Josef Wöss AK-Wien / Leiter der Abt Sozialpolitik

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Josef Wöss AK-Wien / Leiter der Abt Sozialpolitik ZUKUNFT DER PENSIONEN Ist unsere gesetzliche Pensionsversicherung sicher? ÖGB / AK-Salzburg, 22.10.2014 Josef Wöss AK-Wien / Leiter der Abt Sozialpolitik

ÜBERBLICK PENSIONEN – RÜCKBLICK / AKTUELLER STAND PENSIONEN - AUSBLICK HERAUSFORDERUNG DEMOGRAPHIE

PENSIONEN RÜCKBLICK / AKTUELLER STAND

GESETZLICHE PENSIONSVERSICHERUNG RÜCKBLICK 1970 - 2012 BIP in Mrd € Ausgaben PV* in Mrd € Ausgaben PV*/ BIP Bundesmittel PV*/ BIP Beitragssätze (Unselbständige AG+AN) 1970 27 2,2 7,5 % 2,0 % 17,5 % 1975 48 4,3 8,4 % 2,4 % 1980 74 7,3 9,3 % 1,6 % 20,5 % 1985 99 10,8 10,4 % 2,5 % 22,7 % 1990 136 14,3 10,1 % 2,3 % 22,8 % 1995 175 18,4 2,2 % 2000 208 22,3 2005 245 26,2 2008 283 30,1 10,3 % 2009 276 31,7 11,1 % 2,7 % 2010 285 33,0 11,2 % 2011 299 34,0 2,6 % 2012 307 35,7 11,3 % 2,8 % *ohne Ausgleichszulage Quelle: Pensionskommission (Oktober 2013) Auswirkung Finanz-/Wirtschaftskrise 2008/2009

ZAHLEN / FAKTEN FAKTISCHES PENSIONSALTER / DURCHSCHNITT (1970 – 2013)   alle Eigenpensionen Alterspensionen M F 1970 61,9 60,4 64,2 61,5 1980 59,2 58,3 62,5 59,5 1990 57,5 62,1 59,7 2000 58,5 56,8 60,5 2010 59,1 57,1 62,6 59,3 2013 59,6 62,8 Quelle: Hauptverband, Handbuch der öst. Sozialversicherung 2014

ZAHLEN / FAKTEN ASVG / GSVG / BSVG - BUNDESBEITRAG 2010 * Ohne Ausgleichszulagen Quelle: HV, endgültige Gebarungsergebnisse 2010; Gutachten 2011 der Pensionskommission, eigene Berechnungen

SVA der gewerbl. Wirtschaft ZAHLEN / FAKTEN HÖHE DER PENSIONEN – INVALIDITÄTSPENSIONEN Neuzuerkennungen 2012 Männer Frauen 25% 50% 75% bekommen pro Monat weniger als … Euro Alle PV- Träger 858 1.197 1.577 582 761 950 PVA – Arbeiter 823 1.154 1.482 550 701 840 PVA - Angestellte 1.045 1.507 1.992 668 852 1.104 SVA der gewerbl. Wirtschaft 891 1.272 1.751 605 790 1.000 SVA der Bauern 794 1.026 1.316 496 684 913 Quelle: Hauptverband, Statistisches Handbuch der öst. SV 2013

SVA der gewerbl. Wirtschaft ZAHLEN / FAKTEN HÖHE DER PENSIONEN - ALTERSPENSIONEN Neuzuerkennungen 2012 Männer Frauen 25% 50% 75% bekommen pro Monat weniger als … Euro alle PV- Träger 1.502 2.051 2.648 714 1.075 1.540 PVA – Arbeiter 1.331 1.690 2.025 571 852 1.123 PVA - Angestellte 2.061 2.576 2.914 887 1.339 1.867 SVA der gewerbl. Wirtschaft 1.291 1.949 2.535 802 1.088 1.687 SVA der Bauern 706 1.023 1.484 563 748 1.064 Quelle: Hauptverband, Statistisches Handbuch der öst. SV 2013

PENSIONEN AUSBLICK

GESETZLICHE PV – AUSBLICK 2012-2050 Beitragszahler, Pensionen, Pensionshöhen etc Erwerbs-tätige Erwerbs-quote* (15-64) Durchschnittl. Beitrags-grundlage Zahl der Pensionen Pensionshöhe** Beitragssatz (Unselbständige) Gesetzliches Pensionsalter (normale AP) 2012 3,9 Mio 72,4 % 2.570 € 2,27 Mio 988 Euro 22,8 % 60 / 65 2020 4,0 Mio 73,5 % 2.864 € 2,47 Mio 1.085 Euro 2030 75,1 % 3.364 € 2,85 Mio 1.219 Euro 63,5 / 65 2040 77,0 % 3.925 € 3,31 Mio 1.348 Euro 65 / 65 2050 77,1 % 4.609 € 3,57 Mio 1.515 Euro * beachte: die Erwerbsquote umfasst auch die Arbeitslosen (die viel aussagekräftigere Beschäftigungsquote wird von der Pensionskommission leider nicht ausgewiesen) ** Geldwert 2012 / Durchschnitt aller Pensionszahlungen (incl Hinterbliebenenpensionen und zwischenstaatlichen Teilpensionen) Quelle: Pensionskommission, Gutachten 2012-2060, Oktober 2013

PENSIONSKOSTEN (PV + Beamte) AUSBLICK 2012-2060 Gesamtaufwand (PV+Beamte) PV Beamtenpensionen Bundesmittel PV Bundesmittel PV + Beamte in % des BIP 2012 14,7 % 11,2 % 3,5 % 2,8 % 6,3 % 2020 15,3 % 11,9 % 3,4 % 3,2 % 6.6 % 2030 16,4 % 13,1 % 3,3 % 4,4 % 7,7 % 2040 16,6 % 14,2 % 2,4 % 5,5 % 7,9 % 2050 16,2 % 14,6 % 1,6 % 5,9 % 7,5 % 2060 15,6 % 1,4 % 6,9 % Quellen: PV: Pensionskommission, Oktober 2013 Beamtenpensionen: BMF 2012

PENSIONSKOSTEN / DEMOGRAPHIE AUSBLICK 2012 - 2050 16,2 16,4 14,7 Pensionskosten in % des BIP 2012 2030 2050 Anteil 65+ an der Gesamtbevölkerung / Zahl der Menschen im Alter 65+ Ausgaben der Pensionsversicherung in % des BIP (Pensionskommission 2013) Ausgaben für Beamtenpensionen in % des BIP (BMF 2012) Ausgaben PV+Beamtenpensionen in % des BIP

„REFERENZPFAD“ 2004 als Maßstab „REFERENZPFAD“ 2004 als Maßstab??? BIP-Anteil der Pensionskosten 2050 wesentlich niedriger als 2010 obwohl Zahl der Älteren von 1,5 auf 2,6 Mio steigt!!! Pensionskosten in % des BIP 2012 2030 2050 Anteil 65+ an der Gesamtbevölkerung / Zahl der Menschen im Alter 65 + (STATAT 2012) Ausgaben der Pensionsversicherung („Referenzpfad“ 2004) in % des BIP Ausgaben für Beamtenpensionen in % des BIP (BMF 2012) Ausgaben PV („Referenzpfad“) + Beamtenpensionen in % des BIP

ENTWICKLUNG DER KÜNFTIGEN PENSIONSKOSTEN STRITTIGE PUNKTE PENSIONSKOSTEN - NUR PV oder PV + BEAMTENPENSIONEN? AK: in längerfristiger Perspektive macht nur die Gesamtdarstellung Sinn  z.B. wegen der massiven Kostenverschiebungen hin zur PV (Effekt der Ausgliederungen und der massiv rückläufigen Zahl der Pragmatisierungen) „REFERENZPFAD“ 2004 - STELLENWERT? AK: der von der damaligen Bundesregierung für die Ausgaben der PV entwickelte „Referenzpfad“ ist keine sinnvolle Bezugsgröße  z.B. würde die Einhaltung dazu führen, dass der BIP-Anteil für Pensionen (PV + Beamte) trotz massivem Anstieg der Zahl älterer Menschen 2050 wesentlich niedriger liegen würde als heute! BUNDESBEITRAG - TEIL DER FINANZIERUNGSARCHITEKTUR oder DEFIZITABDECKUNG? AK: Die Mitfinanzierung der Pensionen aus Steuermitteln ist ein unverzichtbares Finanzierungs-standbein (die Alternative wären wesentlich höhere Beitragssätze oder massive Leistungskürzungen oder eine drastische Anhebung des Pensionsalters)

ZUKUNFT DER ALTERSSICHERUNG DIE MASSIV STEIGENDE ZAHL ÄLTERER MENSCHEN UND DIE STEIGENDE LEBENSERWARTUNG SIND ENORME HERAUSFORDERUNGEN IM PENSIONSRECHT WURDE BEREITS MIT ETLICHEN WEITREICHENDEN REFORMEN REAGIERT, z.B.  Umstellung auf „Lebensdurchrechnung“  Reduktion der Pensionsprozente pro Versicherungsjahr  Erhöhung der Abschläge bei früherem Pensionsantritt  Angleichung Beamtenpensionsrecht/ASVG  Abschaffung von Frühpensionen  Invaliditätspaket  Einführung transparenter „Pensionskonten“ VIELE DIESER REFORMEN WERDEN ERST IM LAUFE DER KOMMENDEN JAHRE UND JAHRZEHNTE VOLL WIRKSAM WERDEN

ZUKUNFT DER ALTERSSICHERUNG WICHTIG SIND AKTUELL VOR ALLEM  NACHHALTIGE SICHERUNG DER WIRTSCHAFTLICHEN RAHMENBEDINGUNGEN (BESCHÄFTIGUNG, LÖHNE, etc)  BESSERE ERWERBSCHANCEN FÜR ÄLTERE  STÄRKUNG DER IP-PRÄVENTION (BESSERER GESUNDHEITSSCHUTZ)  WIEDERHERSTELLUNG DES VERTRAUENS IN DIE LEISTUNGSFÄHIGKEIT DES SYSTEMS DIE GENERATIONENGERECHTIGKEIT ERFORDERT (BEI EINEM MASSIVEN ANSTIEG DES ALTENANTEILS AN DER GESAMTBEVÖLKERUNG)  BEKENNTNIS ZU EINEM GEWISSEN ANSTIEG DES BIP-ANTEILS FÜR ÄLTERE (PENSIONEN, GESUNDHEIT, PFLEGE) WEITERENTWICKLUNG DER ALTERSSICHERUNG  STÄRKUNG DER EIGENSTÄNDIGEN SICHERUNG DER FRAUEN

ZUKUNFT DER ALTERSSICHERUNG - THESEN - JEDE FORM DER ALTERSSICHERUNG KOSTET GELD  ÖFFENTLICHE SYSTEME SIND KOSTENGÜNSTIGER ALS PRIVATE (keine Vertriebskosten, niedrigere Verwaltungskosten, keine Gewinnverrechnung) JEDE FORM DER ALTERSSICHERUNG IST RISIKEN AUSGESETZT  DIE RISIKEN UMLAGEFINANZIERTER SYSTEME SIND LETZTLICH GERINGER ALS DIE RISIKEN BÖRSENABHÄNGIGER „KAPITALDECKUNG“ HOCHWERTIGE ALTERSSICHERUNG ERFORDERT SOZIALEN AUSGLEICH  BERÜCKSICHTIGUNG VON ZEITEN DER KINDERERZIEHUNG, DER ARBEITSLOSIGKEIT ETC GIBT ES NUR IN ÖFFENTLICHEN SYSTEMEN FAZIT: WIR BRAUCHEN AUCH FÜR DIE HEUTE JÜNGEREN EIN STARKES ÖFFENTLICHES PENSIONSSYSTEM

HERAUSFORDERUNG DEMOGRAPHIE

Herausforderung Demographie ÖSTERREICH 1970 – 2050 Altersgruppen 0-14 / 15-64 / 65+ Quelle: Statistik Austria; Bevölkerungsvorausschätzung 2010 (mittlere Variante)

Herausforderung Demographie ÖSTERREICH BEVÖLKERUNG 2010 (5-Jahres-Kohorten) Die Graphik zeigt die Altersstruktur der Bevölkerung in Österreich im Jahr 2010 (gegliedert in 5-Jahres-Kohorten). Die mit Abstand am stärksten besetzten Kohorten sind die Altersgruppen 40-44 und 45-49 („Baby-Boomer“ – geburtenstarke Jahrgänge aus den 1960-Jahren) Quelle: Statistik Austria

Herausforderung Demographie ÖSTERREICH BEVÖLKERUNG 2010 / 2020 (5-Jahres-Kohorten) Gegenüberstellung der aktuellen Altersstruktur (2010) mit der voraussichtlichen Altersstruktur im Jahr 2020. Durch das Älterwerden der „Baby-Boomer“ kommt es zu einem massiven Anstieg der Zahl der Menschen im höheren Erwerbsalter (50 – 64). Parallel dazu wird die Zahl der Menschen im Alter 40-49 beträchtlich sinken. Diese für die Arbeitsmarktpolitik der nächsten Jahre sehr wesentliche demographische Verschiebung wird in der öffentlichen Diskussion (zu) wenig beachtet. In der öffentlichen/veröffentlichten Diskussion liegt der Fokus fast ausschließlich beim künftigen Anstieg der Zahl der Menschen im Pensionsalter (siehe folgendes Schaubild). Quelle: Statistik Austria, Bevölkerungsvorausschätzung 2010 (mittlere Variante).

AK – ABHÄNGIGKEITSQUOTEN-RECHNER GRAFIK- UND RECHENPROGRAMM für Veranschaulichung / Berechnung: Demographischer Wandel Abhängigkeitsquoten (demographisch / ökonomisch) Auswirkung des Arbeitsmarkts auf ökonomische Abhängigkeitsquote Auswirkung von Beschäftigungsquoten auf Sozialstaatskosten / BIP / etc.

Demografische Abhängigkeitsquote: 26 % AK – Abhängigkeitsquoten-Rechner Altersstruktur / Demografische „Abhängigkeit“ (Altenquote) 2010 – 2050 (Österreich) 2010 Demografische Abhängigkeitsquote: 26 % 2050 Demografische Abhängigkeitsquote: 48 % Der „Abhängigkeitsquoten-Rechner“ ermöglicht in einem ersten Schritt die graphische Darstellung der Altersstruktur der Bevölkerung in Form des „Demographie-Baums“. Die Gliederung der Bevölkerung erfolgt in 5-Jahres-Kohorten. Die Altersgruppen 0-14, 15-64 und 65+ sind in der demographischen Darstellung in verschiedenen Grautönen ausgewiesen (0-14: hellgrau, 15-64: mittelgrau, 65+: dunkelgrau). Auf der rechten Seite des „Demographie-Baums“ sind jeweils die Frauen und auf der linken Seite die Männer ausgewiesen. Auf Basis der jeweiligen Besetzung der Altersgruppen 65+ und 15-64 wird die demographische Abhängigkeitsquote rechnerisch ermittelt (dunkelblauer Balken). Im vorliegenden Bild werden die Altersstruktur und die demographische Abhängigkeitsquote in den Jahren 2010 und 2050 vergleichend dargestellt. AQ_d = demografische Abhängigkeitsquote (65+ relativ zu 15-64) Quelle: AK-Wien / Abhängigkeitsquotenrechner Daten: STATAT, Bevölkerungsvorausschätzung 2010 (mittlere Variante)

AK – Abhängigkeitsquoten-Rechner Demografische – Ökonomische Abhängigkeitsquote (2010 / Österreich) demografische Abhängigkeitsquote: 26% ökonomische Abhängigkeitsquote: 62% Beschäftigungsquote (20-64): 66,7% 2010 demografische Abhängigkeitsquote: 26% Die rein demografische Abhängigkeitsquote beschreibt die zahlenmäßige Relation zwischen verschiedenen Altersgruppen, sagt aber wenig bis gar nicht über ökonomische Abhängigkeitsrelationen aus (Relation zwischen LeistungsempängerInnen und BeitragszahlerInnen). Um die ökonomischen Abhängigkeitsrelationen zu veranschaulichen und rechnerisch zu ermitteln, ermöglicht der Rechner die Aufteilung der Bevölkerung nach dem ökonomischem Status der Menschen (aufbauend auf der jeweiligen Altersstruktur der Bevölkerung im „Demographie-Baum“). Die Bevölkerung im Alter ab 15 wird dazu im rechten Bild in 3 Gruppen gegliedert: Erwerbstätige ……………………………………….……. gelbe Flächen Pensionisten/Arbeitslose ……………………………… rote Flächen Neutrale* …………………………………………………. dunkelgraue Flächen * das sind Personen, die weder erwerbstätig sind noch PensionistIn oder arbeitslos. Die ökonomische Abhängigkeitsquote errechnet sich aus der Relation zwischen PensionistInnen/Arbeitslosen und Erwerbstätigen. Gegenübergestellt werden damit einerseits Personen, die Lohnersatzleistungen beziehen und andrerseits Personen in Erwerbsarbeit, die Beiträge/Steuern zur Finanzierung dieser Lohnersatzleistungen zahlen (zu beachten ist, dass es sich dabei um „Momentaufnahmen“ handelt - im Lebenszyklus der Menschen werden beide Phasen durchlaufen). Die ökonomische Abhängigkeitsquote ist mit 63 % wesentlich höher als die demografische (26 %). Der Unterschied ist vor allem deshalb so groß, weil bei weitem nicht alle Personen im Erwerbsalter einen Arbeitsplatz haben. Wie das Schaubild zeigt gibt es in allen Altersgruppen Personen, die eine der hier erfassten Lohnersatzleistungen beziehen - Leistung wegen Arbeitslosigkeit, Invaliditätspension, (vorzeitige) Alterspension. Sehr deutlich wird auch wie viele Personen (noch) „erwerbsfern“ sind - Jüngere in Ausbildung, Mütter von Kleinkindern, Hausfrauen, etc. Die Aufgliederung der Bevölkerung nach dem ökonomischen Status veranschaulicht sehr deutlich, dass es bei weitem nicht (allein) auf das Alter ankommt. Die in vielen Dokumenten anzutreffende Gleichsetzung der Zahl der Menschen im Erwerbsalter mit der Zahl der Erwerbstätigen geht vollkommen an der Realität vorbei! Ebenso irreführend ist es, wenn die künftige Entwicklung der ökonomischen Abhängigkeitsquote einfach gleichgesetzt wird mit dem künftigen Anstieg der demografischen Abhängigkeitsquote. ----------------------------- Die Berechnung der ökonomischen Abhängigkeitsquote basiert auf folgenden Datengrundlagen: Als Erwerbstätige werden nur aktive Erwerbstätige (WIFO / HV) gezählt, Mini Jobs (geringfügig Beschäftigte) sind ebenso wenig erfasst wie karenzierte Präsenzdiener und Kinderbetreuungsgeld-BezieherInnen. Als arbeitslos werden nicht nur „Registerarbeitslose“ erfasst, sondern auch SchulungsteilnehmerInnen, BezieherInnen von Übergangsgeld und Pensionsvorschüssen sowie Arbeitslose im Krankenstand. Gezählt werden nicht Pensionen, sondern PensionistInnen mit Wohnsitz in Österreich, Doppel- und Mehrfachpensionen werden also nur einmal gezählt (personenbezogenes Konzept), unberücksichtigt bleiben Waisenpensionen sowie Witwen- und Witwerpensionen die an Personen ausbezahlt werden, die jünger als 65 Jahre alt sind (Fokus auf Lohnersatzleistungen).   AQ_d = demografische Abhängigkeitsquote (65+ relativ zu15-64) AQ_w = ökon. Abhängigkeitsquote (Eigenpensionen und Arbeitslose relativ zu Erwerbstätige) Quelle: AK-Wien/ Abhängigkeitsquotenrechner (Stand: November 2012) Datenbasis: STATAT, HV und WIFO / eigene Berechnungen (Beschäftigungsquote bereinigt) Erwerbstätige (Eigen)Pensionen (inkl. IPs) und Arbeitslose „Neutrale“ (rechtes Bild)

AK – Abhängigkeitsquoten-Rechner Ökonomische Abhängigkeitsquote – 2010-2050 „Standard“ – Szenario (Österreich) 2010 demographische Abhängigkeitsquote: 26 % ökonomische Abhängigkeitsquote: 62 % Beschäftigungsquote (20-64): 66,7 % 2050 - „Standard“-Szenario demographische Abhängigkeitsquote: 48 % ökonomische Abhängigkeitsquote: 85 % Beschäftigungsquote (20-64): 69,3 % Im „High Employment“- Szenario wird angenommen, dass die Beschäftigungsquote in der Altersgruppe 15-64 bis 2050 auf rund 76 % ansteigt und die Arbeitslosigkeit deutlich und nachhaltig vermindert werden kann (Reduktion auf rund 4%). Anmerkung: In der Altersgruppe 65+ wird in diesem Szenario keine Erwerbstätigkeit veranschlagt, siehe dazu auch Anm zum nächsten Schaubild. Bei Annahme einer signifikanten Erwerbstätigkeit auch in der Altersgruppe 65-69 würde der Anstieg der ökonomischen Abhängigkeitsquote noch deutlich geringer ausfallen. Die Tatsache, dass eine Beschäftigungsquote von 76 % in einigen Ländern bereits erreicht (und teils sogar überschritten) wurde, zeigt, dass eine Realisierung dieses Szenarios bis 2050 bei entsprechender politischer Prioritätensetzung durchaus möglich sein müsste. Über einen Zeitraum von 4 Jahrzehnten müssten die Beschäftigungsquoten in etwa auf das Niveau der „best-practice“-Länder in der EU (2008 DK, SE, NL) angehoben werden. Die Konsequenz wäre neben deutlich verbesserter und breiterer Teilhabe am gesellschaftlichen Wohlstand und der Verminderung von zentralen Problemlagen (Arbeitslosigkeit, Invalidität etc.), dass die ökonomische Abhängigkeitsquote trotz nahezu Verdoppelung der demografischen Altersquote von derzeit 63% nur auf 76% ansteigen würde. Der Anstieg der ökonomischen Abhängigkeitsquote würde damit im Vergleich zum „Standard“-Szenario beinahe halbiert! Das zeigt ganz klar, dass der Fokus einer sozialpolitisch und ökonomisch sinnvollen Strategie zur Bewältigung des demografischen Wandels ganz zentral bei der langfristigen Nutzung bestehender Beschäftigungspotentiale ansetzen muss - durch deutliche Verbesserung der Erwerbschancen für Menschen in allen Altersgruppen, vor allem für jene Gruppen, die derzeit nicht oder nur in unerwünscht niedrigem Ausmaß in das Erwerbsleben integriert sind (Jugendliche ohne Jobaussichten, Arbeitslose, Mütter von Kindern, gesundheitlich beeinträchtigte Personen, Männer und Frauen, für die es keine alternsgerechten Arbeitsplätze gibt, etc). Für eine generelle Tendenz zu höheren Beschäftigungsquoten spricht u.a., dass es in den kommenden Jahrzehnten (ganz anders als in der Vergangenheit) aller Voraussicht nach keinen weiteren Anstieg – sondern eher ein Sinken - der Zahl der Menschen im Erwerbsalter geben wird. AQ_d = demografische Abhängigkeitsquote (65+ relativ zu15-64) AQ_w = ökon. Abhängigkeitsquote(Eigenpensionen und Arbeitslose relativ zu Erwerbstätige) Quelle: AK-Wien/ Abhängigkeitsquotenrechner (Stand: November 2012) Datenbasis: STATAT, HV und WIFO / eigene Berechnungen (Beschäftigungsquote bereinigt) Erwerbstätige (Eigen)Pensionen (inkl. IPs) und Arbeitslose „Neutrale“

ABHÄNGIGKEITSQUOTEN - SZENARIEN 2010 – 2050 Demographische „Abhängigkeit“ (Statistik Austria / Hauptvariante) + 85% Standard Szenario (ökon. Abhängigkeit) + 37% + 13% High Employment Szenario (ökon. Abhängigkeit) 2010 2050 Quelle: Statistik Austria, AK-Wien, Abhängigkeitsquoten-Rechner

R. TASCHNER – FEHLER AUS VERSEHEN R. TASCHNER – FEHLER AUS VERSEHEN? Gleichsetzung demographische/ökonomische „Abhängigkeit“ („Eine einfache Rechnung mit beträchtlichen Folgen“) Altersgrenze 70 „Bei einem Pensionsantrittsalter von 70 Jahren entspricht die dunkelgraue Fläche der Zahl der Pensionsbezieher, die hellgraue der Zahl der Erwerbstätigen“ 2,3 Mio 0,45 Mio Personen in 1.000 Lebensalter Altersgrenze 60 „Bei einem früheren Pensionsantrittsalter von 60 Jahren wird die … Zahl der Pensionsbezieher größer und … die Zahl der Erwerbstätigen kleiner.“ 1,95 Mio 0,8 Mio Personen in 1.000 Lebensalter „Mussten vorher knapp mehr als fünf Arbeitnehmer für einen Pensionisten sorgen, sind es nun sogar weniger als zweieinhalb Arbeitnehmer. … Dieser Sachverhalt ist so anschaulich und überzeugend, dass es an Betrug grenzt, würde man Ihn nicht von den Dächern verkünden“

EU - FEHLER AUS VERSEHEN EU - FEHLER AUS VERSEHEN? Verwechslung / Gleichsetzung von demographischer und ökonomischer „Abhängigkeitsquote“ “Erwartet wird, dass sich die Zahl der Rentner in Europa bis 2060 relativ zur Zahl der Beitragszahler verdoppeln wird – diese Situation ist unhaltbar” (EU-Kommission, Vorstellung des Grünbuchs zu den Pensionen am 7/7/2010) “Die Zahl der Menschen im Alter 65+ in Relation zur Zahl der Menschen im Erwerbsalter wird sich verdoppeln von 25,4 % (2008) auf 53,5 % (2060) … 2008 standen jedem Rentner vier Erwerbstätige gegenüber. 2060 wird es pro Rentner werden es nur mehr zwei Erwerbstätige geben.” (EU-Parlament, Bericht vom 4/2/2011 zum Grünbuch zu den Pensionen)

EU-KOMMISSION WEISSBUCH ZU PENSIONEN 2012 Analytischer Teil „Die Altersproblematik wird häufig anhand der Verdoppelung der Alterslastquote (Verhältnis der Bevölkerung 65+ zur Bevölkerung 15-64) von 26 % im Jahr 2010 auf 50 % im Jahr 2050 aufgezeigt. Der springende Punkt ist jedoch die wirtschaftliche Abhängigkeitsrate, die wie folgt definiert ist: Arbeitslose und Personen im Ruhestand als Prozentsatz der Erwerbstätigen … Viele Länder haben beträchtlichen Spielraum bei der Verbesserung der zukünftigen Angemessenheit und Nachhaltigkeit ihrer Pensions- und Rentensysteme, in dem sie die Beschäftigungsquote steigern, und das nicht nur in der Gruppe der Älteren, sondern auch in Gruppen … wie Frauen, Migrantinnen und Migranten sowie junge Menschen. Wenn sie das EU-Beschäftigungsziel erreichen oder zu den Ländern mit den besten Werten aufschließen, könnten sie die Auswirkungen der Bevölkerungsalterung auf die BIP-Belastung durch Pensionen und Renten fast neutralisieren.“ Empfehlungen Leider haben diese analytischen Erkenntnisse keinen Eingang gefunden in die zentralen Empfehlungen des Weißbuchs  die Strategie der Mobilisierung vorhandener Beschäftigungspotentiale findet sich dort nicht.

AK-ABHÄNGIGKEITSQUOTEN-RECHNER ZENTRALE BOTSCHAFTEN In den kommenden Jahren und Jahrzehnten werden wir einen massiven demographischen Wandel erleben – die daraus resultierenden Herausforderungen sind groß aber bewältigbar Die Entwicklung der Kosten der Sozialsysteme wird nicht nur durch die Demographie und durch die jeweiligen Leistungsansprüche (Leistungshöhen, Pensionsalter, etc.) bestimmt, entscheidend sind auch:  Entwicklung der Beschäftigung  Entwicklung der Produktivität  Verteilung des erarbeiteten Wohlstands Bei „Abhängigkeitsquoten“ muss klar unterschieden werden zwischen demographischen und ökonomischen Quoten Die heute vorausgeschätzten Kosten der Alterung (EU-Ageing Report, etc) könnten beträchtlich reduziert werden wenn eine bessere Erwerbsintegration der Menschen im Erwerbsalter gelingt

„Die Anhebung der Beschäftigungsquoten … ist die wirksamste Strategie, mit der sich Länder auf die Alterung der Bevölkerung vorbereiten können“ (EU-Kommission, Demographie-Bericht 2008)