NS-Verbrechen in Norwegen

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 Präsentation transkript:

NS-Verbrechen in Norwegen 1940-1945

Norwegen unter deutscher Besatzungsherrschaft I Angriff auf Norwegen am 9. April 1940 Norwegen ist militärisch unterlegen, Kampfhandlungen werden nach ca. 2 Monaten eingestellt Norwegische Regierung verweigert Kollaboration Der Deutsche Josef Terboven ist von April 1940 bis Kriegsende „Reichskommissar“ für Norwegen Norweger_innen sollen als Verbündete für den NS-Staat gewonnen werden („Germanisierung“, Umerziehungsversuche, Aktivitäten des Lebensborn e.V.) 1941 wird der sogenannte „Nacht-und-Nebel-Erlass“ in Norwegen in Kraft gesetzt, der beim bloßen Verdacht auf widerständische Handlungen Verhaftung und Verschleppung für die Betroffenen bedeutet

Norwegen unter deutscher Besatzungsherrschaft II 1942 Zäsur der Besatzung: schärfere Repressionen gegen die Bevölkerung; für immer mehr widerständische Handlungen wird die Todesstrafe eingeführt Februar 1942 wird unter Vidkun Quisling (Chef der nazistischen Nasjonal Samling) eine Marionettenregierung eingesetzt Mai 1944: Norwegen wird als „Bandenkampfgebiet“ eingestuft Oktober 1944: Hitler befiehlt nach dem Muster der „verbrannten Erde“ beim Rückzug aus Nordnorwegen alles dem Erdboden gleich zu machen

Norwegen hat 1939 ca. 2,9 mio. Einwohner [Quelle der Karte: http://www.kooperation-international.de/uploads/tx_userikcategorisation/map/no_g.jpg]

Jüdische Bevölkerung I – Phasen der Verfolgung April 1940 bis Juni 1941: Registrierung und Diskriminierung (Berufsverbote und Antisemitische Propagandakampagnen) Juni 1941 bis September 1942: Verhaftung aller männlichen Juden (verbleiben in Norwegen); „Arisierung“ des Eigentums; Kennzeichnung mit einem roten „J“ im Pass; Status der „Illegalen Einwanderer“ durch Einwanderungsverbot für Juden und Jüdinnen 3 Wellen der Massenverhaftungen und –deportationen von Oktober 1942 bis Februar 1943 und später in Sammeltransporten nach Auschwitz

Jüdische Bevölkerung II – Zahlen 0,05% der norwegischen Bevölkerung waren Juden (1.359 Menschen) Inkl. Flüchtlinge aus anderen Ländern lebten 1940 ca. 1.800 Juden und Jüdinnen in Norwegen Bis 1945 wurden 759 Juden und Jüdinnen nach Auschwitz deportiert, nur 25 von ihnen überlebten Die meisten (735) wurden im Winter 1942/43 deportiert Ca. 900 jüdische Menschen konnten sich durch Flucht, überwiegend nach Schweden, retten Ca. 100 überlebten versteckt im Land

Sinti und Roma Zahl der Ermordeten unter den Roma aus Norwegen wird, je nach Quelle mit 20 bis 60 angegeben 1924 wurde in Norwegen ein „Volksgruppenpass für Zigeuner“ eingeführt der nach der Invasion 1940 den Zugriff für die Besatzer vereinfachte Sterilisationsgesetze (für „Landstreicher“, „Zigeuner“ und „unheilbar Kranke“) schon seit 1934, Sterilisation erfolgte nur mit Einwilligung des/der Betroffnen und des gesetzlichen Vormundes (Angehörige oder ggf. Vorsteher einer staatl. Institution) Noch 1939, vor der Invasion, wurden 18 Roma sterilisiert Anstieg der Sterilisationen von 1942-45 durch eine Verschärfung der Gesetze von 1934 ( siehe Euthanasie) auf ca. 25 Eingriffe im Jahr

Euthanasieverbrechen Nasjonal Samling führte 1942 nach dem Muster der deutschen Besatzer ein neues Gesetz „zum Schutz der norwegischen Rasse“ ein und verschärfte das bestehende „Landstreichergesetz“ und das „Vormundschaftsgesetz“: der/die Betroffene hatte kein Mitbestimmungsrecht mehr und gesetzlicher Vormund waren nun von den Nazis eingesetzte Funktionäre der staatl. Institutionen in der Besatzungszeit stieg die Zahl der Sterilisationen um 35% (1939 lag sie bei ca. 100 Eingriffen pro Jahr) Gezielte Tötungen sind bislang nicht bekannt

Zivilbevölkerung I – Verschleppte & Ermordete 250 Lager in Norwegen, die sowohl durch die deutschen NS-Organisationen (SS, SiPo und Gestapo) als auch durch Norwegische NS-Organisationen (Hird, Nasjonal Samling und Norske SS) verwaltet wurden ca. 44.000 Norweger_Innen durchliefen während der gesamten Besatzungszeit die rund 250 Lager ca. 10.000 Norweger_Innen wurden in die KZs im deutschen Reich verschleppt darunter ca. 600 Studenten (nur männl.) die in Buchenwald und im SS-Ausbildungslager Sennheim (franz. Cernay) „germanisiert“ werden sollten zur Umerziehung in norwegische Lager verschleppt wurden ca. 250 Jugendliche und ca. 1.100 Lehrer Insgesamt starben in Gestapo-Haft 171 Norweger_Innen, in der gesamten Besatzungszeit wurden 417 durch Hinrichtung ermordet

Zivilbevölkerung II – Zerstörungen & Rückzugsverbrechen vollständige Zerstörung des Dorfes Telavåg am 30. April 1942 als Racheakt gegen den norwegischen Widerstand: Deportation aller Männer in deutsche KZs, Deportation aller übrigen Bewohner_Innen in norwegische Lager beim Rückzug der Wehrmacht aus Nordnorwegen im Oktober 1944 erteilt Hitler den Befehl nach der Taktik der „verbrannten Erde“ alles dem Erdboden gleich zu machen Ca. 40-50.000 Norweger_Innen wurden von der Wehrmacht nach Süden vertrieben, um eine Unterstützung der vorrückenden Roten Armee zu verhindern ca. 20.000 retteten sich durch die Flucht nach Schweden Zerstörung aller Gebäude (ca. 16.500), Straßen, sonstiger Infrastruktur

Kriegsgefangene in Norwegen Norweger die 1940 in dt. Kriegsgefangenschaft gerieten wurden nach Ende der Kampfhandlungen meist wieder entlassen Über 110.000 Kriegsgefangene aus den Sowjetrepubliken, Polen und Jugoslawien wurden bei Zwangsarbeit in Straßen-, Bergbau und der Metallindustrie ausgebeutet Knapp 2.000 Kriegsgefangene wurden direkt von den Wachmannschaften der SS und der „Hird“ (norwegische SA) ermordet Bislang nur 20.000 Gräber entdeckt

Widerstand Gewaltloser Widerstand machte ab 1940 den größten Anteil aus: Lehrerstreik (1.100 Inhaftierte = 8% der Lehrerschaft), Studentenproteste (1.200 Inhaftierte), Schulstreik (200.000 Protestbriefe von Eltern gegen Nazifizierung der Schulen) Zerstörung des gewerkschaftlichen Widerstandes: Milchstreik von 1941, an dem sich bis zu 20.000 Arbeiter_Innen beteiligten, wurde gewaltsam niedergeschlagen Paramilitärischer Widerstand unterstützt und dirigiert durch die Exilregierung; Anschläge wurden hauptsächlich durch norwegische Kommunistische Partei getragen (Nachrichtendienstliche Aktivitäten, Industriesabotage, Liquidationen einflussreicher NS-Funktionäre)

Kollaboration Über 3.000 norwegische Beamte waren in der Verwaltung der NS-Besatzer tätig Norwegische Nazi-Partei „Nasjonal Samling“ wurde 1933 nach dem Vorbild der NSDAP gegründet und hatte 1940 noch 4.200 Mitglieder, 1943 dann 43.000 Mitglieder Je nach Quelle 3.500-6.000 Norweger in der Waffen-SS Norwegische Polizei: 42% Parteimitglieder im Herbst 1942 46.085 Norweger_Innen wurden nach 1945 wegen Landesverrats und Kollaboration verurteilt (bei ca. 2,9 Mio. Einwohnern)

Erinnerungen: Gedenkorte in Norwegen Falstad – Gedenkstätte und Zentrum für Menschenrechte: Gedenkstätte auf dem Gelände des „SS- Strafgefangenenlagers Falstad“ Gedenkstätten für die jüdischen Verfolgten: Hauptsächlich in Oslo Gedenkstätten und Denkmäler, Jüdisches Museum Oslo Telavåg – Das Nordseefahrt Museum: Daueraustellung zum Dorf Telavåg, dem Shetland-Bus und der Zerstörung des Dorfes durch die Nazis sowie dem Schicksal der Bewohner Gedenktag ist der 9. April – der Tag der Invasion

Literatur Benz, Wolfgang/ Houwink ten Cate Johannes/ Ott, Gerhard (Hg.): Anpassung – Kollaboration – Widerstand. Kollektive Reaktionen auf die Okkupation. Berlin 1996. Einhart, Lorenz: Willy Brandt in Norwegen: die Jahre des Exils 1933 – 1940. Kiel 1989. Frei, Norbert (Hg.): Transnationale Vergangenheitspolitik. Der Umgang mit deutschen Kriegsverbrechern in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Beiträge zur Geschichte des 20. Jahrhunderts Bd. 4. Göttingen 2006. Jonassen, Mari: Hvite busser. Med norsk ungdom til Hitlers Dødsleire. Oslo 2000. Jonassen, Mari: De Overlevende. 19 norske kvinner og menn forteller om sine liv i Hitlers fangeleirer. Oslo 2007. Maerz, Susanne: Die langen Schatten der Besatzungszeit: "Vergangenheitsbewältigung" in Norwegen als Identitätskurs. Berlin 2008. Mez, Lutz: Ziviler Widerstand in Norwegen: Untersuchung zu Organisation und Form der sozialen Bewegung in Norwegen unter besonderer Berücksichtigung von Konzepten sozialer Verteidigung. Frankfurt/M.1976.

Literatur Petrick, Fritz: "Ruhestörung" Studien zur Nordeuropapolitik Hitlerdeutschlands. Berlin 1998. Petrick, Fritz (Hg.): Europa unterm Hakenkreuz. Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938- 1945). Achtbändige Dokumentenedition. Bd.7. Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus in Dänemark und Norwegen (1940.1945). Berlin u.a. 1992. Röhr, Werner (Hg.): Europa unterm Hakenkreuz. Die Okkupationspolitik des deutschen Faschismus (1938-1945). Achtbändige Dokumentenedition. Bd.1. Okkupation und Kollaboration (1938-1945). Berlin u.a. 1994. Sachnowitz, Herman/ Jacoby, Arnold: Auschwitz. Ein norwegischer Jude überlebt. Frankfurt/M. 1981. Sandke, Claudia: Der Lebensborn e.V. Eine Darstellung der Aktivitäten des Lebensborn e.V. im Kontext der nationalsozialistischen Rasseideologie. Saarbrücken 2008.