Thematische Bedingungen der Textstruktur; Thema und Rhema

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 Präsentation transkript:

Thematische Bedingungen der Textstruktur; Thema und Rhema WS 2010/2011

Herrn K.s Lieblingstier (1) Als Herr K. gefragt wurde, welches Tier er vor allen schätze, nannte er den Elefanten und begründete dies so: (2) Der Elefant vereint List mit Stärke. (3) Das ist nicht die kümerliche List, die ausreicht, einer Nachstellung zu entgehen oder ein Essen zu ergattern, indem man nicht auffällt, sondern die List, welcher die Stärke für große Unternehmungen zur Verfügung steht. (4) Wo dieses Tier war, führt eine breite Spur. (5) Dennoch ist es gutmütig, es versteht Spaß. (6) Es ist ein guter Freund, wie es ein guter Feind ist. (7) Sehr groß und schwer, ist es doch auch sehr schnell. (8) Sein Rüssel führt einem enormen Körper auch die kleinsten Speisen zu, auch Nüsse. (9) Seine Ohren sind verstellbar: (10) Er hört nur, was ihm paßt. (11) Er wird auch sehr alt. (12) Er ist auch gesellig, und dies nicht nur zu Elefanten. (13) Überall ist er sowohl beliebt als auch gefürchtet. (14) Eine gewisse Komik macht es möglich, daß er sogar verehrt werden kann. (15) Er hat eine dicke Haut, darin zerbrechen die Messer; aber sein Gemüt ist zart. ... (aus: B. Brecht, Geschichten von Herrn Keuner)

Wiederaufnahme(n) – die sprachliche Einheit des Textgegenstandes wird sprachlich ausgedrückt. U.L. Figge – Häufigkeit der Referenzgegenstände weist auf mögliche Haupt- und Nebengegenstände im Text hin. Hauptgegenstände – nacheinander oder nebeneinander (s. Brinker 62005, 47 u. 48, Bsp. 2 u. 3). Zwischen Wiederaufnahmestruktur und thematischer Gliederung eines Textes besteht prinzipiell keine 1:1-Beziehung, die W.-Verhätnisse stellen jedoch eine gute Voraussetzung für die Beschreibung der thematischen Textstruktur dar.

Thema und Rhema Prager Schule (V. Mathesius) „Funktionale Satzperspektive“ – Thema-Rhema-Gliederung Thema – Ausganspunkt der Aussage Rhema – Kernpunkt der Aussage Daneš, 60er Jahre: Thema – das, worüber etw. mitgeteilt wird Rhema – das, was über das Thema mitgeteilt wird; neue aus dem Kontext nicht ableitbare Information. Textstruktur: „Sequenz von Themen“ Thematische Progression: Komplex von thematischen Relationen im Text; „Gerüst des Textaufbaus“

Thematische Progression (Daneš) die einfache lineare Progression die Progression mit einem durchlaufenden Thema die Progression mit einem abgeleiteten Thema die Progression eines gespaltenen Rhemas die Progression mit einem thematischen Sprung

Thematische Progression (Daneš) Rh1 wird zu Th2 usw. Hans hat ein Fahrrad gekauft. Das Fahrrad steht im Keller. Im Keller ... Thema bleibt konstant, in den einzelnen Sätzen wird ein neues Rhema hinzugefügt. Mein Fahrrad ist neu. Es ist ein Geschenk meines Vaters. Den Drahtesel hatte ich mir schon lange gewünscht. Im Frühling kann ich damit überall hin fahren. Zurzeit steht es im Keller. (s. auch Brecht, Segment 4-7 und 10-15) Die Themen der einzelnen Sätze werden von einem „Hyperthema“ abgeleitet. Brecht, Segment 8, 9, 15) Das Rhema eines Satzes wird in mehrere Themen zerlegt. In einem Hauseingang stehen zwei Männer. Der eine ... Der andere … Das rekonstruierbare Glied einer thematischen Kette wird ausgelassen. Hans wurde in ein dunkles Zimmer geführt. Es war mit wertvollen Möbeln ausgestattet. Die Teppiche zeigten leuchtende Farben. (= impl. W.)

Brinkers Kritik an Daneš’ Thema-Rhema-Ansatz In konkreten Texten werden diese Typen meist nicht in reiner Form realisiert, sondern in vielfältiger Weise miteinander kombiniert. Problematisch ist die Abgrenzung von Thema und Rhema, sie ist nicht intersubjektiv überprüfbar. DANEŠ – Kriterium der Ergänzungsfrage (?) Vermischung von semantischen und kommunikativ-pragmatischen Kriterien (Thema als Basis der Aussage vs. Thema als bekannte Information) Zu sehr an der Textoberfläche verhaftet, geht kaum über eine Beschreibung nach dem Prinzip der Wiederaufnahme hinaus.  BRINKER (S. 51, 55 ff.): ein anderer Themabegriff ist erforderlich

Alltagssprachlicher Themabegriff – „Gegenstand“ eines Textes, Bildes, Filmes Nicht immer ist das Thema aus dem dominanten Referenzträger im Text ablesbar, sondern oft auch Grund- oder Leitgedanke Thema ist der Kern des Textinhalts – „der auf mehrere Gegenstände bezogene Gedankengang eines Textes“ (Brinker, 56)

Die Bestimmung des Textthemas ist ein konkstruktiver und interpretativer Vorgang, der auch die Textintentionen erfasst. Ableitbarkeitsprinzip – andere Themen lassen sich vom Hauptthema ableiten Kompatibilitätsprinzip – zwischen kommunikativer Funktion und Hauptthema Themenhierarchie

Beispieltext: Zimmer ausgebrannt Aachen. – (1) Gegen 15 Uhr wurde gestern die Aachener Berufsfeuerwehr alarmiert. (2) Sie rückte in die Thomashofstraße aus, wo es in einer Wohnung brannte. (3) Die Feuerwehrleute löschten mit drei C-Rohren. (4) Oberbrandrat Starke war ebenfalls am Einsatzort. (5) Zwei Zimmer brannten vollkommen aus. (6) Drei weitere wurden ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. (7) Die Ursache des Brandes ist noch nicht bekannt. (8) Die Kripo hat sich inzwischen eingeschaltet. (9) Die Feuerwehleut mußten aus dem oberen Geschoß ein Kleinkind retten. (10) Während des Brandes befand sich niemand in der heimgesuchten Wohnung. [Aachener Nachrichten, 17.2.1973]