Migration aus rechtstheoretischer und rechtsethischer Perspektive

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„Hast Du gehört? Unser Chef ist verstorben."
„Hast Du gehört? Unser Chef ist verstorben."
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„Hast Du gehört? Unser Chef ist verstorben.“
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Personen: Julian, Romea, Kassandra, Romeas Vater, Romeas Mutter
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 Präsentation transkript:

Migration aus rechtstheoretischer und rechtsethischer Perspektive Vortrag im Rahmen des Symposiums der Österreichischen Gesellschaft für Schule und Recht „Migration macht Schule“ Wien, am 26. Januar 2011 von Prof. DDr. Karl Heinz Auer

Migration – vom lokalen Kontext zum globalen Phänomen homo migrans Massenmigration als globales Phänomen 20. Jahrhundert als Jahrhundert des Weltflüchtlingsproblems Migration heute Wesen und Funktionen des Rechts Der Kontext der Migration Blickpunkt Bildung und Schule ÖGSR/Migration www.kha.at

Migration – vom lokalen Kontext zum globalen Phänomen Wesen und Funktionen des Rechts Doppelnatur: reale/faktische und ideale/kritische Dimension Recht: Dienst an der Gerechtigkeit Mensch: Grund, Maß und Ziel des Rechts Der Kontext der Migration Blickpunkt Bildung und Schule ÖGSR/Migration www.kha.at

Recht Reale / faktische Dimension Ideale / kritische Dimension Soziale Wirklichkeit Ordnungsgemäße Gesetzt-heit der Rechtsnormen Ideale / kritische Dimension Moralische Richtigkeit Nach Robert Alexy in ARSP 95 (2009) 151-166. ÖGSR/Migration www.kha.at

Moral Recht Wirklichkeit, deren Sinn es ist, Z.B.: § 879 ABGB; § 1 UWG; Treu und Glauben; Grund-/Persönlichkeitsrechte der Gerechtigkeit zu dienen. Wirklichkeit, deren Sinn es ist, die Idee des Guten darzustellen. Nach Gustav Radbruch, Rechtsphilosophie, Heidelberg 1999, 50. ÖGSR/Migration www.kha.at

Funktionen des Rechts Frieden und Ordnung Konfliktvermeidung Konfliktlösung Herrschafts- und Herrschaftskontrollfunktion Soziale Integration Verhaltenssteuerung Teilhabe des gesamten Volkes am Staat Freiheit und Gleichheit Gerechtigkeit Nach Heinz Barta, Zivilrecht. Wien 2004, 14 ff. ÖGSR/Migration www.kha.at

Gerechtigkeit als Kern der Rechtsidee „Die Gerechtigkeit ist nicht das erschöpfende – wohl aber ist sie das spezifische Rechtsprinzip, dasjenige, das für die Begriffsbestimmung des Rechts maßgeblich ist: Recht ist die Wirklichkeit, die den Sinn hat, der Gerechtigkeit zu dienen. (Radbruch, RPh § 4, 37) VO Rechtstheorie/Rechtsethik www.kha.at

Augustinus: Staaten als „latrocinia“ „Remota itaque iustitia quid sunt regna nisi latrocinia?“ Was sind Staaten ohne Gerechtigkeit anderes als große Räuberbanden? (Augustinus, De civitate Die 4,4) VO Rechtstheorie/Rechtsethik www.kha.at

Migration – vom lokalen Kontext zum globalen Phänomen Wesen und Funktionen des Rechts Der Kontext der Migration Hans Magnus Enzensberger, Die große Wanderung Barbara Frischmuth, Kind Gottes – am falschen Platz Die vergessene Barmherzigkeit Soziologische und ideologische Differenz Arten der Gerechtigkeit Blickpunkt Bildung und Schule ÖGSR/Migration www.kha.at

(Hans Magnus Enzensberger, Die große Wanderung. Frankfurt 1992, 11f.) „Zwei Passagiere in einem Eisenbahnabteil. Wir wissen nichts über ihre Vorgeschichte, ihre Herkunft oder ihr Ziel. Sie haben sich häuslich eingerichtet, Tischchen, Kleiderhaken, Gepäck-ablagen in Beschlag genommen. Auf den freien Sitzen liegen Zeitungen, Mäntel, Handtaschen herum. Die Tür öffnet sich, und zwei neue Reisende treten ein. Ihre Ankunft wird nicht begrüßt. Ein deutlicher Widerwille macht sich bemerkbar, zusammenzurücken, die freien Plätze zu räumen, den Stau-raum über den Sitzen zu teilen. Dabei verhalten sich die ur-sprünglichen Fahrgäste, auch wenn sie einander gar nicht kennen, eigentümlich solidarisch. Sie treten, den neu Hinzu-kommenden gegenüber, als Gruppe auf. Es ist ihr Territorium, das zur Disposition steht. Jeden, der neu zusteigt, betrachten sie als Eindringling. Ihr Selbstverständnis ist das von Eingebo-renen, die den ganzen Raum für sich in Anspruch nehmen. Diese Auffassung lässt sich rational nicht begründen. Umso tiefer scheint sie verwurzelt zu sein.“ (Hans Magnus Enzensberger, Die große Wanderung. Frankfurt 1992, 11f.) ÖGSR/Migration www.kha.at

„Ich bin auf der Suche nach dem Paradies „Ich bin auf der Suche nach dem Paradies. Im Paradies auf der Suche nach dem wahren Paradies. Es heißt Legalität. … Du darfst vom geraden Weg nicht abweichen. Du darfst dein Ziel nicht aus den Augen verlieren. Du darfst nicht straucheln, nicht einmal. Darf ich arbeiten? Es gibt keine Arbeit für dich. Darf ich mich mit anderen treffen? Dass ihr Krähen immer gleich Schwärme bilden müsst. Darf ich Frauen ansprechen? Frauen, die auf Krähen abfahren, sind pervers, merk dir das. Also lass die Frauen in Ruhe, sonst ist dein Traum vom Paradies ein für alle Mal ausgeträumt. Ich ducke mich, um unsichtbar, unhörbar, ungreifbar zu werden. Nur so kann ich im Paradies überleben.“ (Barbara Frischmuth, Kind Gottes, am falschen Ort. In Der Standard v. 17.05.2008) ÖGSR/Migration www.kha.at

Barmherzigkeit heute Du gehörst dazu. Ich höre dir zu. Ich rede gut über dich. Ich gehe ein Stück mit dir. Ich besuche dich. Ich bete für dich. Barmherzigkeit heute Nach Joachim Wanke, Was sind Werke der Barmherzigkeit? ÖGSR/Migration www.kha.at

Gegenseitige Bedingtheit von Recht und Gesellschaft Gesellschaft: normativ bedingt durch das Recht Recht: faktisch bedingt durch die Gesellschaft Fol 13-15 nach Werner Maihofer, Die gesellschaftliche Funktion des Rechts. Bielefeld 1970, 15-20. ÖGSR/Migration www.kha.at

Widerspruch zwischen Recht und Gesellschaft Soziologische Differenz Was als Recht in einer Gesellschaft faktisch gelebt wird Was normativ als Recht für diese Gesell-schaft gesetzt ist ÖGSR/Migration www.kha.at

Widerspruch zwischen Laien und Juristen Ideologische Differenz Gesellschaftliches Bewusstsein der betroffenen Laien Rechtliches Bewusstsein der zuständigen Juristen ÖGSR/Migration www.kha.at

Arten der Gerechtigkeit Austeilende Gerechtigkeit, die jedem gewährt, was ihm zusteht. Ausgleichende Gerechtigkeit, die das Gleichgewicht wieder herstellt, wenn es gestört wird. Beschützende Gerechtigkeit, die Schutzbedürftigen Gerechtigkeit gewährt. ἐπιείκεια (Epikie, „Billigkeit“) „Sie ist ein Recht, nicht dem Gesetze nach, sondern als Korrektur des gesetzlich Gerechten.“ Nach Aristoteles, Nikomachische Ethik, 5. Buch. ÖGSR/Migration www.kha.at

Migration – vom lokalen Kontext zum globalen Phänomen Wesen und Funktionen des Rechts Der Kontext der Migration Blickpunkt Bildung und Schule Rechtspolitik als social engineering Korrelation von Verfassungsstaat und Erziehungszielen Bildung – die grundrechtliche Garantie Franz Kafka, Vor dem Gesetz ÖGSR/Migration www.kha.at

Gesellschaftspoltische Probleme erfordern gesellschaftspolitische Maßnahmen Veränderung durch social engineering Schulreformen können nur bedingt zur Problemlösung beitragen Zu vermeiden sind: Schulen als Sammelbecken für Bildungsverlierer Undifferenzierte Sammelschulen für alle ÖGSR/Migration www.kha.at

Lösungsansatz Konsequente Ausrichtung schulischer Erziehung an Art 14 Abs 5a B-VG Konsequente Umsetzung von Art 2 1. ZPEMRK ÖGSR/Migration www.kha.at

‚Es ist möglich‘, sagt der Türhüter, jetzt aber nicht.‘“ „Vor dem Gesetz steht ein Türhüter. Zu diesem Türhüter kommt ein Mann vom Lande und bittet um Eintritt in das Gesetz. Aber der Türhüter sagt, dass er ihm jetzt den Eintritt nicht gewähren könne. Der Mann überlegt und fragt dann, ob er also später werde eintreten dürfen. ‚Es ist möglich‘, sagt der Türhüter, jetzt aber nicht.‘“ ÖGSR/Migration www.kha.at

Der Mann vom Lande versucht, in das Gesetz hineinzukommen Der Mann vom Lande versucht, in das Gesetz hineinzukommen. Aber der Türhüter erweist sich als mächtig, und er ist sich seiner Macht auch bewusst und setzt sie ein, um den Mann am Eintreten zu hindern. Dieser denkt, das Gesetz solle doch für jedermann und immer zugänglich sein. Aber es bleibt ihm nichts übrig als zu warten und zu warten, bis ins hohe Alter. Bevor er stirbt, verdichtet sich bei ihm aber eine Frage, die er dem Türhüter stellen will: ÖGSR/Migration www.kha.at

Franz Kafka, Vor dem Gesetz (Der Prozess) „‚Was willst du denn jetzt noch wissen?‘ fragt der Türhüter, ‚du bist unersättlich.‘ ‚Alle streben doch nach dem Gesetz‘, sagt der Mann, ‚wieso kommt es, dass in den vielen Jahren niemand außer mir Einlass verlangt hat?‘ Der Türhüter erkennt, dass der Mann schon an seinem Ende ist, und, um sein vergehendes Gehör noch zu erreichen, brüllt er ihn an: ‚Hier konnte niemand sonst Einlass erhalten, denn dieser Eingang war nur für dich bestimmt. Ich gehe jetzt und schließe ihn.‘“ Franz Kafka, Vor dem Gesetz (Der Prozess) ÖGSR/Migration www.kha.at

Danke für die Aufmerksamkeit ÖGSR/Migration www.kha.at