Fisch ist gesund Aber wie lange noch? Rainer Froese Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung GEOMAR Minden,
Übersicht Einstimmung Drei Begriffe Legaler Hintergrund Wie geht es den Fischen? Wie steht es um die Fischerei-Reform? Welchen Fisch kann man noch essen? Schlussfolgerungen 2
Früher waren die Fische gross..
.. und zahlreich
Entwicklung der Fischerei 1376 Grundschleppnetz Ab 1880 – Dampfmaschinen ersetzen Segel Moderne Fischerei: riesige Netze in jeder Tiefe
Die Atlantic Dawn (jetzt Annelies Ilena) ist der modernste und größte Schleppnetzfänger der Welt. Sie ist 144 m lang mit 14,000 PS, 63 Besatzungsmitglieder, im Einsatz vor West-Afrika. Sie fängt auf einer Reise so viel wie 7000 traditionelle afrikanische Fischer im ganzen Jahr.
Grundschleppnetz in Aktion
Zerstörung am Meeresboden Photos: Dr. K. Sainsbury, CSIRO vorher nachher
Die Spuren der Scheerbretter courtesy F. Grassle
Garnelenfischerei vom Weltraum aus gesehen QuickBird satellite on 20 February 2003, off the coast of Jiangsu province near the mouth of the Yangtze River
In China
In den USA Photo courtesy of Dr. Kyle van Houten (Duke University)
(t/km 2 ) Bestandsgröße von Speisefischen im Jahr 1900 Christensen et al. 2003
und im Jahr 2000…. Christensen et al. 2003
Fang pro 100 Haken Blauer Marlin Schwertfisch Blauflossen Thun Goldmakrele
Source: Myers and Worm Nature 423:
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Ray Beverton und Sidney Holt 1957 Die Väter der modernen Fischereiwissenschaft
Drei Begriffe Biomasse (B) ist das Gewicht der Fische im Meer MSY ist der Maximum Sustainable Yield, der höchste nachhaltige Fang, den ein Fischbestand dauerhaft liefern kann B msy ist die Biomasse, die ein Fischbestand haben muss, damit er den MSY-Dauerertrag liefern kann
Biomasse Richtwerte Dorsch, östliche Ostsee Froese & Proelß Fish & Fisheries 2010
Fang Richtwerte Dorsch, östliche Ostsee
Zusammenhang von Fischereiaufwand und Fang MSY Kosten der Fischerei € €€€€ MEY F pa ? F lim † Hier sind Europa’s Fischbestände Fischereiaufwand Fang in kg und Wert/Kosten in €
Legaler Hintergrund Das UN-Seerechtsübereinkommen, in Kraft seit 1994, schreibt vor, dass Länder in ihrer AWZ Fischbestände so aufbauen und erhalten müssen, dass diese den maximalen Dauerertrag (MSY) liefern können. Das Vorsorgeprinzip ist ein Grundprinzip aller Rechtssysteme, auch des EU-Vertrags. Danach soll bei Entscheidungen, die mit Unsicherheit verbunden sind, die weniger gefährliche Variante gewählt werden. Dies gilt ausdrücklich auch für die Bewirtschaftung von natürlichen Resourcen. Bisher wurden Seerechtsübereinkommen und Vorsorgeprinzip nur von Neuseeland, Australien und den USA in Fischereimanagement umgesetzt (mit gutem Erfolg). 50
Zustand der europäischen und globalen Fischbestände 51
Wie funktioniert europäisches Fischereimanagement (bis 2009) ? Die Wissenschaftler schlagen maximale Fangmengen vor, die den Zusammenbruch des Bestands gerade verhindern Die Europäische Kommission schlägt unter Druck der Fischerei-Lobby höhere Mengen vor Die Landwirtschaftsminister der 27 Mitgliedsländer beschließen nochmals höhere Mengen (im Durschschnitt + 48%) Die Fischer überschreiten diese Mengen nochmals um bis zu 40% durch Rückwurf
Zustand der europäischen Fischbestände 53 Landings from ICES 2010, MSY from Froese and Proelß 2010
Mittlere Bestandsgröße von 50 europäischen Beständen. Der Pfeil deutet auf das in Johannesburg (2002) vereinbarte Ziel, die Bestände bis zum Jahr 2015 wieder aufzubauen. Froese and Proelß Fish & Fisheries 2010 Biomassen europäischer Bestände
Globaler Fang und Fischereiaufwand 55 Pauly & Froese 2012
Zustand der globalen Fischbestände 56 Neue Bestände Zusammengebrochen Noch nicht genutzt Entwickelnd Voll befischt Überfischt Zusammengebrochen
Etwa ein Drittel des Weltfangs wird zu Fischmehl und Fischöl
Was kümmern uns globale Fischereien? 42% des Welthandels in Fischprodukten wird von Europa importiert Europäische Flotten fischen in allen Weltmeeren Eine richtige Fischereireform in Europa würde, zusammen mit NZ, AUS und USA, weltweite Maßstäbe setzen Eine verfehlte Fischereireform würde die Fortsetzung der globalen Überfischung bedeuten 58
Ist der Wiederaufbau möglich? 59
Die Fische müssen wachsen und sich fortpflanzen 60
Verpasste Erholung Nordsee Kabeljau 61 Tatsächlicher Elternbestand Möglicher Elternbestand Drei Jahre Schließung Froese & Quaas 2012
Verpasste Gewinne 62 Froese & Quaas, in prep. Mögliche Gewinne Tatsächliche Gewinne
Und wie steht es um die Reform der Gemeinsamen Fischereipolitik? 63
Die guten Nachrichten Die Kommission (Frau Damanaki) hat einen ambitionierten Reformvorschlag vorgelegt: Das internationale MSY-Konzept soll die bisherige GFP-Überfischung ablösen Rückwürfe sollen abgeschafft werden Regionale Verantwortlichkeiten sollen gestärkt werden Einige Subventionen sollen verringert werden 64
Die schlechten Nachrichten Der Widerstand der Landwirtschaftsminister ist erheblich Der Quotenhandel wird abgelehnt Das MSY-Konzept soll verwässert werden Subventionen sollen erhalten bleiben Das Mikro-Management der Minster soll erhalten bleiben Mehr Vorschriften sind wahrscheinlich 65
Und warum geht es nicht besser? Die europäischen Fischereiverbände vertreten nicht die mittelfristigen Gewinninteressen der Fischer Die europäischen Landwirtschaftsminister fühlen sich den Verbänden verpflichtet und verhindern eine echte Reform Die Kommission kann sich nicht gegen den Ministerrat durchsetzen 66
Bringt Zertifizierung etwas? Nur etwa die Hälfte der MSC-zertifizierten Bestände war in Ordnung Ein Drittel war deutlich zu klein und deutlich zu hart befischt Trotzdem ist der Anteil gesunder Bestände höher bei den zertifizierten Meeresfrüchten 67 Froese & Proelss, Marine Policy, 2012
Welche Fische enthalten viel Omega-3? Hauptsächlich fette Fische wie Makrelen Heringe Sardinen Sardellen Lachse Thunfische 68
Welche von diesen Fische kann man noch guten Gewissens essen? Hering aus Norwegen (Clupea harengus) Europäische Sardelle aus der Biscaya (Engraulis encrasicolus) Bonito aus allen Weltmeeren (Katsuwonus pelamis) Wildlachs aus Alaska (Oncorhynchus spp.) 69
Zusammenfassung I Man kann Fische ernten, ohne zu säen Für einen hohen Dauertrag darf man nicht mehr als etwa 20% der Fische fangen Tatsächlich werden 50% (Kabeljau 2010) und mehr entnommen Dabei wird der Meeresboden bis zu 20 mal pro Jahr gepflügt Die Produktivität des Systems nimmt ab und Bestände brechen zusammen 70
Zusammenfassung II Europäische Fischbestände sind schlecht gemanagte Vermögenswerte Der Fang für Fischmehl verschwendet Protein Bei richtigem Managment könnten sich die Fänge erhöhen und die Gewinne der Fischer vervielfachen Eine halbherzige Umsetzung der GFP-Reform schädigt die guten Beispiele von NZ, AUS, USA Zertifizierung muss verlässlicher werden 71
Fragen? 72 Rainer Froese GEOMAR