Die Erzählungen von der Kindheit Jesu

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 Präsentation transkript:

Die Erzählungen von der Kindheit Jesu PD Dr. Thomas Hieke

Kindheitsgeschichten und „historische Wahrheit“ Die Kindheitsgeschichten können und wollen kein historisch-biographischer Bericht sein. „Historisches“ Denken ist eine Entwicklung des 19. Jahrhunderts. Es gibt zu viele Unterschiede zwischen Mt und Lk. Zu viele Details fehlen. Die Texte sind nicht aus einer plausiblen „Historie“ entwickelt, sondern aus der „Heiligen Schrift“.

Kindheitsgeschichten als theologische Aussagen Die Evangelisten leitet kein historisches, sondern ein theologisches Interesse. Als Schlagwort: „Reli“, nicht „Bio“ oder „Geschichte“ steht auf dem Stundenplan. Problem: Liest man die Texte als historische oder gar biologische Tatsachenquellen, dann geht man letztlich an der Intention der Texte vorbei.

Kindheitsgeschichten als theologische Aussagen „Wahrheit“ beschränkt sich nicht auf historisch feststellbare Tatsachen. Wahr ist auf jeden Fall das in den Texten zu greifende Zeugnis der frühen Christen (der Evangelisten) über Jesus Christus. Unser Glaube gründet auf diesem Zeugnis, nicht auf angebliche historische Rekonstruktionen.

Matthäus Eröffnung des Neuen Testaments mit dem „Inhaltsverzeichnis des AT“ (= die Genealogie Jesu) Rückverweise auf die wechselvolle Geschichte Israels Eingliederung Jesu in das genealogische System der Heiligen Schrift Frauen: durch Gottvertrauen und Eigeninitiative kommen sie mit der Hilfe Gottes aus sehr schwierigen Situationen

Matthäus Die Frauen in der Genealogie Jesu: In ihren Geschichten zeigt sich, wie die Planungen der Menschen (der Männer?) durchbrochen werden. Hier ist Platz für das Ungewöhnliche, für das Handeln Gottes. Es gibt keinen „Automatismus“ des Heils, Gott ist frei und nicht berechenbar. Die Frauen als Nicht-Jüdinnen, die doch eine wichtige Rolle spielen, weisen auf die Verkündigung des Evangeliums an die Völker voraus (Mt 28,16–20).

Matthäus Die Geburt Jesu Auffälliges Abweichen der Begrifflichkeit: Genealogie: X „zeugte“ (egennesen - Aktiv) Y Bei Jesus: Josef, der Mann Marias, aus ihr „wurde Jesus geboren“ (ex hes egennethe – Passivum divinum) Name: „Jesus“ (JHWH rettet) Name: „Immanuel“ (Gott mit uns) Mt 28,20: Jesus sagt: „Ich bin bei euch alle Tage…“

Matthäus Die Geschichte der Sterndeuter: „Stern“ → Num 24,17; kosmische Bedeutung der Geburt Jesu Das Kommen der Völker zum Zion als Erwartung (Jes 2/Micha 4; Jes 60,6): RÜCKverweis auf die Erwartung im AT, VORverweis auf die Verkündigung des Evangeliums an alle Völker (Mt 28,16–20)

Matthäus Flucht nach Ägypten Rückverweis auf Mose, der auch als Kind vor Verfolgung gerettet wurde („Binsenkörbchen“: Ex 2,1–10) Anspielung auf Hos 11,1: „Ich rief meinen Sohn aus Ägypten“ Der gleiche Text, der bei Hosea sich auf die Befreiung Israels (Exodus) bezieht, wird von Matthäus ganz anders gelesen – und auf Jesus bezogen!

Lukas Kunstvolle Gestaltung der Kindheitserzählungen: Parallelisierung von Johannes und Jesus Magnificat: Zahlreiche Anspielungen an das Alte Testament Enge Einbindung der „Heiligen Familie“ in das jüdische Leben nach dem „Gesetz“ Brücke zwischen AT und NT: Hier liegt eine der wichtigsten theologischen Funktionen der Kindheitsgeschichten.

Johannes und Jesus bei Lukas Geburtsankündigung des Täufers Elisabet Johannes Geburt des Täufers Begrüßung/Beschneidung Loblied des Zacharias: Benediktus Geburtsankündigung Jesu Maria Jesus Geburt Jesu Begrüßung/Beschneidung Loblied des Simeon: Nunc dimittis Der 12jährige Jesus im Tempel Begegnung der Mütter und ihrer Kinder Loblied der Maria: Magnificat

Lukas Vorausverweise in den Kindheitsgeschichten auf das Evangelium Z.B. Thema der „Armut“; Gott auf Seiten der Armen und Schwachen Einbettung in die große Weltgeschichte Die Geburt Jesu wird mit der Weltregierung („Kaiser Augustus“) parallelisiert; Gegenproklamation zur römischen Ideologie des Kaisers als Friedensbringer und Retter.

Kindheitsgeschichten Hochtheologische und „schriftgelehrte“ Texte fordern die Kenntnis des AT ein knüpfen Jesus an die Verheißungen des AT an (das AT als Wurzel → ) schaffen eine erzählerische Brücke vom AT zum Evangelium von Jesus wollen vorausverweisen auf die Besonderheit Jesu

Päpstliche Bibelkommission: Das jüdische Volk und seine Heilige Schrift in der christlichen Bibel In der Tat ist die Heilige Schrift des jüdischen Volkes ein wesentlicher Teil der christlichen Bibel, und sie ist auch im zweiten Teil dieser Bibel in vielfacher Weise gegenwärtig. Ohne das Alte Testament wäre das Neue Testament ein Buch, das nicht entschlüsselt werden kann, wie eine Pflanze ohne Wurzeln, die zum Austrocknen verurteilt ist. Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 152, Nr. 84

Kindheitsgeschichten wollen schon erste Antworten geben auf die stets aktuelle Frage: Wer ist dieser Jesus?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!