Einführung und institutionelle Grundlagen

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 Präsentation transkript:

Einführung und institutionelle Grundlagen http://controlling.uni-graz.at/de/stud0/lehrveranstaltungsmaterialien/  Wagenhofer/Ewert 2015. Alle Rechte vorbehalten. Einführung und institutionelle Grundlagen

Unternehmensrechnung Inhalt der Unternehmensrechnung Konzeptionelle Gestaltung und Einsatzbedingungen von Informationssystemen im Unternehmen Informationssysteme, die an unternehmensexterne Adressaten gerichtet sind  Rechnungslegung und sonstige gesetzliche Berichterstattung  freiwillige Finanzberichterstattung Informationssysteme für unter-nehmensinterne Benutzer (Manager)  Investitions- und Finanzrechnungen  Kosten- und Leistungsrechnung

Adressaten der externen Unternehmensrechnung Unternehmensinterne Adressaten Topmanagement Bereichsmanager Eigentümer, die in die Unternehmensführung involviert sind (Eigner-Manager) Unternehmensexterne Adressaten Eigentümer öffentlich gehaltener Unternehmensanteile (Investoren) Potenzielle künftige Eigentümer, Unternehmenserwerber Banken und andere Kapitalgeber Geschäftspartner (Lieferanten, Kunden) Arbeitnehmer Konkurrenten Finanzbehörden Allgemeine Öffentlichkeit

Informationsinteressen der Adressaten Entscheidungsfunktion Decision usefulness für Adressaten, zB Kauf/Verkauf von Anteilen, Unternehmensübernahme Kreditvergabe Handelsbeziehungen Mitarbeit im Unternehmen Prognosefähigkeit Verlässlichkeit Verhaltenssteuerungsfunktion Zahlungsansprüche, zB Dividenden Steuern Managemententlohnung Finanzierungsverträge, Kreditkonditionen, Covenants Rechenschaftslegung Verlässlichkeit

Charakteristika der externen Unternehmensrechnung Objektivierung starker Objektivierungsgrad Periodisierung Gewinnermittlung statt Cashflows Asymmetrische Erfassung von Gewinnen und Verlusten Vorsichtsprinzip, Imparitätsprinzip Aggregation und Betonung finanzieller Größen Aggregierbarkeit durch Bilanzierung und Bewertung Zusatzangaben

Externe Unternehmensrechnung als Informationssystem Grundproblem Trennung von Ersteller und Benutzern der Unternehmensrechnung führt zu vielfältigen Friktionen Agency-Konflikte Erfordert institutionelle und vertragliche Lösungen Zusammenhang mit anderen Informationssystemen Alternative Informationsquellen Finanzintermediäre Relativer Wettbewerbsvorteil der Rechnungslegung: Disziplinierung sonstiger, früher verfügbarer Informationen

Institutioneller Rahmen (1) Transaktionen und das Unternehmen betreffende Ereignisse Corporate Governance Transformation und Aggregation gemäß Rechnungslegungssystem und Entscheidungen des Managements Internes Kontrollsystem Risikomanagementsystem Jahresabschluss Jahresabschluss Weitere Informationen Weitere Informationen (Zwischenberichte, Ad (Zwischenberichte, Ad hoc hoc - - Berichte, frei Berichte, frei - - willige Informationen) willige Informationen)

Institutioneller Rahmen (2) Corporate Governance Jahresabschluss Weitere Informationen (Zwischenberichte, Ad hoc - Berichte, freiwillige Informationen) Prüfung durch Abschlussprüfer Offenlegung, Veröffentlichung Gerichtliches Klagesystem Entscheidungen der Adressaten Enforcement Außerhalb des Unternehmens liegende Informationsquellen Kontrolle durch Aufsichtsrat

Institutioneller Rahmen (3) Einbettung in Corporate Governance Verantwortungsvolle Unternehmensführung und Förderung des Vertrauens aller externen Adressaten (deutschsprachiger Raum) Agency-Konflikte zwischen Kapitalgebern und Management (angloamerikanischer Raum) Umfang und Inhalt der Informationen zur Aufgabenerfüllung durch externe Unternehmensrechnung bestimmt Internes Kontrollsystem und Risikomanagementsystem Wirksamkeit wird durch den Abschlussprüfer geprüft Internes Kontrollsystem besteht aus internem Steuerungssystem und internem Überwachungssystem (prozessunabhängig und prozessintegriert)

Institutioneller Rahmen (4) Abschlussprüfung Unabhängigkeit der Abschlussprüfer Prüfung, ob Rechnungslegung im Wesentlichen frei von Fehlern und falschen Aussagen ist Bezieht sich auf Jahresabschlüsse grundsätzlich nicht Zwischenberichte (review) freiwillige Prüfungen Gesetzliche Regelungen, GoA, ISA, GAAS Kontrolle durch den Aufsichtsrat Im Rahmen der Überwachungsfunktion Prüfungsausschuss (audit committee)

Institutioneller Rahmen (5) Enforcement Prüft vom Abschlussprüfer geprüfte und veröffentlichte Abschlüsse börsennotierter Unternehmen und Finanzinstitutionen Organisation Deutschland und Österreich: Prüfung zweistufig, privat und staatlich Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR), BaFin als zweite Stufe Österreichische Prüfstelle für Rechnungslegung (ÖPR), FMA als zweite Stufe USA: Staatliche Behörde (Securities and Exchange Commission, SEC) Großbritannien: privatwirtschaftlich (Financial Reporting Review Panel, FRRP)

Institutioneller Rahmen (6) Gerichtliches Klagesystem Klagemöglichkeiten gegen Vorstand und Aufsichtsrat Schwieriger Nachweis des Fehlverhaltens – kaum Klagen Grundsätzlich keine Dritthaftung der Abschlussprüfer USA: Sammelklagen und ergebnisabhängige Honorare

Regulierung der Rechnungslegung Historische Entwicklung Rechnungslegungsvorschriften seit 1794, Österreich folgte deutschen Entwicklungen Entwicklung im Zusammenhang mit Ermöglichung beschränkter Haftung von Gesellschaften Grundsätze ordnungsmäßiger Buchführung mit Bilanzierungs- und Bewertungsvorschriften Publizitätsverpflichtungen Verpflichtung zur Abschlussprüfung Neuerdings stärker Ausrichtung an Kapitalmarkterfordernissen und internationaler Vergleichbarkeit Ständige Zunahme der Regulierung Anlässe: Zusammenbrüche großer Unternehmen, Wirtschaftskrisen, Betrugsfälle und Bilanzdelikte

Quellen der Regulierung

Ökonomische Gründe für Regulierung der Rechnungslegung Schutz schwächerer Marktteilnehmer Chancengleichheit Ausgleich von Informationsasymmetrie Reduktion von Informations(beschaffungs)kosten der Adressaten durch verpflichtende Rechnungslegung der Unternehmen Marktversagen und externe Effekte Information ist „öffentliches Gut“  Unterproduktion freiwilliger Information Standardisierung Einfachere Vergleichbarkeit Geringere Vertragskosten durch standardisierte Verträge Netzwerkeffekte verstärken Vorteile

Kosten der Regulierung Direkte Kosten für Unternehmen Indirekte Kosten für Unternehmen durch Änderung wirtschaftlicher Entscheidungen Kosten von Institutionen Umverteilungseffekte Rechnungslegungsregeln abhängig von politischen Machtverhältnissen Politischer Prozess durch Partikularinteressen beeinflusst Lobbying Ist ein Regulator „besser“ als der Markt?