Soziologische Blicke auf den Körper:

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 Präsentation transkript:

Soziologische Blicke auf den Körper: Der Körper als „Gegenstand“ und „Objekt“ kultureller Formung - Körpergebrauch und Körpertechniken (Marcel Mauss) - Zivilisierung des Körpers (Norbert Elias) - Disziplinierung des Körpers (Michel Foucault) Der Körper als Träger von „Zeichen“ Facette 1: Die bewusste Stilisierung des Körpers Facette 2: Der Körper zeigt vorreflexiv soziale Zugehörigkeiten an (Pierre Bourdieu) Der Körper als „agens“ Der Körper verfügt über ein implizites Wissen („praktischer Sinn“) Der Körper als „reagens“ Der Körper reagiert auf soziale Verhältnisse und Zumutungen Quelle: Michael Meuser: Zwischen „Leibvergessenheit“ und „Körperboom“

Die Zivilisierung des Körpers (Norbert Elias) aufgezeigt am Beispiel der Entwicklung der höfischen Gesellschaft Quelle: Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation. Soziogenetische und psychogenetische Untersuchungen. Zügelung der Affekte und Triebe Entwicklung von Langsicht (Affektaufschub) Strategisches Denken, Kalkül, Berechnung Gesten der Höflichkeit und Unterwerfung (statt Einsatz der Körper-kraft) Fremdzwänge werden zu verinnerlichten Selbstzwängen Selbstkontrolle wird zur Maxime

Die Disziplinierung des Körpers (Michel Foucault) Quelle: Michel Foucault: Überwachen und Strafen. Unterwerfung des Körpers Austreibung des Spontanen, Unberechenbaren, Animalischen Geometrisierung von Haltung und Bewegung Erzeugung funktionstüchtiger Körper (der Körper als „Maschine“) Beispiele: - Drill im Militär - Trainingsprozesse im Sport / im Tanz - Zucht, Ordnung, Disziplin, körperliche Strafe in der Schule - Fabrikarbeit, Akkordarbeit - Teilnahme am Verkehr / an Nutzung moderner Technologien - Schönheitsterror, ‚einschnürende‘ Moden

Beispiel: Körperreglementierung im Militär „Das preußische Reglement für die Infanterie sah sechs ‚Zeiten‘ dafür vor, das Gewehr bei Fuß zu stellen, vier Zeiten zum Spannen, dreizehn Zeiten, um es auf die Schulter zu legen“ (Foucault: Überwachen und Strafen, 1977, S. 198)

Beispiel: Zeitreglementierung in der Schule „Zu Beginn des 19. Jahrhunderts schlägt man für die Schule mit wechselseitigem Unterricht folgenden Stundenplan vor: 8.45 Eintritt des Monitors 8.52 Ruf des Monitors 8.56 Eintritt der Schüler und Gebet 9.00 Einrücken in die Bänke 9.04 Erste Schiefertafel 9.08 Ende des Diktats 9.12 Zweite Schiefertafel usw.“ (Foucault: Überwachen und Strafen, 1977, S. 193)

Beispiel: Geometrisierung des kindlichen Körpers „Das schreibende Kind soll in der Schulbank folgendermaßen sitzen: Die Füße sollen fest auf dem Boden oder dem Fußbrett ruhen. Vordere Thoraxwand, Sitzknochenlinie, Hüftachse und innerer Tischrand sollen parallel sein, die untere Kante des Schreibheftes darf von der Richtung dieser Parallelen ebenfalls nicht abweichen, sondern soll den ganzen Linien parallel ziehen. Der Rücken ist gerade aufgerichtet, an die Kreuzlehne gelehnt, und die vordere Thoraxwand von der inneren Tischkante so weit abstehend, daß man bequem die flache Hand zwischen beiden hindurchlegen kann. Der Kopf sei ganz leicht abwärts geneigt, weder nach rechts noch nach links von der Vertikalen abweichend. Beide Ellenbogen ruhen mit ihren vorderen zwei Dritteln auf dem Tisch. Dies ist die normale Schreibhaltung“ (Baginsky 1883 zit.n. Rutschky 1977, S. 403)

Von Schönheitsidealen, Schönheitsterror und Schönheit als globalem „Geschäft“ … Globales Schönheitsideal: groß, hellhäutig, hohe Wangenknochen, große Augen, ebenmäßige Gesichtszüge, nichts störendes Eigenartiges. „Noch vor ein paar Jahren waren seltsame, starke Typen gefragt, nun eben süße. Schönheit ist, was der Markt gerade verlangt.“ Der neue Trend: Frauen, in deren Gesichtern sich asiatische und europäische Züge vereinen. Westliche Designer fordern 86 bis 88 cm Hüftumfang. Uliana kann hungern, unter 90 cm kommt sie nicht. So kommt sie nur für die „90er-Länder“ (Asien) in Frage: „Die Asiaten finden etwas rundere Formen schön.“ „In Europa kann ich nur arbeiten, wenn ich gar nichts esse.“

Der Körper als Träger von „Zeichen“ Facette 1: Die bewusste Stilisierung des Körpers Beispiel: Piercing und Tattooing Weitere Beispiele: „Bodyshaping“ durch gezieltes Training „Bodystyling“ durch Kosmetik, Sonnenbaden „Bodystyling“ durch Kleidung, Mode Schönheitsoperationen

Die bewusste Stilisierung des Körpers Beispiel: Piercing und Tattooing Das Piercen wird von den Akteuren verstanden als ein Akt des „Zeichensetzens“: Sich von der Masse abheben Widerstand gegen das kulturelle Tabu der Verletzung / Körperinvasion Sich selbst gestalten (den Körper „machen“) Symbolisierung von persönlich Bedeutsamem

Zitat einer „Szenefrau“: „Das hat ´ne eindeutig erotische Ebene auch. Also ich hab‘ mich ja selber tätowieren lassen, und ich musste feststellen, dass das einfach, ähm, in dem Augenblick, wo du was mit Deiner Haut machst, was in dem Sinne nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, hast Du irgendwie schon auch das Gefühl, du veränderst was Funda-mentales an Dir. Also es ist irgendwie wie so `n Zeichen, also ich mein‘, irgendwie, ich akzeptier nicht das, was, was mir mitgegeben wurde, sondern ich veränder‘ es einfach, weil, irgendwie, ich brauch‘ noch mehr. Und, ähm, ich glaub‘ mit Piercing ist das ganz ähnlich …“ (Corsten / Herma / Traue: Körperpraktiken und die Integrität der Person, 2002, S. 247)

„Zeichensetzen“ auf der Haut als Akt der Selbstbekräftigung Zitat: „Also ich hab‘ mir dieses Tattoo machen lassen, nachdem ich, ähm ´ne harte Phase hatte, wo ich wirklich irgendwie das Gefühl hatte, ähm, ich verlier‘ meine Realitäten, ich krieg nichts mehr auf die Reihe. Und dann bin ich halt ausgerissen, im wahrsten Sinne des Wortes, also erstmal einen Monat Natururlaub gemacht und wirklich wieder mal völlig zu mir gefunden. Und danach hab‘ ich mir dieses Tattoo machen lassen. Also was sozusagen, ähm, von meiner Seite aus, irgendwas musste jetzt an meinem Körper verändert werden, damit ich wieder mich irgendwie in meiner Mitte finde. Also hat das ja auch schon was mit Besitz-nahme zu tun, aber auf ´ner sehr individuellen Ebene (…) Das war so ganz nur für mich sozusagen gemacht.“ (Corsten / Herma / Traue: Körperpraktiken und die Integrität der Person, 2002, S. 250)

Piercing / Tattooing als ein Akt der Selbstsetzung Leibliche Ebene Die Invasion an der Haut intensiviert das leiblich-sinnliche Erleben. Dies intensiviert das Seinsgefühl und Selbstgefühl. Psychische Ebene Ich erfahre mich als wirkmächtig (Zugriff, Gestaltung) Ich bin Dingen nicht ohnmächtig ausgeliefert. Symbolische Ebene Ich zeige mir und anderen etwas an. Ich schreibe eine Veränderung, Entwicklung in meinen Körper ein. Ich entziehe Eindrücken, Erlebnissen damit ihre Flüchtigkeit.

Der Körper als Träger von „Zeichen“ (Ausblick) Facette 2: Der Körper, der soziale Zugehörigkeiten „anzeigt“ „Der Körper ist eben kein neutrales Futteral, er ist keine geschichtslose Maschine – er ist durchdrungen von Affekten, von Erinnerungen, von Gedanken; und es ist offenkundig, dass sie kulturspezifisch, altersspezifisch, geschlechtsspezifisch überformt sind.“ (Rumpf 1999, S. 117) Pierre Bourdieu hat mit seinem „Habitus-Konzept“ erfasst, wie das „Soziale“ in den Körper kommt. Prozesse der „Einverleibung“ des Sozialen Ausbildung eines „praktischen Sinns“ („Körperwissen“)

Literaturempfehlungen: Michael Meuser: Zwischen „Leibvergessenheit“ und „Körperboom“. Die Soziologie und der Körper. Horst Rumpf: Rechtwinklig – beherrscht geradlinig. Über die Durchsetzung eines zivilisierten Körpergehabes. Norbert Elias: Über den Prozess der Zivilisation. Michel Foucault: Überwachen und Strafen. Michael Corsten, Holger Herma, Boris Traue: Körperpraktiken und die Integrität der Person. Nina Degele: Bodyfication and Beautification. Zur Verkörperung von Schönheitshandeln.