Jugendsprache / Feministische Linguistik

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Jugendsprache / Feministische Linguistik 19.03.2010

Jugendsprache altersspezifische Varietät Szene- und Gruppensprachen geschlechtsspezifische und regionale Unterschiede vorwiegend mündlich Jugendliche: zwischen 11 und 14 Jahren bis zur Postadoleszenz Geheimsprache, sog. Code-Charakter Vorläufer: Studentensprache, Rotwelsch als ehemalige Gaunersprache (Kneipe ehemals ‚Diebesherberge‘) Rotwelsch: 13. Jh. (Rot = gaunersprachlich ‚Bettler‘ ; welsch = erst ‚romanisch‘ später ‚unverständliche Sprache‘) Wortschatz: Sonderbedeutungen bekannter Wörter (Blech, Schotter, Linsen ‚Geld‘; Polyp ‚Polizist‘) umgedeutete Anleihen aus dem Hebräischen (Torf, Kies, Moos ‚Geld‘, Mischpoke, Schmiere ‚Polizei‘; Kittchen, Knast ‚Gefängnis‘) und dem Romani (Zaster ‚Geld‘)

Jugendsprache Seit den 1970er Jahren als internationales Phänomen, wegen vergleichbarer Aktionsräume (Musik, Freizeit, Sozialkontakte), Medien, Werbung Kennzeichen der Jugendsprache Elemente der Standardsprache werden zu einem subkulturspezifischen Stilmuster zusammengefügt - Bricolage -  Die spielerische Bastelei mit verschiedenen Sprechstilen ) Kurzwörter: Alko, Alki ‚Alkoholiker‘, Alk ‚Alkohol‘, Proll, Prolo ‚Prolet‘ Reihenbildende Ableitungen: Chauvi, Hirni, Groupie, Schlaffi, Schleimi Bedeutungsvariation durch Valenzänderung: auf etwas abfahren ‚etw. toll finden‘, Bedeutungsveränderung/-erweiterung: Penner ‚Landstreicher‘  ‚unangenehmer Mensch‘; geil (Wuchern von Pflanzen; sexuelles Verlangen)  ‚spitze, super‘; ätzend (Eigenschaft von Säuren)  ‚schlecht‘ Bricolage Bricolage [brikɔlaʒ] bedeutet wörtlich aus dem Französischen übersetzt Bastelei oder Heimwerkerei. Im übertragenen Wortsinne kann es auch für "Gebastel" im Sinne von provisorisch stehen und wird so auch in einigen deutschsprachigen Gebieten (die nahe dem französischen Gebiet liegen bzw. zweisprachig sind) verwendet. Bricolage (manchmal auch sampling genannt) bezeichnet in der Jugendkultur die Technik, Gegenstände in einen neuen Kontext zu stellen, der nicht den ursprünglichen Normativen entspricht – Kleidung, Symbole und Embleme künstlich zusammenzustellen. Dabei kann deren ursprüngliche Bedeutung verändert oder sogar aufgehoben werden. Beispiele für Bricolage sind im Punk die Verwendung von Sicherheitsnadeln als Ohrschmuck oder Hakenkreuze zur Provokation, ohne damit nationalsozialistische Gesinnung ausdrücken zu wollen. Auch die massiven Goldketten, mit denen Hip-Hopper ihren sozialen Aufstieg verdeutlichen, sind eine Form von Bricolage. Diese Begriffsverwendung von Bricolage geht auf den Ethnologen Claude Lévi-Strauss zurück, der 1962 sein Konzept des „Wilden Denkens“ („nehmen und verknüpfen, was da ist“) vorstellte und diesen Begriff so in die Sozialwissenschaften einführte. Für ihn ist Bricolage die nicht vordefinierte Reorganisation von unmittelbar zur Verfügung stehenden Zeichen bzw. Ereignissen zu neuen Strukturen. Es gibt auch ein Content-Management-System namens Bricolage, welches in seiner FAQ ebenfalls Bezug auf den Begriff von Claude Lévi-Strauss nimmt. Linguistik [Bearbeiten] Auch in die Linguistik fand der Begriff als Prinzip in der Kommunikation Eingang. So ist er ein Kennzeichen vor allem der Jugendsprachen (!) und bedeutet dort: „Die spielerische Bastelei mit verschiedenen Sprechstilen.“ (Schlobinski, Kohl, Ludewigt 1993). Dabei verknüpfen insbesondere die Jugendlichen, vor allem wenn sie untereinander in einer engeren Beziehung stehen (Peer-group), verschiedene Sprechstile. Dabei greifen sie auf unterschiedliche kulturelle Ressourcen zurück (Filme, Serien, Werbung, Musik, Sport uvm.) und bringen diese verändert in die Kommunikation ein (verfremdete Zitation).

Jugendsprache Bildliche Ausdrucksweisen: Biene, Mieze ‚schöne Frau‘; Flasche ‚ unfähiger Mensch’ Witzige Redensarten: Ich glaub, mein Hamster bohnert ‚ich bin aufs Höchste erstaunt, überrascht, empört, entrüstet‘ Sprachspiele: Du hast keine Chance, also nutze sie Anglizismen: gefrustet sein, Connections haben, Insider Schneller Wandel, enorme Produktivität Kaum adäquat lexikographisch erfassbar. Fragliche Aktualität der Wörterbücher zur Jugendsprache Destandardisierung / Restandardisierung – Wechselwirkung zwischen Standardsprache und Jugendsprache

Feministische Linguistik seit den 1960er Jahren, zunächst im angelsächsischen Sprachraum Deutschland: Luise F. Pusch (Das Deutsche als Männersprache, 1984) und Senta Trömel-Plötz (Frauensprache. Sprache der Veränderung, 1982) Generisches Maskulinum: verallgemeinernde männliche Form eines Wortes, z.B. Lehrer – Lehrerinnen und Lehrer, männliche und weibliche Lehrer. Kritik der FL = es ist nicht klar, ob Frauen mit eingeschlossen sind. Androzentrischer Sprachgebrauch Männliche Pronomina: man, jeder, jedermann (veraltet). Kritik der FL = wie bei generischem Maskulinum; Verbesserungsvorschlag: frau Fräulein – diskriminierend, kein männliches Pendant; heute unüblich als Anrede, Frau auch bei ledigen weiblichen Personen Stereotype Formulierungen, z.B. Beispielsätze in Schulbüchern und Grammatiken (Die Mutter kocht das Essen. Der Vater geht arbeiten.)

Feministische Linguistik Genus (grammatisches Geschlecht) – der Tisch, die Tür, das Rohr Sexus (natürliches Geschlecht) – Stute, Rüde, Ferkel; Hebamme, Hexerich Movierung, Motion – explizite Ableitung weiblicher Personenbezeichnungen von männlichen Bezeichnungen mittels verschiedener Suffixe: am produktivsten –in; entlehnte Suffixe Stewardess, Politesse; umgekehrter Vorgang selten: Hexe  Hexerich, Braut  Bräutigam, Witwe  Witwer, im Tierbereich: Gänserich, Kater LÖSUNGSVORSCHLÄGE: Neutralisation: Keine Geschlechtsspezifikation durch Mittel der Wortbildung *„Sie ist eine gute Student. Ihre Leistungen sind beachtlich und ihre Professor ist sehr zu frieden mit ihr. Früher war sie übrigens Sekretär bei einer Architekt.“ (L.F. Pusch, Das Deutsche als Männersprache) Nicht durchgesetzt haben sich: das Professor (Geschlechtsabstraktion) und der/die Professor (Geschlechtsabstraktion durch Differentialgenus)

Feministische Linguistik Totale Feminisierung  generisches Femininum: die Lehrerinnen – männliche und weibliche Lehrer Beidbenennung oder Doppelnennung: Politikerinnen und Politiker, Bürger und Bürgerinnen Schrägstrich/Binnen -I (jede/-r Bürger/-in bzw. BürgerIn) Neutrale Berufs- und Funktionsbezeichnungen: Studierende „Neue“ Pronomina: frau, mensch (haben sich nicht allgemein durchgesetzt) Vermeidungen von Formulierungen, welche Frauen über Männer definieren („Familie Hans Mayer“, „Frau Bezirksrat“ als Anrede für die Gattin eines Bezirksrates) Frau Professor Müller oder Frau Professorin Müller

Literatur: Bussmann, Hadumod. Lexikon der Sprachwissenschaft mit 14 Tabellen. Stuttgart: Kröner, 2008. (ili neko drugo izdanje) Henne, Helmut. Jugend und ihre Sprache. Walter de Gruyter: Berlin [u.a.] 1986. (ili neko drugo izdanje) Links: http://culturitalia.uibk.ac.at/hispanoteca/lexikon%20der%20linguistik/f/FEMINISTISCHE%20LINGUISTIK.htm http://de.wikipedia.org/wiki/Feministische_Linguistik