Gegenkonzept: Rechte der Kinder

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 Präsentation transkript:

Gegenkonzept: Rechte der Kinder Janusz Korczak © Apl. Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer Goethe-Universität FFM

Janusz Korczak (1878-1942) * 22. Juli 1878 als Henryk Goldszmit in Warschau (Janusz Korczak = Pseudonym/Künstlername) Arzt / Schriftsteller / Pädagoge / Hochschuldozent … 1911 Leitung des nach Korczaks Plänen errichteten jüdischen Waisenhauses „Dom Sierot“ 1919 Leitung eines weiteren Waisenhauses „Nasz Dom“ und einer Alternativschule Oktober 1940 „Dom Sierot“ muss ins Warschauer Ghetto umziehen, Korczak bleibt bei den Kindern 5. August 1942: Deportation mit den Kindern nach Treblinka - Ermordung

Pädagogische Schriften Wie man ein Kind lieben soll (poln. Erstausgabe Jak kochać dziecko 1919) Das Recht des Kindes auf Achtung (poln. Erstausgabe Prawo dziecka do szacunku 1928) Die Regeln des Lebens (poln. Erstausgabe Prawidła życia 1930) Fröhliche Pädagogik (poln. Erstausgabe Pedagogika żartobliwa 1939)

Grundideen von Korczak I "Erkenne dich selbst, bevor du Kinder zu erkennen trachtest. [..] Unter ihnen allen bist du selbst ein Kind, das du zunächst einmal erkennen, erziehen und ausbilden musst." (Korczak 1995: Wie man ein Kind lieben soll, S. 156) „Das Kind wird nicht erst ein Mensch, es ist schon einer." (Korczak zit. nach: Igor Newerly: Einleitung. In: Korczak 1995: Wie man ein Kind lieben soll, S. XXIII)

Grundideen von Korczak II "Es ist einer der bösartigsten Fehler anzunehmen, die Pädagogik sei die Wissenschaft vom Kind – und nicht zuerst die Wissenschaft vom Menschen." (Korczak 1995: Wie man ein Kind lieben soll, S. 156) „Ein geschlagenes Kind trägt Spuren der Folter." (Korczak 1985: Von Kindern und anderen Vorbilder, S. 25)

Vier Grundgedanken Achtung der Unwissenheit des Kindes Achtung der Wissbegierde des Kindes Achtung der Misserfolge und Tränen des Kindes Achtung des Eigentums des Kindes

Grundpfeiler der Korczakschen Pädagogik I Das Recht des Kindes auf Achtung Recht des Kindes auf seinen Tod „Aus Furcht, der Tod könnte uns das Kind entreissen, entziehen wir es dem Leben; um seinen Tod zu verhindern, lassen wir es nicht richtig leben.“ (Korczak 1995: Wie man ein Kind lieben soll, S. 44) Recht des Kindes auf den heutigen Tag „Lasst und Achtung haben vor der gegenwärtigen Stunde, dem heutigen Tag. Wie soll es morgen leben können, wenn wir ihm heute kein bewusstes, verantwortungsvolles Leben ermöglichen?“ (Korczak 2002: Das Recht des Kindes auf Achtung, S. 44) Recht des Kindes so zu sein, wie es ist

Grundpfeiler der Korczakschen Pädagogik II Recht des Kindes auf „Mittelmässigkeit“ Recht des Kindes auf demokratische Institutionen für das Gemeinschaftsleben: Parlament, Kollegialgericht, Privateigentum, öffentliche Meinungsäußerungen etc.

Die Ermordung „Eines Tages, um den 5. August […] wurde ich zufällig Zeuge des Abmarsches von Janusz Korczak und seinen Waisen aus dem Ghetto. Für jenen Morgen war die ‚Evakuierung‘ des jüdischen Waisenhauses, dessen Leiter Janusz Korczak war, befohlen worden; er selbst hatte die Möglichkeit sich zu retten und nur mit Mühe brachte er die Deutschen dazu, dass sie ihm erlaubten, die Kinder zu begleiten. Lange Jahre seines Lebens hatte er mit Kindern verbracht und auch jetzt, auf dem letzten Weg, wollte er sie nicht allein lassen. Er wollte es ihnen leichter machen.

Der letzte Weg Sie würden aufs Land fahren, ein Grund zur Freude, erklärte er den Waisenkindern. Endlich könnten sie die abscheulichen, stickigen Mauern gegen Wiesen eintauschen, auf denen Blumen wüchsen, gegen Bäche, in denen man würde baden können, gegen Wälder, wo es so viele Beeren und Pilze gäbe. Er ordnete an, sich festtäglich zu kleiden und so hübsch herausgeputzt, in fröhlicher Stimmung, traten sie paarweise auf dem Hof an. Die kleine Kolonne führte ein SS-Mann an, der als Deutscher Kinder liebte, selbst solche, die er in Kürze ins Jenseits befördern würde. Besonders gefiel ihm ein zwölfjähriger Junge, ein Geiger, der sein Instrument unter dem Arm trug.

Sog net keinmal Bestimmt hat der ‚Alte Doktor‘ noch in der Gaskammer, als das Zyklon schon die kindlichen Kehlen würgte und in den Herzen der Waisen Angst an die Stelle von Freude und Hoffnung trat, mit letzter Anstrengung geflüstert: ‚Nichts, das ist nichts Kinder …‘ um wenigstens seinen kleinen Zöglingen den Schrecken des Übergangs vom Leben in den Tod zu ersparen.“ (Quelle: Władysław Szpilman, Der Pianist, Mein wunderbares Überleben, Ullstein München 2002, S. 93-94) Er befahl ihm, an die Spitze des Kinderzuges vorzutreten und zu spielen - und so setzen sie sich in Bewegung. Als ich ihnen an der Gęsia-Straße begegnete, sangen die Kinder, strahlend, im Chor, der kleine Musikant spielte ihnen auf und Korczak trug zwei der Kleinsten, die ebenfalls lächelten, auf dem Arm und erzählte ihnen etwas Lustiges.

Denkmal für Janusz Korczak in Yad Vashem

Literatur: (Pädagogische) Schriften von Janusz Korczak Wie man ein Kind lieben soll. Göttingen 1995. (Poln. Erstausgabe: Jak kochać dziecko 1919) Das Recht des Kindes auf Achtung. Gütersloh 2002. (Poln. Erstausgabe: Prawo dziecka do szacunku 1928) Die Regeln des Lebens (poln. Erstausgabe Prawidła życia 1930) Fröhliche Pädagogik. Gütersloh 2002. (herausgegeben mit: Das Recht des Kindes auf Achtung) (poln. Erstausgabe Pedagogika żartobliwa 1939) Tagebuch aus dem Warschauer Ghetto 1942. Göttingen 1996. Von Kindern und anderen Vorbildern. Gütersloh 1985.

Literatur: Sekundärliteratur Brandt, Susanne: Gedankenflüge ohne Illusion. Janusz Korczak als Impulsgeber für die dialogische Begegnung mit Kindern. Mit einem Beitrag von Michael Kirchner. Wetzlar 2010. Dauzenroth, Erich: Ein Leben für Kinder. Janusz Korczak. Leben und Werk. Gütersloh 2002. Dauzenroth, Erich/ Hampel, Adolf (Hrsg.): Wer war Janusz Korczak. 8 Vorträge und ein Feature. Universität Gießen. Gießen 1975. Koch, Friedrich: Drei Gründe, sich mit Korczak zu befassen. In: PÄDAGOGIK Nr.10/1991, Seite 53ff. Licharz, Werner (Hrsg.): Janusz Korczak in seiner und in unserer Zeit. Frankfurt/M. 1981. Mortkowicz-Olczakowa, Hanna: Janusz Korczak, Arzt und Pädagoge. Pustet, München und Salzburg 1973. Pelzer, Wolfgang: Janusz Korczak. Reinbek 1987, 9. Aufl. 2004. Szpilman, Władysław: Der Pianist. Mein wunderbares Überleben. München 2002.