PERSPEKTIVEN DER FRAUENGESUNDHEIT – AKTUELLE HERAUSFORDERUNGEN IN DEUTSCHLAND AUFTAKT DES NATIONALEN AKTIONSPLANS FRAUENGESUNDHEIT, 05. NOVEMBER 2014, WIEN Gabriele Klärs, M.Sc. Public Health Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften
DISKURSE GESCHLECHT UND GESUNDHEIT historisch gewachsen aus der Frauen(gesundheits)- bewegung, Frauen- und Geschlechterforschung Fokus: Frauen Frauen- gesundheit Jüngere Bewegung Fokus: Männer Männer- gesundheit Geschlechterunterschiede Prädisposition, Inzidenz, Entstehung, Symptomatik, Entwicklung und Behand- lungschancen vieler Krankheiten Gender- medizin Public HealthGBE Bevölkerungsbasierte Daten nach Geschlecht und weiteren sozialen Merkmalen differenziert Betrachtung von Geschlechterdifferenzen in Bezug auf Gesundheit, Krankheit und gesundheitsbezogenes Verhalten Gabriele Klärs, Universität Bielefeld1
KAISERSCHNITT Gabriele Klärs, Universität Bielefeld2
K AISERSCHNITTRATEN IN AUSGEWÄHLTEN L ÄNDERN DER EU Gabriele Klärs, Universität Bielefeld3
KAISERSCHNITTRATEN IN DEN BUNDESLÄNDERN Gabriele Klärs, Universität Bielefeld4
DISKUTIERTE GRÜNDE Medizinische Einflussfaktoren: Höheres Alter der Gebärenden Wünsche der Frauen Klinikorganisation: Planbarkeit Ärztliche Ausbildung und forensische Gründe unterschiedliche Ausnutzung des Handlungsspielraums Gabriele Klärs, Universität Bielefeld5
HANDLUNGSBEDARF UND ANSÄTZE Ärztliche Aus- und Fortbildung: Ärztinnen / Ärzte und Hebammen schulen im Umgang mit schwierigen geburtshilflichen Situationen Leitbild der natürlichen Geburt Förderung der Ressourcenorientierung in der Geburtshilfe Strukturen: Evidenzbasierte Information und Beratung der Schwangeren / Eltern über mögliche Folgen und Risiken eines Kaiserschnitts Spezialisierung von Kliniken auf besondere geburtshilfliche Situationen Ausbau des Angebotes hebammengeleiteter Kreißsäle (derzeit 15 in D) Politik: gesundheitsziele.de: neues nationales Gesundheitsziel: „Gesunde Geburt“, derzeit in Erarbeitung Leitlinie Kaiserschnitt (derzeit in Überarbeitung), ExpertInnenstandard „Förderung der physiologischen Geburt“ (in Erprobung) Niedrige Kaiserschnittraten als Qualitätsmerkmal für Kliniken etablieren Gabriele Klärs, Universität Bielefeld7
SEXUALISIERTE GEWALT Gabriele Klärs, Universität Bielefeld6
PRÄVALENZEN Sexualisierte Gewalt in der Kindheit Prävalenz 13-19% der Mädchen bis 14 Jahre Täter stammen zu 42% aus dem sozialen Umfeld, zu 27% aus der Familie Sexualisierte Gewalt im Erwachsenenalter Weltweit erleiden 30% aller Frauen sexuelle und/oder körperliche Gewalt durch ihren Beziehungspartner, in Europa betrifft diese etwa jede vierte Frau; 5% durch andere (WHO, 2013) Quelle: Gabriele Klärs, Universität Bielefeld7
GESUNDHEITLICHE FOLGEN Kurz-, mittel- und langfristige Folgen Direkte Verletzungsfolgen Psychosomatische Beschwerdebilder, z.B. Eßstörungen Chronische Krankheiten als Folge von chronischem Stress Chronische Schmerzsyndrome Psychische Störungen, PTBS Beeinträchtigung der reproduktiven Gesundheit Gesundheitsschädigende Bewältigungsstrategien Gabriele Klärs, Universität Bielefeld8
HANDLUNGSBEDARF Unterstützung der verschiedenen Berufsgruppen im gesundheitlichen Versorgungssystem hinsichtlich Erkennen von Gewaltbelastung und adäquatem Umgang mit Betroffenen Ergänzung der Curricula der Aus-, Fort- und Weiterbildung der Gesundheitsberufe Gabriele Klärs, Universität Bielefeld9
VERNETZUNG FÖRDERN Nordrhein-Westfalen: Modellprojekt gesine MIGG (gefördert von der Bundesregierung von ) Fortsetzung auf Landesebene in Nordrhein-Westfalen in fünf Modellregionen (seit 2012) Ziele: Aufbau von regionalen intersektoralen und interprofessionellen Vernetzungs- strukturen Bündelung der Expertise vor Ort Förderung des interdisziplinären und intersektoralen Austauschs Gabriele Klärs, Universität Bielefeld10
ERFOLGSFAKTOREN Gabriele Klärs, Universität Bielefeld12
FÖRDERLICHE FAKTOREN UND STRUKTUREN Strukturelle Verankerung und damit Sicherstellung der Betrachtung der Geschlechterperspektive (GM) Integration der Geschlechterperspektive in systematische Prozesse wie Zieleprozesse und Interventionsprozesse Sicherstellung der Einbindung entsprechender Expertise Beteiligung der relevanten, verschiedenen Akteure: Politik, Gesundheitssystem (medizinische, psychothera- peutische Versorgung), Wissenschaft, Fraueninfrastruktur, PatientInnenorganisationen/ Selbsthilfe Gabriele Klärs, Universität Bielefeld13
PERSPEKTIVEN Umsetzung des Koalitionsvertrags Gender als Standard und Qualitätsmerkmal etablieren Qualitätsmerkmal von Interventionen Voraussetzung für Projektförderung „Prävention und Gesundheitsförderung in den Vordergrund stellen (…) Wir wollen die jeweiligen Besonderheiten berücksichtigen, die sich aus der Frauen- und Männergesundheitsforschung insbesondere für die gesundheitliche Versorgung und die Erarbeitung von medizinischen Behandlungsleitlinien ergeben.“ (Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD, 2013, S. 59) Gabriele Klärs, Universität Bielefeld14
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