Die Dohle Vogel des Jahres 2012

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 Präsentation transkript:

Die Dohle Vogel des Jahres 2012 Für das Jahr 2012 haben der NABU und der LBV die Dohle als Vogel des Jahres gewählt. Dieser meist unscheinbare, lustige Geselle wurde lange Zeit vom Menschen aufgrund seines schlechten Images verfolgt und in seinem Bestand stark dezimiert. Doch auch heute noch ist dieser Vogel durch Nistplatzmangel und verringertes Nahrungsangebot gefährdet und auf unsere Hilfe angewiesen. Wir möchten Ihnen in diesem Vortrag den Vogel des Jahres, seine Lebensweise und die verschiedenen Gefährdungen sowie geeignete Schutzmaßnahmen vorstellen. Foto: F. Derer Foto: Gebel & Mergemeier http://www.bing.com/images/search?q=dohle&view=detail&id=BC5ADDB648F94E45759E96228B66CF57EE19B5D1&first=0&FORM=IDFRIR

Systematik & Verwandte Erscheinungsbild Systematik & Verwandte Verbreitung & Bestand Verhalten Lebensraum & Nistplatzwahl Brutbiologie & Bruterfolg Gefährdung Schutzmaßnahmen Erscheinungsbild der Dohle Systematik & Verwandte der Dohle Verbreitung & Bestand Verhalten Lebensraum & Nistplatzwahl Brutbiologie & Bruterfolg Gefährdung Schutzmaßnahmen Die Botschaft der Dohle Die Botschaft der Dohle Foto: C. Falk

Typisch Dohle (Coloeus monedula) Hellgraue Iris (bei jungen hellblau) „Mönchlein“ Samtgrauer Nacken und Halsseite Kindchen- Schema mit kurzem Schnabel Sehr gesellig Die Dohle gehört mit einer Spannweite von etwa 65 cm und einer Länge von 30-34 cm zu den kleinsten Vertretern der Rabenvögel. Ihre deutlichen Erkennungsmerkmale sind die hellgraue Iris sowie der kurze, im Vergleich zu Krähen kleine Schnabel, der zusammen mit der relativ hohen Stirn dem Gesicht ein arttypisches „Kindchen-Schema“ verleiht. Dohlen besitzen eine samtgraue Färbung an Nacken und Halsseite sowie eine dunkle Stirnpartie, die sich kontrastreich vom sonst einfarbig schwarzen Gefieder absetzen. Ihr Erscheinungsbild mit dem Käppchen erinnert an sutanebekleidete Dorfpriester; daher wohl auch der lateinische Name „monedula“ – zu Deutsch „das Mönchlein“. Foto: C. Falk

Eine große Familie… Kolkrabe Fam. Rabenvögel Unterordnung Singvögel Corvus corax Fam. Rabenvögel Corvidae (ca. 100 Arten) Unterordnung Singvögel Passeri Ordnung Sperlingsvögel Passeriformes Vögel Aves Gattungsgruppe Elstern 19 Arten Gattung Dohle Coloeus monedula Gattungsgruppe Häher 42 Arten Gattungsgruppe Bergkrähen 2 Arten Raben- und Nebelkrähe Corvus corone Saatkrähe Corvus frugilegus Coloeus monedula monedula Coloeus monedula spermologus Elster Pica pica Tannenhäher Nucifraga caryocatactes Eichelhäher Garrulus glandarius Gattungsgruppe Raben & Krähen 33 Arten Die Dohle gehört zur großen Familie der Rabenvögel (Corvidae), die etwa 122 Arten umfasst und fast weltweit verbreitet ist. Die in unserer Region beheimateten Arten werden in fünf Gruppen unterteilt: zum einen in die dunklen Arten der Gruppen Dohlen, Raben und Krähen sowie Bergkrähen und in die mehrfarbigen Elstern und Häher. Es gibt mehrere Dohlen-Rassen, wobei die dunkelsten im Westen und die hellsten im Nordosten anzutreffen sind. In Mittel-, West- und Südwesteuropa sowie Marokko kommen Dohlen der Rasse Coloeus monedula spermologus vor. Die nördlichen Vertreter Skandinaviens gehören zur Rasse Coloeus monedula monedula. Die mitteleuropäischen Verwandten der Dohle sind die Saatkrähe, die Raben- und Nebelkrähe und der Kolkrabe, sowie Elster, Tannen- und Eichelhäher. Foto: A. Juvonen

Die Saatkrähe (Corvus frugilegus) Erwachsene Saatkrähen (Corvus frugilegus) sind sehr gut durch ihren hellen nackten Schnabelgrund von anderen Krähenarten zu unterscheiden. Der Schnabel wirkt dadurch länger und ist auch schlanker als bei ihren verwandten Arten. Auch ihr birnenförmiges Kopfprofil und die üppig befiederten „Hosen“ an den Beinen sind unverwechselbare Kennzeichen der Saatkrähe. Als Lebensraum bevorzugen Saatkrähen offene mit Feldgehölzen durchsetzte Äcker und Wiesen, aber auch Parks und Ränder menschlicher Siedlungen meidet sie nicht. Saatkrähen sind sehr gesellig und brüten häufig in größeren Kolonien in Baumkronen. In Deutschland sind Saatkrähen meist im Winterhalbjahr in größeren Schwärmen mit Dohlen anzutreffen, um gemeinsam auf Nahrungssuche zu gehen. Foto: M. Gläßel

Europäische Verwandte – Die Aaskrähe (Corvus corone) Die Raben- und Nebelkrähe (Corvus corone) Europäische Verwandte – Die Aaskrähe (Corvus corone) Rabenkrähen (Corvus corone corone) und Nebelkrähen (Corvus corone cornix) wurden lange Zeit als „Aaskrähen“ zusammengefasst. Inzwischen führt man sie in der Bestimmungsliteratur zumeist getrennt, auch wenn es eine mitten durch Deutschland verlaufende Zone gibt, in der sich beide gelegentlich miteinander verpaaren. Die Artbildung scheint also noch nicht abgeschlossen zu sein, weshalb von der „Aaskrähe“ als einer „Superspezies“ gesprochen wird. Rabenkrähen (Corvus corone corone) sind komplett schwarz befiedert und besitzen einen kräftigen Schnabel, der an der Basis befiedert ist. Nebelkrähen (Corvus corone cornix) sind hingegen an der Unterseite und am Rücken grau gefärbt, das übrige Gefieder ist schwarz. Rabenkrähen werden manchmal mit jungen Saatkrähen verwechselt, jedoch besitzen sie keine „Hosen“ und haben einen breiteren Schnabel, der nach der Firstspitze abwärts gebogen ist. Auch sind Raben- und Nebelkrähen weniger gesellig und brüten meist einzeln hoch in Bäumen. An günstigen Fressplätzen sind sie jedoch auch in Schwärmen anzutreffen. Foto: D. Nill, O. Richter

Europäische Verwandte – Der Kolkrabe (Corvus corax) Der Kolkrabe (Corvus corax) ist mit 65 cm Länge der größte Singvogel in Europa. Häufig sieht man die Tiere im Flug, wobei ihr langer keilförmiger Schwanz und die schmalen deutlich gefingerten Flügelspitzen das Flugbild kennzeichnen. Im Vergleich zu den Rabenkrähen haben Kolkraben einen wesentlich kräftigeren, deutlich nach unten gebogenen Schnabel und eine zottige Kehlbefiederung, die den Kopf mächtiger erscheinen lassen. Kolkraben sind eher scheu und meiden die Nähe des Menschen. Außerhalb der Brutzeit können Kolkraben in Trupps vorkommen, für gewöhnlich sind sie aber Einzelgänger.   Foto: H. Werth, H.-J. Fünfstück

Die Alpendohle ( Pyrrhocorax graculus) Die Alpenkrähe (Pyrrhocorax pyrrhocorax) Die Alpendohle ( Pyrrhocorax graculus) In der Gattungsgruppe der Bergkrähen gibt es bei uns zwei Arten, die Alpenkrähe (Pyrrhocorax pyrrhocorax) und die Alpendohle (Pyrrhocorax graculus), welche jeweils in den Alpen vorkommen. Die Alpenkrähe ist der einzige schwarze Vogel des Gebietes mit rotem Schnabel und roten Füßen, die Alpendohle hat einen gelben Schnabel und rote Füße. Der Schnabel der Alpenkrähe ist deutlich länger als der der Alpendohle. Beide Arten bewohnen felsige Partien und Felsen im Gebirge, allerdings ist die Alpenkrähe im allgemeinen viel seltener als die Alpendohle, welche vielen Bergsteigern und Skifahrern auch als Schwarmvogel an den Hütten bekannt ist, wo diese schlauen Vögel sich gerne füttern lassen. Fotos: M. Schäf

Die Elster (Pica pica) Elstern gehören zu unseren auffälligsten einheimischen Vogelarten. Das Gefieder besitzt eine unverwechselbare schwarz-weiße Zeichnung, die Schwingen haben einen bläulichen Metallschimmer und der sehr lange Schwanz glänzt grünlich. Mit ihrem lauten Scheckern „schrä-äk-äk-äk-äk-äk” macht sich die Elster leicht bemerkbar und lebt zudem nicht heimlich. Hoch in den Bäumen errichten Elstern ihr kugeliges Nest, wo sie vor natürlichen Feinden, wie z.B. Habicht oder Sperber, besser geschützt sind. Zunehmend kommt die Elster im Siedlungsbereich vor, denn hier findet sie mehr Nistmöglichkeiten und leichter Nahrung als im Kulturland. Das Image der diebischen Elster wird diesen ausgesprochen intelligenten Vögeln zu Unrecht angehängt, denn ihre Nahrung besteht hauptsächlich aus bodenbewohnenden Wirbellosen, sowie Früchten, Beeren und Samen. Der Anteil von Eiern und Jungvögeln beträgt hingegen weniger als ein Zehntel und ist im Vergleich zu anderen Beutegreifern wie Hauskatzen, Mardern und Eichhörnchen verschwindend gering. Foto: Z. Tunka

Der Eichelhäher (Garrulus glandarius) Der Eichelhäher ist durch sein auffallendes buntes Aussehen und sein lautes Rätschen unverwechselbar. Man kann ihn gut an seinem kräftigen schwarzen Bartstreif erkennen, sowie den hellblau-schwarz gebänderten Flügeldecken, die stark im Kontrast zu seinem rotbraunen Körper und den schwarzen Flügeln stehen. Der Eichelhäher ist ein meist ortstreuer Standvogel, der bevorzugt in dichten Wäldern vorkommt, sich aber auch in Parks und großen Gärten blicken lässt. Von Frühling bis Herbst nimmt er bevorzugt tierische Nahrung, wie Mäuse, große Insekten, Vogeleier und Nestlinge zu sich. Im Winterhalbjahr überwiegt dann die pflanzliche Nahrung – gefressen werden vor allem Eicheln, Bucheckern, Beeren, Früchte und Getreide. Seinen Namen hat er übrigens seiner Angewohnheit zu verdanken, tausende von Verstecken mit Vorräten für den Winter anzulegen. Bis zu 10 Eicheln sammelt er dafür in seinem Kehlsack, die er anschließend im Boden vergräbt. Da der Eichelhäher nicht alle Verstecke wiederfindet, sorgt er somit für eine natürliche Verjüngung des Waldes. Foto: D. Nill

Der Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes) Der Tannenhäher besitzt ein braunes Gefieder mit vielen kleinen weißen Tupfen. Er ist etwa so groß wie der Eichelhäher, hat aber einen kürzeren Schwanz und einen längeren, zugespitzten Schnabel. Der Tannenhäher ist ein ausgesprochen ortstreuer Standvogel und kommt bei uns hauptsächlich in den Nadelwäldern der Gebirge vor. Bei seiner Nahrung ist er auf die Zapfen der Zirbelkiefer und Haselnüsse angewiesen, er sucht sich daher nur Reviere, in denen auch genug Futterquellen vorkommen. Von Mai bis August stehen auch Insekten, Spinnen, Kleinsäuger und gelegentlich Kleinvögel auf seiner Speisekarte. Trotzdem legt er ganzjährig Dauervorräte von Zirbelzapfen und Haselnüssen an, mit denen er seinen Nachwuchs füttert, die aber auch im Winter überlebenswichtig sind. Die Jungvögel müssen etwa 4 Wochen vor der Zirbel- und Haselnussreife selbstständig sein, um noch genug Vorräte für den Winter zu sammeln. Daher beginnt der Tannenhäher schon im Februar mit dem Nestbau; die Eiablage erfolgt von Anfang März bis Anfang April. Die Paarbindung der Tannenhäher hält übrigens ein Leben lang. Foto: D. Nill

Weltweite Verbreitung Die Hauptverbreitung der Dohlen erstreckt sich zum Teil lückig von Nordafrika, über Europa bis nach Asien. Als Brutvogel kommt sie in der borealen, gemäßigten, mediterranen, Steppen- und Wüstenzone der West- und Zentralpaläarktis vor. In Europa ist die Dohle Standvogel, nur nördlichste Population ziehen oft zusammen mit Saatkrähen südlich oder westlich der Artareale. Die Jungvögel ziehen dabei bereits ab Juli in die Überwinterungsgebiete, Altvögel meist erst zwischen September und November. Im Februar/ März kehren die Tiere wieder an ihre Brutplätze zurück.

Bestand und Verbreitung in Europa  2.000  550  7.600 18.000 ausgestorben vorkommend Paare/Land Tendenz stabil  zunehmend  abnehmend Der Brutbestand in Europa ist mit mehr als 5,2 Mio. Brutpaaren (Stand: 2005) recht groß und war zwischen 1970 und 1990 stabil. Danach waren Bestandseinbrüche vor allem in Frankreich und der Türkei zu verzeichnen. Jedoch blieben auch Populationen wie in Russland oder im Vereinigten Königreich stabil oder nahmen im Bestand sogar zu. Insgesamt gilt der Europäische Bestand der Dohlen als gesichert, sodass sie von der IUCN (International Union for the Conservation of Nature) als „ungefährdet“ eingestuft wird. Dennoch leiden Dohlen lokal aufgrund anthropogener Einflüsse vermehrt unter Brutplatzmangel und Nahrungsknappheit und gehören daher mit zu den Arten, die unserer Hilfe bedürfen. In Deutschland steht die Dohle mittlerweile in mehreren Bundesländern auf der Roten Liste, darunter Berlin, Brandenburg, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Auch in Bayern wird die Dohle bereits auf der Vorwarnliste geführt. Karte: BirdLife

Wahre Flugkünstler Dohlen sind geschickte und wendige Flieger, die in ihren Bewegungen lebhafter und geschmeidiger wirken im Vergleich zu den anderen Rabenvogelarten. Unter Ausnutzung von Luftströmungen vollführen sie allerlei akrobatische Flugmanöver und können dabei Geschwindigkeiten von bis zu 60 km/h erreichen. Foto: A. Juvonen

Majestätisch schreitend Am Boden bewegen sich Dohlen meist schreitend, manchmal auch beidbeinig hüpfend, beispielsweise zum Fangen von Insekten oder als Imponierverhalten, was ihr bei den Menschen einen sympathischen Ruf als „Kleiner Tollpatsch“ verleiht. Auch der Begriff „Hupfdohle“ leitet sich davon ab. Foto: Z. Tunka

Gemeinsame Schlafplatzflüge Abends, wenn die Tiere zu ihren Schlafplätzen fliegen, kann man sie häufig in größeren Trupps am Himmel segeln sehen. Ein wirklich beeindruckendes Erlebnis. Foto: C. Falk

Soziales Leben Dass Dohlen über ein ausgesprochen reiches Sozialleben verfügen, wusste bereits der Nobelpreisträger Konrad Lorenz. So können sich die Vögel innerhalb der Kolonie individuell erkennen und selbst nicht ganz so fitte Vögel werden von den anderen mitversorgt. Für die Nahrungssuche schließen sich Dohlen gern zu größeren Schwärmen zusammen, was zum einen dem einzelnen Vogel mehr Sicherheit und damit mehr Zeit zum Nahrungserwerb bietet. Zum anderen werden die Dohlen im Schwarm nicht so schnell von anderen Rabenvögeln vertrieben, was den Dohlen mehr nutzbaren Raum bietet. Foto: T. Muukkonen

Echte Feinschmecker?! Wie alle Rabenvögel ist auch die Dohle ein Allesfresser, ernährt sich aber hauptsächlich von Insekten, die sie pickend oder stochernd am Boden aufsucht. Oft werden Insekten auch aus dem Fell von Schafen, Pferden oder Rindern gepickt. Im Herbst und Winter ernährt sich die Dohle hingegen eher vegetabil von allem, was ihr fressbar erscheint, wie Obst (Kirschen, Apfel), Nüssen und Samen. In Siedlungsgebieten, wo Insekten und Früchte eher Mangelware sind, durchstöbern die Tiere Komposthaufen und Abfallkörbe nach allerlei Essbarem. Fotos: R. Rößner, K. Mühlmann, D. Nill, A. Juvonen

Schwarzgefiedertes Stimmtalent Die gesellige Dohle lebt in größeren Kolonien mit anderen Artgenossen zusammen und hat daher ein recht vielfältiges Lautinventar. Typisch für die Art ist ein kräftiges, metallisch klingendes „Kjack“, welches sie bei Erregung mehrfach reiht. Verpaarte Vögel nutzen hingegen ein leises, weiches „jüb-jüb“ zur Stimmfühlung, was jedoch bei ernsten Streitereien schnell in ein lautes, hartes „ jep-jep“ oder „jäk-jäk“ umschlagen kann. Neben diesen kleineren Streitereien, die in jeder guten Ehe mal vorkommen, sind die Dohlen ihrem Partner jedoch lebenslang treu. Foto: H.-W. Grömping,Vogelstimme aus: Singer, D.:Was fliegt denn da?, Kosmos-Verlag

Frisch verliebt Schon im Alter von 5 Monaten können sich Dohlen verloben.  Ihre Zusammengehörigkeit demonstrieren sie, indem sie viele Verhaltensweisen wie das gegenseitige Putzen oder ihren Flug synchronisieren. Zusammen erkämpft sich das Dohlenpaar eine der begehrten Brutnischen und verteidigt diese gegen andere. Innerhalb der Dohlen-Kolonie herrscht eine klare Rangordnung, jedoch können sich Vögel gleichen Ranges schon mal durch Droh- und Imponierverhalten gegeneinander behaupten. Während der Brutzeit kann es dennoch zu Rangverschiebungen kommen, nämlich wenn die Weibchen nach der Verpaarung in den Rang des Männchens aufsteigen. Foto: M. Fröhlich

Des Pastors „schwarze Tauben“ Dohlen sind Höhlenbrüter, die ihre Nester bevorzugt in luftiger Höhe errichten, wo sie vor Feinden geschützt sind. Als Gebäudebrüter nisten die Dohlen in größeren und kleineren Siedlungen an nistplatzreichen Gebäuden inmitten historischer Stadtkerne. Besonders beliebte Nistplätze sind Nischen und Löcher in Kirchtürmen, Schlössern, Ruinen oder auch Beton- und Stahlkonstruktionen von Brücken sowie Brunnen oder Schornsteinschächte (!). Foto: G. Wellner

Gebäudebrüter: Schornstein-Dohlen Letzteres kann sogar für den Menschen zur Gefahr werden, wenn das giftige Kohlenmonoxid nicht mehr durch den Schornstein abziehen kann oder dieser sogar in Brand gerät. Die Nester müssen in dem Fall vom Fachmann entfernt und durch ein Gitter gesichert werden. Unbenutzte Schornsteine sollten hingegen offen gehalten werden, um so den Dohlen einen geeigneten Nistplatz zur Verfügung zu stellen. Foto: R. Thelen

Beliebte Baumhöhlen Neben den Gebäudebrütern gibt es auch Baumbrüter. In Alleen, Parkanlagen mit alten Bäumen, Altholzbeständen sowie in kleineren und größeren Wäldern legen Dohlen ihre Nester in vorgefertigten Höhlen an. Dies können Höhlen von Schwarzspechten oder ausgefaulte Astlöcher sein, lokal können auch Nistkästen eine entscheidende Rolle spielen. Foto: E. Arendt & H. Schweiger

Ungewöhnliche Brutplätze Zum Teil legen Dohlen ihre Nester auch in alten Kaninchenbauten oder anderen leerstehenden Erdhöhlen, z.B. auch in Auswaschungen in Steilufern an. Foto: E. Arendt & H. Schweiger

Erfinderische Baumeister Manche Dohlen erweisen sich – was die Auswahl des geeigneten Nistplatzes anbelangt – als sehr kreativ. Dieses Dohlenpärchen hat sich beispielsweise einen Windsack als Brutplatz ausgesucht. Foto: E. Arendt & H. Schweiger

Nestgestaltung Geschickte Nestbauer Hat sich das Paar erst einmal für einen Nistplatz entschieden, geht es ans Einrichten… Dafür werden etwa 30 cm lange dünne Zweige von beiden Partnern in das Nest getragen, wobei sich die beiden in ihrem Eifer schon einmal in die Quere kommen können. Foto: E. Arendt & H. Schweiger

Kreative Inneneinrichter Auf der mehrere Zentimeter hohen Zweigaufschichtung wird die Mulde angelegt. Diese wird mit verschiedensten Materialien wie Moos, Halmen, Erdklumpen, Papierfetzen, Federn oder Tierhaaren ausgepolstert. Foto: C. Hütter

Fürsorgliche Eltern Ab Ende März bis Anfang April beginnt das Weibchen meist 4-6 bläulich grüne Eier zu legen. Nach etwa 18 Tagen schlüpfen die ersten Jungvögel, die bereits großen Hunger haben. Foto: Arendt & Schweiger, E. Hofmann

Freche Jungenschar Nach etwa 30 Tagen sind die Jungvögel bereits flügge und werden anschließend noch für ca. 4 Wochen von den Eltern gefüttert. Sehnsüchtig warten diese 4 hungrigen Jungvögel auf ihre Eltern. Junge Dohlen haben übrigens auffallend blaue Augen. Foto: M. Vollborn

Jährliche Brutverluste Trotz großer Anstrengungen der Eltern sind die brutzeitlichen Verluste hoch. Oft schaffen es gerade einmal ein oder zwei Jungvögel pro Paar, manchmal bleibt eine ganze Saison für das Dohlenpaar erfolglos. Dohlen brüten nur einmal im Jahr. Die größten Verluste werden vor allem durch kühle Witterung hervorgerufen, aber auch Störungen am Brutplatz, Prädation und Nahrungsarmut beeinflussen den Bruterfolg negativ. Foto: A. Hartl

Lebensräume Gefährdung: Verlorene und beeinträchtigte Neben den natürlichen Gefahren sind es besonders menschliche Einflüsse, die sich negativ auf den Bestand der Dohlen auswirken, allen voran der Verlust von Lebensräumen und die Zerstörung von Brutplätzen. In den vergangenen Jahrzehnten wurden ältere Gebäude abgerissen oder renoviert, wobei viele Brutnischen, Kamine oder Kirchtürme zur Taubenabwehr verschlossen wurden. Foto: S. Weber

Lebensräume Gefährdung: Verlorene und beeinträchtigte Durch intensive forstliche Eingriffe und Flurbereinigungs­maßnahmen verschwinden zudem immer mehr Altholzbestände aus unserer Landschaft und damit die für die Dohlen so wichtigen Bruthöhlen. Foto: Bund für Naturschutz, Waldreferat

Lebensräume Gefährdung: Verlorene und beeinträchtigte Störungen am Brutfelsen durch Klettersport können schnell zum Brutverlust führen, besonders wenn diese über längere Zeit die Fütterung der Jungvögel verhindern. H. Werth

Gefährdung: Verringertes Nahrungsangebot Zunehmend spielt auch das verringerte Nahrungsangebot eine entscheidende Rolle für den Rückgang der Dohlenpopulation. Feldgehölze, Heckenstreifen und Ackerraine werden aus der Landschaft entfernt, Brachflächen werden durch Mais- und Rapsfelder ersetzt und führen somit immer mehr zu einer Verarmung unserer Landschaft. Foto: P. Bria

Gefährdung: Verringertes Nahrungsangebot Auch der gesteigerte Einsatz von Bioziden führt immer mehr zum Verlust des natürlichen Insektenreichtums und damit der für die Dohle so wichtigen Nahrungsgrundlage Foto: T. Staab

Gefährdung: Verhasst und verfolgt Neben den genannten Problemen hat die Dohle immer noch mit ihrem schlechten Image beim Menschen zu kämpfen. So wurde sie früher als Tod- und Unglücksbringer verteufelt und auch heute noch ist sie bei vielen Jägern und Vogelfreunden unbeliebt, weil sie manchmal Eier und Jungvögel anderer Kleinvögel erbeutet. Der Anteil an Eiern und Jungvögel ist jedoch äußerst gering im Vergleich zum Anteil der aufgenommenen Schadinsekten! Drastische Maßnahmen wie Abschuss und Fang werden gefordert. Das Foto zeigt eine als Vogelscheuche aufgehängte Dohle – auch dies ist eine durchaus noch gängige Praxis auf dem Lande. Bis heute ist jedoch nicht bewiesen, dass Rabenvögel ursächlich für einen Rückgang der Singvögel verantwortlich sind. Ein Abschuss von Rabenvögeln als Ziel der Bestandsregulation ist sinnlos, da sich die Populationsgröße je nach Nahrungsangebot und Nistplätzen selbst reguliert, und auch aus ethischen Gründen ist eine Bejagung nicht vertretbar, weshalb der LBV und der NABU sich gegen eine Verfolgung der Rabenvögel aussprechen. Alle genannten Probleme zusammengenommen werfen dabei die Frage auf: Wie soll die Dohle in einer solchen Umgebung noch überleben können? Foto: R. Pop

statt Monotonie Schutzmaßnahmen: Vielfalt Damit auch in Zukunft die Altvögel ihre Jungen mit genügend Insekten füttern können, muss vermehrt auf eine strukturreiche Kulturlandschaft mit extensiver Nutzung gesetzt werden. Dadurch werden größtenteils niedrig bewachsene Flächen geschaffen auf denen die Dohle nach Beute jagen kann. Als Insektenfresser und Vertilger vieler Schädlinge macht sich die Dohle auch für die Landwirtschaft nützlich! An den Stellen, wo die Vegetation höher wächst, können sich hingegen Insekten gut entwickeln. Zudem gilt es, den Pestizideinsatz zu verringern, naturverträgliche Landbewirtschaftungen zu fördern und verbliebene Nahrungsrefugien dauerhaft zu schützen. Innerhalb von Siedlungen können Sie die Gemeinden zur Anlage von Wildblumenwiesen anregen. Foto: Dr. E. Pfeuffer

Schutzmaßnahmen: Schaffe, schaffe, Häusle baue… Um die Wohnungsnot der Dohle zu mindern, sollten möglichst viele Hohlräume und Nischen offen gehalten werden. Um ungeliebte Untermieter wie Straßentauben fern zu halten oder aktiv Brutmöglichkeiten für die Dohlen zu schaffen, bieten Nisthilfen eine gute Alternative. Diese sollten möglichst hoch und dunkel gehalten werden. Ideal sind Plätze hinter Turmfenstern und Schallöffnungen. Dohlen sind reinliche Tiere und säubern regelmäßig ihren Nistplatz. Das Anbringen einer Sitzstange bietet zusätzlichen Schutz vor Fassadenverschmutzungen. Während der Brutzeit müssen Sanierungsarbeiten von Altbauten ruhen und dürfen erst erfolgen nachdem die Jungvögel ausgeflogen sind. Eine Bauanleitung finden Sie unter www.vogel-des-jahres.de und www.lbv.de oder im Aktionsleitfaden. Foto: M. Muszeika

Schutzmaßnahmen: Dohlenparadies Ellwangen Über Ellwangen fliegt die wahrscheinlich größte Dohlenschar Baden-Württembergs. Das ist vor allem Reinhold Schuster zu verdanken. Auf allen Kirchtürmen und vielen anderen öffentlichen Gebäuden der Stadt hat er zusammen mit weiteren Mitgliedern der NABU-Gruppe Ellwangen mehr als 50 Großraumnistkästen montiert. Die Jungdohlen, jährlich mindestens 100 Vögel, werden vor dem Ausfliegen beringt. Ringfunde zeigen, dass die Dohlenpopulation aus Ellwangen sich auch auf benachbarte Städte ausweitet. Foto: NABU Ellwangen

Schutzmaßnahmen: Aus Alt mach Neu! LBV-Vogelhaus in Mooseurach Im Sommer 2006 haben kreative Mitglieder der LBV Kreisgruppe Bad Tölz / Wolfratshausen ein ehemaliges Trafo-Haus in Mooseurach (Gde. Königsdorf) renoviert und Brutmöglichkeiten für Dohlen, Turmfalken, Mauersegler und andere Höhlenbrüter sowie Fledermäuse geschaffen. Weitere Trafo-Häuschen sind schon in Planung. Foto: M. Arends, Z. Tunka

Schutzmaßnahmen: Höhlenbäume für die Dohle… Damit auch baumbrütende Dohlen in Zukunft einen Nistplatz finden, sind Waldbesitzer und forstliche Ämter dazu aufgerufen, naturnahe Altholzbestände sowie „Höhlenbäume“ langfristig zu sichern. Auch alte Parkbäume können der Dohle als Brutplatz dienen und sollten daher erhalten werden. Achten Sie bei Spaziergängen auf Höhlenbäume, markieren Sie sie z.B. mit der Spechtschablone (erhältlich unter www.NABU.de/informaterial und www.lbv.de) und nehmen Sie Kontakt mit der Gemeinde oder dem Forstamt auf. Foto: E. Arendt &. H. Schweiger

Schutzmaßnahmen: ... und für andere Höhlenbewohner Zudem profitieren auch andere Arten von einem reichhaltigen Höhlenangebot in unserer Landschaft, beispielsweise Hohltauben, verschiedene Fledermausarten, Eulen oder Käuze, wie hier ein neugieriger Sperlingskauz. Auch für Baumbrüter kann man Kästen anbringen, eine Anleitung finden Sie im Internet und im Aktionsleitfaden. Foto: Dr. C. Moning

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse! Mit der Wahl der Dohle als Vogel des Jahres 2012 versuchen der LBV und der NABU mit Vorurteilen gegenüber Rabenvögel aufzuräumen. Das Beispiel Dohle zeigt, dass selbst die anpassungsfähigen Rabenvögel mittlerweile die negativen Folgen menschlichen Handelns zu spüren bekommen. Der Schutz der Dohle kommt damit nicht nur anderen Rabenvögeln, sondern auch Höhlen- und Gebäudebrütern sowie vielen Wald- und Wiesenarten zugute, die dieselben Ansprüche an ihren Lebensraum stellen wie die Dohle. Darum unterstützen Sie die Dohle und helfen Sie mit, damit die Dohle auch in Zukunft unsere Welt mit ihrer charmanten, witzigen Art erfreuen kann. Werden Sie aktiv! Wie das mit wenig Aufwand gelingt, erfahren Sie im NABU-Verbandsnetz und im Aktionsleitfaden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und Ihr Interesse. Foto: M. Vollborn