Die Barmer Theologische Erklärung von 1934

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Adolf Hitler Lebenslauf bis 1933.
Advertisements

ÖRK und Freikirchen Freikirchen
Übernatürliche Stärkung
Die wichtigste Frage des Lebens!
Nicht von dieser Schweiz!
Wer die Bibel geschrieben hat
Jesus ist auferstanden!
Woher wird mir Hilfe kommen?
Training im Christentum Kap. 12 – Das persönliche Zeugnis.
Jesus lehrt über das Reich Gottes
Entwurf für einen Lehrplan Konfirmandenarbeit
Netzwerk bekennender Christen Pfalz
WORT DES LEBENS Februar 2009.
Wort des Lebens November 2012.
Der Traum.. K. S. Mit Musik, läuft von selbst ab.
Eine kleine Einführung
Das unbewusste Christentum Ein Referat von
Der Reformator (auch) vom Knonaueramt
1. November Die Kirche mit Nähe
Überlegungen zu einer eschatologischen Pastoral Linz, 14. März 2009 Konturen einer neuen Kirchengestalt.
Wort des Lebens September 2009.
Wort des Lebens Mai 2011.
Einladung zum Gedankenexperiment
Ein Herr, ein Glaube, eine Taufe
Wort des Lebens August 2012.
Jünger sind entschieden!
Jünger kennen ihre Vollmacht!
Teil I: Warum ein Pastoraler Entwicklungsplan? Der PEP ist mehr als die Verwaltung eines Personalmangels oder Strukturfragen. Die tieferliegenden.
ASIPA – gemeinsam ein Feuer entfachen!
Die Taufe schließt den Himmel auf
Befragung Verantwortlicher in der KLJB Bayern zu Glaube und Kirche 2004.
Christen gegen Hitler Im Westerwald.
An die Gemeinde in Sardes 1 Schreibe an den Engel der Gemeinde in Sardes: So spricht Er, dem die sieben Geister Gottes dienen und der die sieben Sterne.
Leitbild in 10 Sätzen.
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!
Ich bin die Auferstehung und das Leben!
Mit Wahrheit abfüllen! VORHER ATTACK E NACHH ER 1.
Auf das Ziel konzentriert!
Willst du mit in den Himmel? Teil 1: Willst du mit in den Himmel?
Wie man Gott dienen kann
Der Brief an die Kolosser
EJ – Was‘n das?.
Habe ich den Heiligen Geist?
Die <<verspätete Nation>>
Erweiterte Bezirksvorstandssitzung Oberbayern Putzbrunn Februar 2006 Erweiterte Bezirksvorstandssitzung Oberbayern: Putzbrunn – Herzlich.
 gzd Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der sechste Tag. 1 So.
Die EMK Schweiz hat … 12‘500 Mitglieder und Freunde 120 Gemeinden 147 Angestellte einen Bischof unzählige freiwillige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Grundkurs praktische Philosophie 20. Dezember 2004 Politische Freiheit
Ein Grußwort… 13. Juni 2015Grußwort KS Iserlohn1 … ist ein Wort des Grußes. Aber: wer grüßt hier eigentlich wen?
Ich will sofort meinen Anwalt!: Jesus!
„Vier menschliche Reaktionen auf Gottes Wunder“ [Joh. 12, ]
1. Timotheus 3,15 Haus Gottes Gemeinde des lebendigen Gottes Säule und Fundament der Wahrheit.
...ich seh´es kommen !.
Theologie der Verbände
„Aus Liebe zur Wahrheit und im Verlangen, sie zu erhellen, sollen die folgenden Thesen in Wittenberg disputiert werden unter dem Vorsitz des ehrwürdigen.
Wort des Lebens Januar 2011 Die Weltgebetswoche für die Einheit der Christen wird in vielen Ländern vom 18. bis 25. Januar begangen, in anderen zu Pfingsten.
Zuversicht in CHRISTUS 11: Anwendung Teil 1: „halb“ voll.
...ich seh´es kommen !.
Was ist Gott wichtig? (3) Eins aber ist Not.... Täter, nicht Hörer – aber Moment...
Zuversicht in Christus 2: Nicht fleischlich; in der Gnade!
Gnade in der Rechtfertigung 6: Rechtfertigung (und mehr!) in Christus.
Die Allgenugsamkeit der Schrift Belgische Bekenntnis 7: Die Allgenugsamkeit der Schrift Wir glauben, dass diese Heilige Schrift den Göttlichen Willen.
Er ist da, Ladies & Gentlemen !!!
Die heilige Taufe Die besondere Zusage Gottes für dein Leben.
Wort des Lebens Wort des Lebens Januar 2012 Januar 2012.
Predigt-Vertiefungsgruppen: Reich Gottes Nr. 85: Matthäus 13,31-32 Predigt: Thomas Gugger Sonntag 12. Mai 2013 Evang. Kirchgemeinde Wil SG Mögliches Vorgehen.
Ein Sakrament = Zeichen, dass Gott bei uns ist Die Schöpfung Jesus Christus 7 Sakramente sehen spüren hören.
Geschichte in fünf Die Machtergreifung von Adolf Hitler am 30. Januar 1933.
1.
Evangelische Kirche im Dritten Reich
 Präsentation transkript:

Die Barmer Theologische Erklärung von 1934 Eine Einführung von Pfarrer Werner Busch

1933 30.1. 1933: Machtergreifung Auflösung des Reichstages Wiedereinführung d. Wehrpflicht Brand des Reichstagsgebäudes Neuwahlen diverse Verordnungen & „Ermächtigungsgesetz“ zahlreiche Verhaftungsaktionen durch SA und SS Bücherverbrennungen Auflösung und Verbot von Parteien „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ Austritt aus dem Völkerbund „Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat“

Die Bewegung der „Deutschen Christen“ 6. Juni 1932 Gründung der „Glaubensbewegung Deutsche Christen“ Programmatische und konsequente Verknüpfung zwischen Evangelischem Glauben und deutsch-nationalem, eindeutig rassistisch ausgerichteten Denken (Ausschluss v. Judenchristen, „Entjudung“). „Führerprinzip“ in einer vereinheitlichten „Reichskirche“ „Positives Christentum“: Aufbruchsstimmung in der Kirche Fest- und Dankgottesdienste nach Ernennung Hitlers zum Reichskanzler

Ereignisse im Vorfeld der Barmer Erklärung Um Pfingsten 1933: Streit um neuen Reichsbischof Friedrich v. Bodelschwingh (Leiter der Betheler Anstalten) Anordnung außerordentlicher Kirchenwahlen für 23. Juli 1933 Einsetzung des „Kirchenkommissars“ August Jäger, der rücksichtslose, harte Personalentscheidungen trifft Erstarken des „Deutschen Christen“ Ludwig Müllers, bisher Bevollmächtigter Hitlers in der DEK Rücktritt Friedrich v. Bodelschwingh; Müller wird Reichsbischof Landeskirchen einigen sich auf Umbau der DEK zu einer zentralistischen Reichskirche Wahl von Kirchenvorständen (z. Neubildung von Landessynode und Nationalsynode) mit überwältigender Wahlbeteiligung i. Braunschweig Liste „Deutsche Christen“ 82,06% Alternativliste „Evangelium und Kirche“ 16,9 %

„Deutschen Christen“ und andere Bewegungen 2. Mai 1933 Kanzelabkündigung in allen Braunschweiger Stadtkirchen Zitat aus D. Kuessner, Ansichten einer versunkenen Stadt, S. 99 Johannes Schlott, ehrgeiziger deutsch-christl icher Pfarrer an St. Katharein Gründung der „Jungreformatorischen Bewegung“ als Alternative zu den Deutschen Christen Freudiges Ja zum deutschen Staat Freiheit von politischer Beeinflussung Braunschweiger Regionalgruppe: Domprediger v. Schwartz. Dr. Bode u.a. vereinzelt kritische Pastoren-Stimmen: Hermann Lagershausen (St. Pauli); Walter Freise (St. Petri)  keine grundsätzliche Ablehnung des nationalsozialistischen Staates. Aber (!): Kirche soll auf Schrift und Bekenntnis gründen!

Ereignisse im Vorfeld der Barmer Erklärung 13. November 1933 im Berliner Sportpalast: Kundgebung der „Deutschen Christen“ „Unsere Religion ist die Ehre der Nation im Sinne eines kämpfenden, heldischen Christentums“ „judenblütige Menschen gehören nicht in die deutsche Volkskirche, weder auf die Kanzel, noch unter die Kanzel“ „Befreiung von allem Undeutschen in Gottesdienst und im Bekenntnismäßigen“ „grundsätzlicher Verzicht auf die ganze Sündenbock- und Minderwertigkeitstheologie des Rabbiners Paulus“ Offene, neuheidnische Umformung des Christentums

Ereignisse im Vorfeld der Barmer Erklärung Nach den Kirchenwahlen im Juli 1933 gründeten sich verschiedene „Pfarrerbruderschaften“ mit vielen Kontakten in die „Jungreformatorische Bewegung“ Im September 1933: Gründung des „Pfarrernotbundes“, Gründungs-Unterschriften von 60 Pfarrern innerhalb von vier Monaten bis Anfang 1934 steigt Mitgliederzahl auf über 7000 reichsweit

Erste Abkündigungen / Bekenntnisse Die Kundgebung im Berliner Sportpalast hat so manchem evangelischen Christen im Reich die Augen geöffnet. Abkündigung von Niemöller u.a. (vom Pfarrernotbund) auf vielen Kanzeln im Nov. 1933 verlesen: „[…] Wir geloben aufs neue unentwegte Treue zu Christus, unserm gekreuzigten und auferstandenen Heiland, und rufen unsere Gemeinden auf, nicht zu weichen, sondern festzuhalten am Bekenntnis der Wahrheit, denn so spricht unser Herr Jesus Christus: Wer nun mich bekennt vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wer mich aber verleugnet vor den Menschen, den will ich auch verleugnen vor meinem himmlischen Vater.“

Erste Abkündigungen / Bekenntnisse Weitere, regionale Bekenntnisse und Stellungnahmen  Bekennende Synodalbewegung“ Anfang 1934 Altonaer Bekenntnis: Januar 1933 Karl Barths Schrift „Theologische Existenz heute!“: Juni 1933 Betheler Bekenntnis: „Erklärung über das rechte Verständnis der reformatorischen Bekenntnisse in der DEK“ August 1933 Reformierte Synode in Barmen: Januar 1934 Reformierte Synode in Stettin: Februar 1934 Weitere unierte Synoden im Rheinland, Berlin-Brandenburg, Westfalen „Freie lutherische Bekenntnissynode“ in Naumburg am Queis: März 1934

Die Formierung der Bekennenden Kirche März 1934: Gründung der „Bekenntnisgemeinschaft der DEK“ Landeskirchen Bayern, Württemberg, freie Synoden Motor = Pfarrernorbund Der „Bruderrat der Bekenntnisgemeinschaft der DEK“ hat in Ulm am 7. Mai 1934 einen „Dreierausschuss“ gewählt und mit der Formulierung einer theologischen Erklärung zur gegenwärtigen Lage der Kirche beauftragt worden. Luther. Pfarrer aus HH-Altona Hans Asmussen Refomierter Theologieprofessor aus Bonn Karl Barth Münchener Oberkirchenrat Thomas Breit Damit war die organisatorische Grundlage der Bekennenden Kirche gelegt. Treffen des Dreierausschusses am 16. Mai im „Baseler Hof“ in Frankfurt. Dorthin bringt Barth eine Thesenreihe mit, die er zuvor für eine Bonner Initiative verfasst hatte.

Erste Abkündigungen / Bekenntnisse Die Schlüsselrolle von Karl Barth bei der Entstehung der Barmer Theologischen Erklärung

Erste Abkündigungen / Bekenntnisse Die „Bonner Thesen“ von Karl Barth um den 13. Mai 1934 Bei den Kirchenwahlen im Juli 33 war Barth durch die Liste „Für die Freiheit des Evangeliums“ Mitglied im Presbyterium (= Kirchenvorstand) geworden. Auf Grund des überhandnehmenden kirchlichen Chaos im Frühjahr 1934 wurden kirchliche Versammlungen einberufen. Für eine solche Versammlung im Mai formuliert Barth eine Thesenreihe, die direkt nach dem 13. Mai auf einem Flugblatt der „Evangelischen Bekenntnisgemeinschaft Bonn“ verwendet werden. Diese Thesenreihe nahm er mit nach Frankfurt zur Sitzung des „Dreierausschusses“

Erste Abkündigungen / Bekenntnisse Die „Frankfurter Konkordie“ vom 16. Mai 1934 Auf der Grundlage der Bonner Thesen wurde eine abgewandelte Thesenreihe formuliert. Zweck dieser Thesenreihe, auf die man sich in Frankfurt einigte: Vorlage, Diskussion und Verabschiedung auf der geplanten „Freien Nationalsynode der DEK“ (auch „Reichsbekenntnissynode“ genannt) vom 29.-31. Mai in Barmen. „Wir bekennen uns angesichts der die Kirche verwüstenden und damit auch die Einheit der DEK sprengenden Irrtümer der Deutschen Christen und der gegenwärtigen Reichskirchenregierung insbesondere zu folgenden, auf Grund der theologischen Voraussetzungen der DEK notwendig gültigen evangelischen Wahrheiten: …“

Die Barmer Theologische Erklärung Reichsbekenntnis-synode in Barmen vom 29. – 31. Mai 1934 „Schon am Dienstagabend (29. Mai) erregte der Strom von Menschen Aufsehen, der sich in die Gemarker Kirche ergoß, so daß viele Leute neugierig stehenblieben und irgendeinen besonderen Vorgang erwarteten …“

Die Barmer Theologische Erklärung „Bald war der Raum dichtgefüllt. In der Mitte hatten die Synodalen Platz genommen …“ „Unter der Kanzel am lang gestreckten Tisch saßen der Präses Dr. Koch, der Vorsitzende der Bekenntnisgemeinschaft, neben ihm die Landesbischöfe von Bayern und Württemberg … und die bekannten führenden Männer des Bruderrates“

Die Barmer Theologische Erklärung 6 Thesen Aufbau jeder These hat Bekenntnis-Struktur - vorangestelltes Bibelwort - Formulierung einer These als Ausdruck einer ev. Wahrheit - Verwerfungs-Satz

Die Barmer Theologische Erklärung in der EKD In der Grundordnung der EKD: „Mit ihren Gliedkirchen bejaht die Evangelische Kirche in Deutschland die von der ersten Bekenntnissynode in Barmen getroffenen Entscheidungen. Sie weiß sich verpflichtet, als bekennende Kirche die Erkenntnisse des Kirchenkampfes über Wesen, Auftrag und Ordnung der Kirche zur Auswirkung zu bringen. Sie ruft die Gliedkirchen zum Hören auf das Zeugnis der Brüder und Schwestern. Sie hilft ihnen, wo es gefordert wird, zur gemeinsamen Abwehr kirchenzerstörender Irrlehre.“

Die Barmer Theologische Erklärung in der EKD In der Verfassung der Ev.-luth. Landeskirche Braunschweig: „Die Landeskirche wahrt und fördert die im Kampf um das Bekenntnis geschenkte, auf der Bekenntnissynode von Barmen im Jahr 1934 bezeugte Gemeinschaft. Die dort ausgesprochenen Verwerfungen bleiben in der Auslegung durch das lutherische Bekenntnis für ihr kirchliches Handeln maßgebend.“