Verzeihung denken Die verkannte Grundlage humaner Verhältnisse 1

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Verantwortung für Fehler: Über den richtigen Umgang Vortrag von Prof. Dr. Carmen Kaminsky Sozialphilosophie; FH-Köln.
 Präsentation transkript:

Verzeihung denken Die verkannte Grundlage humaner Verhältnisse 1 Abb. 1 Abb. 1 Maria Biedermann | 03.02.2014 | Klassische Text der praktischen Philosphie: Das Verzeihen als eine philosophische Dimension 1

Inhalt Lebenslauf Das Buch: Verzeihung denken Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Fazit

1. Lebenslauf Klaus-Michael Kodalle deutscher Philosoph Forschungsschwerpunkte Politische Philosophie, Ethik, Religionsphilosophie 18. Oktober 1943 in Gleiwitz, Oberschlesien 1964 – 69 Studium der Philosophie, Germanistik und Pädagogik in Köln ab 1969 Wissenschaftlicher Assistent in Regensburg und Hamburg 1982 Professur für Religionsphilosophie und Sozialethik, Universität Hamburg seit 1992 Professor für Praktische Philosophie/Ethik, Universität Jena

1. Lebenslauf Gastprofessuren in Dänemark, Italien, Israel und den USA seit 1997 Vorsitzender der "Thüringischen Gesellschaft für Philosophie„ 18.09.2013 Verzeihung denken. Die verkannte Grundlage humaner Verhältnisse Publikationen ab 1972: Untersuchung historischer und systematischer Konstellationen von Politik und Religion seit 1994: Erarbeitung einer Philosophie der Verzeihung

Inhalt Lebenslauf Das Buch: Verzeihung denken Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Fazit

2. Das Buch: Verzeihung denken I. Vom Hintergrund ins Zentrum: Philosophie des Verzeihens im 20. Jahrhundert Hannah Arendt: Verzeihen als ethischer Grundbegriff   II. An den Rändern der Systeme: Verzeihung in der Philosophie der Neuzeit "prinzipiell gnadenlosem Denken" „notgedrungen vorgebrachten, eher beiläufigen Einräumungen der Angewiesenheit auf Verzeihung" „verzeihungsresistentes Denken“ (S. 27) Abb. 2

2. Das Buch: Verzeihung denken   III. Jenseits des Vergeltungsdenkens: Nachsicht und Schuldentlastung in der Antike "Nur wenn eine Tat nicht schuldhaft und ohne Absicht erfolgt ist, wird Nachsicht geübt, wird sie 'verziehen'." (S. 27) IV. Der Geist der Verzeihung und sein Schicksal im Christentum von Jesus bis zur Doktrin verzeihlich – unverzeihlich V. Versöhnung durch Arbeit am Unbewussten? Verzeihen in Psychoanalyse und Psychotherapie Versöhnung mit sich selbst und Versöhnung mit einem Anderen VI. Gnade im Rechtsstaat Recht mit dem Mittel der Strafe und Praxis der Gnade

Inhalt Lebenslauf Das Buch: Verzeihung denken Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Fazit

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 1: Anlass (S. 9 – 10) Geist der Verzeihung: "in konkreten geschichtlichen Situationen ein Wille zur Entschuldung oder eine Bereitschaft zur Nachsicht." (S. 10) Verzeihung: Kernbereich des menschlichen Zusammenlebens Verzeihung = Mitte der Ethik?  Verzeihung = Mitte des Ethos! Abb. 3

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 2: Hang des Menschen zum Bösen (S. 10 – 12) "Jede einzelne Schuld-Last ist der Verantwortung des Freiheitssubjekts zuzurechnen; sie wäre vermeidbar (gewesen), die Verschuldung des Daseins aber nicht." (S. 11) führen unser Leben auf Kosten anderer wir sind verzeihungsbedürftig

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 3: Potenzialität der Gabe (S. 12) …"in denen sich Menschen ohne Angst vor Selbstverlust und ohne Erwartung von Gegenleistung zugunsten anderer verausgaben." (S. 12) …“findet in Akten des Vergebens ihren dichtesten und zuweilen provokativsten Ausdruck." (S. 12)

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 4: Ontologisches Verzeihen (S. 12 – 13) Nichtidentität der Person (S. 12) Ontologisches Verzeihen: „In der ‚ontologischen‘ Verzeihung erlauben wir es dem Anderen, das Verspechen nicht zu halten, das er als vernünftiges Wesen ist.“ (S. 13)

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 5: Moral (S. 13 – 14) "Verzeihen als ein extraordinärer kontingenter Akt, der nicht in moralische Regelsysteme zu integrieren und in moralische Forderungen zu übersetzen ist." (S. 14)   Schwache Form des Verpflichtetseins zum Verzeihen Georg Lohmann: das Postulat einer generellen „Haltung der prinzipiellen Verzeihensbereitschaft“, die wir wechselseitig von einander erwarten dürfen, in das Moralsystem zu integrieren. (S. 14)

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 6: Asymmetrie zwischen Opfer und Täter VOR der Tat Täter: "hat sich in die Position aktiv, durch eigene Entscheidung hineinmanövriert" (S. 15)  Opfer: "passiv durch eine fremde Handlung in seiner Integrität verletzt" (S. 15) NACH der Tat Täter: Bitte um Vergebung; Selbstentblößung bzw. Selbst-Auslieferung an den Anderen Opfer: auf Seiten des Verzeihungs-Gewährenden die Schamhaftigkeit Schwache Form des Verpflichtetseins zur Bitte um Vergebung Analogie zwischen Opfer und Täter besteht im Vorgang der Selbst-Überwindung (S.15)  

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 7: Wie Verzeihen? Voraussetzung für das Verzeihen? Reue des Täters dessen Bitte um Verzeihung Vorlaufendes Verzeihen: "Die offene Frage, ob der Täter nun bereut (hat) oder nicht, stuft der Verzeihende für sich zur Belanglosigkeit herab." (S. 16)

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 8: Verzeihen als Handlung "Die ausdrücklich sprachliche Wendung wird höchstens deshalb als „hilfreich“ bevorzugt, weil sie „weniger missverständlich ist als andere Mitteilungsformen“. (S. 17)

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 9: Formen des Verzeihens Das Unverzeihliche Leichtfertiges Verzeihen aus Feigheit, Bequemlichkeit, Berechnung Pflicht nicht zu verzeihen Nicolai Hartmann: "der Verzeihungsdiskurs nehme die ursprüngliche freiheitliche Verantwortung des Täters/Schädigers nicht ernst und stelle dessen Würde in Frage." (S. 18)

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 10: Zeit heilt Wunden "Im ‚Geiste der Verzeihung‘ findet sich die Verständigung – so könnte man auch formulieren, um zum Ausdruck zu bringen, dass sich darin stets auch eine Brechung der eigenen Intentionen und Deutungen vollzieht." (S. 20) Wann weiß ich, dass ich verziehen habe? Ist Verzeihen je etwas Endgültiges?

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 11: Definition Verzeihen Radikaler Verzeihensbegriff: "Täter muss für sein Tun verantwortlich sein er muss freiwillig und absichtlich agiert haben und um die Folgen seines Tuns gewusst haben." (S. 22/23)  

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 12: Verharmlosung der Tat Gründe, die das extreme Böse als ‚normales‘ Böse auffassbar machen, um die Verletzung besser bewältigen zu können, liefert solche subjektive Urteilsbildung doch niemandem die Rechtfertigung einer Tat (und schon gar nicht ‚erspart‘ sie deren juristische Sanktionierung). (S. 24)

3. Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Abschnitt 13: Nachsicht – abgeschwächte Form des Verzeihens Tendenz der Verharmlosung des Opfers: „die verzeihende Person wolle mit ihrer Verzeihungsbereitschaft womöglich der Konfrontation mit dem Bösen lieber ausweichen.“ (S. 25) Tendenz der Verharmlosung der Gesellschaft: Klares Benennen der Untat vonseiten des Opfers

Inhalt Lebenslauf Das Buch: Verzeihung denken Einleitung: Vom Geist der Verzeihung Fazit

4. Fazit „Für die Kultivierung humaner Lebensverhältnisse ist es jedenfalls erforderlich, auch darüber abwägend zu befinden, ob ein explizites Verzeihen oder schwächere Formen wie Nachsicht oder gar leichte Verharmlosungen situationsangemessen sind. Denn was schließlich erreicht werden soll, ist die Sinnesänderung des Täters, seine Reintegration in das kommunikative und das gesellschaftliche Leben bei gleichzeitiger Bestätigung und Bestärkung der normativen Standards in den Systemen Moral und Recht.“ (S. 25 – 26)

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: http://www.thueringer-allgemeine.de/web/zgt/leben/detail/-/specific/Petersberger-Luther-Disput-Das-Recht-und-die-Freiheit-1958429825 [31.01.2015] Abb. 2: http://www.fink.de/typo3temp/pics/b8b771bf3e.png [31.01.2015] Abb. 3: http://www.radiohamburg.de/var/ezflow_site/storage/images/media/images/mauerfall-berliner-mauer-ddr-9.11.1989/46830662-1-ger-DE/Mauerfall-Berliner-Mauer-DDR-9.11.1989_image_1200.jpg [31.01.2015]

Literaturverzeichnis   FSU Jena (2010). Verfügbar unter http://www.ifp.uni-jena.de/Kontakt/Webseiten+der+Mitarbeiter/Kodalle_ +Klaus_Michael_+Prof_+em_+Dr_+.html [31.01.2015] Kodalle, K. M. (2009). Wie mit Schuld umgehen? in SWR 2, Wissen-Aula. Verfügbar unter http://www.swr. de/swr2/programm/sendungen/wissen/wie-mit-schuld-umgehen//id=660374/did=5194142/nid=660374/1 ety1lp/index.html [31.01.2015] Kodalle, K. M. (2013). Verzeihung denken. Die verkannte Grundlage humaner Verhältnisse. München: Wilhelm Fink Verlag. Kodalle, K. M. (2014). Nicht schuldig sprechen, sondern verzeihen! in SWR 2, Wissen-Aula. Verfügbar unter http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/wissen/nicht-schuldig-sprechen-sondern-verzeihen/-/id= 660374/did=13239222/nid=660374/zwiwiy/index.html [20.01.2015]