Einheiten und Strukturen von Gesprächen
Gespräche
Aufbau des Referats Makrostruktur Mikrostruktur
Gesprächsphasen Makrostruktur
Makrostruktur 2. Kern- / Zielrealisierungsphase/ Gesprächsmitte 1 . Anfangs- / Einleitungsphase/ Gesprächseröffnung 2. Kern- / Zielrealisierungsphase/ Gesprächsmitte 3. Beendigungsphase/ Gesprächsschluss
1. Anfangsphase Organisatorisch Beziehungsorientiert Legt Grundstein für Kernphase Hier entscheidet sich, ob das gesamte Gespräch angenehm, erfolgreich, befriedigend verlaufen wird oder nicht
Für die Anfangsphase typische Themen: Wetter, gesundheitliches Befinden, Probleme mit öffentlichen Verkehrsmitteln, Parkplatzsuche Typische ritualisierte Floskeln/Wendungen Ritualisierungen Keine Kreativzwänge Organisatorische und emotionale Aspekte können stärker fokussiert werden
Beispiel Telefongespräch - eröffnet mit Aufforderung-Antwort-Sequenz (‚summons-question-sequence‘) (1) Riiing, Riiing... (2) A: Ja, bitte! (3) B: Anna, bist du es? (4) A: Ja, wer ist da? (5) B: Giovanni. (6) A: Giovanni! Wie schön. Wie geht es dir? (7) B: Ganz gut, danke. Und dir? (8) A: Mir auch, danke. (9) B: Anna, ich muss mit dir reden...
Hier also folgende Paarsequenzen: Klingeln- Antwort (1-2) Identifikation- Gegenidentifikation (3-5) Gruß - Gegengruß Frage nach Wohlergehen- Dank (6-8)
2. Kernphase Zuwendung zum Hauptthema nur partiell von Anfangs- und Beendigungsphase abgrenzbar Relevanz nicht immer gegeben
Gesprächsthemen situations- / kontextspezifisch Themenverlauf Je freier die Themenwahl und so die Möglichkeit der Diskussion mehrer Themen, desto intensiver muss die ,Gesprächsarbeit’ und die Koordination unter den Gesprächsteilnehmern sein. Je themenfixierter das Gespräch von vornherein ist, desto weniger muss letztere sein.
Beispiel Telefonische Kurzberatung (1) A: Ich verfolge ihre telefonische Beratung fast täglich. Nun bin ich es, die eine Frage hat. (2) B: Ja, bitte. (3) A: (Holt tief Luft) Ich bin 17. Schülerin. Und ich habe da ein Problem. Vor drei Wochen habe ich einen Jungen gesehen. Und er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Aber ich weiß nicht, wie ich ihn kennenlernen soll. (4) B: Verstehe. Wo hast du ihn zum ersten Mal gesehen? (5) A: An meiner Schule. (6) B: Hm. (7) A: Und Er ist in mich hinein gelaufen. Und hat mich so nett angesehen. (8) B: Und was denkst du? Wie findet er dich? Du musst ihn ansprechen! (9) A: Ich weiß nicht.?????
Teilziele erlangt durch Teilphasen der Kernphase die Explizierung des Problems durch den Ratsuchenden (1-3) die Erfassung der Lage und Person durch den Beratenden (4) die Ratsuche/ gemeinsames Erarbeiten einer Handlungsanweisung für Ratsuchenden (5-9) die Überprüfung der Akzeptabilität des Ratschlags (Akzeptanz des Ratsuchenden) (folgend)
3. Beendigungsphase Lösung vom Gesprächshauptteil hin zum Gesprächsabschluss Gemeinsame Auflösung der Gesprächsbereitschaft Austausch von Verabschiedungsfloskeln (Ciao, Ci vediamo, A domani, A presto)
Inhalt der Beendigungsphase Verabschiedungsritual Abschiedsgruß- Abschiedsgruß - voraussagbare Handlungen, die sowohl Sachliches als auch Emotionales betreffen: - Zusammenfassungen des Gesagten - Wertung der Gesprächsereignisse - Terminabsprachen - Ausblicke auf zukünftige Handlungen - Austausch von guten Wünschen - Grußaufträge an Bekannte
Beispiel Telefon (1) A: Gut. Machen wir es so. Ich weiß zwar nicht, ob das gut ist, aber bitte. (2) B: Gut. Dann bis morgen. (3) A: Ja, gut. Dann bis morgen. Wir sehen uns! Danke schon jetzt für alles. (4) B: Gerne! (5) A: Gute Besserung! (6) B: Danke. Auf Wiedersehen. (7) A: Ciao.
Zweigliedriege Sequenztypen sind grundlegend für Beendigungsphase: Resümeesequenz: - gemeinsame Themenbeendigung, einer der Gesprächspartner gibt Art Zusammenfassung (Fazit), der andere reagiert mit Bestätigung (si, bene,...) (1-2) Danksequenz -besteht aus Handlungstypen - Dank- Gegendank/ Zustimmung/ Bagatellisierung (3-4) Wunschsequenz - Handlungstypen Wunsch/ Ratschlag- Dank (5-6) Verabschiedungssequenz - Austausch wechselseitiger Abschiedsgrüße - Abschiedsgruß- Abschiedsgruß (6-7)
Mikrostruktur
Gesprächsschritte
Gesprächsschritt turn Grundeinheit des Gesprächs Beinhaltet alles was eine Person sagt oder tut während sie die Sprecherrolle innehat
Binnenstruktur des Gesprächsschritt Grammatisch einfach oder komplex Gesprächsschritt Text, da Gliederungssignale verwendet werden
Gliederungssignale Prosodische Signale, z.B. Tonhöhenverlauf und Sprechpausen Lexikalische Signale, Ausdrücke um den Gesprächsbeitrag zu eröffnen oder zu beenden
Vergewisserungsformen Sprechersignale mir Kontaktfunktion
Hörersignale Verbal: Partikel oder Kurzäußerungen, z.B. Nonverbal: gestisch-mimische Mittel, z.B. Kopfnicken /-schütteln und Blickkontakt
Funktionen von Hörersignalen Kontaktsignale des Rückmeldeverhaltens (back-channel-behavior) Einstellungsbekundungen Gesprächsschrittbeanspruchende Signale (claiming-of-the-turn-signals)
Formen des Sprecherwechsels
Klassifikation von Gesprächsschritten Akzeptierung - Responsivität Zurückweisung - Nonresponsivität Selektion - Teilresponsivität
Gesprächssequenzen
Gesprächssequenzen Bestehen aus mindestens zwei Gesprächsschritten verschiedener Sprecher Ein Handlungszusammenhang
Handlungscharakter von Gesprächsschritten Initiativ ( Aufforderungen, Bitten, Fragen) eröffnen Gesprächssequenzen Reaktiv (Entschuldigungen, Rechtfertigungen, Danksagungen) schließen eine Gesprächssequenz ab
Zusammenhang bestimmter Gesprächsschritte. conditional relevance Zusammenhang bestimmter Gesprächsschritte conditional relevance (bedingte Erwartbarkeit)
conditional relevance
Abfolge von Gesprächssequenzen Sprecher A - Frage 1 Sprecher B - Frage 2 Sprecher A - Frage 3 Sprecher B - Antwort 3 Sprecher A . Antwort 2 Sprecher B - Antwort 1
Interaktive Funktion der Gesprächssequenzen Wichtig für Beziehungskonstitution im Gespräch Bestätigend oder korrektiv
Bestätigende Gesprächssequenzen 1. Sympathie- bzw. Interessebekundungen 2. Höfliche Angebote 3. Ratifizierungen 4. Zugänglichkeitsbekundungen
Korrektive Sequenzen Folgen auf „Zwischenfall“ im Gespräch - zu wenig Selbstachtung - zu wenig Achtung dem Anderen gegenüber - Selbstüberschätzung
Ablauf korrektiver Sequenzen Sprecher A - „Veranlassung“ Sprecher B - Korrektivschritt Sprecher A - positive / negative Honorierung
Alle Schritte können NON-VERBAL ablaufen
Quellen : Literaturangaben Brinker, K.; Saeger, S. F. 2006. Linguistische Gesprächsanalyse eine Einführung. Erich Schmidt Verlag: Berlin. Linke; Nussbaumer; Portmann. 2004. Studienbuch Linguistik. Max Niemeyer Verlag: Tübingen. Heinemann, W.; Viehweger, D. 1991. Textlinguistik. Eine Einführung. Max Niemeyer Verlag: Tübingen.