S E E L S O R G E und das Unbehagen in der Kultur der PSYCHOTHERAPIE

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S E E L S O R G E und das Unbehagen in der Kultur der PSYCHOTHERAPIE
 Präsentation transkript:

S E E L S O R G E und das Unbehagen in der Kultur der PSYCHOTHERAPIE Samuel Pfeifer, Klinik Sonnenhalde, CH-Riehen S E E L S O R G E und das Unbehagen in der Kultur der PSYCHOTHERAPIE

Kritische Anfragen Was einst alleiniges Wirkungsfeld der Religion war, ist heute zur Aufgabe psychologisch orientierter Therapeuten geworden. Sie sind es, die Menschen in ihrer Not begleiten, ihnen seelischen Schmerz verständlich machen, ihnen neuen Lebenssinn vermitteln und ihnen dazu verhelfen, das Leben besser zu bewältigen und in größerer Fülle zu erfahren. Was einst alleiniges Wirkungsfeld der Religion war, ist heute zur Aufgabe psychologisch orientierter Therapeuten geworden. Sie sind es, die Menschen in ihrer Not begleiten, ihnen seelischen Schmerz verständlich machen, ihnen neuen Lebenssinn vermitteln und ihnen dazu verhelfen, das Leben besser zu bewältigen und in größerer Fülle zu erfahren. Was macht die Antworten der Psychotherapeuten so attraktiv? Was lässt die theologischen Antworten der Seelsorge so irrelevant erscheinen? Nach Benner 1998

Das Unbehagen der Theologen Gründe für den dramatischen Rückgang von Theologiestudenten: „Ursachen sind die weitgehende Verdrängung von Seelsorge durch Psychologie und die schwerwiegende Erkrankung des Herzens der Theologie, der Exegese des Neuen Testamentes.“ Gründe für den dramatischen Rückgang von Theologiestudenten: „Ursachen sind die weitgehende Verdrängung von Seelsorge durch Psychologie und die schwerwiegende Erkrankung des Herzens der Theologie, der Exegese des Neuen Testamentes.“ „In der Seelsorge finde ich haufenweise Hobby-Psychologen – statt dass man eine redliche Aufgabenteilung zwischen Psychologie und Seelsorge anstrebt. Statt sich auf die eigenen Wurzeln der Spiritualität in Bibel und Mönchtum zu verlassen, führt man den Zen-Buddhismus ein, als hätten wir auf nichts sehnlicher gewartet.“ Prof. Klaus Berger, 2003

Das Unbehagen in der Kultur Sigmund Freud, 1930 Grundphänomen des Lebens „Das Kultur-Über-Ich … kümmert sich zuwenig um das Glück des Ichs … … um die Tatsachen der seelischen Konstitution des Menschen.“ Das Kultur-Über-Ich stellt aber auch ethische Ansprüche auf, die das Individuum nicht erfüllen kann (damals noch geprägt von der Kirche) «Ich beuge mich dem Vorwurf, dass ich ihnen keinen Trost zu bringen weiss, denn das verlangen sie im Grunde alle, die wildesten Revolutionäre nicht weniger leidenschaftlich als die bravsten Frommgläubigen.»

Die Verschiebung des Unbehagens FRÜHER: Unbehagen in der Kultur der Seelsorge. Die Seelsorge repräsentierte die Forderungen des Über-Ichs, die dem Glück im Wege zu stehen schienen („ekklesiogene Neurose“) Abwendung von den theologischen Prämissen Psychotherapie wird zur Leitkultur des Helfens. HEUTE: empfindet die theologisch ausgerichtete Seelsorge ihrerseits ein Unbehagen in der prägenden Kultur der Psychotherapie. Über lange Zeit erlebten Menschen in ihrer Suche nach Glück oftmals ein Unbehagen in der Kultur der Seelsorge. Die Seelsorge repräsentierte die Forderungen des Über-Ichs, die dem Glück im Wege zu stehen schienen („ekklesiogene Neurose“) In den letzten 30 Jahren hat man sich weitgehend von deren theologischen Prämissen abgewendet; Psychotherapie wurde zur Leitkultur des Helfens. Nun empfindet die theologisch ausgerichtete Seelsorge ihrerseits ein Unbehagen in der prägenden Kultur der Psychotherapie. Allmählich macht sich die Erkenntnis breit, dass auch die Psychotherapie nicht glücklich macht.

Psychotherapie als Leitkultur Psychologische Begleitung von der Geburtsvorbereitung bis zur Trauerverarbeitung. Psychologische Tests auf allen Ebenen der Ausbildung und der Arbeitswelt Psychologische Interpretationen von der Werbung bis zum Massenmord. Allgemein: eine Psychologisierung der Sprache als Ausdruck der Kultur.

Studie: Ziele in der Psychotherapie Arbeitsgruppe um Prof. Klaus Grawe in Bern (M. Grosse Holtforth) Fünf mögliche Zielgruppen: Problem- bzw. Symptombewältigung Beziehungen Wohlbefinden Orientierung und Sinnfindung Selbstbezogene Ziele (Selbstwert, Selbstsicherheit etc.) M. Grosse Holtforth 2001

Ziele in der Psychotherapie nur 3 % suchen Antwort auf die Frage nach dem Sinn. M. Grosse Holtforth 2001

"Die Tragödie des modernen Menschen besteht nicht darin, dass er im Grunde immer weniger über den Sinn des eigenen Lebens weiß, sondern dass ihn das immer weniger stört" (Vaclav Havel)

Pragmatische Sichtweise ? Patienten nehmen vielleicht Therapie heute anders wahr, nicht als Weg zu Lebenssinn und Orientierung, sondern schlicht zur Bewältigung von Problemen, zur Reduktion von Symptomen, zur Verbesserung von Beziehungen, und zur Stärkung des Selbstbewusstseins. Lebenssinn hat beim „Seelenklempner“ vielleicht genau so wenig Bedeutung wie beim Zahnarzt. ABER: Können wir diese reduktionistische Sichtweise unkritisch mittragen?

Entkerygmatisierung der Seelsorge Verschiebung der Perspektive: von „coram deo“ nach „coram mundo“ Thurneysen (1947): „Seelsorge ist Wortverkündigung an den Einzelnen und kann und will nie etwas Anderes sein.“ – „Psychologie als Hilfswissenschaft.“ Stollberg (1978): „Seelsorge ist Psychotherapie im kirchlichen Kontext.“ „Entkerygmatisierung“ der christlichen Seelsorge in der Pastoralpsychologie (Sons) Thurneysen (1947): „Seelsorge ist Wortverkündigung an den Einzelnen und kann und will nie etwas Anderes sein.“ (S. 175) – „Psychologie als Hilfswissenschaft.“ (Die Seelsorge bedarf der Psychologie als einer Hilfswissenschaft, die der Erforschung der inneren Natur de Menschen dient, und die diese Kenntnis vermitteln kann. Sie hat sich dabei kritisch abzugrenzen gegen ihr wesensfremde weltanschauliche Voraussetzungen, die mitlaufen, und die das ihr eigene, aus der Heiligen Schrift erhobene Menschenverständnis beeinträchtigen könnten.“ S. 174) Stollberg (1978): „Seelsorge ist Psychotherapie im kirchlichen Kontext.“ Pastoralpsychologie: Die Grenzen zwischen Seelsorge und Psychotherapie verschwimmen immer mehr. Es kommt zu einer „Entkerygmatisierung“ der christlichen Seelsorge (Sons, S. 37)

Spiritualität – Geistheilung Die diesseitsbezogene Psychologisisierung hat in vielen Menschen einen Hunger nach Spiritualität ausgelöst. Öffnung für östliche Modelle der Meditation. Esoterische Modelle der Selbstfindung. Heilungsgebete und Geistheilung in den einst rationalen Kirchen (ohne Reflexion der theologischen Wurzeln). Aber auch: Ernsthaftes Nachdenken über den Wert frühchristlicher Spiritualität (z.B. Wüstenväter).

Warum beten? Deborah van Deusen Hunsinger (Professorin für Pastoraltheologie in Princeton): Empirische Studien haben den Zusammenhang zwischen Gebet und Heilung gezeigt. Manche Menschen sehen darin den Beweis für die Wirksamkeit des Gebets und manche haben sogar begonnen zu beten, weil es eben nützt. -- Aber der wirkliche Fokus und Zweck des Gebetes als Gemeinschaft mit Gott ist verloren gegangen. Statt Gott zum Zentrum unseres Lebens zu machen, hat unsere seelische Gesundheit das Zentrum eingenommen." (zitiert bei MCMinn & Phillips, p.22)

Wo liegt das Zentrum? „Empirische Studien haben den Zusammenhang zwischen Gebet und Heilung gezeigt. Manche Menschen sehen darin den Beweis für die Wirksamkeit des Gebets und manche haben sogar begonnen zu beten, weil es eben nützt. – Aber der wirkliche Fokus und Zweck des Gebetes als Gemeinschaft mit Gott ist verloren gegangen. Statt Gott zum Zentrum unseres Lebens zu machen, hat unsere seelische Gesundheit das Zentrum eingenommen.“ Deborah van Deusen Hunsinger, Princeton Deborah van Deusen Hunsinger (Professorin für Pastoraltheologie in Princeton): Empirische Studien haben den Zusammenhang zwischen Gebet und Heilung gezeigt. Manche Menschen sehen darin den Beweis für die Wirksamkeit des Gebets und manche haben sogar begonnen zu beten, weil es eben nützt. -- Aber der wirkliche Fokus und Zweck des Gebetes als Gemeinschaft mit Gott ist verloren gegangen. Statt Gott zum Zentrum unseres Lebens zu machen, hat unsere seelische Gesundheit das Zentrum eingenommen." (zitiert bei MCMinn & Phillips, p.22)

„Therapeutische Seelsorge“ „Therapeutische Seelsorge“ als Schlagwort und als breite Bewegung. Nicht nur im landeskirchlichen Raum, sondern auch im traditionell pietistischen und freikirchlichen Bereich. Leitfiguren: Jay Adams, Lawrence Crabb, Michael Dieterich, Reinhold Ruthe, IGNIS u.a.

Kritik im evangelikalen Raum „Psychologisierung der Seelsorge“ Schlagworte: „Befreiende Seelsorge“ vs. Psychotherapie, die nur begleiten kann in den Nöten „Biblische Seelsorge“ vs. Psychotherapie, die keine biblischen Leitlinien gibt „Nouthetische Seelsorge“ vs. Psychotherapie, die eben keine Ratschläge gibt, die auf Mündigkeit zählt. „Heilende Seelsorge“ vs. Psychotherapie, die sich bewusst ist, dass sie nicht letztlich heilen kann. Unqualifizierte Psychiatriekritik

Kritik an der Integration (Powlison) Oft „chaotischer Flohmarkt“, allenfalls undifferenzierter „großer Schirm“ unter dem alles Platz habe. Gemeinsamkeiten der Integration: Eine menschen-zentrierte Sicht der tieferen Probleme. Eine systematische Übernahme säkularer Psychologie, weil in der Bibel keine Grundlagen für ein Verständnis und für Veränderung des Selbst zu finden sei. Ein verfälschtes Evangelium, das Christus zum Diener der emotionalen und psychologischen Bedürfnisse der Menschen mache. Letztlich seien menschliche Bedürfnisse wie Götzen, die uns von einer tiefen Beziehung mit Gott abhielten.

Kritik der Kritik Gefühle und Bedürfnisse der Menschen als götzendienerische Empfindungen? Ist denn das Empfinden der Menschen nicht Teil des menschlichen Wesens und der menschlichen Not? Bereits im AT: Mitgefühl und Barmherzigkeit vs. Schuld und Sühne. „Der Herr, dein Gott, hat dein Wandern durch diese große Wüste auf sein Herz genommen.“ Biblische Seelsorger dürfen nicht zu Schriftgelehrten und Pharisäern degenerieren, die zwar jede Stelle zum Thema Sünde kennen, aber Gefühle der Barmherzigkeit mit den Schwachen bereits als „humanistisch“ und „außerbiblisch“ deklarieren. Sind also die Gefühle und Bedürfnisse der Menschen nichts anderes als götzendienerische Empfindungen, dem Herrn (und so genannten „biblischen“ Seelsorgern) ein Gräuel? Ist denn das Empfinden der Menschen nicht Teil des menschlichen Wesens und der menschlichen Not? Bereits im Alten Testament sehen wir, dass es Gott nicht nur um Schuld und Sühne ging. Er fühlte mit seinem Volk, sein Leiden in der Wüste war ihm nicht egal: „Der Herr, dein Gott, hat dein Wandern durch diese große Wüste auf sein Herz genommen.“ (5. Mose 2,7)

Seelsorge ohne Psychologie? Theologische Konstrukte allein erreichen nicht die Herzen der Menschen. Frage: Reichen die Konzepte der Bibel für eine fachgerechte Behandlung einer Anorexie, einer Angststörung, einer Zwangsstörung, oder einer Depression oder Psychose? Ein biblischer Reduktionismus kann zum Deckmantel für eine unprofessionelle (und oftmals auch unbarmherzige) Beratung werden, die dem leidenden Menschen nicht gerecht wird. Grenzen eingestehen und Zusammenarbeit suchen!

Das Unbehagen in der Kultur der Seelsorge Lebensgestaltung als geistliche Forderung (Vermischung von Gemeindezucht und Seelsorge) Religiöses Vokabular als Abwertung seelischer Not („Stolz, Auflehnung, Götzendienst“) Die Frage des Beichtgeheimnisses Dämonisierung seelischen Leidens. („Delta-Faktor“; „Frei von dunklen Schatten“) Glücksversprechungen und das Spannungsfeld menschlichen Leids. Lebensgestaltung als geistliche Forderung (Vermischung von Gemeindezucht und Seelsorge) Religiöses Vokabular als Abwertung seelischer Not („Stolz, Auflehnung, Götzendienst“) Die Frage des Beichtgeheimnisses Dämonisierung seelischen Leidens. („Delta-Faktor“; „Frei von dunklen Schatten“): Charles Kraft Glücksversprechungen und das Spannungsfeld menschlichen Leids.

Wiederentdeckung der Spiritualität Früher: „Christian Counseling“ „Integration of Psychology and Theology“ Heute: „Care of Souls“ „Care for the Soul“ „Spiritual Formation“ „Spiritual Direction“ „Integrating Spirituality into Treatment“ Früher: „Christian Counseling“ „Integration of Psychology and Theology“ Heute: „Care of Souls“ (Benner 1999) „Care for the Soul“ (McMinn & Philipps 2001) „Spiritual Formation“ (Beck 2003) „Spiritual Direction“ „Integrating Spirituality into Treatment“ (Miller)

Die Neuentdeckung der Seele David Benner (1999): Care of Souls. Revisioning Christian Nurture and Counsel. Baker. Daniel Hell (2003): Seelenhunger. Der fühlende Mensch und die Wissenschaften vom Leben. Huber. Daniel Hell (2002): Sprache der Seele verstehen. Die Wüstenväter als Therapeuten. Herder.

Die Neuentdeckung der Seele Unsere Beziehung zu Gott wird durch dieselben psychologischen Prozesse und Mechanismen moduliert, die auch in der Beziehung zu anderen Menschen wirken. Die geistliche Sehnsucht ist in gewisser Weise auch eine psychologische Sehnsucht und jede psychologische Sehnsucht kann auch verstanden werden als Reflexion unserer grundlegenden geistlichen Sehnsucht." "Die Seele umfasst unsere ganze Person. Kein Teil existiert ausserhalb ihres Kreises. Unsere Spiritualität ist eng verbunden mit unserem Geist und unserem Körper und hat keine unabhängige Existenz, die von diesen getrennt werden könnte. ... Wir haben keinen Teil der Persönlichkeit, der in Verbindung mit Gott steht oder sich nach einer solchen Beziehung sehnt. Es ist die Ganzheit unseres Seins, die sich nach einer solchen Beziehung sehnt und darauf anspricht. ... Mehr noch, unsere Beziehung zu Gott wird durch dieselben psychologischen Prozesse und Mechanismen moduliert, die auch in der Beziehung zu anderen Menschen wirken. Die geistliche Sehnsucht ist in gewisser Weise auch eine psychologische Sehnsucht und jede psychologische Sehnsucht kann auch verstanden werden als Reflexion unserer grundlegenden geistlichen Sehnsucht." (David Benner) David Benner

Spannungsfelder der Seelsorge IDEALE Bibl. Leitlinien Gesellschafts- prägende Kultur Gemeinde subkultur Individuum Wünsche Sehnsucht Triebe, Impulse Spannungsfelder: Menschen in ihren Bedürfnissen und ihrer schwierigen sozialen Situation ernst nehmen -- biblische Leitlinien einbringen und anwenden. Seelsorge findet oft im Umfeld einer Gemeinschaft / Gemeinde statt (Konflikt mit Werten der Gemeinschaft, z.B. Scheidung, Beziehungen, Sexuelle Orientierung etc. -- Abhängigkeit von Suchtmitteln, Erziehung der Kinder) -- Psychotherapie im Einzelsetting (keine Rechenschaft gegenüber einer definierten Gemeinschaft; allenfalls Beziehungsökologie). REALITÄT Leiden, Zerbrochenheit Gewalt, Versagen unerfüllte Wünsche

Herausforderung an die Seelsorge Einfühlung und Engagement (Compassion) Gesellschaftliche Relevanz Verantwortungsbewusstsein, Professionalität und Ethik Spiritualität und Sehnsucht nach Gott 1. Mifühlend (compassionate) vgl.Jesus – Weinen über die Menschen nicht verurteilend, sondern positive Ziele (sündige hinfort nicht mehr) 2. Relevant für unsere Gesellschaft aktuelle Themen Seelsorge am Puls der Menschen: spüren wir die Themen, die unsere Gesellschaft bewegen? -- Sexueller Missbrauch, AIDS, Verarbeitung schwerer Traumata (von grossen Katastrohen bis hin zum Suizid eines Dorflehrers), Internet-Pornographie Ethik in Bezug auf Gentechnologie oder pränatale Diagnostik **** 3. Verantwortungsbewusst und ethisch Berufsgeheimnis Supervision, Intervision Grenzen kennen und mit Fachleuten zusammenarbeiten. Ich erwarte von Seelsorgern aber auch, dass sie die differenzierte Diagnostik und Vorgehensweise aus 1. Thess. 5,14 kreativ anwenden, ohne schlechtes Gewissen, dass sie zu wenig geistlich wären. spirituelle Deutungen (Sünde,Ungehorsam oder Dämonen) allein machen noch keine biblische Seelsorge und keine christliche Gegenkultur aus. Als therapeutisch Tätige brauchen wir in der Seelsorge ein Gegenüber, das gelernt hat, unsere Sprache zu verstehen, ja sie zu sprechen. Seelsorge darf nicht im Alleingang geschehen: Supervision, Intervision, Kosultation mit Arzt, andern erfahrenen Seelsorgern. Wort vs. Mitgefühl: Gehorsam, Heiligung und Glaube sind wichtig; aber nur diejenige Seelsorge berührt die Herzen der Menschen, die im Sinne Jesu echt an den Nöten der Menschen leidet, ohne sie vorschnell zu beurtgeileen oder zu verurteilen.

1. Einfühlung und Engagement Gott nimmt das Fühlen, Begehren und Leiden des Menschen ernst. Jesus weinte über die Not der Menschen und nahm Anteil an ihrem Ergehen. Der reife Seelsorger kennt aus seinem eigenen Leben Grenzen und weiss um den Wert der Schwachheit. vgl.Jesus – Weinen über die Menschen nicht verurteilend, sondern positive Ziele (sündige hinfort nicht mehr)

Beispiel: Henri Nouwen “Seine Worte sprachen mit besonderer Sensibilität zu denjenigen Menschen, die in ihrem Leben seelisch gelitten hatten. Er entdeckte, dass er aus seinen eigenen Verwundungen die Verletzungen anderer Menschen erreichen konnte.” “Seine Worte sprachen mit besonderer Sensibilität zu denjenigen Menschen, die in ihrem Leben seelisch gelitten hatten. Er entdeckte, dass er aus seinen eigenen Verwundungen die Verletzungen anderer Menschen erreichen konnte.”

2. Gesellschaftliche Relevanz Seelsorge kann in der Sprache der umgebenden Kultur kommunizieren. Seelsorge spricht die Themen an, die die Menschen bewegen. Diakonischer Auftrag in einer entsolidarisierten Gesellschaft. Seelsorge gibt ethische Leitlinien. Seelsorge vertritt manchmal auch unbequeme Gegenstandpunkte. Seelsorge kann in der Sprache der umgebenden Kultur kommunizieren. Seelsorge spricht die Themen an, die die Menschen bewegen. Diakonischer Auftrag in einer entsolidarisierten Gesellschaft. Seelsorge gibt ethische Leitlinien. Seelsorge vertritt manchmal auch unbequeme Gegenstandpunkte. aktuelle Themen Seelsorge am Puls der Menschen: spüren wir die Themen, die unsere Gesellschaft bewegen? -- Sexueller Missbrauch, AIDS, Verarbeitung schwerer Traumata (von grossen Katastrohen bis hin zum Suizid eines Dorflehrers), Internet-Pornographie Ethik in Bezug auf Gentechnologie oder pränatale Diagnostik ****

3. Professionalität und Ethik Seelsorglich Tätige kennen ihre Grenzen und arbeiten mit Fachpersonen und -institutionen zusammen. Sie kennen die ethischen Richtlinien der Beratung und achten das Beichtgeheimnis. Sie sind sich ihrer Verantwortung bewusst und bedrängen Ratsuchende nicht mit einseitigen spirituellen Deutungen. Sie bilden sich selbst in speziellen Fachbereichen aus und nehmen Intervision / Supervision in Anspruch.

4. Spiritualität und Sehnsucht nach Gott In der Welt, nicht von der Welt. Die Sehnsucht nach dem letzten Durchblicken durch den matten Spiegel. Sehnsucht nach besserem Verständnis der menschlichen Seele. Sehnsucht nach vermehrtem Erkennen, was sein Wort für den einzelnen bedeutet. Eine Sehnsucht, dass er die Not der Menschen hinweg nimmt und ihre Tränen trocknet. In der Welt, nicht von der Welt. Die Sehnsucht nach dem letzten Durchblicken durch den matten Spiegel wird bleiben. Sehnsucht nach besserem Verständnis der menschlichen Seele, Sehnsucht nach vermehrtem Erkennen, was sein Wort für den einzelnen bedeutet, eine Sehnsucht, dass er die Not der Menschen hinweg nimmt und ihre Tränen trocknet Oft leiden wir an dem Fluch unserer seelischen Spannungsfelder. dieser Zerrissenheit zwischen unserem guten Wollen und den dunklen Anteilen in unseren tiefen Schichten. -- Römer 7. aber gerade das Festhalten an dieser Sehnsucht nach Gott und nach seinem Wirken in unseren Ratsuchenden, in unseren Patienten, in uns selbst, diese Sehnsucht wird uns immer wieder zurückführen auf das was der Glaube in der Kultur dieser Welt bedeuten kann. Und es ist diese Sehnsucht, die letztlich das Wesen einer christlichen Gegenkultur ausmacht, in der Welt, aber nicht von der Welt. Johann Amos Comenius: "Ich danke Gott, dass er mich mein ganzes Leben hindurch einen Mann der Sehnsucht hat sein lassen. Wenn er es auch zuliess, dass ich mich dadurch in manche Labyrinthe verirrte, hat er doch geholfen, dass ich mich aus den meisten heraus arbeitete; nun führt er selbst mich an seiner Hand zu der Aussicht auf die selige Ruhe." Psalm 143:6 ff "Ich breite meine Hände aus zu dir; meine Seele dürstet nach dir, wie ein dürres Land. Herr, erhöre mich bald, mein Geist vergeht; verbirg dein Antlitz nicht vor mir ... Tu mir kund den Weg, den ich gehen solll; denn mich verlangt nach dir.

Sehnsucht nach Gott Johann Amos Comenius: „Ich danke Gott, dass er mich mein ganzes Leben hindurch einen Mann der Sehnsucht hat sein lassen.“ „Ich breite meine Hände aus zu dir; meine Seele dürstet nach dir, wie ein dürres Land. Herr, erhöre mich bald, mein Geist vergeht; verbirg dein Antlitz nicht vor mir ... Tu mir kund den Weg, den ich gehen soll; denn mich verlangt nach dir.“ Psalm 143:6 ff

Zusammenfassung Ein Unbehagen zwischen den Kulturen der Seelsorge und der Psychotherapie ist unvermeidlich und sogar stimulierend. Seelsorge darf sich nicht dem kreativen Dialog mit der Psychotherapie verschliessen. Sinn und Werte leiten sich nicht nur ab von der Suche nach Glück, sondern letztlich aus der Perspektive der Ewigkeit – in einer unvollkommenen Welt. Eine christliche Gegenkultur hält das Spannungsfeld zwischen biblischen Leitlinien und der individuellen Not der Rat suchenden Person aus und ist in der Lage, in der Sprache der Gegenwartskultur zu kommunizieren.

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