Was sind Emotionen? PD Dr. Christoph Jäger.

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1.
 Präsentation transkript:

Was sind Emotionen? PD Dr. Christoph Jäger

2. Aristoteles über pathe tes psyches

Der Begriff des pathos bei Aristoteles im allgemeinen Pathos als Emotion

Ad 1: der Begriff des pathos Paschein in der griechischen Alltagssprache: Zustoßen, Erleiden von etwas (wertneutral) Pathos im wertfreien Sinne = Widerfahrnis, Zustand, in den etwas oder jemand gebracht wurde Pathos in abwertender Bedeutung = unglücklicher Zustand, Leiden

Poiesis und Pathos in der Kinesis-Theorie des Aristoteles Kinein und kineistai (bewegen und bewegt werden) entsprechen weitgehend poiein (im Mittelalter: actio) und paschein (im Mittelalter: passio bzw. später reactio) Das Tätige ist das Prinzip der Bewegung Das erste Tätige ist unleidend (apathes)

Poiein und paschein als Prinzipien des Aktiven und des Passiven Poiein und paschein sind zwei der zehn Kategorien alles Seienden. A. verdeutlicht dies anhand der Beispiele des Schneidens oder Brennens seitens eines Arztes und dem “geschnitten werden” oder “gebrannt werden” des Patienten. Der Arzt ist aktiv, der Kranke leidend passiv. (Aristoteles, Kategorien, IV, 2 a 3-4)

Paschein im aristotelischen Hylemorphismus Hyle – Materie – ist grundsätzlich dem paschein – Erleiden – zugeordnet.

Paschein als Erleiden Beispiel: Das Erz ist Materie (hyle), die das Vermögen (dynamis) hat, dadurch zu einer geformten Statue (energeia) zu werden, dass diese ihr als Form (eidos) gegeben wird. Die Materie erleidet dabei etwas; die Form wirkt aktiv. (Vgl. Aristoteles, Metaphysik, IX, 1049 a 18)

Pathos als Eigenschaft in der Metaphysik des Aristoteles (V, Kap. 21) Pathos als Qualität, die Veränderung zulässt (“das Weiße, das Schwarze, das Süße …”) Pathos als (Prozess der) Tätigkeit und Veränderung solcher Qualitäten Pathos als schädliche Veränderung und Bewegung

Ad 2: pathos als Emotion

Pathe tes psyches: die Leidenschaften der Seele in De anima (Buch I) Beispiele: Zorn (orge) und Furcht (phobos) Die Seele “erleidet” pathe: sie freut sich, fürchtet sich, wird zornig usw. Also scheint sie nicht bewegendes Prinzip zu sein, sondern selbst bewegt zu werden. Jedoch “scheint es, dass sie die meisten [pathe] weder ohne Körper erleidet (paschein) noch ohne Körper tätigt (poiein), wie etwa sich über etwas erzürnen, mutig sein, etwas begehren, oder überhaupt etwas wahrnehmen.”

“Es scheint, dass auch die Leidenschaften der Seele alle mit dem Körper sind, Zorn, Sanftmut, Furcht, Mitleid, Mut, sowie noch Freude und das Lieben und das Hassen; zugleich mit diesen erleidet nämlich der Körper etwas.” (Aristoteles, De anima, I, 1, 403 a 16-19)

Ad 2: pathos als Emotion Unter „Affekte“ verstehen wir das, durch dessen Wechselspiel sich die Menschen in ihren Urteilen unterscheiden und dem Kummer und Vergnügen folgen, z.B. Zorn, Mitleid, Furcht usw., sowie das Gegenteil davon. (Aristoteles, Rhetorik, II, 1, 8-11, 2)

„Bei jedem Affekt sind drei Aspekte zu unterscheiden „Bei jedem Affekt sind drei Aspekte zu unterscheiden. Ich tue dies am Beispiel Zorn. In welcher Gemütsverfassung befinden sich Zornige? Wem zürnen sie gewöhnlich? Worüber sind sie erzürnt?“