Materialien zur Politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Große Wirtschaftskrise Die deutsche Geschichte im 20. Jh
Advertisements

Die Wiedervereinigung
Die Berliner Mauer Grenze durch eine Stadt Urban Grčar , 4.e.
Der Bau und der Fall der Berliner Mauer
Die Berliner Geschichte
Die Geschichte der Berliner Mauer
Die Geschichte der Berliner Mauer
Die Deutsche Demokratische Republik
Berlin … ….kurzgefasst C. Rizzotti Vlach.
Jedes Kind braucht einen Vater.
Die Geschichte von Deutschland
Die Stadt mit den tausend Gesichtern
Die Geschichte von Berlin – Lauriane GUNTHER 3ème3
Wann war das? 1925.
Mein Deutschreferat.
26 Oktober der Nationalfeiertag
5. Berlin.
Nach dem zweiten Weltkrieg blieb Litauen, so wie die anderen osteuropäischen Länder, hinter dem eisernen Gitter.
Berlin. Die Berliner Mauer
Wiedervereinigung Deutschlands
Entnazifizierung War das möglich?.
Europa und die Welt am Ende des 2. Weltkriegs
26. Oktober Nationalfeiertag
26. Oktober Nationalfeiertag
Demokratische Erneuerung.
Materialien zur Politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen
Titel: Ereignis:_________________________
BERLIN - geteilte Stadt
Die Ruhr Besetzung.
Der Fall der Mauer vor 20 Jahren
Österreichische Geschichte
BAU GIULIA & SPINELLO FEDERICO ° Liceo Linguistico Europeo Maria Assunta Castelfranco V.to – TV präsentieren:
Wie verändert sich die Welt?
Presenter: Tiffany Tracey
Die Republik Österreich in der Zwischenkriegszeit
Der Bau & der Fall der Berliner Mauer
DEUTSCHLAND UND BERLIN
DEUTCHLAND WAHREND DER ZWEITE WELTKRIEG.
EISERNER KANZLER - BISMARCK
Die <<verspätete Nation>>
By Brad Kark.  Der Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) wurde am Ende der 1918 Revolution geschaffen.revolution1918.statuerevolution1918.statue 
Parlamentarische Demokratie in der BRD
Berlin und Deutschland 1945 – 1990
Geschichte in fünf Gründung der Bundesrepublik Deutschland (1949)
Geschichte in fünf Berliner Mauer: Mauerbau & Mauerfall (1961 – 1989)
Die Potsdamer Konferenz
: Wieder Schwarzenbergplatz und Reichsbrücke Im zuständigen Gemeinderatsausschuss wurden heute die Rückbenennungen folgender Verkehrsflächen.
Nationalratswahl 2008 Die Ergebnisse aus Sicht der Sozialdemokratischen Partei Österreichs
Neuanfang unter alliierter Kontrolle und das „Ruf“-Verbot
Berliner Mauer von der westlichen und östlichen Seite
Entspannungspolitik und der österreichische Staatsvertrag
Wien, die Hauptstadt der Habsburgermonarchie
Afghanistan.
Die Dekolonisation Asiens
Die Hauptstadt Deutschlands
Geschichte in fünf Der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938.
Power Point Präsentation Der 2. Weltkrieg
„Wir Kinder dieser Welt“ Materialien zur Politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen
Schweizer Geschichtsbuch 4 Handreichungen für den Unterricht Folie 0© 2012 Cornelsen Verlag, Berlin. Alle Rechte vorbehalten. 3. Die Befreiung der Kolonien.
Das Ringen um den Staatsvertrag erste freie Wahlen Vorbereitungen liefen ohne Einmischung der Alliierten Mächte NATIONALRATSWAHL.
Tschechische Republik Die Liebfrauenschule präsentiert.
Die Berliner Mauer.
Die Wiedererrichtung der Republik Österreich
Die Berliner Mauer.
Der spanische BÜRGERKRIEG
МКОУ Терновская общеобразовательная школа
26. Oktober Nationalfeiertag
26. Oktober Nationalfeiertag
Die Erste Republik.
Österreich erhält den Staatsvertrag!
 Präsentation transkript:

Materialien zur Politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen 60 Jahre Staatsvertrag Materialien zur Politischen Bildung von Kindern und Jugendlichen www.demokratiewebstatt.at

Mehr Information auf: www.demokratiewebstatt.at

60 Jahre Staatsvertrag Im April 1945 befreiten alliierte Truppen Österreich von der nationalsozialistischen Diktatur. Österreich erklärte seine staatliche Unabhängigkeit, stand aber unter Kontrolle der alliierten Besatzung. Diese endete erst nach Abschluss des Staatsvertrags vom 15. Mai 1955. Österreich erlangte seine volle Souveränität wieder. Es war wieder frei! Außenminister Leopold Figl präsentiert den Staatsvertrag © Historisches Archiv ORF / Fritz Kern

Österreich nach 1945 – Wiederherstellung der Republik

Ende der NS-Herrschaft und Neuanfang Von 1938 bis 1945 war Österreich Teil des nationalsozialistischen Deutschen Reichs. Im Frühjahr 1945 besiegten alliierte Truppen das Deutsche Reich. Sie befreiten Österreich von der nationalsozialistischen Herrschaft. Am 27. April erklärten Vertreter der SPÖ, der ÖVP und der KPÖ Österreich als unabhängig und bildeten eine Provisorische Regierung unter Karl Renner. Anerkannt nur von der Sowjetunion, nach Ein- bindung der westlichen Bundesländer auch von USA, GB und FRA. Sowjetische Besatzungsmacht übergibt das Parlament an die Provisorische Staatsregierung unter Renner. © ÖNB / Wilhelm Obransky

Erste Nationalratswahl 1945 Drei Parteien bildeten eine vorläufige Regierung: - Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) - Österreichische Volkspartei (ÖVP) - Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) November 1945: erstmals seit 15 Jahren wieder Nationalratswahl in Österreich. Mehrheit für die ÖVP, alle drei Parteien an Regierung beteiligt. Gesetzesbeschlüsse des Parlaments mussten vom Alliierten Rat (Rat der vier Besatzungsmächte) bewilligt werden. Eine Frau gibt bei den Nationalratswahlen 1945 ihren Stimmzettel ab © ÖNB / VGA

Umgang mit der NS-Vergangenheit I Die Alliierten anerkannten Österreich als Opfer des Deutschen Reichs, machten es aber auch verantwortlich für die Kriegsbeteiligung an Seite Deutschlands. Viele ÖsterreicherInnen Mitglieder der NSDAP: Deshalb wichtig für die neue Republik, sich vom Nationalsozialismus zu distanzieren. Maßnahmen zur „Entnazifizierung“: - Verbot der NSDAP - Verbot, nationalsozialistisches Gedankengut zu verbreiten (= „Wiederbetätigung“) - Bestrafung ehemaliger NationalsozialistInnen für ihre Taten während des NS-Regimes.

Umgang mit der NS-Vergangenheit II Dennoch: Nicht alle NS-TäterInnen bestraft, viele MitläuferInnen aus ihrer Verantwortung entlassen. Erst in den 1990er-Jahren bekannte sich Österreich zur Mitverantwortung seiner BürgerInnen an NS-Verbrechen.

Das viergeteilte Land – Österreich während der alliierten Besatzung

Befreit und aufgeteilt Die Alliierten teilten das Land in vier Besatzungszonen, in denen sie jeweils die Kontrolle ausübten. Wien als Landeshauptstadt wurde ebenfalls in vier Zonen aufgeteilt. Den 1. Bezirk verwalteten die Besatzungsmächte gemeinsam. Grafik der Besatzungszonen in Österreich © Parlamentsdirektion / Kinderbüro Universität Wien / Franz Stürmer Amerikanisch-Sowjetische Zonengrenze © ÖNB / Herbert Kofler

Reisen durch Besatzungszonen Das Reisen innerhalb Österreichs war schwierig – es gab strenge Kontrollen an den Grenzen der Besatzungszonen. Man brauchte einen viersprachigen Identitätsausweis und eine Reiseerlaubnis. In Wien war der Grenzübertritt leichter. Oft musste man ja, um zur Arbeit zu kommen, mehrere Zonengrenzen überschreiten. Besatzungszonen in der Hauptstadt Wien © Parlamentsdirektion/ Kinderbüro Wien/ Franz Stürmer

Besatzungssoldaten – gefürchtet und geliebt Die Besatzungstruppen übten in ihren Zonen die Kontrolle aus. Vor allem in den ersten Tagen der Besatzung kam es auch zu Übergriffen und Gewalt. Es gab aber auch Liebesbeziehungen zwischen Österreicherinnen und Besatzungssoldaten. Ein britischer Besatzungssoldat mit Kind im Kinderwagen (1952) © ÖNB / Weber Angehörige der Alliierten Militärpolizei bei der Ausweiskontrolle © ÖNB / Croy

Von der Nachkriegsarmut zum Wirtschaftsaufschwung der 50er-Jahre

Die Folgen des Krieges Viele Gebäude, aber auch Straßen, Brücken, Bahnhöfe und Eisenbahnlinien waren zerstört. Viele Familien hatten Tote zu beklagen – viele Männer waren in Kriegsgefangenschaft oder verschollen. Es fehlten Nahrungsmittel und Medikamente und Heizmaterial – oft sogar Trinkwasser. Eingestürzter Häuserblock am Schwedenplatz in Wien © ÖNB / Otto Croy

Maßnahmen und Wege zur Abhilfe In Städten Lebensmittelkarten, um Verteilung der Nahrungsmittel zu kontrollieren. „Hamsterfahrten“ (man fuhr aufs Land, um Nahrungsmittel gegen Wertsachen einzutauschen, wie z.B. Goldschmuck gegen Brot) und Schwarzmarkt in Wien. Die Besatzungsmächte, die UNO und private Organisationen aus anderen Staaten unterstützten die hungernde Bevölkerung (z.B.: „Care-Pakete“ aus den USA). WienerInnen mit Brennholz beladen auf dem Heimweg (1945) © ÖNB

Schutt räumen und Wiederaufbau Erste Aufgabe: Trümmer und Schutt der zerstörten Städte wegräumen. Zumeist Frauen, die diese Arbeit verrichteten. Unterstützung für den Wiederaufbau (v.a. der Industrie) erhielt Österreich durch den sogenannten Marshallplan – insgesamt rund eine Milliarde US-Dollar. Frauen beim Schuttschaufeln in der Wiener Innenstadt © ÖNB

Entwicklung eines nationalen Bewusstseins Österreich nach 1945 wieder ein eigener Staat. Aber fühlten sich Menschen auch als ÖsterreicherInnen? Maßnahmen der Regierung: neues Wappen, neue Bundeshymne. Neu gegossene Pummerin als nationales Kulturgut, 1946 Feier zu 950 Jahren Ostarrichi-Urkunde Erfolge im Sport (Olympische Winterspiele 1952, Fußball-WM 1954) Wiedereröffnung der Wiener Staats- oper und des Burgtheater. Unterzeichnung des Staatsvertrags als zentrales Ereignis für sich entwickelndes österreichisches Nationalbewusstsein. Die Pummerin auf dem Weg nach Wien © ÖNB/USIS

Was lange währt, wird gut – Österreichs Weg zum Staatsvertrag

Der (Verhandlungs-)Weg zum Staatsvertrag Österreichs Grenzen bleiben nach 1945 gleich wie in der Ersten Republik – Entschädigungszahlungen an Jugoslawien. Entschädigungszahlungen Österreichs an Sowjetunion für Ablöse des sog. „Deutschen Eigentums“ (Fabriken, Erdölfelder). Kalter Krieg zwischen USA und Sowjetunion bringt Verhandlungen über Staatsvertrag zwischen 1947 und 1953 ins Stocken. 1954: Wiederaufnahme der Gespräche, Sowjetunion und USA stimmen einem blockfreien und militärisch neutralem Österreich zu. Auch die österreichische Schifffahrt war als Teil des „Deutschen Eigentums“ in sowjetischen Händen © ÖNB/ USIS

Durchbruch für österreichischen Staatsvertrag April 1955: Sowjetunion stimmt Staatsvertrag zu, nachdem sich Österreich zu „immerwährender Neutralität“ verpflichtet und zusagt, keinem Militärbündnis beizutreten. Sowjetunion stimmt Ablösezahlungen für „Deutsches Eigentum“ zu. 15. Mai 1955: Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrags im Schloss Belvedere – „Österreich ist frei“. Unterzeichnung des Staatsvertrags im Schloss Belvedere © Historisches Archiv ORF / Fritz Kern

„Österreich ist frei“ Inhalt des Staatsvertrags: volle staatliche Souveränität Österreichs, Anschlussverbot an Deutschland, Verbot der nationalsozialistischen „Wiederbetätigung“. Mitverantwortung Österreichs am Zweiten Weltkrieg im Staatsvertrag nicht erwähnt! ► Bekräftigung des „Opfer“-Mythos. 27. Juli 1955: Staatsvertrag tritt in Kraft, Abzug der Besatzungstruppen beginnt. 26. Oktober: Nationalrat beschließt Verfassungsgesetz über Neutralität Österreichs. Österreich somit wieder ein freier, unabhängiger und souveräner Staat.

Übung I: Überlege bzw. finde heraus …! Weißt du, warum der österreichische Nationalfeiertag am 26. Oktober gefeiert wird? Antwortmöglichkeiten: Der letzte Besatzungssoldat verließ Österreich Der Nationalrat beschloss die Neutralität Österreichs Der Staatsvertrag wurde unterschrieben

Übung II: Überprüfe die Mythen zum Staatsvertrag Hast du schon von Mythen oder „Gschichtln“ rund um den Staatsvertrag gehört? Recherchiere zuerst, was man unter einem „Mythos“ versteht! Finde dann heraus, welche Mythen es zum österreichischen Staatsvertrag gibt und überlege dir, ob sie der Wahrheit entsprechen können.