Heile Welt zu Fuß Pilgerstudie 09

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Leitbilderstellung der Samtgemeinde Am Dobrock
Advertisements

Kopftext Was das ist, was das soll und wie wir‘s umsetzen
Wolfgang Beer,
Aktuelle Situation zunehmende Internationalisierung, da sich ökonomische und ökologische, politische und soziale Entwicklungen in hohem Maße in weltweiten.
Junge Erwachsene und Religion Erkenntnisse aus dem Religionsmonitor der Bertelsmann-Stiftung.
Religionsbegriffe 1.) Unterscheidung zwischen menschlicher und göttlicher Sphäre: „Sorgfältige Verehrung der Götter“ (Cicero) „Wiederverbindung des Menschen.
Ab heute ist morgen!.
Inklusion in Kirchengemeinden „Da kann jede/r und kommen!“
___________________ {Trage hier bitte deinen Namen ein !}
Gedanken, in die Heimat geschickt
Achtsamkeit als Tor zur Gegenwart Gottes in allen und in allem
Nordrhein- Westfalen Individuelle Förderung in der OGS im Primarbereich Die Schule – vermittelt die zur Erfüllung ihres Bildungs- und Erziehungsauftrags.
Gerhard Skoff / Danube Tourist Commission
Eine andere Welt ist möglich – Fair teilen statt sozial spalten oder: Sozialethik in Bewegung 02. April Rüppurr DVA – KAB.
Studienergebnisse für die Schweiz 4. Juni 2008, Au Premier, Zürich.
Welt-weit – Welt-sicht Eine-Welt-Arbeit in der Kindertagesstätte 0.
DIE BENEDIKTINERKLÖSTER NIEDERÖSTERREICHS UND IHRE BEDEUTUNG FÜR DEN AUSFLUGSTOURISMUS.
Familienföderation e.V.
Beruf PastoralassistentIn
Was ist Natur? 1. Definition
Geh aufrecht wie die Bäume. Lebe dein Leben so stark wie die Berge
Zusammenhang zwischen Lebensqualität und Schulqualität
Kreativ Kultur erleben.
Kultur-/Mediensoziologie: ausgewählte Aspekte
die Bundesrepublik Deutschland.
Geh aufrecht wie die Bäume. Lebe dein Leben so stark wie die Berge
Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir.
Angela di Foligno und Dölpopa Sherab Gyaltsen. Angelas Leben Geboren 1248 in Foligno, 1309 dort gestorben Kind wohlhabender Eltern Führte bis zu ihrer.
Ablauf Arbeitsgruppe „Welche Werte braucht unsere Kultur heute für morgen?“ – 15:00 Zweiergespräche: Was macht mir mit Blick auf die Zukunft Sorgen?
Psalm 23 Der Herr ist mein Hirte!.
Weyregg – eine Pfarre zum Wohlfühlen
Überlegungen zu einer eschatologischen Pastoral Linz, 14. März 2009 Konturen einer neuen Kirchengestalt.
Das kleine Buch von der Freundschaft.
Willkommen!.
Texte aus dem International Assembly 2006 Report Vereinigt (assoziiert) für die lasallianische Erziehungssendung Grundlegende Richtlinien und Bereiche.
Das Auffinden einer authentischen Stimme unter den Dialekten der inneren Polyphonie   E. Ukolova GLE-Kongress, Lindau May 2011.
Firmvorbereitung in Wolfurt 2007
Glaubensbiotop Kirche und Natur – verwurschtelt oder verwurzelt?
die Bundesrepublik Deutschland.
King‘s Kids Netzwerk Waldenburgertal
Christentum … Themen: Christentum - Heiliger Tag
Wort des Lebens Juli 2014.
Deutschland ist nicht mehr, was es mal war Viele Jahre wurde über den demografischen Wandel in Deutschland gesprochen. Das, worüber diskutiert.
Tage religiöser Orientierung in der Q1 (März 2015)
Lernzyklus Lerntypen MacherInnen EntdeckerInnen DenkerInnen
Identität europäisch gedacht ?!?
Zwischen Stichsäge und St. Martin Wochenrückblick vom – Zu Beginn der Woche hörten die Elfen die Geschichte vom heiligen St. Martin.
Nachbar Deutschland Ein Mitgliedsstaat der Europäischen Union © Werner Röhrig – Weilburg Comenius – Projekt „Lernwerkstatt zur europäischen Kultur“
Stille Wasser Wolfgang´s Powerpoint Präsentation.
Freizeit. Was macht man da?
8 Biblische Leitsätze, die uns führen
Schweige und höre neige deines Herzens Ohr suche den Frieden
Reise der Diözese Regensburg zum Weltjugendtag in Krakau
Definitionen und die Funktionen von Kunst Diskussionstraining Motive, Thema 4.
| igmgorg. Motto 2015 Jung ist, wer... Jugendarbeit in den Moscheen Deutschlands –Identität stärken –Engagement fördern –Unterstützung in.
Konzeptpräsentation „Gesund Führen“ / Comline AG
Theologie der Verbände
Das Heilige Buch heißt die Bibel. Bibel bedeutet Biblia. Das alte Testament ist das gleiche wie im Judentum.
Die grösste Not der Welt.
Schule „Komplex „Harmonie“ DSD-1 Der Einfluss von Computerspielen auf Jugendliche Vorgelegt von: Klasse: 10“A“ Betreuer: Frau Grebneva, Deutschlehrerin.
Emma Manucharian, Der Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD). ist eine gemeinsame Einrichtung der deutschen Hochschulen, fördert die internationalen.
 Das Oktoberfest in München (auch Wiesn) ist eines der größten Volksfeste der Welt.  Für das Oktoberfest brauen die Münchner Brauereien ein spezielles.
Rosen die von Herzen kommen -1
Glück haben oder glücklich sein – gibt es einen Unterschied?
10 Gründe, Deutsch zu lernen
Geh aus, mein Herz, und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben; schau an der schönen Gärten Zier und siehe, wie sie mir und dir.
entdecke Leben Glaube Sinn #EntdeckeAlpha
Geh aus, mein Herz, und suche Freud
 Präsentation transkript:

Heile Welt zu Fuß Pilgerstudie 09 Wandern als Natur- und Selbsterfahrung - Texte zum sanften Natursport Heile Welt zu Fuß Pilgerstudie 09 Rainer Brämer wanderforschung.de Pilgern092 akt. 11/09, 2/09 copyright rainer brämer 2009

Massenbewegung Wandern Die Mehrheit der Deutschen wandert: 1985 1995 2002 2005 2008 % 45 50 54 63 56 Quelle ab ‘95: AWA Allensbacher Markt- und Werbeträger -Analyse Geschätzte Ausgaben pro Jahr: 10 bis 15 Mrd. € copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Natur als dominierendes Wandermotiv Prozent Natur und Landschaft genießen 88 Schöne Landschaft 70 Natürlich Stille 62 copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Tourenvorlieben Vorliebe für Halbtages- oder Tagestour 81 % 42 % 51% Vorliebe Mehrtagestouren 24 % 2-3 Tage: 18 % eine Woche: 9% Tatsächliche Mehrtageswanderquote auf prominenten Fernwanderwegen am Tag der Befragung 10% copyright rainer brämer 2009

Medien contra Wirklichkeit Rangliste medialer Aufmerksamkeit: Pilgerwege - Fernwanderwege - Lokale Wanderwege Rangliste Wandertouristen: Fußpilger - Mehrtageswanderer – Tageswanderer Grober Größenordnungsvergleich 1 : 10 : 100 …ein quantitativ marginales, aber inhaltlich spannendes Thema copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Wandernische Pilgern copyright rainer brämer 2009

Jährlich über 100.000 registrierte Pilger Pilgerleitweg Camino Jährlich über 100.000 registrierte Pilger davon über 80% zu Fuß davon rund 50.000 Spanier davon über 10.000 Deutsche 1980: 209 2007 : Deutschland erstmals führende Gäste-Nation Zuwachs seit 2006: 70% (Kerkeling-Effekt) copyright rainer brämer 2009

Pilgern in Deutschland Max. 20% der Pilger zu deutschen Wallfahrtszentren gehen zu Fuß Neu: Zahlreiche Jakobswege sowie weitere Pilger-Trassen (Bonifatiusroute, Elisabethpfad, Lutherweg, …) Jakobus = Maurenschlächter und Schutzheiliger spanischer Eroberer Luther hielt Wallfahrten für einen „Frevel an Gott“ Touristische Frequentierung pro km Premiumwege : Pilgerwege wie 10:1 bis 100:1 copyright rainer brämer 2009

Der typische Pilger (1) Alter Geschlecht Bildung Pilgerstatistik Santiago: ca. 35 Jahre (zunehmende Tendenz) Sonst (6 Studien): +- 50 Jahre (ähnlich Wanderer) Geschlecht Pilgerstatistik Santiago: 40% weiblich (zunehmende Tendenz) Sonst: gut 50% (ähnlich Wanderer) Bildung Fast drei Viertel höhere Bildung (mehr als Wanderer) copyright rainer brämer 2009

Pilgerstatistik Santiago: der offiziellen Pilgerstatistik Der typische Pilger (2) Berufe Pilgerstatistik Santiago: 25% Studenten (sinkend) Je 10% Dozenten, Techniker, Angestellte , Selbständige 7% Rentner (Jubilados), 6% Arbeiter, 3% Hausfrauen Sonst: Ein Drittel Rentner, 1% Studenten Rest berufstätig (davon 3% Arbeiter) Der Jugendmythos der offiziellen Pilgerstatistik ist das Resultat des Compostela-Bonus: Studenten bekommen dafür Credit-Points. Stellenbewerber weisen damit ihre soziale und spirituelle Kompetenz nach. copyright rainer brämer 2009

Historische Pilgermotive Anlässe: Lebenskrisen, Glaubenskrisen, Krankheiten, Katastrophen, Krieg, Hunger, Untaten Ziele: Bitten um Hilfe Dank für Gnade Nachfolge Christi Gelübde und Strafe Vergebung und Buße Handel, Wirtschaft, Politik Grazer Wallfahrtsforscher: Das Motivspektrum hat eine „deutliche Umgewichtung“ erfahren: Es ist weltlicher, alltäglicher, z.T. trivialer geworden. copyright rainer brämer 2009

Aktuell-offizielle Motive Pilgerstatistik Santiago: Drei Motive zur Auswahl Problem: Keine anerkannte Compostela ohne religiöses Motiv Statt dessen „Compostela simplex“ (Kulturcompostela) copyright rainer brämer 2009

„Das ist eine missionarische Situation!“ Relativierungen Erlanger Historiker Herbers 2007: Camino beliebt, da die Religiosität keiner Kontrolle unterliegt Wiener Geograph Reithofer 2008: Sehnsucht nach Einfachheit und Auszeit von der pluralistischen Postmoderne führt zu einer „radikalen Abkehr von den bisherigen historisch-religiösen Motiven für die Pilgerschaft“ zu Gunsten der Suche nach einem abstrahierten Höherem. Prior am Camino 2004: Nur 20-30% sind religiös „Das ist eine missionarische Situation!“ copyright rainer brämer 2009

Spirituell oder religiös? Reflexionen über Pilgern „Spirituelles Reisen in einer säkularisierten Gesellschaft“ (Reithofer 2008) Spiritualität als Mittel der Selbstfindung, der Pilgerweg als ihr symbolischer Ort. (Eberhart 2007) Neue Art von Religiosität, „die sich scheut, sich selbst so zu nennen“ (Eberhart 2007) copyright rainer brämer 2009

Wandervariante? „Wandern mit spirituellem Antrieb“ Spiritualität als Suche nach einer Einheit von Kopf, Herz und Leib, wobei Naturerfahrung und Bewegung eine wesentliche Rolle spielt. (Ponisch 2003) Pilgern wird „Wandern mit spirituellem Antrieb“ (Eberhart 2007) copyright rainer brämer 2009

38 Wanderer auf 3 europäischen Wegen Gespräche mit Fernwanderern 38 Wanderer auf 3 europäischen Wegen (Specht 2005/06) copyright rainer brämer 2009

Typ „Urlaubswanderer“ (Randgruppe alpiner/einsamer Trekker) Außenmotiv Naturerleben Ästhetik, Unberührtheit, Zivilisationsferne, Erhabenheit, Ruhe Innenmotiv Erholung Herausforderung, Entschleunigung, Freiheit, Fit für den Alltag wandererfahren, trainiert, leistungsfreudig (alpiner Gipfelmythos) copyright rainer brämer 2009

Typ Passagewanderer (Randgruppe Spanien-Pilger/Grenzwanderer) Zwischenidentität als selbstgestaltetes Übergangsritual Korrektur des Selbstbildes, Abschied und Neuanfang Fragen nach Sinnhaftigkeit, Spiritualität, Religion Symbolhafte Deutung des Weges und Wanderns Offen für alle Eindrücke und Erfahrungen: Geringerer Fokus auf Naturlandschaft, stärkere Wahrnehmung des kulturellen und sozialen Umfelds Z.T. wanderungewohnt, Wandergenuss sekundär, Gepäcktransport ehrenrührig, Akzeptanz von Freud und Leid copyright rainer brämer 2009

Typ Genusswanderer Ergänzung Deutsches Wanderinstitut: (Mehrheit der Tageswanderer im Mittelgebirge) Hauptmotiv Natur genießen 88% Tourenlänge halbtags + , Gehgeschwindigkeit 3,5 km/h Naturnahe Pfade vor bequemen Wegen, mittlere Höhen vor Gipfeln Begleitung durch Freunde (62%) statt große Gemeinschaft (6%) Kulinarik (Einkehr) vor Kultur (Besichtigung) Vorliebe für individuelle Touren 2008 2006 2003 55 % 46 % 36 % copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Wandern als Element des postmodernen Lebenstils copyright rainer brämer 2009

Reduktion und Regression Allem gemeinsam: Temporäre Reduktion und Regression in ursprüngliche, einfache, scheinbar heile Welten die herausfordernd~mystische Welt von Einsamkeit und Gipfeln die spirituelle Atmosphäre religiöser Wege und Mythen die kohärent~ästhetischen Szenerien schöner Landschaften Fit für den Neustart oder Richtungswechsel copyright rainer brämer 2009

Regressiver Existenzwechsel Wandern als Element eines postmodernen Lebensstils Regressiver Existenzwechsel Einfaches Setting in Raum, Zeit und Netz Elementare Bedürfnisse, klare Ziele und Aufgaben Übersichtliche Zusammenhänge, einfache Deutungen Entschleunigung auf menschliches Maß Im Optimum sinnlicher Wahrnehmung und körperlich-geistiger Fähigkeiten Verlass auf eigene Reaktionen und ihre Wirkungen (Kompetenz) copyright rainer brämer 2009

Freie Entfaltung Reduktion von komplex-parallelen Anforderungen Hohes Maß an unmittelbar wirksamer Entscheidungsfreiheit Konkret erfahrbare Freiheit der Bewegung und des Denkens Autonome Identität ohne Repression Passung von Körper, Geist und Seele Geschlossenes Selbst- und Fremdbild Offene Erfahrung des Selbst und der Anderen copyright rainer brämer 2009

„Renaturierung“ Natur als stressarmes und stimmungsoffenes Umfeld Unmittelbare Kontakte mit natürlicher und sozialer Umwelt Natur als stressarmes und stimmungsoffenes Umfeld Verschmelzung von innerer und äußerer Natur „Anstrengungslose Aufmerksamkeit“ Natur als spiritueller Impulsgeber Details siehe Naturpsychologie copyright rainer brämer 2009

Gesunde Natur = schöne Natur Naturpsychologischer Hintergrund Gesunde Natur = schöne Natur Weniger Stress, bessere Stimmung durch offene Landschaften, weite Blicke, Parks, Golfkurs, Vegetation, Wiesen/Gras, leuchtende Blumen, Wald, Waldrand, (breitkronige) Bäume, naturnahe, klare Gewässer, moderate Komplexität, Fokuspunkte copyright rainer brämer 2009

Heile Welt Natur Weltanschaulicher Hintergrund: („Bambi-Syndrom“ / „Fiktion Garten Eden“) Meinungen in % Erwachsene Jugend Natur in Harmonie und Frieden 72 73 Was natürlich ist, ist gut 74 73 Tiere haben eine Seele 70 85 Dasselbe Lebensrecht wie Menschen 89 85 Mensch größter Feind der Natur 63 64 Mensch nur Gast in der Natur 85 Natur als säkulares Paradies Details siehe Natursoziologie copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Pilgerstudie 2004 319 Pilger auf dem Camino (Brämer 2004) copyright rainer brämer 2009

Die Motivhierarchie (1) Die spannendsten Tabellen der Pilgerstudie: Die Motivhierarchie (1) Abfrage in 7 Studien mit sehr unterschiedlichen Antwortvorgaben Vage gemittelte und gerundete Zustimmungsquoten 50% Landschaft und Natur Wiederentdeckung alter Werte 40% Einfaches Leben Zum Vergleich deutsche Wanderer Natur/Landsch. Genießen 90% Pilger: Dominant Natur und Nostalgie copyright rainer brämer 2009

Die Motivhierarchie (2) 40% Gesundheit Entspannung Abenteuer 30% Kultur und Kunst Neugier auf das andere Freunde, Kontakte Deutsche Wanderer Gesundheit 70% Stressentlastung 50% Ferne Abenteuer 10% Unbekanntes Entdecken 60% Kultur 30% Freunde 60% copyright rainer brämer 2009

Die Motivhierarchie (3) 30% Selbstfindung Spiritualität 25% Religion (stark abnehmend) 20% Wallfahrtsziel 20% weiß nicht, keine Antwort 10% Sport 10% Buße 5% Gelübde Deutsche Wanderer Selbstfindung 20% Sportl. Leistung 20% Spirituelle knapp vor religiösen Motiven 20% Impulsiv- bzw. Trendpilger copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Schlüsselfrage: Natur und Spiritualität? copyright rainer brämer 2009

Umfrage unter 1025 Schweizern März 2008 Empirische Antwort Umfrage unter 1025 Schweizern März 2008 „Was heißt Spiritualität für Sie?“ (%) 23 keine Meinung 26 „die eigene Mitte finden“ 16 „Sinnliche Erfahrung des Geistigen“ 12 „Erfahrung des Heiligen in der Natur“ 5 “Geheimnis im Gottesdienst“ ? „Mystische Vereinigung mit Gott“ Persönlicher Ort der Spiritualität? (%) Ges. Kath. Ref. Andere Natur 41 34 52 23 Kirche 20 14 Seele 19 9 Lifestyle 7 copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Auf dem Weg zu einer neuen Naturspiritualität? Mehr dazu auf www.natursoziologie.de copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Anhang Wanderspezifika von Pilgern Besonderheiten deutscher Pilger Pilgerwege Pilgern aus Wanderersicht Die Quellen copyright rainer brämer 2009

Eine Völkchen für sich Pilger unterscheiden sich in der Hälfte aller Gewohnheiten und Vorlieben stark vom Durchschnittswanderer und stimmen nur in einem knappen Viertel mit ihm überein. Basisdaten P W Abi / Diplom 73% (+) 43% Aber gleiches Durchschnittsalter 47 48 gleicher Frauenanteil 49% 49% copyright rainer brämer 2009

Hauptunterschiede Spezifische Pilger-Ambitionen höher niedriger Nostalgisch Naturorientiert Spirituell-religiös Kontaktsuchend Bewegungsfreudig Ähnlich Kulturelle Interessen Nachrangigkeit spirituell-religiöser Bedürfnisse copyright rainer brämer 2009

Harte Touren Pilgern ist Extremwandern Marburger Pilgerstudie 2004 Camino~Pilger und deutsche Wanderer im Vergleich +, - relevante Differenzen zum Wandern Bevorzugte Touren (%) Heutige Tourenlänge Pilger Wanderer Pilger Wanderer Mehrtagestour 52 (+) 15 in Stunden: 6 (+) 4 Tagestour 25 (-) 68 in Kilometer: 23 (+) 14 Rundwanderung 13 (-) 55 Camino-Studie 2003: 26 km Bodensee-Studie 2007: 22 km Pilgern ist Extremwandern copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 , Keine Gipfelstürmer Vorlieben in % Pilger vs. Wanderer Aussichten 54 (-) 71 Berggipfel 53 (-) 64 Mittelgebirge 43 (-) 57 Alpen Gipfel 14 (-) 27 Alpen Almen 21 (-) 46 Felsenreich 15 (-) 28 Pyrenäen als Kasteiung Sattdessen: Historische Ortskerne 57 (+) 23 Ortschaften 21 (+) 4 exotische Landschaften 23 (+) 10 copyright rainer brämer 2009

Marburger Pilgerstudie 2004 Kultur statt Küche Marburger Pilgerstudie 2004 Sonstige Vorlieben (in Prozent) Pilger Wanderer Besichtigungen 57 (+) 46 Einkehr 14 (-) 38 Sitzbänke 30 (-) 49 bewirtschaftete Hütten 15 (-) 58 Große Gemeinschaft 25 (+) 13 Bodensee-Studie: Kirchliche Denkmäler 95% Altstädte 75% Regionale Küche 30% copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Höhere Weisung Erwünschte Orientierungshilfen in % Pilger vs. Wanderer Wandermarkierungen 74 78 Wanderkarten 48 (-) 64 Wegweiser 31 (-) 43 Infotafeln 61 62 Orientierungstafeln 20 (-) 32 Leute fragen 37 (+) 13 Kompass 15 (+) 4 GPS 2 1 Muschel als Leitstern copyright rainer brämer 2009

Wanderindividualisten Aber: Auch sie sind Wanderindividualisten Tourenvorlieben (%) Pilger vs. Wanderer Individuelle Tour 36 34 Vereinswanderung 4 7 Geführte Wanderung 3 6 Gemütliche Tour 30 35 Sportliche Tour 13 18 Steile Wege 9 15 Keine Ambitionen copyright rainer brämer 2009

Da sind sich fast alle einig: Kein Fußfrust Wege-Vorlieben in % Pilger vs. Wanderer Erd- und Graswege 46 54 Pfade 39 (-) 57 Bequeme Wege 25 32 Breite Wege 19 15 Schotterweg 9 6 Asphaltierte Wege 2 1 Wege entlang von Straßen 3 1 Asphalt Phobie copyright rainer brämer 2009

Besonderheiten deutscher Pilger Genuss- Pilger Marburger Pilgerstudie 2004 Teilstichprobe deutsch (N=64) deutsch gesamt Alter 52 (+) 47 Pilgermotive Alte Werte 64 (+) 51 Neugier auf das andere 59 (+) 28 Wandermotive Bewegungsfreude 61 (+) 46 Zu sich selbst finden 51 (+) 41 Etwas für Gesundheit tun 46 (+) 31 Genuss- Pilger Individuelle Tour 53 (+) 36 schmale Pfade 59 (+) 39 Burgen. Schlösser 44 (+) 34 bewirtschaftete Hütten 36 (+) 15 copyright rainer brämer 2009

Pilgerwege sind anders Dennoch: Pilgerwege sind anders Religiöser Patron, kirchliche Zwischenziele, heiliges Wallfahrtsziel Kein Gepäcktransport, keine Einkehr, provisorische Unterkünfte Kirchennahe Planer, Träger und Gastgeber Orientierung an historischen Straßen dichte Ortsfolge, Hartbeläge kein Hindernis copyright rainer brämer 2009

Der Historizismus-Komplex Das mögen Wanderer wie Pilger: Schöne Landschaft, Aussichten, Wald , Erdwege, natürliche Stille, individuelle Touren Das mögen weder Wanderer noch Pilger: Breite Wege, Schotter und Asphalt, Straßenbegleitung große Gruppen Was kommt aus der Geschichte herüber? Die historische Geographie der Streckenführung im modernern Verkehrsgetümmel ? oder Das spirituelle Erlebnis einsamen Gehens in naturnah erhaltenen Landschaften ? Warum also? geographischer Historizismus auf alten Straßen statt spiritueller Belebung auf naturschönen Wegen? copyright rainer brämer 2009

Pilgern aus Wanderersicht Marburger Pilgerstudie 2004 Das könnte deutsche Wanderer am Pilgern reizen (%): I. Säkulares Seelenheil (spirituell) Aufräumen von Geist + Seele: 29 Hilfe bei der Sinnsuche: 20 II. Land und Leute (touristisch) Die Menschen unterwegs: 22 Die Neugier auf das Andere: 19 Wallfahrtsziel: 19 Landschaft und Kultur: 5 IIIa. Heile Welt (nostalgisch) Einfaches Pilgerleben: 11 Entdeckung alter Werte: 7 IIIb. Religiöse Motive Spirituelle Atmosphäre: 11 Beschwerliche Strecke: 6 Buße vor Gott: 3 Zum Vergleich Pilger real 10 (-) 34 (+) 51 (++) 28 30 (+) 25 (++) 42 (+++) 51 (+++) 19 (+) 10 Pilgerneigung deutscher Wanderer: Schon mal teilgenommen: 37% Gerne mal probieren: 29% copyright rainer brämer 2009

copyright rainer brämer 2009 Die Quellen Pilgerstatistik Santiago: Kontiniuierliche Dokumentation der Compostela-Bewerber Camino-Dokumentation 2003: Pilgerbefragung durch das Centro de Estudios y Documentacion del Camino de Santiago. Grazer Wallfahrtstudie 2003: Befragung von 254 steirischen Pfarrern (Eberhart 2007) Marburger Pilgerstudie 2004: Befragung von 319 Camino-Pilgern im Rahmen der "Profilstudie Wandern 2004" (Brämer 2005) Camino-Studie 2005: Befragung von 50 deutschsprachigen Camino-Pilgern (Gerlach 2005) Bodensee-Studie 2007: Befragung von 139 Pilgern entlang von Jakobswegen im Großraum Bodense (Kimmich (2008) P.M.Guide 2008: Repräsentative telefonische Befragung unter 1.000 deutschsprachigen Personen ab 14 Jahren in Deutschland Judith Specht 2009: Fernwandern und Pilgern in Europa – Über die Renaissance der Reise zu fuß. Profil Verlag München u.a.m copyright rainer brämer 2009