Beugung –Theorie und Anwendung auf Schallschutz und Raumakustik

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Körperschnitte In der Folge sind vier verschie-dene geometrische Körper von einem Würfel umgeben. An den Kanten der Körper sind jeweils drei Punkte A,
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Beugung, Reflexion und Brechung von Wellen
 Präsentation transkript:

Beugung –Theorie und Anwendung auf Schallschutz und Raumakustik Franz Zotter, Graz Österreich Studiert TU Graz+Kunstuni Graz DI ET-TI 2004, Dr. Kunstuni Graz, IEM Kugelanordnungen zum Zerlegen und Erzeugen von Schallabstrahlung Zu alledem insges. 19Jahre lang an Gitarre ausgebildet UC Berkeley, Ben-Gurion Uni Beer-Sheva, Gastvorlesungen: Berlin Aachen Manchester Für das Studium Elektrotechnik Toningenieur in Graz (insg 250 Stud.) halte ich eigene LVn: Akustische Holografie und Holofonie (Lehre) und Algorithmen in Akustik u Computermusik ~18 Diplomarbeiten betreut Seit 1,5 J Stv. Leiter am IEM, größtes österr. Akustikinstitut, ~30Pers Schon früher Leitung wiss. Arbeitsgruppe („spatial audio“), woraus letztes Jahr auch schon der erster Dissertant fertig wurde. Kooperation: TU-Graz / außerunivesitär /Industriepartner Schallleistung, Abstrahlung Luftschallübertragung Automobil Franz Zotter Berlin 29. Jan. 2014

… kommt der Schall um die Ecke Spaltbreite 4 Wellenlängen

… kommt der Schall um die Ecke Spaltbreite 1 Wellenlänge

Hier wollen wir Beugung! wenn wir im Konzert hinter einer Säule sitzen (und gerne trotzdem alles laut und deutlich hören wollen) Was sind „Hörplätze“?

Hier wollen wir Beugung! wenn wir im Konzert hinter einer Säule sitzen (und gerne trotzdem alles laut und deutlich hören wollen) Was sind „Hörplätze“?

Hier wollen wir Beugung! wenn wir im Konzert hinter einer Säule sitzen (und gerne trotzdem alles laut und deutlich hören wollen) Was sind „Hörplätze“?

Hier wollen wir keine Beugung!

Hier wollen wir keine Beugung!

Abschirmmaß*) *) laut ISO9613 f(Q,E,H) E Q

Abschirmmaß*) *) laut ISO9613 Direktpfad E Q

Abschirmmaß*) *) laut ISO9613 kürzester Beugungspfad E Q

Abschirmmaß*) Maekawa - 1950er Jahre b a E d Q U U=(a+b)-d Konstruktion mit Zirkel d *) laut ISO9613 Maekawa - 1950er Jahre U

Abschirmmaß*) Maekawa - 1950er Jahre b a E d Q U U=(a+b)-d Konstruktion mit Zirkel U *) laut ISO9613

Abschirmmaß*) Maekawa - 1950er Jahre b E a d Q U U=(a+b)-d Konstruktion mit Zirkel U *) laut ISO9613

Abschirmmaß*) Maekawa - 1950er Jahre b E a d Q U U=(a+b)-d Konstruktion mit Zirkel U *) laut ISO9613

… Ist die Umweglänge wirklich immer entscheidend?

… Ist die Umweglänge wirklich immer entscheidend? Spalt ist 2 Wellenlängen breit

… Ist die Umweglänge wirklich immer entscheidend? Spalt ist ½ Wellenlänge breit

Zwei Theorien der Beugung

Zwei Theorien der Beugung 1664 Grimaldi 1690 Huygens 1808 Young Theorie 1 Theorie 2 beide sehr„grafisch/geometrisch“ gehalten

Zwei Theorien der Beugung 1664 Grimaldi 1690 Huygens 1747 D‘Alembert 1808 Young Theorie 1 Theorie 2 Wellengleichung

Theorie 1: Huygens - Prinzip

Huygens-Prinzip (Theorie 1) Schallfeld einer Quelle

Huygens-Prinzip (Theorie 1) Schallfeld einer Quelle

Huygens-Prinzip (Theorie 1) Schnitt durch Schallfeld einer Quelle Schnitt

Huygens-Prinzip (Theorie 1) gedachte Quellpunkte transportieren Schall in Ausbreitungsrichtung weiter Schnitt

Huygens-Prinzip (Theorie 1) gedachte Quellpunkte transportieren Schall in Ausbreitungsrichtung weiter

Huygens-Prinzip (Theorie 1) gedachte Quellpunkte transportieren Schall in Ausbreitungsrichtung weiter Schnitt

Huygens-Prinzip (Theorie 1) gedachte Quellpunkte transportieren Schall in Ausbreitungsrichtung weiter Schnitt

Huygens-Prinzip (Theorie 1) gedachte Quellpunkte transportieren Schall in Ausbreitungsrichtung weiter Beugung wird durch Quellpunkte an der Schnittfläche mitberücksichtigt

Theorie 2: Beugung nach Young

Beugung nach Young (Theorie 2) Geometrischer Anteil: Direktfeld ein/aus

Beugung nach Young (Theorie 2) Geometrischer Anteil: Direktfeld ein/aus

Beugung nach Young (Theorie 2) Geometrischer Anteil: Direktfeld ein/aus „Schatten“ „Schatten“ „Licht“

Beugung nach Young (Theorie 2) Geometrischer Anteil: Direktfeld ein/aus Beugung wird von Quellpunkten an Kante erzeugt „Schatten“ „Schatten“ „Licht“

Beugung nach Young (Theorie 2) Geometrischer Anteil: Reflexion ein/aus Beugung wird von Quellpunkten an Kante erzeugt gilt auch für reflektierten Anteil vor der Blende „Licht“ „Licht“ „Schatten“

Beugungstheorien 1 und 2 sind zwar recht alt… 1664 Grimaldi 1690 Huygens 1747 D‘Alembert 1808 Young Theorie 1 Theorie 2 Wellengleichung

…aber erst seit kurzem vollständig und eine gemeinsame Theorie. 1664 Grimaldi 1690 Huygens 1747 D‘Alembert 1808 Young 1818 Fresnel 1828 Green 1860 Helmholtz 1882 Kirchhoff … 1999-2013 Svensson 1896 Sommerfeld 1923 Kottler 1962 Keller 1982 Medwin 1957 Biot&Tolstoy

Beugung durch Quellpunkte an Hüllfläche berücksichtigt Theorie 1 Beugung durch Quellpunkte an Hüllfläche berücksichtigt

Beugung durch Quellpunkte an Hüllfläche berücksichtigt Theorie 1 Beugung durch Quellpunkte an Hüllfläche berücksichtigt Monopol Kirchhoff-Helmholtz-Integral Ursprung für Randintegralmethoden Dipol

Beugung durch Quellpunkte an Hüllfläche berücksichtigt Theorie 1 Beugung durch Quellpunkte an Hüllfläche berücksichtigt Monopol Kirchhoff-Helmholtz-Integral Ursprung für Randintegralmethoden Dipol

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Q E t

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante z Biot-Tolstoy-Medwin-Svensson Q ∞ E ∞ ∞ ∞ t

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante z Biot-Tolstoy-Medwin-Svensson Q ∞ dz E ∞ ∞ ∞ t

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante z Biot-Tolstoy-Medwin-Svensson Q ∞ dz E ∞ ∞ ∞ t

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante z Biot-Tolstoy-Medwin-Svensson Q ∞ dz E ∞ ∞ ∞ t

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante z Biot-Tolstoy-Medwin-Svensson Q ∞ dz E ∞ ∞ ∞ t

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante z Biot-Tolstoy-Medwin-Svensson Q ∞ dz E ∞ ∞ ∞ t

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante z Biot-Tolstoy-Medwin-Svensson Q ∞ dz E ∞ ∞ ∞ t

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Direktschall Reflexion Kantenbeugung

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Direktschall Reflexion Kantenbeugung

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Direktschall Reflexion Kantenbeugung

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Direktschall Reflexion Kantenbeugung

Beugung kommt von Quellpunkten an Kante Theorie 2 Beugung kommt von Quellpunkten an Kante z Biot-Tolstoy-Medwin-Svensson ERGÄNZT GEOMETRISCHE RAUMAKUSTIK-SIMULATION AM COMPUTER: DISKRETISIERTES LINIEN-INTEGRAL Q ∞ dz E ∞ ∞ ∞ t

Zugabe: Mehrfachbeugung Theorie 2 Zugabe: Mehrfachbeugung Was strahlt Kante 1 ab? (∫) ∞ ∞ Kante1 Kante2 ∞ ∞ ∞ ∞

Zugabe: Mehrfachbeugung Theorie 2 Zugabe: Mehrfachbeugung Was strahlt Kante 1 ab? (∫∫∫) ∞ ∞ Kante1 Kante2 ∞ ∞ ∞ ∞

Zugabe: Mehrfachbeugung Theorie 2 Zugabe: Mehrfachbeugung Was strahlt Kante 1 ab? (∫∫∫∫∫) ∞ ∞ Kante1 Kante2 ∞ ∞ ∞ ∞

Zugabe: Mehrfachbeugung Theorie 2 Zugabe: Mehrfachbeugung Was strahlt Kante 1 ab? (∫∫) ∞ ∞ Kante1 Kante2 ∞ ∞ ∞ ∞

Zugabe: Mehrfachbeugung Theorie 2 Zugabe: Mehrfachbeugung 𝐸=𝑄+ 𝐵 1 , 𝐵 1 = 𝐾 1 𝛽 𝑄d 𝑧 1 Q E Kante1 B1 ∫K1

Zugabe: Mehrfachbeugung Theorie 2 Zugabe: Mehrfachbeugung 𝐸=𝑄+ 𝐵 1 , 𝐵 1 = 𝐾 1 𝛽 𝑄+ 𝐾 2 𝛽 𝐵 1 d 𝑧 2 d 𝑧 1 Q E Kante1 B1 ∫K1 ∫K2

Zugabe: Mehrfachbeugung Theorie 2 Zugabe: Mehrfachbeugung 𝐸=𝑄+ 𝐵 1 , 𝐵 1 = 𝐾 1 𝛽 𝑄+ 𝐾 2 𝛽 𝐵 1 +𝑄 d 𝑧 2 d 𝑧 1 Q E Kante1 ∫K1 ∫K2 B1

Zugabe: Mehrfachbeugung Theorie 2 Zugabe: Mehrfachbeugung Q E Kante1 ∫K1 ∫K2 B1 Kante2 ∫K2 ∫K1 B2

Mehrfachbeugung: z.B. Lautsprechergehäuse Theorie 2 Mehrfachbeugung: z.B. Lautsprechergehäuse 2013 Asheim, Svensson, JASA

Mehrfachbeugung: gekrümmte Flächen Theorie 2 Mehrfachbeugung: gekrümmte Flächen 2013 Svensson

Frage 1 Wieviele Wellenlängen durchmisst eine runde Säule, um die herum Schall nicht mehr vollständig gebeugt wird? 1) d > 1/2 Wellenlängen 2) hinter runden Säulen jeden Durchmessers entsteht immer ein „heller“ Fleck mit geringer Dämpfung

Frage 2 Der Umweg des akustischen Ausbreitungspfads über die Lärmschutzwand beträgt 2.5m. Wie groß ist die Dämpfung? (Faustformel für dB(A) Straßenlärm verwendet lambda=0.7) 1) 10lg(3+40*2.5/0.7) =rd 22dB(A) 2) 10lg(10+0.7/(2.5*40)) =rd 10dB(A)

Feiern wir 350 Jahre Beugung! 1664 Grimaldi 1690 Huygens 1747 D‘Alembert 1808 Young 1818 Fresnel 1828 Green 1860 Helmholtz 1882 Kirchhoff … 1999-2013 Svensson 1896 Sommerfeld 1923 Kottler 1962 Keller 1982 Medwin 1957 Biot&Tolstoy