S Zuwanderung - Stadtentwicklung 2. Sitzung ( ) TU Chemnitz

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Der Fremde in der Stadt: Die Großstadt als Integrationsmaschine ?
Advertisements

Deutschland.
Frankfurt.
Die Bundesrepublik Deutschland
Einbürgerung: ein deutsches Defizit. Einbürgerungsraten in ausgewählten Ländern in Prozent.
Die Deutschen im Herbst 2008
Berlin: von der geteilten zur gespaltenen Stadt
Zusätzliche Lehrkräfte an der Schule (Schüler in Prozent) 6
Modul 1 - Migration Modul 1.
Entwicklung der Bildungschancen von Migrantenkindern in Deutschland
Umgang mit Zuwanderern in den Kommunen
„Vielfalt aktiv nutzen“
Wege zur Integration von Zuwanderinnen und Zuwanderern in Bremen
Die Bundesrepublik Deutschland
Eine Reise nach Deutschland
die Bundesrepublik Deutschland
Deutsche Bundesländer
EINE REISE DURCH DIE BUNDESREPUBLIK DEUSCHLAND
Erläuterungen: Klick auf Landeshauptstadt = Arbeitslosenentwicklung
Учитель немецкого языка учитель немецкого языка Суксунская средняя школа 2 п.Суксун 2006 г. Пермский региональный институт педагогических информационных.
На планете насчитывается от 2500 до 7000 языков. Сегодня есть 7 языков, являющиеся " мировыми языками ". Это английский, испанский, арабский, русский,
Vergleich von Islam und EKD in der BRD
Die Bundesrepublik Deutschland
Bundesrepublik Deutschland
Landeskunde der BRD die 16 Bundesländer
Landeskunde der BRD die Hauptstädte (die Regierungsitze)
Michaela Floriánová, Natália Karásková, Karol Firbas
Урок немецкого языка Шарабарина Татьяна Сергеевна
Deutschland start.
Die Bundesrepublik Deutschland
DEUTSCHLAND.
Автор - Сорокина Д.И., учитель немецкого языка МБОУ «СОШ №51»
Benachteiligung von Menschen mit Migrationshintergrund
Zuwanderung und Integration von (Spät-)Aussiedlern
Bundesrepublik Deutschland
DIE BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND
Landeskunde der deutschsprachigen Gebiete
Die Bundesrepublik Deutschland (BRD)
Germany Slide 1: Land and Text Slide 2: Land Political
Die zweite Exkursion Frühling 2008.
Die Bundesrepublik Deutschland
EINE REISE DURCH DIE BUNDESREPUBLIK DEUSCHLAND
Hauptstadt Berlin Bundesrepublik Deutschland
Die Bundesrepublik Deutschland
Landeskunde Die Bundesländer
Migration-Integration
Auswirkungen des demografischen Wandels im Einwanderungsland Deutschland Professor Marcel Thum, technische Universität Dresden und Leiter des ifo-Instituts.
Landeskunde Deutschland
Deutschlandquiz Wie gut kennen wir die deutschen Bundesländer?
Analyse der Ausbildungsdaten 2015 / 16 Land- & Baumaschinenmechatroniker/in Der Land- & Baumaschinenmechatroniker ist einer der nachweislich besten Ausbildungsberufe.
Etnische Minderheit in Deutschland. Deutschland ist ein Land, wohin viele Menschen aus der ganzen Welt kommen wollen. In Deutschland gibt es viele, mindestens.
Die Bundesrepublik Deutschland
Komponistin der Woche.
Stunde 10 Deutschland Презентацию составила учитель немецкого языка 1 категории МАОУ»СОШ№10» г. Перми Прилукова Жанна Григорьевна.
Im Norden Die Bundesländer Schleswig-Holstein Hamburg Bremen
МОУ СОШ №12 Выполнили: Адучиева Баина, Аршинова Данара 10 кл.
Deutliche Gehaltsunterschiede zwischen den Bundesländern
, M I E D Z Y Deutschland stellt sich vor , RENEM I ODRA.
Weltbekannte Persönlichkeiten
FRANZÖSISCH IST... Überschrift. Lorum Ipsum.
Die Bundesrepublik Deutschland
Die Fahnen, Wappen und Bundesländer Deuschlands
Mehr Beschäftigte und weniger Arbeitslose im Jahr 2018
Jahrestagung Frankfurt
Landeskunde der deutschsprachigen Gebiete
Téma hodiny: Politisches System und Staatsform Deutschlands
Ein Quiz: Was wissen Sie über Deutschland?
SCHULINTERNE ARBEITSPLÄNE
Autor / Thema der Präsentation
Die Bundeslander Deutschlands Федеральные Земли Германии ТО «Мир немецкого.
 Präsentation transkript:

Zuwanderer in Deutschland: Entwicklung, ethnische Herkunft und räumliche Verteilung S Zuwanderung - Stadtentwicklung 2. Sitzung (29.10.08) TU Chemnitz Professur Soziologie des Raumes Wintersemester 2008/09 Dipl.-Soz. Ronny Reißmüller

Programm für heute kurze Vorstellung der Seminarteilnehmer Wiederholung Begriff ‚Migration‘ Zuwanderung in Deutschland Terminus ‚Person mit Migrationshintergrund‘ ethnische Herkunft der Zuwanderer räumliche Verteilung der Zuwanderer

Begriffsklärung Migration (vgl. Treibel 1999) = Wanderung = Bewegung von Individuen bzw. Gruppen im geografischen und sozialen Raum, die mit ständigem oder vorübergehenden Wechsel des Wohnsitzes verbunden ist hier: internationale Migration (auch Außenwanderung) = Wanderung über Staatsgrenzen hinweg

Dimensionen der Migration (vgl. Treibel 1999) räumlich = geografische Zielrichtung (Binnenmigration vs. internationale Migration) zeitlich = Dauerhaftigkeit (vorübergehend-temporär vs. ständiger Aufenthalt) motivational = Beweggründe (freiwillig vs. erzwungen) quantitativ = Umfang bzw. Zahl der Migranten (Einzelperson vs. Personengruppe)

Motivbildung zur Migration 1) PUSH (Abstoßung - Druckfunktion) = negative Bewertung der Lebenslage in der Herkunftsgesellschaft (Quellgebiet) 2) PULL (Anziehung - Sogfunktion) = positive Bewertung der voraussichtlichen Lebenslage in der Aufnahmegesellschaft (Zielgebiet)

Zuwanderung in Deutschland (vgl. Kemper 2006) Deutschland ist Einwanderungsland Ausländer-Anteil bei 8 bis 9 %, Anteil der Personen mit Migrationshintergrund wesentlich höher ! in der zeitlichen Abfolge nicht konstant, sondern Auf und Ab von Zu- und Abwanderungsströmen seit Ende des 2. Weltkrieges ausgeprägte Zuwanderungs-Wellen vs. Stagnationsphasen Ursachen ?

Zuwanderungs-Wellen in Deutschland seit 1945 Flüchtlinge & Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten (nach Ende des 2. WK) Übersiedler & Flüchtlinge DDR-BRD (1950-1961) ‚Gastarbeiter‘ – Arbeitsmigranten (1955 bis 1973) Aussiedler bzw. Spätaussiedler (Ende der 1980er, 1990er Jahre) Asylbewerber & Flüchtlinge (1990er Jahre) neue Migrantengruppen z.B. aus Asien und Afrika (seit 2000)

Zum Terminus ‚Person mit Migrationshintergrund‘ „Ausländerbegriff ist ein Auslaufmodell“ (Geißler 2006: 233) erfasst nur unzureichend die multiethnischen Realitäten und äußerst heterogenen Strukturen in Deutschland daher: neuer Terminus, der ein realistischeres Abbild der Integrationserfordernisse gibt und auch für die kommunalpolitische Praxis geeigneter ist Ausländer als Teilmenge der Migranten Ende 2005: 15,3 Millionen Personen mit Migrationshintergrund in Deutschland = das ist ein Fünftel der Gesamtbevölkerung regionalisierte Daten derzeit in Arbeit

Personen mit Migrationshintergrund Zur Gruppe der Migranten in Deutschland gehören folgende Personengruppen: Ausländer: nicht im Besitz der deutschen Staatsbürgerschaft mit (‚erste Generation‘) vs. ohne Migrationshintergrund (‚zweite‘ und ‚dritte Generation‘) Eingebürgerte: mit Migrationshintergrund, deutsche Staatsbürgerschaft im Zeitverlauf erworben („Deutsche nichtdeutscher Herkunft“) Aussiedler bzw. Spätaussiedler: Zuerkennung der deutschen Staatsbürgerschaft bei Einreise

Ethnische Herkunft der Zuwanderer in Deutschland I Top Five der Haupt-Herkunftsländer der ausländischen Bevölkerung (Geißler 2006: 239; Stand 2004) Türkei 26,3 % * Italien 8,2 % ehemaliges Jugoslawien 7,6 % ** Griechenland 4,7 % Polen 4,3 % * inkl. Kurden ** beinhaltet nur die Nachfolgestaaten Serbien und Montenegro

Ethnische Herkunft der Zuwanderer in Deutschland II zunehmende Diversität der ausländischen Bevölkerung: Multiethnizität regionale Verteilung nach Nationalitäten bzw. ethnischer Herkunft v.a. abhängig von der bisherigen Migrationsgeschichte, von der (ökonomischen) Attraktivität des Zielgebietes und von der geografischen Lage (Grenznähe?) die Hälfte aller Ausländer lebt seit mehr als 10 Jahren in Deutschland !

Räumliche Verteilung der Zuwanderer in Deutschland I großräumig gesehen im Bundesgebiet stark disproportional verteilt Abhängigkeit von der Siedlungsstruktur: Zuwanderung war und ist ein Großstadt-Phänomen Schwerpunkte sind die Kernstädte und Ballungs-/ Verdichtungsräume der alten BL im ländlichen Raum sehr geringe Migranten-Anteile auch innerhalb der Städte stark ungleichmäßige Verteilung – quantitative Konzentration in einigen wenigen Stadtteilen

Räumliche Verteilung der Zuwanderer in Deutschland II drei wesentliche Differenzierungen: West-Ost-Gefälle = in Ostdeutschland Migranten-Anteil wesentlich geringer Stadt-Land-Gefälle = Migration als Großstadt- und (in Westdeutschland) auch als Stadtumland-Phänomen > Teilnahme an der Suburbanisierung Süd-Nord-Gefälle = besonders viele Migranten in Süd(west)deutschland, in Norddeutschland gering > persistente Strukturen aus der ‚Gastarbeiter‘-Periode > Ausnahme im Norden: Stadtstaaten

Räumliche Verteilung der Zuwanderer in Deutschland III Umfang der Bevölkerung mit Migrationshintergrund u.a. abhängig von: Bundesland Schwerpunkt: BL in Süd- bzw. Südwestdeutschland Stadtstaaten Stadtgröße Migranten-Anteil steigt mit zunehmender Stadtgröße funktionalem Stadttyp Schwerpunkt: (ehemalige) Industriestädte Quartiers-Typ innerhalb der Stadt Schwerpunkt: innerstädtische, einfache Altbauviertel

Die zehn Gemeinden in Deutschland mit den höchsten Ausländer-Anteilen a) Baden-Württemberg: Stuttgart, Mannheim, Sindelfingen, Esslingen, Ludwigsburg b) Bayern: München c) Hessen: Offenbach, Frankfurt am Main, Rüsselsheim d) Rheinland-Pfalz: Ludwigshafen (Kemper 2006: 400f.)

Ausländische Wohnbevölkerung nach Bundesländern (Stand 2003, AZR) Hamburg: 19,5 % Rheinland-Pfalz: 7,3 % Berlin: 14,6 % Niedersachsen: 6,0 % Hessen: 13,5 % Schleswig-Holstein: 5,0 % Bremen: 12,3 % Sachsen: 2,1 % BaWü: 11,6 % Sachsen-Anhalt: 2,0 % NRW: 10,7 % Brandenburg: 2,0 % Bayern: 9,4 % MeckPomm: 1,8 % Saarland: 7,4 % Thüringen: 1,5 %

verwendete Literatur Böltken, Ferdinand et al. (2002): Räumliche Integration von Ausländern und Zuwanderern. In: Informationen zur Raumentwicklung (8): 397-414. Geißler, Rainer (2006): Ethnische Minderheiten. In: Ders.: Die Sozialstruktur Deutschlands. Wiesbaden: VS: 231-254. Kemper, Franz-Josef (2006): Internationale Wanderungen und ausländische Bevölkerung in Deutschland. In: Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft 31 (3,4): 389-411. Treibel, Annette (1999): Migration in modernen Gesellschaften. Weinheim/München: Juventa.