grundkurs Theoretische Informatik, Folie 3.1 © 2004 G. Vossen,K.-U. Witt Grundkurs Theoretische Informatik Kapitel 3 Gottfried Vossen Kurt-Ulrich Witt.
Geschlecht – Umwelt - Generation
Die Entwicklung der Frühförderung in Thüringen -
BERATUNG KANN MEHR FRAUENSPEZIFISCHE BERATUNGSFORMEN ZWISCHEN LÖSUNGSORIENTIERUNG UND THERAPIE PROF. DR. SABINE SCHEFFLER ZENTRUM FÜR ANGEWANDTE PSYCHOLOGIE.
Selbstverständnis der Mathematik
Definition Allgemeines, Historisches
Grundkurs praktische Philosophie 10
Immerwährender Geburtstagskalender Comedison Inhalt Präsentation Folie erstellen/einrichten Meister aller Folien 16.
Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 2 Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 3.
Was machen wir besser als die Wettbewerber
Akzeptierende Jugendarbeit mit rechtsextremen Jugendlichen
Institut für Freiraumentwicklung Universität Hannover Dr. Annette Harth IF Gebrauchswert und Nutzungsfreundlichkeit – Gender-Kriterien für öffentliche.
Bild 1.1 Copyright © Alfred Mertins | Signaltheorie, 2. Auflage Vieweg+Teubner PLUS Zusatzmaterialien Vieweg+Teubner Verlag | Wiesbaden.
Hinsehen.at Schutz vor (sexualisierten) Übergriffen, Gewalt und Missbrauch in unserer Pfarre.
Qualitätstableau des Landes NRW
Vortrag Interreligiöses Lernen BGL A.Riggert
hinsehen.at Stabsstelle für Missbrauchs- und Gewaltprävention,
Ressourcenorientierte Pädagogik in der stationären Erziehungshilfe
ein neues Unterrichtsfach
Weinviertel-Südmähren-Westslowakei“
Mensch Mann - Herausforderungen der Jungen- und Männerarbeit an die Zivilgesellschaft, an die Politik und an die Wirtschaft Luxembourg,
1 Mag. Martin Kühnl AG Tagung Gumpoldskirchen 28./ Herzlich willkommen! 1.
Trauma und Bindung Auswirkungen erlebter Traumatisierung
...ich seh´es kommen !.
Gestaltung von Folien mit Powerpoint
Science und Gender Hat die Wissenschaft ein Geschlecht?
Warum ist Vereinbarkeit ein Thema?
Auslegung eines Vorschubantriebes
1 DMS EXPO 2009 Keynote Angst und Gier Dr. Ulrich Kampffmeyer PROJECT CONSULT Unternehmensberatung Dr. Ulrich Kampffmeyer GmbH Breitenfelder Straße 17.
So einfach kann das Leben sein ...
Gender Mainstreaming in JOBSTARTER JOBSTARTER-Workshop in Nürnberg, März 2011 Annette Land, Christa Oberth.
Kapitel 10. Feminismus Begriffliches Ideologische Grundlagen
Weyregg – eine Pfarre zum Wohlfühlen
Dr.in Margareta Steiner
Fachgruppe Kinder, Jugend, Familie, Frauen, Migration
Aufbau und Betrieb eines BGM-Systems aus Beratersicht,
Stabsstelle für Missbrauchs- und Gewaltprävention,
Gendergerecht schreiben
Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen
Managemententscheidungsunterstützungssysteme (Ausgewählte Methoden und Fallstudien) ( Die Thesen zur Vorlesung 3) Thema der Vorlesung Lösung der linearen.
PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG REPERES KULTURELLER ZUSAMMENHALT UND AUSDEHNUNG DER IDEEN AUF EUROPÄISCHEM.
Gebrauchsanweisung für ein glückliches Zusammenleben
Analyseprodukte numerischer Modelle
Arbeitsgruppe 9 Frauen mit Behinderungen Leitung: Johanna Arenhövel.
„Geschlechtssensible Pädagogik“
Pädagogische Fachkräfte im Spannungsfeld der Wertekonflikte
Sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen – Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen aus einer feministisch-parteilich arbeitenden Beratungsstelle Elisabeth.
Prof. Dr. Hertha Richter-Appelt
Vortrag von Rechtsanwältin Verena Nedden, Fachanwältin für Steuerrecht zur Veranstaltung Wege zum bedingungslosen Grundeinkommen der Piratenpartei Rhein-Hessen.
Gendergerecht schreiben
Der Erotik Kalender 2005.
Familie Beutner, Konrad-Voelckerstrasse, Edenkoben/Pfalz, Tel:
Auswege aus der Gender-Sackgasse Sonntagberg,
Gleichstark e.V. - Projekt Männerhaus-Harz
Geschlecht als politikwissenschaftliche Kategorie
Das Frauenreferat der Stadt Frankfurt am Main. Von der Gleichstellungsstelle zum Frauenreferat Am 8. Mai 1989 konstituiert sich der Frauenausschuss. Aus.
Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport Jugendverbandstag Niedersächsischer Volleyball Verband 20. Juni 2015 Referentin : Christiane Wiede Coaching I.
 Präsentation transkript:

Geschlechtergerechte Suchttherapie...machen wir doch sowieso oder? Von den Grundlagen bis zur Praxis einer geschlechtergerechten Suchttherapie Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen Aufbau des Vortrages: Grundlagen: Vermittlung theoretischer Grundannahmen, Begriffsbestimmungen Unterschiedlichkeiten zwischen süchtigen Männern und Frauen Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen Aufbau des Vortrages Praxis 1. Gender Mainstreaming 2. Die Institution 3. Das Team 4. Die Patienten und Patientinnen 5. Diskussion Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Alle reden davon und jedeR meint etwas anderes? Begriffsbestimmungen: Der Begriff „Gender“ Alle reden davon und jedeR meint etwas anderes? Begriffsbestimmungen: Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

GENDER aus dem Englischen übernommen bezeichnet das „soziale“ oder „psychologische“ Geschlecht einer Person (gender) im Unterschied zum biologischem Geschlecht (sex) Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Dekonstruktionsperspektive von Gender Gender entsteht nicht ausschließlich aus Biologie oder Sozialisation, sondern Gender ist etwas was wir tun Fokus liegt auf den sozialen und kulturellen Prozessen aus denen Gender entsteht (Nentwich 2006) Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen Doing Gender entstand aus kulturvergleichender Studien zu Männern und Frauen Mannsein und Frausein ist keine starre, interne Eigenschaft einer Person ist ein Produkt performativer Tätigkeit beinhaltet Interaktionen zu denen Gender wahrgenommen wird Gender ist etwas was wir tun, was wir kommunizieren Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Das kulturelle System der Zweigeschlechtlichkeit (Hagemann-White 1984) Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Differente Inszenierung von Weiblichkeit und Männlichkeit parallele Anordnungen: Herren- und Damentoiletten, Herren- und Damendüfte, Herren- und Damentaschen, Herren- und Damenbekleidung etc. die Relevanz von Gender wird gesellschaftlich so inszeniert, dass es als natürliche Unterscheidung hingenommen werden kann, die unhinterfragt bleibt und gilt (Goffman 1977) Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Thesen von Prof. Helga Kotthoff Universität Freiburg zum Doing Gender Wie machen wir Gender? Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Biologische Unterschiede versus kulturelle, sozaile Unterschiede 1. Stimme und Prosodie Biologische Unterschiede versus kulturelle, sozaile Unterschiede Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

2. Differente Gesprächsstile Männer gehen in Expertenrollen und werden als solche angesprochen Frauen gehen in Betroffenenrollen und werden als solche angesprochen Männer konkurrieren Frauen spielen eigene Kompetenzen herunter Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

3. Stilisierung des Körpers Frauenmode: Spitze und Rüschen, einer größeren Farbenvielfalt Erzeugung von Instabilität, betont die Weichheit der Materialien Männermode: praktisch, klare Linie, feste Stoffe Erzeugung von Härte und Stabilität Die Gestaltung des Äußeren ist unhinterfragt genderisiert, allerdings graduell sehr unterschiedlich Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

4. lokale Geschlechtsneutralisierung Menschen können sich in vielen Formen als männlich oder weiblich theatralisieren Sie müssen aber dieses Repertoire keinesfalls ausschöpfen und sie müssen es vor allem nicht fortlaufend. Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

5. Medienempfang als omnipräsente Gender-Folie Idealbilder von Männlichkeit und Weiblichkeit Verhaltensstandards meist unhinterfragt Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Was offensichtlich war, blieb lange unhinterfragt süchtige Frauen in der Frauenforschung…. ….und die Entdeckung des Mannes in der Sucht Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Unterschiede Männer und Frauen Drogen/Alkohol Risikoreiche Muster Einstieg mit Jungen (Initiationsritus Mann) Traumatisierung durch Gewalt Externalisierung Beziehung = Schutz Frauen Medikamente Stille Muster Einstieg über Männer abhängige Muster Sexueller Missbrauch/Trauma Internalisierung Beziehung = Gefahr Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Praxis einer geschlechtergerechten Suchttherapie…. machen wir doch sowieso oder? Lassen Sie uns schauen... Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Gender mainstreaming eine Strategie, die unterschiedliche Ausgangslagen und unterschiedliche Wirkungen von Maßnahmen auf Männer und Frauen systematisch berücksichtigt. bei Benachteiligungen sind „Frauenpolitik“ bzw. „Männerpolitik“ die einzusetzenden Instrumente (siehe Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen & Jugend, 2004). Top Down! Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Von ganz oben… „Politik“ anfangen Frauen und -Männerforschung Frauen und -Männerpolitik Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Die Institution machen wir oben weiter… Gender Mainstreaming als Strategie vorhanden? Bewusstsein vorhanden? Paritätische Besetzung von Führungs- und Basiskräften? Sprache? Alle Maßnahmen werden geprüft? Vernetzung? Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen Zum Beispiel: Ist die Strategie des Gender Mainstreaming in Konzept, Leitbild und QM verankert? Wie viele Frauen sind in Leitungsfunktion, was wird für deren Förderung getan? Wie viele Männer arbeiten an der Basis? Neue Projekte werden auf GM geprüft? Wie sehen die Türschilder, Formulare aus? Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Das Team machen wir bei uns weiter… Bewusstsein vorhanden? Sprache? Selbsterfahrung, Gender Training? Schutzräume und Enttabuisierung von Genderfragen? Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen Zum Beispiel: Frauen als Suchttherapeutinnen (Stichpunkt Sexualisierung, Privatsache oder Thema im Team?) Männer als Suchttherapeuten (Stichpunkt Sexualisierung, dürfen Männer Scham und Unzulänglichkeit, ohne Angst der Lächerlichkeit preis gegeben zu werden benennen?) Darf ohne genervtes Aufstöhnen über GM gesprochen werden? Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

…bis zu unseren Patienten und Patientinnen Männer gendersensible Grundhaltung Männergruppe Projektarbeit: „Gewalt und Aggression“ Geschlechtshomogene Bezugsgruppen Frauen gendersensible Grundhaltung Frauengruppe Schutzräume Projektarbeit: „Berufliche Identität“ Geschlechtshomogene Bezugsgruppen Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Themen geschlechtergerechter Suchttherapie Frauenbilder Männerbilder Gewalt Täter und Opfer Mutterschaft Vaterschaft Sexualität Sexualisierung Trauma Macht/ Ohnmacht Grenzen Beziehungen in Therapie Beruf Selbstfürsorge Männer und Männer Frauen und Frauen Beziehungs-verhalten Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen Zum Beispiel: Umgang mit Bedrohung und Gewalt Umgang mit Schamgrenzen und Körperlichkeit Umgang mit Beziehungen in der Einrichtung Umgang mit den Themen Vaterschaft und Mutterschaft Umgang mit Trauma Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen Zum Beispiel Männer unterstützen Männer? Frauen unterstützen Frauen? Männerkumpanei und Frauenkonkurrenz? „Humor“ im Klinikalltag, Sexismus ein Thema? Sexualisierung und die Mitpatienten? Schutz von Frauen, die Prostitution kennen? Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen Zum Beispiel Schutz von Homosexuellen Umgang mit weiblichen und männlichen RegelbrecherInnen Mitbestimmung Umgang mit sexueller Selbstbestimmung von Frauen Umgang mit Versagensängsten von Männern und vieles mehr... Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Verstehen ohne zu bewerten und.. Parteilichkeit? Widerspruch oder Ideal... Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Unsere Patienten und Patientinnen brauchen unsere Solidarität im Umgang mit gendertypischer Stigmatisierung Brauchen unsere Selbstreflexion und Interesse an Genderfragen Brauchen Vielfalt und die Fähigkeit zu differenzieren Brauchen Angebote und gendersensible Grundhaltung Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Interesse, Mut, Selbstfürsorge und ...Dialog Wir brauchen: Interesse, Mut, Selbstfürsorge und ...Dialog Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Let`s talk about gender! Barbara Nagels Fachklinik Kamillushaus Essen