Vorlesung 7 Zweiter Roman: 8. 11. – [15. 11.] – 22. 11. – 29. 11 Marmorera (2007) von Dominik Bernet - Julia als Undine und die „Fälle“ - Fortsetzung:

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 Präsentation transkript:

Vorlesung 7 Zweiter Roman: – [ ] – – Marmorera (2007) von Dominik Bernet - Julia als Undine und die „Fälle“ - Fortsetzung: Verfilmung

Der erste Schweizer Mystery Thriller Kriminalerzählung und Mystery Fiction: Manches, aber bei weitem nicht alles logisch auflösbar! Träger der Detektion: Versuch, die Fälle aufzuklären, bzw. hinter das Geheimnis zu kommen! Daher:Kriminalerzählung und Mystery Fiction: Manches, aber bei weitem nicht alles logisch auflösbar! Träger der Detektion: Versuch, die Fälle aufzuklären, bzw. hinter das Geheimnis zu kommen! Daher: Zwei Träger der Detektion: Untersuchungsrichter Motta (einer aus Marmorera!), der ein polizeirichterliches Verfahren anstrengt, und der Arzt Simon Cavegn, der hinter das Geheimnis seiner Patientin kommen möchte und in ihren Bann gezogen wird. Zahlreiche Bezüge zur Literatur: Goethes frühe naturmagische Ballade Der Fischer ist Ausgangspunkt des Romans: Die Najade, die als Welle kommt, singt zum Fischer und lockt ihn in ihr Reich unter Wasser. Relativ festes Motiv-Schema der Wassergeister-Stoffe:

Die Mythologie der Wasserfrauen Die Mythologie der Wasserfrauen (Nixen, Sirenen, Undinen, Najaden, Nereiden, Nymphen) unda (lat.) = die Welle Unsterbliches weibliches Wasserwesen (Wassernymphe) –seelenlos; –Lebensbereich ist das Wasser, dem die Nixe gebietet; –Liebe zu einem Menschen oder ein Kind aus der Verbindung mit den Sterblichen beschert der Nixe eine Seele, –macht sie aber sterblich. –Mahrtenehe (vgl. engl. nightmare) –Untreue des Mannes ist für diesen tödlich, –Kann aber auch für die Nixe tödlich werden, die durch ihre Liebe sterblich geworden ist. Stofftradition: Stofftradition: Stark beeinflusst durch de la Motte Fouqués Undinen-Dichtung (Oper, Lyrik). Ursprung der Sage (Text aus dem 14. Jh.): schwäbisches Geschlecht der Schenken von Stauffenberg. - Vgl. auch Aragorn und Arwen!!! (nacherzählt und wieder aufgenommen von Chr. Vulpius, Achim von Arnim, de la Motte Fouqué, Oper von Lortzing u. a.).

J. W. Goethe, Der Fischer (1778) Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Ein Fischer saß daran, Sah nach dem Angel ruhevoll, Kühl bis ans Herz hinan. Und wie er sitzt und wie er lauscht, Teilt sich die Flut empor; Aus dem bewegten Wasser rauscht Ein feuchtes Weib hervor. Sie sang zu ihm, sie sprach zu ihm: Was lockst du meine Brut Mit Menschenwitz und Menschenlist Hinauf in Todesglut? Ach wüßtest du, wie's Fischlein ist So wohlig auf dem Grund, Du stiegst herunter, wie du bist, Und würdest erst gesund. Labt sich die liebe Sonne nicht, Der Mond sich nicht im Meer? Kehrt wellenatmend ihr Gesicht Nicht doppelt schöner her? Lockt dich der tiefe Himmel nicht, Das feuchtverklärte Blau? Lockt dich dein eigen Angesicht Nicht her in ewgen Tau? Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll, Netzt’ ihm den nackten Fuß; Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll, Wie bei der Liebsten Gruß. Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm; Da wars um ihn geschehn: Halb zog sie ihn, halb sank er hin Und ward nicht mehr gesehn. Sämtliche Werke, Band 1, Artemis- Gedenkausgabe, Zürich 1950, S. 116f.

Friedrich de la Motte Fouqué UNDINE. Eine Erzählung [1811] […] Mit unsäglicher Anmut sang sie, Huldbranden umschlingend: »Aus dunst’gem Tal die Welle Sie rann und sucht’ ihr Glück; Sie kam ins Meer zur Stelle, Und rinnt nicht mehr zurück.« Der alte Fischer weinte bitterlich in ihr Lied, aber es schien sie nicht sonderlich zu rühren. Sie küßte und streichelte ihren Liebling, der endlich zu ihr sagte: »Undine, wenn dir des alten Mannes Jammer das Herz nicht trifft, so trifft er’s mir. Wir wollen zurück zu ihm.« – Verwundert schlug sie die großen blauen Augen gegen ihn auf und sprach endlich langsam und zögernd: »Wenn du es so meinst – gut; mir ist alles recht, was du meinst. Aber versprechen muß mir der alte Mann da drüben, daß er dich ohne Widerrede will erzählen lassen, was du im Walde gesehn hast, und – nun das andre findet sich wohl.« – […] »Ach«, entgegnete die Wanderin, »willst du mich denn nicht noch ein einziges Mal sehn? Ich bin schön, wie als du auf der Seespitze um mich warbst.« – »O, wenn das wäre!« seufzte Huldbrand; »und wenn ich sterben dürfte an einem Kusse von dir.« – »Recht gern, mein Liebling«, sagte sie. Und ihre Schleier schlug sie zurück, und himmlisch schön lächelte ihr holdes Antlitz daraus hervor. Bebend vor Liebe und Todesnähe neigte sich der Ritter ihr entgegen, sie küßte ihn mit einem himmlischen Kusse, aber sie ließ ihn nicht mehr los, sie drückte ihn inniger an sich und weinte, als wolle sie ihre Seele fortweinen. Die Tränen drangen in des Ritter Augen und wogten im lieblichen Wehe durch seine Brust, bis ihm endlich der Atem entging und er aus den schönen Armen als ein Leichnam sanft auf die Kissen des Ruhebettes zurücksank. »Ich habe ihn tot geweint!« sagte sie zu einigen Dienern, die ihr im Vorzimmer begegneten, und schritt durch die […].

Melusine (Motiv der Mahrtenehe: Bruch des Versprechens) Julius Hübner, Direktor der Dresdner Gemäldegalerie, (1806 – 1882)

Julias Einfluss auf Simon Cavegn S. 67: Prof. Ball informiert Cavegn über das Überleben der jungen Frau und überträgt ihm die Therapie. Ball wählt später den Namen „Julia“ für sie (73f.). Die junge Frau hat eine besondere Affinität zum Wasser, setzt es als „Waffe“ ein und beeinflusst die Elektrizität (Einfluss auf die Kamera bei der Therapie). Überschwemmung in Julias Krankenzimmer (62; 63, vgl. Melusinen-Motiv). Julia „reguliert“ Simons „Wärmehaushalt“ (45, 50, 80). Es geht ein „Sog“ von ihr aus, dem sich Simon ausgesetzt fühlt (68). Sie vermittelt Simon ein geheimnisvolles Vorwissen über die Fälle, die sich ereignen (z. B. im Monitor der Kamera, 96). Sie spricht, aber nur Simon versteht ihre Rede. Mit ihrer Rede zu ihm deutet sie Zukünftiges an. Doppelgänger-Motiv: Julia als „revenant“ von Simons Grossmutter Marea (Ähnlichkeit mit ihr auf einem Hochzeitsfoto). Simon seinerseits sieht Gian, dem Grossvater, ähnlich (vgl. 79 – 83). Auch der Friedhofsgärtner Giovanoli scheint „Vorwissen“ zu besitzen, denn er kommentiert die Fälle mit „War absehbar.“ (24), ein Wort, das dann auch Simon übernimmt.

Die Fälle F 1 – F 7 Alle Fälle haben mit Wasser oder Elektrizität zu tun. Simon hat den Eindruck, der Untersuchungsrichter aus Thusis versuche die Ursache zu bagatellisieren oder von einem Hintergrund bzw. einer hintergründigen Erklärung abzulenken. F 1F 1 (15 – 38: rätselhafter Tod des Fischers Rizzi und das Auftauchen der jungen Frau aus dem See) –Schuberts Goethe-Vertonung, die „zufällig“ aus dem Autoradio tönt, nimmt den Tod des Fischers vorweg. Simon wird sich dieser Antizipation erst später bewusst. –Giovanoli im Friedhof zitiert ebenfalls aus Goethes Gedicht (32), bevor sich die Tragödie mit dem Fischer ereignet. –Aus dem Wasser des Sees taucht ein „feuchtes Weib“ hervor, wie in Goethes Gedicht. –Zur Wiederbegegnung Simons mit „Julia“ kommt es erst wieder in der Psychiatrie in Zürich (69): Sie tändelt mit ihm und flüstert ihm zu „“Ich sollte mal …“. –Julia ist Simon zugetan – Liebe eines Elementargeistes zu einem Menschen …

F 2 Rudolf Lozzos Tod F 2 (54 – 80): Rudolf Lozzos Tod Lozzo ist Simons Patient. Zu Simons Überraschung summt er Verse aus Goethes Fischer (55f., 61, 73): „Das Wasser rauscht‘, das Wasser schwoll, […]“. Er bekundet gleichzeitig den Drang, Wasser lassen zu müssen („ich sollte mal …“), kann aber nicht. Es sind die Worte, die Julia bereits zu Simon gesprochen hat. Er sieht noch einmal genau diese Szene auf dem flackernden Bildschirm (78). Er selbst verspürt einen unsäglichen Harndrang, kann sich davon aber nicht befreien. S. 78: Lozzo ist an der geplatzten Harnblase gestorben. S. 79ff.: Gespräch mit Paula über diesen Fall. Die Untersuchung hat ergeben, dass Lozzos Körper, wie im Fall Rizzi, mit Wasser gefüllt gewesen war. Das Foto Das Foto (80): Sie betrachten das Hochzeitsfoto aus Grossmutters Schachtel, entdecken Ähnlichkeiten. Simon findet in der Schachtel eine Schallplatte: Schuberts Der Fischer, gesungen von Karl Erb (83).

Von der Simon/Julia-Handlung zunächst unabhängiger Erzählstrang. Ende des Gesprächs Paula/Simon (84): Simon meint: „Dieser Motta hat seine Rechnung ohne den Wirt gemacht.“ – Grund für diese Bemerkung: Motta behauptet, das Boot Rizzis habe einen Motor gehabt (47) und kann nichts zum Verbleib von Julias geblümten Kleid sagen = Motiv-Brücke zum nächsten Fall: Der Wirt Palottas ist das Opfer. F 3 Restaurant Lai Murmarera: In Anwesenheit von Heiri und Rosa, der Kellnerin, wird Palottas übel und er erbricht schliesslich, mit grossen Mengen Blut und Wasser, das geblümte Kleid der jungen Frau (90). Parallel-MontageParallel-Montage dazu: Simon ist übel. Er betrachtet eine Fernsehaufzeichnung mit Julia und erkennt plötzlich – in einer Reihe wirrer Visionen – Palottas Gesicht „mit weit aufgerissenem Mund“ (96), seine Obduktion (98, 102), ferner an einer Wäscheleine im alten, versunkenen Dorf Julias geblümtes Kleid. Simon reflektiert seine „Voraussicht“ (97f.) und bespricht mit Paula seine „Halluzinationen“ (98). Simons Entschluss, in Marmorera Nachforschungen anzustellen (Vorwand: Lozzos Beerdigung, 107, 109) F3Palottas Tod F3 (84 – 80): Palottas Tod