Laute: Phonetik und Phonologie

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Phonetik und Phonologie
Phonetik und Phonologie
 Präsentation transkript:

Laute: Phonetik und Phonologie Phon: Laut als Sprechereignis im konkreten Sprechakt >Tag< [tha:k] Phonem: Laut als Zeichen im System /ta:k/ Allophon: Laut als Aussprachevariante - umgebungsbedingt: >Ruhr< /ru:e/, >Ruder< /ru:de/ - regional oder individuell: zum Beispiel Zäpfchen-r oder Zungen-r Transkribieren (Tansskription) mit den Zeichen der IPA (International Phonetic Association) API (Assocoation Phonétique International) Wissenschaften von den Sprech- und Sprachlauten Phonetik (Laute als Sprechereignisse) - artikulatorische Phonetik: Erzeugung der Laute im Sprechereignis - akustische Phonetik: Laute als Wellen im Raum - auditive Phonetik (Ohrenphonetik): Laute im Hörvorgang Phonologie/Phonematik (Laute im Sprachsystem) Eigenschaften: - ein Laut hat einen spezifischen Klang und unterscheidet sich von anderen Funktionen: - Sprache hörbar machen - Bedeutungen unterscheiden Psycholinguistik und Neurophysiologie: sprachliche Steuerungsprozesse im Gehirn Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Artikulationsvorgang und Artikulationsmerkmale Artikulationsvorgang Luft wird aus der Lunge durch das Ansatzrohr zum Kehlkopf gedrückt. Die Stimmbänder schwingen: Die Laute werden stimmhaft. Die Stimmbänder bleiben schlaff: Die Laute werden stimmlos (man flüstert) Die Mund-Rachenraum wird in spezifischer Weise geformt Die Artikulationsstellen bauen einen Hindernisparcours für die Luft auf. Die Luft wird auf unterschiedliche und Weise nach außen gedrückt (Artikulationsweise). Dabei wird der Nasenraum geschlossen oder geöffnet (nasale Laute) Stimmhafte Laute: alle Vokale (Selbstlaute) alle Diphthonge (Zwielaute) stimmhafte Konsonanten (Mitlaute) Stimmlose Laute: die stimmlosen Konsonanten Im Gehirn werden die sprechmotorischen Abläufe und das Hören koordiniert (Hördiskriminierung). Man nimmt zudem Knochenschwingungen im Kopfbereich wahr; niemand hört sich selbst so wie alle anderen; man hat eine andere Stimme, als man selbst glaubt. Artikulationsmerkmale: Sonorität (Stimmhaftigkeit oder Stimmlosigkeit) die spezifische Artikulationsstelle die Artikulationsweise Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Vokale und Diphthonge im Mund-Rachenraum Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Kurze und lange Vokale Eine Besonderheit des Deutschen, die in vielen Sprachen nicht vorkommt: kurze und lange Vokale. Beispiele, die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen: (1) Kurze einfache Vokale Laute Buchstaben Beispiele [a] a ab, Alter, warm, Bilanz [E], [e] e enorm, Endung, helfen, fett, penetrant, Prozent [e] e Atem, Ballade, gering, nobel [I], [i] i immer, Iltis, List, indiskret, Pilot [O], [o] o ob, Ort, folgen, Konzern, Logis, Obelisk, Organ [Ø], [ø] ö öfter, Öffnung, wölben, Ökonomie [U], [u] u unten, Ulme, bunt, Museum [Y], [y] ü Küste, wünschen, Püree Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Kurze und lange Vokale Eine Besonderheit des Deutschen, die in vielen Sprachen nicht vorkommt: kurze und lange Vokale. Beispiele, die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen: (2) Lange einfache Vokale Laute Buchstaben Beispiele [a:] a artig, Abend, Basis [e:] e edel, Efeu, Weg, Planet [E:] ä äsen, Ära, Sekretär [i:] ie (in einheimischen Wörtern:) Liebe, Dieb i (in Fremdwörtern:) Diva, Iris, Krise, Ventil [o:] o oben, Ofen, vor, Chor [Œ:] ö öde, Öfen, schön [u:] u Ufer, Bluse, Muse, Natur [y:] ü üben, Übel, fügen, Menü, Molekül Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Kurze und lange Vokale Eine Besonderheit des Deutschen, die in vielen Sprachen nicht vorkommt: kurze und lange Vokale. Beispiele, die den Unterschied deutlich machen. Wir werden einige der Beispielpaare später Oppositionspaare bzw. Minimalpaare nennen.   [a:] - [a] Aal - alt, fahl - Fall, Rasen - Rassen [e:] - [e] Beet - Bett, Weg - weg Gebete [i:] - [i] lieben - Lippen, ihm - im, Igel - Iltis [o:] - [o] Ofen - offen, Tor - Torte, Fohlen - vollen [Œ:] - [ø] Höhle - Hölle, Möhre - Mörtel [u:] - [u] Fuder - Futter, Busen - Bus [y:] - [y] Fühler - Füller, Wüste - wünschen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Diphthonge (Zwielaute) Diphthonge (Zwielaute) gelten im Sinne der Rechtschreibung immer als lange Vokale. Beispiele, die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen: (3) Diphthonge Laute Buchstaben Beispiele [aI] ei eigen, Eile, beiseite, Kaleidoskop [aU] au auf, Auge, Haus, Audienz [OY] eu euch, Eule, Zeuge, Euphorie Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Vokale in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) Beispiele, aus den amtlichen Regeln Laute Buchstaben Beispiele [a] u Butler, Cup, Make-up, Slum [a:] at Eklat, Etat [E] a Action, Camping, Fan, Gag [E:] ai Airbus, Chaiselongue, fair, Flair, Saison [e:] é Abbé, Attaché, Lamé er Atelier, Bankier, Premier et Budget, Couplet, Filet ai Cocktail, Container [i], [i:] y Baby, City, Lady, sexy ea Beat, Dealer, Hearing, Jeans, Team ee Evergreen, Spleen, Teenager [o] au Chaussee, Chauvinismus [o:] eau Niveau, Plateau, Tableau ot Depot, Trikot [Œ:] eu adieu, Milieu; häufig in den Suffixen -eur, -euse: Ingenieur, Souffleuse [u], [u:] oo Boom, Swimmingpool ou Journalist, Rouge, Route, souverän [y], [y:] y Analyse, Hymne, Physik, System, Typ; auch in den Präfixen dys-, hyper‑, hypo‑, syl, sym‑, syn-: dysfunktional, hyperkorrekt, Hypozentrum,Syllogismus, Symbiose, synchron [ã] an Branche, Chance, Orange, Renaissance, Revanche ant Avantgarde, Pendant, Restaurant en engagiert, Ensemble, Entree, Pendant, Rendezvous ent Abonnement, Engagement Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Vokale in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) Laute Buchstaben Beispiele [æñ] ain Refrain, Souterrain, Terrain eint Teint in Bulletin, Dessin, Mannequin [õ] on Annonce, Chanson, Pardon [øñ] um Parfum [aU] ou Couch, Countdown, Foul, Sound ow Clown, Countdown, Cowboy, Power(play) [aI] i Lifetime, Pipeline igh Copyright, high, Starfighter y Nylon, Recycling [OY] oy Boy, Boykott [oa] oi Memoiren, Repertoire, Reservoir, Toilette Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Artikulationsstellen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Artikulationsstellen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonanten stimmhaft A r t i k u l a t i o n s w e i s e stimmlos Plosiv Frikativ Lateral Nasal gerollt geschlagen A r t i k u l a t i o n s s t e l l e Bilabial b ph,p m Lab.-dent. v f Dent./Alv. d th ,t z,g s,S l n Zungen-r Zungen-r Palatal j ç,  Velar g kh ,k Uvular Zäpfchen-r Zäpfchen-r Glottal Knacklaut h h = im Anlaut behaucht: >Pappe< [phape], >tat< [tha:t], >Keck< [khek] Spiegel’ei Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonanten in deutschen Wörtern Laute Buchstaben Beispiele [b] b backen, Baum, Obolus, Parabel [ç] ch ich, Bücher, lynchen [x] ch ach, Rauch [d] d danken, Druck, leiden, Mansarde [f] f fertig, Falke, Hafen, Fusion [g] g gehen, Gas, sägen, Organ, Eleganz [h] h hinterher, Haus, Hektik, Ahorn, vehement [j] j ja, Jagd, Boje, Objekt [k] k Kiste, Haken, Flanke, Majuskel, Konkurs [l] l laufen, Laut, Schale, lamentieren [m] m machen, Mund, Lampe, Maximum [n] n nur, Nagel, Ton, Natur, nuklear [ng] ng Gang, Länge, singen, Zange [p] p packen, Paste, Raupe, Problem [r], [R] r rauben, Rampe, hören, Zitrone [s] s skurril, Skandal, Hast, hopsen [z] s sagen, Seife, lesen, Laser [š] sch scharf, Schaufel, rauschen [t] t tragen, Tür, fort, Optimum [v] w wann, Wagen, Möwe Die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonantenverbindungen Beispiele für Konsonanten in deutschen Wörtern, die Beispielwörter sind den amtlichen Regeln zur deutschen Rechtschreibung entnommen: (2) Konsonantenverbindungen (innerhalb des Stammes) Laute Buchstaben Beispiele [kv] qu quälen, Quelle, liquid, Qualität [ks] x xylographisch, Xenophobie, boxen, toxisch [ts] z zart, Zaum, tanzen, speziell, Zenit Schreiben Sie mit und füllen Sie die Lücken Se___ H___en aus Sa___en flogen über den Blo___berg flu__ nach __anten, brieten dort einen O___en, aßen danach Ke___e und machten viele Kle___e. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonanten in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) (1.1) Einfache Konsonanten Laute Buchstaben Beispiele [f] ph Atmosphäre, Metapher, Philosophie, Physik [k] c Clown, Container, Crew ch Chaos, Charakter, Chlor, christlich qu Mannequin, Queue [r] rh Rhapsodie, Rhesusfaktor rt Dessert, Kuvert, Ressort [ç] c, ce Annonce, Chance, City, Renaissance, Service [š] ch Champignon, Chance, charmant, Chef sh Geisha, Sheriff, Shop, Shorts [] g Genie, Ingenieur, Loge, Passagier, Regime; auch im Suffix -age: Blamage, Garage j Jalousie, Jargon, jonglieren, Journalist [t] th Ethos, Mathematik, Theater, These [v] v Virus, zivil Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Konsonantenverbindungen in Wörtern aus anderen Sprachen (Fremdwörtern) (1.2) Konsonantenverbindungen Laute Buchstaben Beispiele [d] g Gentleman, Gin, Manager, Teenager j Jazz, Jeans, Jeep, Job, Pyjama [lj] / [j] ll Billard, Bouillon, brillant, Guerilla, Medaille, Pavillon, Taille [nj] gn Champagner, Kampagne, Lasagne [ts] c Aceton, Celsius, Cellophan t (vor [i] sehr häufig im Suffix ‑tion; + Vokal) außerdem häufig in Fällen wie -tie, -tiell, -tiös: Funktion, Nation, Produktion; Aktie, partiell, infektiös [tš] c Cello, Cembalo ch Chip, Coach, Ranch ge, dge College, Bridge Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Phonologie / Phonematik Phoneme: Laute im System und ihre Funktionen Sprache hörbar machen  Minimalpaare Bedeutungen unterscheiden  Oppositionspaare Minimalpaar Begriff des amerikanischen Distributionalismus nur an der lautlichen Seite orientiert Artikulationsmerkmale als distinktive Merkmale (distinctive features) Oppositionspaar Begriff der europäischen Phonologie am ganzen Zeichen als Einheit von Laut und Bedeutung orientiert bedeutungsunterscheidene Funktion ausschlaggebend haben heben hieben hoben huben höben Hauben laben leben lieben loben Leib lagen legen liegen logen lugen lügen laugen ragen regen Riege(n) Rogen Rügen Reigen Aal All Kehle Kelle Ofen offen Höhle Hölle Bilden Sie zu den folgenden Wörtern Mimimal- / Oppositionspaare. Beet - , Wahl/Wal - , wagen - , Borke - , Zier - , Brücken - , Hebel - , Ring - , an -, Dach - , Krug - , Bier - , Kasten - , Waage - , Stirne - , winken - , dein - , Meile - Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Phoneminventar und Phonemsystem Phoneminventar einer Sprache Anzahl der Phoneme einer Sprache Im Deutschen gibt es ca. 42 Phoneme, je nachdem, ob man /ç/ ich-Laut und / / ach-Laut, /e:/ Seele und /:/ Säle sowie das gemurmelte /e/ in wie in Gebete als eigene Phoneme zählt oder zu Archi-Phonemen zusammenfasst. Besonderheit des Deutschen: Lange, geschlossene und kurze, offene Vokale : Stahl-Stall, zehren - zerren, Stiel - still, Hof - hoffen, Köhler - Köln, Fluse - Fluss, fühlen - Füllen Kombinationsregeln für Phoneme Nicht alle Kombinationen sind möglich: /o:/, /o/, /r/, /t/  Tor, rot, Tro(g), (b)ohrt, Ort, Trott, nicht rto... Sprachen haben Harmonie-Regeln: Wechsel / / - /ç/ je nach Vokaltyp hell oder dunkel: Dach - Dächer, Koch - Köche, Buch - Bücher, ... Im Türkischen Vokalharmonien Kleine Vokyalharmonie araba-lar-dan – aus den Autos Große Vokalharmonie Yürü-dü-nüz mü? – Seid ihr gelaufen ? Phonemsystem einer Sprache Das dem Phoneminventar zu Grunde liegende System von: distinktiven Merkmalen der einzelnen Phoneme Oppositionen zwischen den Phonemen Kombinationsregeln und Harmonieregeln für die Phonemkombinationen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Silben und Betonung Silben: 1 Vokal bzw. Diphthong und angelagerte Konsonanten Im Deutschen viele Möglichkeiten: nur Vokal oder Diphthong a-ber, E-sel, I-gel, o-der, U-fer, Au-e, Ei, eu-er... V+K (+K) an, es, in, Ast, Ort, eins, ... K (+K) + V da, wo, treu, blau, ... K (+K) (+K) + V + K (+K) + (K) rot, Blatt, blind, Trost, Pflug, Stumpf, Strumpf, ... Schreiben Sie die folgenden Wörter ab und trennen Sie wie im Beispiel: Silben: Um/lei/tungs/emp/feh/lung Wortbausteine (Morpheme): Um-leit-ung-s-emp-fehl-ung Wagenstandsanzeiger Wasserstandsmeldung Wettervorhersage Weihnachtsabend Lebkuchenbäckerei Streichholzschächtelchen Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Silben und Betonung: Versfuß, Versmaß, Rhythmus Betonung: Bei mehrsilbigen Wörtern wird eine Silbe stärker betont. So entsteht Rhythmus, in Gedichten über ein Versmaß das Metrum: steigend: ta tam ta tam Von drauß von Walde komm ich her ... ta ta tam ta ta tam Übers Jahr, übers Jahr, wenn die Kornblumen blühn ... fallend: tam ta tam ta Abend wird es wieder ... tam ta ta tam ta ta Hab ich den Markt und die Straßen doch nie noch so einsam gesehen…. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Silben und Betonung: Versfuß, Versmaß, Rhythmus Jambus: ta tam, ta tam ... Anapäst: ta ta tam, ta ta tam ... Friedrich von Logau Ehstand des Herzens und der Zunge. Das Herz und Zung ist wie vermählt, die zeugen Kinder ungezählt. Wann beide sie nicht eines sind, Wir jedes Wort ein Hurenkind. Volksweise Kommt ein Vogel geflogen, Setzt sich nieder auf mein Fuß. Hat ein Briefchen im Schnabel von der Liebsten ein‘ Gruß. Daktylus: tam ta ta, tam ta ta ... Trochäus: tam ta, tam ta ... Johann Gottfried Herder Annchen von Tharau ist‘s die mir gefällt; Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld. Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz auf mich gerichtet in Lieb‘ und in Schmerz. Annchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut. Friedrich von Logau Das Beste der Welt Weißt du, was in dieser Welt Mir am meisten wohl gefällt? Dass die Zeit sich selbst verzehret Und die Welt nicht ewig währet. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie - Poetisches Intermezzo Simon Dach 1605-1695 Prof. der Poesie an der Úniv. Königsberg Johann Gottfried Herder 1744-1803 geb. in Mohrungen (Ostpreußen) Unbekannter Verfasser (Simon Dach?) Anke van Tharaw öß, de my geföllt, Se öß mihn Lewen, mihn Goet on mihn Gölt. Anke van Tharaw heft wedder eer Hart Op my gerichtet ön Löw' on ön Schmart. Anke van Tharaw mihn Rihkdom, mihn Goet, Du mihne Seele, mihn Fleesch on mihn Bloet. Quöm' aller Wedder glihk ön ons tho schlahn, Wy syn gesönnt by een anger tho stahn. Kranckheit, Verfälgung, Bedröfnös on Pihn, Sal vnsrer Löve Vernöttinge syn. Übersetzung von Johann Gottfried Herder Annchen von Tharau ist, die mir gefällt; Sie ist mein Leben, mein Gut und mein Geld. Annchen von Tharau hat wieder ihr Herz Auf mich gerichtet in Lieb' und in Schmerz. Annchen von Tharau, mein Reichtum, mein Gut, Du meine Seele, mein Fleisch und mein Blut! Käm' alles Wetter gleich auf uns zu schlahn, Wir sind gesinnet bei einander zu stahn. Krankheit, Verfolgung, Betrübniß und Pein Soll unsrer Liebe Verknotigung seyn. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie - Poetisches Intermezzo Recht als ein Palmenbaum über sich steigt, je mehr ihn Hagel und Regen anficht; So wird die Lieb' in uns mächtig und groß Durch Kreuz, durch Leiden, durch allerlei Noth. Würdest du gleich einmal von mir getrennt, Lebtest, da wo man die Sonne kaum kennt; Ich will dir folgen durch Wälder, durch Meer, Durch Eis, durch Eisen, durch feindliches Heer. Annchen von Tharau, mein Licht, meine Sonn, Mein Leben schließ' ich um deines herum. Was ich gebiete, wird von dir gethan, Was ich verbiete, das läßt du mir stahn. Was hat die Liebe doch für ein Bestand, Wo nicht Ein Herz ist, Ein Mund, Eine Hand? Wo man sich peiniget, zanket und schlägt, Und gleich den Hunden und Katzen beträgt? Annchen von Tharau, das woll'n wir nicht thun; Du bist mein Täubchen, mein Schäfchen, mein Huhn. Was ich begehre, ist lieb dir und gut; Ich laß den Rock dir, du läßt mir den Hut! Dies ist uns Annchen die süsseste Ruh. Ein Leib und Seele wird aus Ich und Du. Dies macht das Leben zum himmlischen Reich, Durch Zanken wird es der Hölle gleich. Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Tonhöhe Tonhöhe: Heben oder Senken der Stimme Im Deutschen als prosodisches, suprasegmentales, wortübergreifendes Merkmal - Stimme am Ende gehoben = Frage: Kommst du mit?  Du kommst mit?  Duuu?  - Stimme am Ende gesenkt = Aussage oder Aufforderung: Du kommst mit.  Ja, du kommst mit!  - Stimme im Satzgefüge gehoben = Teilsatz folgt: Du hast zugesagt , dass du mitkommst.  Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Laute: Phonetik und Phonologie Tonhöhe Es gibt tonige Sprachen wie das Chinesiche und Vietnamesiche. Im Deutschen Tonigkeit bei reduplizierenden Abtönungspartikeln: aha, aha, oho, ohoo, nanananana, hmhm, hmhm, ... Konsequenz: Heute so,  morgen so.  Inkonsequenz: Heute so,  morgen so.  Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik

Zu müde? Hmhm! Liebling? Hmhm ... Hmhm ... Bist du müde? Sehr müde? Prof. Dr. Karl-Dieter Bünting (Universität Essen): Grundkurs Germanistik/Linguistik