Exemplarische Analyse von Szene I, 7

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Komm, mein Kind! Komm!.
Advertisements

Träume die vom Heiligen Geist kommen
Interview mit der Tell Familie
Die wichtigste Frage des Lebens!
Woher wird mir Hilfe kommen?
Der Traum vom Glück Text: Steffen Kern Melodie: Matthias Hanßmann.
Jeden Tag Du, mein Gott, gibst mir Leben und ich kann es kaum, kaum erklären, was Du, was Du mir bedeutest.
Jeden Tag Du mein Gott, gibst mir Leben
Ja, ich glaube daran Dass Du da bist unsichtbar,
1.
Zweifeln und Staunen. Zweifeln und Staunen 1. Wer nicht wagt zu glauben, wird noch staunen. Unverhofftes wartet längst auf ihn. Gott ist nah in allen.
Herzlich willkommen!. Halli, Hallo Halli, Hallo, herzlich willkommen! Halli, Hallo, jetzt geht es los! Halli, Hallo, herzlich willkommen, Vorhang auf.
Halte zu mir, guter Gott Liedmappe Nr. 60.
Hier bin ich verberge nichts
Gott ist gegenwärtig (EG 165)
Wie Gott Menschen in ihre Berufung führt
Kleine Engel Ein ungeborenes Kind im Gespräch mit Gott...
Weißt du wo der Himmel ist?
Eine Präsentation von:
“Ein Genius verabschiedet sich”
Text: Volker.
Die wunderbare Welt "Natur"!.
Der Traum.. K. S. Mit Musik, läuft von selbst ab.
Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt Seiner Hände Werk. Ein Tag sagt‘s dem andern, und eine Nacht tut‘s kund der andern, ohne.
Da ist was dran ! Michael war so eine Art Typ, der dich wirklich wahnsinnig machen konnte. Es war immer guter Laune und hatte immer was positives zu sagen.
Da ist was dran ! Michael war so eine Art Typ,
Geniesse das Leben, denn es ist das Einzige, das du hast !!!
FREUNDSCHAFT.
Ich denke schon den ganzen Tag an Dich
Die schwache Stelle von Margitta.
Lied von Jonny Hill.
Ich singe dir mit Herz und Mund, Herr, meines Herzens Lust; ich sing und mach auf Erden kund, was mir von dir bewusst.
Ich denke schon den ganzen Tag an Dich…
Beherzt – Am Puls des Lebens
Hier bist du richtig.
Jetzt aber komme ich zu dir
Brief von einem Freund…
Jesus – Herr unseres Lebens
DAS LEBEN ZU ZWEIT VOLLER ZÄRTLICHKEIT verdient, dass wir uns dem Himmel nähern um wahre GLÜCKSELIGKEIT zu erfahren.
Es fährt ein Zug nach Nirgendwo, es fährt ein Zug nach Nirgendwo.
MODAL-PARTIKELN.
Wahres Erfüllung gibt es nur bei Gott!
..
..
Herr, nur ein Tag.
Verstehe mich... An meine Liebsten,
Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!
..
1.
Willst du mit in den Himmel? Teil 1: Willst du mit in den Himmel?
Heaven Lied von Gotthard.
DIE SCHÖNSTE ZEIT Wilhelm Hey.
Hast Du Zeit.
F r e u n d s c h a f t s m e l o d i e
Aber ich will Dir noch schnell die Lösung sagen...
Personal Pronouns in Accusative or Dative.
..
Wege Wege sind da um gegangen zu werden,
Wenn das Beten sich lohnen würde…
..
..
1Lukas-Code © KKlaus D. Wachlin 2007 Hören und Sehen Die Botschaft von Lukas im Bild Treffpunkt Clausthal Neukirchen 2007 Klaus Dietrich Wachlin Pfarrer.
Lebt Gott in mir? 1.Johannes-Brief 4,11-16.
An die Gemeinde in Weingarten: Der, der die sieben Sterne in seiner rechten Hand hält und zwischen den sieben goldenen Leuchtern umhergeht, lässt ´der.
Was ist Gott wichtig? (3) Eins aber ist Not.... Täter, nicht Hörer – aber Moment...
Wie ist Gott zu beschreiben?
Zuversicht in Christus 2: Nicht fleischlich; in der Gnade!
Wer ist der Jude? Röm 2,28-29: 28 Denn nicht der ist ein Jude, der es äußerlich ist, auch ist nicht das die Beschneidung, die äußerlich am Fleisch geschieht;
Jeremia 15, 10 Ich Unglücklicher…
„wie auch alle unsere Nachbarvölker einen haben.“ (1. Sam 8,5)
 Präsentation transkript:

Exemplarische Analyse von Szene I, 7 Kabale und Liebe Exemplarische Analyse von Szene I, 7

Charakterisierung des Präsidenten (I) Ferdinand. Präsident. Wurm, welcher gleich abgeht. Ferdinand. Sie haben befohlen, gnädiger Herr Vater -

Charakterisierung des Präsidenten (I) Ferdinand. Präsident. Wurm, welcher gleich abgeht. Ferdinand. Sie haben befohlen, gnädiger Herr Vater - Wurm unterstellt in I, 5 Ferdinand eine Affäre („ernsthafte Verbindung“), dementsprechend hat er im Moment keine weitere Funktion, die Intrige beginnt zu rollen. Indem Schiller Wurm hier „abgehen“ lässt, verweist er auf die Bedeutung der Vater-Sohn Szene Untertänigkeits-bezeugung; Respektvolle, betont-bewusste Distanz zum Vater (Präsident!)

Charakterisierung des Präsidenten (I) Präsident. Leider muß ich das, wenn ich meines Sohns einmal froh werden will - Laß Er uns allein, Wurm! - Ferdinand, ich beobachte dich schon eine Zeitlang und finde die offene rasche Jugend nicht mehr, die mich sonst so entzückt hat.

Charakterisierung des Präsidenten (I) Präsident. Leider muß ich das, wenn ich meines Sohns einmal froh werden will - Laß Er uns allein, Wurm! - Ferdinand, ich beobachte dich schon eine Zeitlang und finde die offene rasche Jugend nicht mehr, die mich sonst so entzückt hat. Der Vater ahnt etwas und will in dem Gespräch nun wirklich herausfinden, ob die Sache ernst ist, sämtliche Fragen sind interessengesteuert! Machtverhältnisse klar, Präsident ist Arbeitgeber von Wurm Harmloser Beginn, Anschein einer familiär-väterlichen Atmosphäre

Charakterisierung des Präsidenten (I) Präsident. … Ein seltsamer Gram brütet auf deinem Gesicht. Du fliehst mich - du fliehst deine Zirkel - Pfui! - Deinen Jahren verzeiht man zehn Ausschweifungen vor einer einzigen Grille.

Charakterisierung des Präsidenten (I) Präsident. … Ein seltsamer Gram brütet auf deinem Gesicht. Du fliehst mich - du fliehst deine Zirkel - Pfui! - Deinen Jahren verzeiht man zehn Ausschweifungen vor einer einzigen Grille. Der Vater versucht dem Kern näher zu kommen, der Zuschauer ahnt bereits durch die Exposition vom immer konkreter werdenden „Gram“ und der zukünftigen Tragödie (Vorausdeutung!) Zirkel: Gesellschaftliche Kreise, also entfernt sich F. vom Adel? (Natürlich, ja …) Grille: seltsamer, wunderlicher Einfall; Du bist ein Adliger, du kannst dir alles erlauben (Meta-Botschaft)

Ende des ersten Sprechanteils Präsident. … Überlaß diese mir, lieber Sohn! Mich laß an deinem Glück arbeiten und denke auf nichts, als in meine Entwürfe zu spielen. - Komm! umarme mich, Ferdinand!

Ende des ersten Sprechanteils Präsident. … Überlaß diese mir, lieber Sohn! Mich laß an deinem Glück arbeiten und denke auf nichts, als in meine Entwürfe zu spielen. - Komm! umarme mich, Ferdinand! Imperativischer Ausklang der ersten Sprechperiode des Präsidenten, bestätigt autoritären Erziehungsstil („Ich arbeite daran und löse das Problem, nicht du! Ich ziehe hier die Fäden im Spiel („Entwürfe“)!“ Erzwungene Vater-Sohn-Geste („Umarme mich …“ … was bleibt einem (abhängigen) Sohn auch noch anderes übrig?)

Ferdinand (I) Ferdinand. Sie sind heute sehr gnädig, mein Vater.

Ferdinand (I) Ferdinand. Sie sind heute sehr gnädig, mein Vater. Kurz-Replik Betonung auf „heute“. Ist das ironisch gemeint? Ist der Vater also sonst nicht so? „gnädig“ – ist also selbst der Sohn im Absolutismus abhängig von der Gnade seines Herrschers/Vaters? Untertänigkeitsbezeugung Distanzierende formelle Sprache, eben auch kurz angebunden.

Charakterisierung des Präsidenten (II) Präsident. Heute, du Schalk - und dieses Heute noch mit der herben Grimasse? (Ernsthaft.) Ferdinand!

Charakterisierung des Präsidenten (II) Präsident. Heute, du Schalk - und dieses Heute noch mit der herben Grimasse? (Ernsthaft.) Ferdinand! Der Vater erkennt wohl die Ironie in der Aussage des Sohnes, statt aber auf den Ton einzugehen, erzeugt er Anspannung, Ernsthaftigkeit („herbe Grimasse“) Selbst in der Regieanweisung! Genug des Geplänkels, nun soll es zur Sache gehen, Ferdinand wird energisch „herzitiert“ …

Charakterisierung des Präsidenten (III) Wem zu lieb hab' ich die gefährliche Bahn zum Herzen des Fürsten betreten? Wem zu lieb bin ich auf ewig mit meinem Gewissen und dem Himmel zerfallen? - Höre, Ferdinand! - Ich spreche mit meinem Sohn -

Charakterisierung des Präsidenten (III) Wem zu lieb hab' ich die gefährliche Bahn zum Herzen des Fürsten betreten? Wem zu lieb bin ich auf ewig mit meinem Gewissen und dem Himmel zerfallen? - Höre, Ferdinand! - Ich spreche mit meinem Sohn - Imperativisch, sprachlicher Grundduktus des drohenden Befehlstons verdeckte Vorwürfe, raffiniert verschleiert („Das tat ich alles für dich“), soll dadurch unbewusst Schuldgefühle in Ferdinand provozieren („Mein Vater hat all das für mich auf sich genommen, jetzt kann ich ihn ja nicht enttäuschen“)

Charakterisierung des Präsidenten (III) Wem hab' ich durch die Hinwegräumung meines Vorgängers Platz gemacht - eine Geschichte, die desto blutiger in mein Inwendiges schneidet, je sorgfältiger ich das Messer der Welt verberge! Höre! sage mir, Ferdinand! Wem that ich Dies alles?

Charakterisierung des Präsidenten (III) Wem hab' ich durch die Hinwegräumung meines Vorgängers Platz gemacht - eine Geschichte, die desto blutiger in mein Inwendiges schneidet, je sorgfältiger ich das Messer der Welt verberge! Höre! sage mir, Ferdinand! Wem that ich Dies alles? Es ging also bei der Machter-greifung nicht nur harmlos zu, ein Umstand, der hier angedeutet, vielleicht noch eine Rolle spielen wird; der Präsident offenbart sich einerseits, setzt seinen Sohn aber andererseits unter ungeheuren seelischen Druck Hat der Mann etwa echte Gewissensbisse? Wohl kaum ...

Ferdinands Erkenntnis Ferdinand (tritt mit Schrecken zurück). Doch mir nicht, mein Vater? Doch auf mich soll der blutige Widerschein dieses Frevels nicht fallen? Beim allmächtigen Gott! es ist besser, gar nicht geboren zu sein, als dieser Missethat zur Ausrede dienen!

Ferdinands Erkenntnis Höchste moralische Instanz! Fühlt sich Ferdinand ihm verpflichtet? Ferdinand (tritt mit Schrecken zurück). Doch mir nicht, mein Vater? Doch auf mich soll der blutige Widerschein dieses Frevels nicht fallen? Beim allmächtigen Gott! es ist besser, gar nicht geboren zu sein, als dieser Missethat zur Ausrede dienen! In einer Art „grauenvollen“ Erkenntnis: „Und dieser soll mein Vater sein?“ Reflex der Abwehr, Widerspruch, Gegenwehr Ferdinand erkennt instinktiv die Argu-mentation und Intention des Vaters

Charakterisierung des Präsidenten (IV) Präsident. Was war das? Was? Doch ich will es dem Romanenkopfe zu gut halten! - Ferdinand! - ich will mich nicht erhitzen, vorlauter Knabe - Lohnst du mir also für meine schlaflosen Nächte?

Charakterisierung des Präsidenten (IV) Präsident. Was war das? Was? Doch ich will es dem Romanenkopfe zu gut halten! - Ferdinand! - ich will mich nicht erhitzen, vorlauter Knabe - Lohnst du mir also für meine schlaflosen Nächte? Diese offene Aufdeckung des wahren Sachverhalts durch den Sohn kann der Vater zunächst wiederum nur mit in Frageform verkleideten Drohungen parieren. Für einen Moment siegt noch die Beherrschung, zumal auch Selbstbemitleidung im Spiele ist: "Lohnst du mir also...".

Ferdinand contra Vater Also für meine rastlose Sorge? Also für den ewigen Scorpion meines Gewissens? - Auf mich fällt die Last der Verantwortung - auf mich der Fluch, der Donner des Richters - Du empfängst dein Glück von der zweiten Hand - das Verbrechen klebt nicht am Erbe.  

Ferdinand contra Vater Also für meine rastlose Sorge? Also für den ewigen Scorpion meines Gewissens? - Auf mich fällt die Last der Verantwortung - auf mich der Fluch, der Donner des Richters - Du empfängst dein Glück von der zweiten Hand - das Verbrechen klebt nicht am Erbe.   Um den Sohn zu beschwichtigen, bietet der Präsident eine Scheinlösung in Form nüchterner Feststellung und zugleich sentenziöser Behauptung an.

Ferdinand contra Vater Ferdinand (streckt die rechte Hand gen Himmel). Feierlich entsag' ich hier einem Erbe, das mich nur an einen abscheulichen Vater erinnert.

Ferdinand contra Vater Ferdinand (streckt die rechte Hand gen Himmel). Feierlich entsag' ich hier einem Erbe, das mich nur an einen abscheulichen Vater erinnert. Der Sohn, die Scheinlösung durchschauend, fasst seine Abwehr bzw. seinen Widerspruch in die beschwörende und zugleich Wahrheit dokumentierende Formel: "feierlich entsag ich ... ."