Sozialer Einfluss durch Minderheiten und Mehrheiten

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 Präsentation transkript:

Sozialer Einfluss durch Minderheiten und Mehrheiten Universität Bielefeld Institut für Psychologie – AE Sozialpsychologie Einfluss einer konsistenten Minderheit auf die Antworten einer Mehrheit in einer Farb-Wahrnehmungsaufgabe Referat im Rahmen des Seminars Sozialer Einfluss durch Minderheiten und Mehrheiten Prof. Dr. Gerd Bohner WS 2004/05 Referentin : Magdalena Rogala Literatur Moscovici,S., Lage, E., & Naffrechoux, M. (1969). Influence of a consistent minority on the responses of a majority in a color perception task. Sociometry, 32, 365-380.

Überlegungen zu der Studie Bisher hat man sich nur mit Konformität beschäftigt, für die Erklärung von Innovation ist jedoch Minderheitseinfluss nötig Bisher wurde Abhängigkeit als Ursache für sozialen Einfluss untersucht, diese ist aber keine mögliche Ursache für Innovation Andere mögliche Ursache für Innovation Verhaltensstil

Überlegungen zu der Studie Wenn es in einer Gruppe eine Untergruppe gibt, die konsistent auf einer anderen Meinung beharrt, erzeugt das einen Konflikt Man muss mit der anderen Meinung in irgendeiner Form umgehen. Es gibt 2 Möglichkeiten: 1. Antworten der Minderheit nicht auf den Stimulus, sondern auf die Minderheit selbst attribuieren, wenn das nicht möglich ist… 2. …sich der Minderheit anschließen, oder deren Meinung ablehnen , z.B. polarisieren

Überlegungen zu der Studie Um Minderheitseinfluss zu demonstrieren wurde ein Experiment entwickelt, in dem: der Konflikt in der Gruppe durch die Konsistenz und die Einigkeit der Minderheit erhöht wurde, die Urteilsaufgabe anscheinend eine objektiv korrekte Lösung besaß, die Antworten der Minderheiten eine Alternative zu den Mehrheitsantworten darstellten, der Unterschied in den Antworten nicht durch Unterschiede in den persönlichen Kompetenzen erklärt werden konnte, die Mehrheitsurteile im Labor denen in der Gesellschaft entsprachen

Experimente Experiment 1: 32 Gruppen mit je 4 Vpn und je 2 Konfidenten 6 blaue Dias ( 3 helle, 3 dunkle ) wurden je 6 mal gezeigt, Reihenfolge systematisch verändert Vpn sollten öffentlich über Farbe und Helligkeit urteilen Reihenfolge der Antworten blieb immer gleich Konfident sagt immer „grün“

Experimente Ablauf: Gemeinsamer Farbwahrnehmungs-Test. Zweck: Vpn ausschließen, die visuelle Abweichungen hatten Demonstrieren, dass jeder eine normale visuelle Leistung hat Anweisung wie das Experiment ablaufen soll Probelauf Experiment Fragebogen über die Stimuli und die anderen Gruppenmitglieder

Experimente Experiment 2: 10 Gruppen Frage : Gab es einen Einfluss, der sich nicht in den Antworten niederschlug, aber trotzdem einen Effekt auf die Wahrnehmung hatte? Ablauf, bis Fragebogen, identische mit Exp. 1 Danach Testen der blau-grün-Schwelle durch anderen Versuchsleiter: 16 Scheiben in der blau-grün Zone je 10 mal in zufälliger Reihenfolge präsentiert Jede Versuchsperson schreibt einzeln auf einen Zettel die wahrgenommene Farbe auf Rückkehr des ersten Versuchsleiters und ausfüllen des Fragebogens

Experimente Experiment 3: Kontrollgruppe: 11 Gruppen Antworten der Konfidenten wurden verändert: 24mal „grün“ 12mal „blau“ Sonst identisch mit Exp. 1 Kontrollgruppe: 4 Gruppen mit je 6 Personen 2 Vpn wurden ausgeschlossen

Ergebnisse Diskriminationstest: Eine Verschiebung zugunsten grün wurde bei mehr Vpn gefunden, als die Änderung der Antworten In den Gruppen, in denen es keine Änderung der öffentlichen Antworten gab, gab es hier mehr grün-Antworten.

Ergebnisse Fragebogen: Unterschiede zwischen den beiden Konfidenten: Möglichkeit in den blauen Stimuli grün zu sehen wurde in den Experimentalgruppen mehr akzeptiert. Die Vpn in den Experimentalgruppen sahen in den Stimuli mehr Farbnuancen (mehr als 2 vs. 1 bis 2) Urteile der Vpn gegenüber den Konfidenten: Farbwahrnehmung nicht so gut wie die eigene und die der anderen Gruppenmitglieder Nicht so kompetent Sicherer Unterschiede zwischen den beiden Konfidenten: Effekt des ersten Konfidenten  Einfluss-Effekt Effekt des zweiten Konfidenten  Demonstrationseffekt

Schlussfolgerungen Personen die einer konsistenten Minderheit ausgesetzt sind, passen sich nicht passiv der Minderheitsmeinung an, sondern versuchen sie aktiv zu verstehen Dadurch entsteht ein Einfluss, der sich nicht immer nur in der direkten Meinungsänderung äußert, sondern auch in der Änderung der Wahrnehmung zu finden ist

Sozialer Einfluss durch Minderheiten und Mehrheiten Universität Bielefeld Institut für Psychologie – AE Sozialpsychologie Regelhafte Antworten einer Minderheit und deren Einfluss auf die Mehrheit Referat im Rahmen des Seminars Sozialer Einfluss durch Minderheiten und Mehrheiten Prof. Dr. Gerd Bohner WS 2004/05 Referentin : Magdalena Rogala Literatur Nemeth, C.J., Swedlund, M., & Kanki, B. (1974). Patterning of the minority`s responses and their influence on the majority. European Journal of Social Psychology, 4, 53-64.

Überlegungen zu der Studie Konsistenz und Selbstvertrauen erzeugen Minderheitseinfluss, nicht die Intensivierung des Konflikts. Konsistente Position kann durch Wiederholung einer Antwort vermittelt werden, aber auch durch regelhafte Antworten Regelhafte Antworten können effektiver sein als reines Wiederholen

Experiment 96 männliche Studenten 6 Bedingungen 1. 100% grün-Antworten 2. 100% grün-blau-Antworten 3. 50% blau, 50% grün-blau zufällig verteilt 4. Korreliert I: helle Dias  grün dunkle Dias  grün-blau 5. Korreliert II: helle Dias  grün-blau dunkle Dias  grün 6. Kontrollgruppe 4 Gruppen mit je 4 Mitgliedern pro Bedingung 2 bezahlte Konfidenten

Experiment Dias: Durchführung 14 verschiedene Dias mit unterschiedlichen Helligkeiten (7 eher hell, 7 eher dunkel) Jedes Dia wird zweimal gezeigt Diashow in zufälliger Reihenfolge Durchführung Jeder Vp wird Buchstabe zugeordnet, Konfidenten immer B+D In der Reihenfolge an einem Tisch Platz nehmen, zum Bildschirm schauen Farbsehtest Anweisung 15 Sekunden Dia dazwischen 2 Sekunden dunkler Bildschirm Fragebogen über Wahrnehmung der anderen Personen bezüglich solcher Begriffe wie Sicherheit, Intelligenz, Unabhängigkeit, Bewunderung…

Ergebnisse Durchschnittliche Anzahl der grün-Antworten 5,84 0,6 0,69 4 Korrelativ Zufallsbedingung Nur grün Nur grün-blau Kontrollgruppe 5,84 0,6 0,69 4 Kein Widerspruch zu Moscovicis Ergebnissen, da die Instruktionen anders waren! Urteile über Konfidenten in der korrelativen Bedingung: Sicherer in den Urteilen Besser in Wahrnehmung Ihnen wurde mehr vertraut Mehr Bewunderung und Sympathie

Schlussfolgerung Durch Regelhafte Antworten verliert die Minderheit nicht an Einfluss, gewinnt aber an Sympathie und Vertrauen.