Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Was würdest du tun,.... darfst du.....?.
Advertisements

Probleme der heutigen Jugendlichen.
Der Spinnerin Nachtlied
Interview mit der Tell Familie
Sexueller MISSBRAUCH an Kindern Ich habe Angst, dass mir die Anderen nicht glauben würden aber trotzem fühle ich das Bedürfnis, das jemendem zu erzählen.
„Schule als Lebensraum – ohne Mobbing!“
7 d Ursachen und Behandlung Angst - Sozialisation
Starke Eltern – Starke Kinder Mehr Freude mit Kindern!
Eingewöhnung Krippe QUALITÄTSHANDBUCH
ein neues Unterrichtsfach
“Ein Genius verabschiedet sich”
Die tragische Geschichte von Jacqueline
Schutzauftrag Kindeswohl KICK
Hilfe, meine Kinder streiten!
Dein Kind Nana Mouskouri „Draußen vor der Tür“.
Be my Valentine!.
Die 13 persönlichen Rechte
Messgrößen vereinbaren
12.
Hallo meine geliebte Tochter
Was uns das Leben lehrt –
In diesem Augenblick von Margitta.
Nehm dir Zeit, um die Botschaft zu lesen.
Ist es gut Geschwister zu haben?
Heiraten.
Psalm 23 Der Herr ist mein Hirte!.
Meine Schafe hören meine Stimme
Trauerland.
Schutzauftrag Kindeswohl KICK
Schutzauftrag Kindeswohlgefährdung
Was möchten wir heute tun?
Schutzauftrag Kindeswohl
MODAL-PARTIKELN.
Ehrenerklärung Schutzauftrag Kindeswohlgefährdung
Elternwerkstatt 2. Abend
Straßenkinder In bolivien.
Wir bestimmen mit! JAV-Wahlen nach BetrVG
2. MKT – Die verbale Selbstinstruktion Mi
Arbeitskreis im Landkreis Schwandorf
Eine Liebe im Frühling.
Silvia Hamacher und Kathrin Gebhardt
Management, Führung & Kommunikation
Kindeswohlgefährdung
Beruf Erziehung Jungen Zukunft
Nehm dir Zeit, um die Botschaft zu lesen.
Einige Tipps, welche dir das Leben leichter machen.
VIA-Elterntraining Inhalt Besprechung der Hausaufgabe
Hinweise zur Gesprächsführung
Mobbing in der Schule Heinz Leymann:
Giovanni der kleine Esel
„Irgendetwas stimmt da nicht...“
Interview mit dem Deutschen Jugend-Meister 2008 Mit Mausklick geht‘s weiter!
MerkenDenkenFühlen Handeln Wissen
Wichtige Werte im Leben der Kinder (1) gestützt
Wenn das Beten sich lohnen würde…
Könntest Du in einem Jahr sagen
Eine Fotoreportage über junge Flüchtlinge in Deutschland
Die Wunde wird bleiben
„Und plötzlich sind sie Teenager…“ Modul 2: Gespräche mit Teenagern
Schulungsmodul für den JuleiCa-Kurs 2015 Herzlich Willkommen zum Thema Kinderschutz Dr. Silvia Hamacher.
Kinder- und Jugendschutz Was kann ich tun?. Zeichen erkennen, Informationen aufnehmen Sie machen sich Sorgen, weil ein Kind/Jugendlicher ihnen seltsam.
Prävention sexueller Gewalt in der Kinder- und Jugendarbeit Grundinformationen.
Unter dem Schatten deiner Flügel
Übung „Aquarium“. Ablauf Übung Aquarium Sie finden sich in 6 Gruppen zusammen pro Gruppe wird eine freiwillige Person ausgewählt die freiwillige Person.
Mobbing in der Schule und im Internet. Was ist Mobbing? Die Demütigung können in Form körperlicher Gewalt, aber auch mit psychischen Mitteln geschehen.
Ruth 1,16-17 Aber Rut antwortete: »Verlang nicht von mir, dass ich dich verlasse und umkehre. Wo du hingehst, dort will ich auch hingehen, und wo du lebst,
Ursula d‘Almeida-Deupmann (folgende Ausarbeitung von Silvia Hamacher)
 Präsentation transkript:

Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung Schulungsmodul bei JuleiCa-Kursen Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung Ziele für die JuleiCa-Ausbildung sind: Wissen, was Kindeswohl und Kindeswohlgefährdung ist. Wissen, dass es Kindeswohlgefährdung gibt und dass das auch in der Ev. Jugend vorkommen kann. Wissen, was im Krisenfall zu tun ist und an wen man sich wenden kann.

Was braucht ein Kind? Es gibt keine allgemeingültige Richtlinie zum Thema: Was ist richtige und gute Erziehung? Es gibt nur eine negative Bestimmung des Kindeswohls: d.h. was schadet dem Kind. Im Folgenden geht es darum zu gucken, was ein Kind braucht, bzw. was ihm schadet:

Was braucht ein Kind? Was schadet einem Kind?

Was braucht ein Kind?

Was braucht ein Kind Körperliche Bedürfnisse: Essen, Trinken, Ausscheidungen, Schlaf, Wach-Ruhe-Rhythmus, Zärtlichkeit, Körperkontakt etc. Schutzbedürfnisse: Schutz vor Gefahren, Krankheiten, vor Unbilden des Wetters, vor materiellen Unsicherheiten etc. Bedürfnisse nach einfühlendem Verständnis und sozialer Bindung: Dialog und Verständigung (verbal und nonverbal), Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft, Familie etc.

Bedürfnisse nach Wertschätzung: bedingungslose Anerkennung als seelisch und körperlich wertvoller Mensch, seelische Zärtlichkeit, Unterstützung der aktiven Liebesfähigkeit, Anerkennung als autonomes Wesen etc. Bedürfnisse nach Anregung, Spiel und Leistung: Förderung der natürlichen Neugierde, Anregungen und Anforderungen, Unterstützung beim Erleben und Erforschen der Umwelt etc. Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung: Unterstützung bei der Bewältigung von Lebensängsten, Entwicklung eines Selbstkonzeptes, Unterstützung der eigenständigen Durchsetzung von Bedürfnissen und Zielen, Bewusstseinsentwicklung etc.

Was sind davon Aufgaben für uns als: Gruppenleitung? 6 AG: Was ist meine Aufgabe als Gruppenleitung bezogen auf Körperliche Bedürfnisse Schutzbedürfnis Bedürfnis nach Verständnis und sozialer Bindung Bedürfnis nach Wertschätzung Bedürfnis nach Anregung, Spiel und Leistung Bedürfnis nach Selbstverwirklichung Austausch

Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen ist die andauernde oder wiederholte Unterlassung fürsorglichen Handelns durch sorgeverantwortliche Personen (Eltern oder andere von ihnen autorisierte Betreuungspersonen), welches zur Sicherstellung der seelischen und körperlichen Versorgung des Kindes notwendig wäre. Diese Unterlassung kann aktiv oder passiv (unbewusst) aufgrund unzureichender Einsicht oder unzureichenden Wissens erfolgen. Die durch Vernachlässigung bewirkte chronische Unterversorgung des Kindes durch die nachhaltige Nichtberücksichtigung, Missachtung oder Versagung seiner Lebensbedürfnisse hemmt, beeinträchtigt oder schädigt seine körperliche, geistige und seelische Entwicklung und kann zu gravierenden bleibenden Schäden oder gar zum Tode des Kindes führen.

Erkennen – Beurteilen – Handeln

Kinder- und Jugendschutz Was kann ich tun? Woran ist ein gewichtiger Anhaltspunkt für eine Kindeswohlgefährdung zu erkennen? Es gibt keine zuverlässigen Merkmale für gefährliche Lebensumstände, die sicher anzeigen, dass ein Kind bereits in Gefahr oder unmittelbar gefährdet ist. Es gibt nur Indizien oder Risikofaktoren.

Zeichen erkennen, Informationen aufnehmen Du machst dir Sorgen, weil dir ein Kind/Jugendlicher seltsam erscheint, stets unangenehm riecht, nicht entsprechend der Jahreszeit gekleidet ist, deutliches Unter- oder Übergewicht hat, auffälliges Verhalten zeigt: nervös, verschüchtert, apathisch, distanzlos, besonders aggressiv … es/sie von Misshandlung erzählt, während einer Freizeit auffällig wenig Bekleidung dabei hat.

Beispiele: (Dazu eine Tesakreppstreifen +/- Abfrage) Auf einer KU-Freizeit erzählen 11-Jährige von Horrorfilmen. Auf einer KU-Freizeit kommt es zu einem Vorfall, bei dem 13-Jährige Alkohol trinken. Ein Junge ärgert nach dem Familiengottesdienst über längere Zeit hinweg ein anderes Kind. Plötzlich fängt seine Mutter an ihn ausbruchsartig anzuschreien. Anwohner fühlen sich durch den Lärm der Kinder und Jugendlichen im Bereich des Gemeindehauses gestört und beschweren sich lautstark. Ein 11-jähriges Mädchen erzählt einer Mitarbeiterin auf einer Freizeit, dass sie Heimweh nach ihrem 18-jährigen Freund habe. Aussage einer Mutter, die ihr Kind von der Kinderbibelwoche abholt: „Schön, dass die Kinder hier spielen können. Zuhause gucken sie nur fern.“ Bei einem Zeltlager fällt ein Kind auf, das nicht ausreichende Bekleidung mit hat. Ein Junge kommt zum KU auch im Winter immer im T-Shirt und dünner Jacke. Er ist still und zurückhaltend. Bei der KU-Freizeit hat er nur ein Paar Gummistiefel. Er wird aufgrund seines Äußeren oft von den anderen geärgert. Abschlussgespräch: Was löst das bei dir aus?

Erkennen – Beurteilen – Handeln Die angehenden Gruppenleitungen werden darin geschult, wie sie Fälle erkennen und reagieren können. Dazu werden folgende Fallbeispiele besprochen:

Fallbeispiel: Die Gruppenleitung bemerkt in letzter Zeit bei Kurt blaue Flecken. Erstmals ist es der Gruppenleitung nach den Sommerferien aufgefallen. Die blauen Flecken sind an den Knien, Ellenbögen sichtbar. 1-2-mal hatte Kurt eine aufgeplatzte Lippe. Was könnte passiert sein? Wie gehst du damit um? Wie gehst du vor? Fallbeispiel: Käthe verliert in der Gruppe schnell die Beherrschung. Sie macht das Spielbrett kaputt, zerstört Gebasteltes, boykottiert gemeinsames Spielen etc. Außerdem beschuldigt sie schnell andere aus der Gruppe und macht Gruppenmitglieder vor der Gruppenleitung schlecht. Sie sucht stark die körperliche Nähe und Aufmerksamkeit der Gruppenleitung, wünscht sich davon Bestätigung. Abends am Lagerfeuer kuschelt sie sich an die Gruppenleitung. Was könnte vorliegen?

Fallbeispiel: Kasimir kommt auch im Winter in T-Shirt und Jacke zur Gruppenstunde. Er ist still und zurückhaltend. Bei der Gruppenfahrt hat er nur ein Paar Gummistiefel dabei. Er wird häufig von den anderen in der Gruppe geärgert. Was könnte vorliegen? Wie gehst du damit um? Wie gehst du vor? Fallbeispiel: Klara ist Gruppenmitglied in deiner Gruppe. Dir fällt auf, dass sie nur langsam ihre Sachen zusammenräumt und scheinbar gar nicht gehen möchte. Alle anderen Kinder sind schon draußen oder damit beschäftigt, ihre Jacken anzuziehen. Nachdem alle Kinder/ Jugendlichen gegangen sind, fragst du Klara, ob sie nicht nach Hause wolle. Daraufhin fängt sie an zu weinen und erzählt, dass sie zu Hause Schläge von ihrem Vater bekommen habe und sie Angst vor ihm hat.

Handlungsschritte anhand der Fallbeispiele erarbeiten: Selbstreflexion, wenn bei den Fallbeispielen sinnvoll: - Woran erinnert dich das? - Wie geht es dir damit? Handlungsschritte anhand der Fallbeispiele erarbeiten: was kann die Situation bedeuten? (Nicht jeder blaue Fleck ist eine Misshandlung) Beobachtungen mit Datum und Daten aufschreiben (um eigene Fantasie zu überprüfen) Diskretion/ Schweige“pflicht“, (Täter nicht warnen, Opfer schützen, Vertrauen nicht missbrauchen)

Leitgedanken für Gruppenleitungen Beobachtung ernst nehmen Beobachtung im Leitungsteam besprechen Beobachtungen dokumentieren mit Bedacht handeln und nicht allein Unterstützung holen, Hauptberufliche, Fachkräfte auf sich selbst achten ggf. Gesprächsbereitschaft signalisieren nicht bedrängen keine Sonderbehandlung