Zwangs- und Sklavenarbeit

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 Präsentation transkript:

Zwangs- und Sklavenarbeit © Apl. Prof. Dr. Benjamin Ortmeyer Goethe-Universität FFM

Zwangs- und Sklavenarbeit (I) Zahlen und Dimensionen Zwischen 1933 und 1945 insgesamt mindestens 13,5 Mio. ZwangsarbeiterInnen aus ganz Europa in Deutschland (Spoerer 2001, S. 9) Hinzu kommen die in den besetzten Gebieten ausgebeuteten ZwangsarbeiterInnen (allein in der SU 6,4 Mio.) (Benz 2000, S. 6) Auch vor Kriegsbeginn schon Zwangsarbeit, mit Kriegsbeginn immer mehr, sehr starker Anstieg gegen Kriegsende (ab Kriegswende 1942/43) Zwangs- und SklavenarbeiterInnen im „Deutschen Reich“ im August 1944: 7,6 Mio., davon 1,9 Mio. Kriegsgefangene 5,7 Mio. zivile Arbeitskräfte zusätzlich ca. 500.000 (überwiegend nichtdeutsche) KZ-Häftlinge (vgl. Herbert 1995, S. 121) 1944 waren mindestens 25% aller in Deutschland Beschäftigten Zwangs- oder SklavenarbeiterInnen

Zwangs- und Sklavenarbeit (II) ZivilarbeiterInnen: angeworbene ArbeiterInnen aus den besetzten Gebieten („Fremdarbeiter“), Problem der „Freiwilligkeit“, vergleichsweise geringer Lohn, Unterbringung teilweise in Privathaushalten Kriegsgefangene: Gefangene aus Kriegshandlungen, große Kriegsgefangenenlager in Deutschland, keine Entlohnung KZ-Häftlinge: Einsatz v.a. in Rüstungsindustrie (Verlagerung der Rüstungsindustrie unter Tage), wurden von der SS an Unternehmen/Behörden „vermietet“, scharfe Vorschriften (z.B. eigenes Lager, Wachpersonal) Jüdinnen und Juden sowie Sinti und Roma wurden generell schlechter behandelt

Zwangs- und Sklavenarbeit (III) Zunächst vor allem „freiwillige“ Anwerbung in besetzten Gebieten → brachte nicht erhofften Zulauf Übergang zu Zwangsrekrutierungen ganzer Jahrgänge (in Polen ab 1940 für alle ab 14 Jahren, in Frankreich ab 1942) Auch regelrechte Sklavenjagden: Bevölkerung in besetzten Gebieten wurde von der Straße weg zur Zwangsarbeit verpflichtet (vor allem in den besetzten sowjetischen Gebieten)

Zwangs- und Sklavenarbeit (IV) Zwangsarbeitslager Über den gesamten deutsch kontrollierten Bereich Europas verteilt; formal keine KZs (nicht von der SS verwaltet); sehr unterschiedliche Überlebenschancen → teilweise regelrechte Sterbelager (vgl. Buggeln 2009) Zahlreiche kleinere Lager, allein in der Stadt Essen gab es 1943 ca. 300 Lager für ausländische Arbeitskräfte (Herbert 1999, S. 11) „Ausnahmslos jeder, der als Jugendlicher oder Erwachsener den Krieg innerhalb Deutschlands erlebte, hatte in irgendeiner Form mit den Fremdarbeitern und Kriegsgefangenen zu tun.“ (Herbert 1999, S. 11) Hinzu kamen die täglichen Deportationen von mehreren zehntausend ZwangsarbeiterInnen quer durch Europa

Zwangs- und Sklavenarbeit (V) Deutschland „Kein einziger Betrieb nennenswerter Größe hat keine Zwangsarbeiter beschäftigt“ (Benz 2000, S. 3) IG Farben (eigenes KZ in Buna-Monowitz/“Auschwitz III“), Krupp, VW,... Besetzte Gebiete: Wehrmacht, „Organisation Todt“ (Bau militärisch relevanter Anlagen: Befestigungen, Bunker, Straßen), Reichsbahn Oft vergessen: Zwangsarbeit war ein wesentlicher Bestandteil der jüdischen Ghettos im besetzten Osteuropa

Entschädigung? Empfehlung zum Thema Entschädigung: http://www.wollheim-memorial.de/de/entschaedigung u.a. Information über: Entschädigung durch die Bundesrepublik Deutschland Die Entwicklung der Reparationsregelungen zwischen 1945 und 1953 Wollheim-Prozess (1951–1957) Entschädigung durch Firmen von den 1950er bis in die 1990er Jahre Die Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft (1999) Antisemitismus in der Entschädigungsdebatte Ende der 1990er Jahre Zeitleiste – Geschichte der Entschädigung

Literatur Benz, Wolfgang: Zwangarbeit im nationalsozialistischen Staat. Dimensionen - Strukturen - Perspektiven. In: Zwangsarbeit. Dachau 2000. (Dachauer Hefte, 16), S. 3–17. Buggeln, Marc: Arbeit & Gewalt. Das Außenlagersystem des KZ Neuengamme. Göttingen, Bremen 2009. Herbert, Ulrich: Arbeit, Volkstum, Weltanschauung. Über Fremde und Deutsche im 20. Jahrhundert. Frankfurt/M. 1995. Herbert, Ulrich: Fremdarbeiter. Politik und Praxis des "Ausländer-Einsatzes" in der Kriegswirtschaft des Dritten Reiches. Bonn 1999. Spoerer, Mark: Zwangsarbeit unter dem Hakenkreuz. Ausländische Zivilarbeiter, Kriegsgefangene und Häftlinge im Deutschen Reich und im besetzten Europa 1939 - 1945. Stuttgart 2001. Zwangsarbeit: Wolfgang Benz und Barbara Distel (Redaktion). Dachau 2000. (Dachauer Hefte, 16). Wollheim Memorial: http://www.wollheim-memorial.de/de/entschaedigung