Die neue Zukunft des alten Fernsehens Prof. Dr. Joan Kristin Bleicher

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Die neue Zukunft des alten Fernsehens Prof. Dr. Joan Kristin Bleicher Tod oder Wiedergeburt? Die neue Zukunft des alten Fernsehens Prof. Dr. Joan Kristin Bleicher Neben Medientheorie und Mediengeschichte ist die Angebotsanalyse ein Kernbereich der kulturwissenschaftlich ausgerichteten Medienforschung. Inhalte, Dramaturgien und Darstellungsformen stehen im Zentrum

Das Ende des Fernsehens? In den USA entstand bereits 2000 erste Diagnosen vom Ende des Fernsehens: - technologische Veränderungen Digitalisierung - Verschiebungen der Medienindustrien Crossmedialisierung - Veränderungen des Mediensystems Medienkonvergenz Schon im Jahr 2000 diagnostizierte der amerikanische Fernsehwissenschaftler Horace Newcomb des Ende des alten Fernsehens in den USA. „What once seemed so familiar, so solid, regularized, routinized, so ‚common’ and commonly shared, has in many ways disappeared.” (Newcomb 2000, XI) Die Ursachen lagen aus seiner Sicht in technologischen Veränderungen ebenso wie in Verschiebungen der Medienindustrien und damals aktuellen Veränderungen des Mediensystems. In Deutschland setzten vergleichbare Diagnosen später ein: Hier führte die wachsende Bedeutung von Online-Angeboten zur Diagnose vom Tod des Fernsehens etwa in Spiegel Online. Aus medienhistorischer Perspektive widerspricht dieser Diagnose das Rieplsches Gesetz, das eine totale Verdrängung alter durch das Entstehen neuer Medien ausschließt. Dennoch lassen sich derzeit Verschiebungen im Mediensystem beobachten: So wächst die Bedeutung von Internetangeboten im Bereich der aktuellen Information und der Unterhaltung es lässt sich auch eine steigender Anteil der Fernsehrezeption durch das Internet diagnostizieren. (ARD-ZDF Online Studie) Schon im Jahr 2000 diagnostizierte der amerikanische Fernsehwissenschaftler Horace Newcomb des Ende des alten Fernsehens in den USA. „What once seemed so familiar, so solid, regularized, routinized, so ‚common’ and commonly shared, has in many ways disappeared.” (Newcomb 2000, XI) Die Ursachen lagen aus seiner Sicht in technologischen Veränderungen ebenso wie in Verschiebungen der Medienindustrien und damals aktuellen Veränderungen des Mediensystems. In Deutschland setzten vergleichbare Diagnosen später ein: Hier führte die wachsende Bedeutung von Online-Angeboten zur Diagnose vom Tod des Fernsehens etwa in Spiegel Online. Aus medienhistorischer Perspektive widerspricht dieser Diagnose das Rieplsches Gesetz, das eine totale Verdrängung alter durch das Entstehen neuer Medien ausschließt. Dennoch lassen sich derzeit Verschiebungen im Mediensystem beobachten: So wächst die Bedeutung von Internetangeboten im Bereich der aktuellen Information und der Unterhaltung es lässt sich auch eine steigender Anteil der Fernsehrezeption durch das Internet diagnostizieren. (ARD-ZDF Online Studie)

Tod oder Wiedergeburt? Das Rieplsche Gesetz schließt eine totale Verdrängung alter durch das Entstehen neuer Medien aus Veränderungen von Angeboten und Nutzung führen zu Verschiebungen im Mediensystem Internet als Konkurrent, aber auch Kooperationspartner des Fernsehens Das Aufkommen neuer Medien löst eine Nostalgisierung bestehender Medien aus Aus medienhistorischer Perspektive widerspricht dieser Diagnose das Rieplsches Gesetz, das eine totale Verdrängung alter durch das Entstehen neuer Medien ausschließt. Dennoch lassen sich derzeit Verschiebungen im Mediensystem beobachten: So wächst die Bedeutung von Internetangeboten im Bereich der aktuellen Information und der Unterhaltung es lässt sich auch eine steigender Anteil der Fernsehrezeption durch das Internet diagnostizieren. (ARD-ZDF Online Studie) Die Couch Potatoe verweigert sich den interaktiven Herausforderungen etwa des Web 2.0 vor dem heimischen Apparat

Inhalt des Vortrags Nostalgisierungstrends Genre- und Formatentwicklung Veränderungen von Erzählweisen und Dramaturgien Fernsehen und User-Generated Content Ausblick Der heutige Vortrag schließt aus medienwissenschaftlicher Perspektive an diese Diskussionen zum Ende des Fernsehens an und fragt: Welche aktuellen Entwicklungen im Fernsehen etwa Verhältnis von Fernseh- und Internetangeboten lassen sich derzeit beobachten und welche Prognosen für die Zukunft lassen sich möglicherweise aus diesen Beobachtungen ableiten? Wobei Prognosen leider die unangenehme Eigenschaft haben, meistens falsch zu sein. Grundlagen bilden langjährige Programmbeobachtungen des Fernsehens mit einer auf der bisherigen Fernsehgeschichte basierenden Kategorisierung und Auswertung von Sendungsneuerungen und dem Vergleich mit erkennbaren historischen Vorbildern.[1] [1] Siehe dazu: Joan Kristin Bleicher: „We Love To Entertain You“ Beobachtungen zur aktuellen Entwicklung von Fernsehformaten. Hamburg 2006.

Nostalgisierungstrends Zurück zum guten, alten Fernsehen

Nostalgisierung Der Blick zurück in der Programmplanung: Nostalgische Sendungsformate Serialisierung von Erfolgskonzepten Verzicht auf Innovationen In der Programmplanung scheint sich der Blick zurück verfestigt zu haben. Der Mut zur Innovation scheint im Moment bei den Programmplanern nicht sehr ausgeprägt. Formatinnovationen im Bereich des Realitätsfernsehens sind nicht in den Vollprogrammen, sondern im Musikfernsehen zu sehen. Statt neuer Inhalte und Sendeformen ziehen sich viele auf die Serialisierung des Erfolgs zurück: aus dem erfolgreichen Film „Robbe zum Verlieben“ der ARD, bereits eine Adaption der ZDF Serie, wird am 13.9.2007 mit „Eine Robbe und das große Glück“ gleich ein weiterer Robbenfilm mit der gleichen Figurenkonstellation nachgeschoben.

Historytainment Geschichte als Stoff von Fernsehfilmen: „Dresden“, „Die Sturmflut“ Living History Formate „Steinzeit – Das Experiment“ (SWR) Die unsichere Gegenwart lässt die scheinbare Sicherheit der alten Zeiten in goldenem Licht erscheinen. Damals waren Probleme noch lösbar und konnten Katastrophen wie etwa die Sturmflut von der Gesellschaft noch bewältigt werden. „Steinzeit - Das Experiment“

Renaissance traditioneller Erzählformen Rückgriff auf traditionelle Stoffe und Erzählformen Bestseller-Verfilmungen Parodistische Verfremdungen bekannter Märchen mit diversen Film-/Fernsehzitaten Rosamunde Pilcher und andere Romane von Bestsellerautoren füllen die Fernsehfilmplätze der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten. Bei RTL gab es eine vergleichbare Strategie in den frühen neunziger Jahren beim Ausstrahlungsbeginn

Der nostalgische Rückblick in Showformaten Die Renaissance der klassischen Musikshow: Chartshows Nostalgische Selbstreferenz: Fernsehgeschichte als Quiz Im Showbereich erkennbar ist seit den neunziger Jahren eine deutliche Zunahme nostalgischer Selbstreferenz: Viele Nostalgieshows bieten Rückblicke in die Vergangenheit, die auch Fernsehsendungen umfassen. Quizsendungen wie „Wer hat’s gesehen“ (NDR) machen Fernsehgeschichte zum Wissensgegenstand. Hier zeichnet sich bereits eine Verdichtung bisheriger Angebotsformen ab, die sich auch in die Strukturen der Videotauschbörsen integrieren lässt.

Rückkehr zu traditionellen Showformaten Renaissance des Quiz: „Wer wird Millionär“ als beliebteste Unterhaltungssendung der Fernsehgeschichte Perspektive des Rückblicks: „Gameshow Marathon“ (Pro Sieben) Die traditionellen Quiz und Gameshowformate implizierten das Versprechen Live das Schicksal der Kandidaten verfolgen zu können.

Kindergeburtstag mit Prominenten Fernsehen konstruiert die Events selbst, die es abbildet: „Wok WM“ (Pro Sieben) Prominente spielen Gesellschaftsspiele wie „Mensch ärgere Dich nicht“ und „Schiffe versenken“ Auch der traditionelle Reiz des Live-Fernsehens wird wiederentdeckt Privatsender wie Pro Sieben, SAT.1 und RTL inszenieren Sportwettkämpfe mit Prominenten, die sie selbst als Fernsehereignisse bewerben und ausstrahlen. Neben der jährlich veranstalteten Wok WM auf Pro Sieben muss mittlerweile bei SAT.1 selbst Minigolf zu für eine mehrstündige Sendung herhalten. (SAT.1 1.9.2007) Zeitgleich konnte man bei RTL diverse Weltrekordversuche für das Guiness Buch der Rekorde verfolgen. (RTL 1.9.2007) Die Sendung tarnt sich kaum als Kopie von „Wetten dass“ (ZDF) Innerhalb des bestehenden Medienensembles versucht das Fernsehen selbst bedeutsamer zu erscheinen, indem es sich immer mehr mit sich selbst beschäftigt. In der Wissenschaft wird dieses Phänomen mit dem Begriff Selbstreferenz bezeichnet. Ausschnitt Kindergeburtstag Schiffe versenken

Die Narrativierung des Realen Wahre Märchen im Help TV

Making Over Formate Die neuen Helden des Realitätsfernsehens zeigen nicht nur das Privatleben, sie verändern es Emotionalisierung durch schnellen Wechsel von Tragik zum Glück Das Medium lässt sich in unterschiedlichen Formaten des Transformationsfernsehens bedeutsamer erscheinen, indem es das Leben der Menschen verändert, die es abbildet. Nach der bei RTL für schwer erziehbare Kinder zuständigen Super Nanny Katharina Saalfrank sorgen diverse Bootcamps auf RTL und RTL 2 für die Erziehung der leider immer noch missratenen Jugendlichen. In den diversen Help TV Formaten vermitteln immer neue Fernsehengel wie Vera Int Veen oder Verona Pooth einfache Lösungen für schwierige Lebenslagen. „Am hilfsbereitesten“, so diagnostiziert Matthias Kalle in seiner Glosse im Zeitmagazin (23/07), zeigt sich der Privatsender RTL: „Der richtet Wohnungen hübsch ein (Einsatz in vier Wänden); schult im Umgang mit Geld (Raus aus den Schulden), erzieht die Kinder (Die Super Nanny); vermittelt Lebenspartner (Schwiegertochter gesucht).“ (Zeitmagazin 23/2007, 11) „Die Supernanny“

„Echte Wunder“: In 14 Tagen Vom kleinen Teufel Zum kleinen Engel

Die neuen Engel des Fernsehens Als televisionäre Engel verwandeln Vera Int Veen oder Verona Pooth in Help TV-Formaten das größte Unglück in ein fernsehgerechtes Paradies

Das Neue Leben nach Hartz IV Auswanderer Formate finden sich derzeit auf allen Kanälen Polarisierung: Reiche Aussteiger und ehemalige Hartz IV Empfänger

Das Leben der Anderen Aktuelle Reality Formate auch eine Reaktion auf den User Generated Content Statt der Selbstdarstellung durch Webcams diverse inszenierte Einblicke in „Das Leben der Anderen“ Aus dem Fenster zur Welt wird in diversen Reality Formaten das Fenster in die Wohnung der Nachbarn. Das Leben in fernen Ländern und Lebensformen wie die Großfamilie Viele der aktuellen Reality Formaten lassen sich als Reaktionen auf den User Generated Content interpretieren. Statt der dauerhaften Selbstdarstellung durch Webcams die Stars wie Jennifer Ringley und Justin Kan hervorgebracht hat, bietet das Fernsehen diverse inszenierte Einblicke in „Das Leben der Anderen“: Aus dem Fenster zur Welt wird in diversen Reality Formaten das Fenster in die Wohnung der Nachbarn. Besonders interessant scheint das Leben in fernen Ländern und in mittlerweile anderen Lebensformen wie der Großfamilie zu sein. Das bieten Sendereihen wie „Unser neues Leben“ (VOX?) oder „Familie XXL“ (Pro Sieben). Einige Sendungsformate wie „Gülcans Traumhochzeit“ oder „Frank der Weddingplaner“ (beide Pro Sieben) spezialisieren sich auch auf die besonderen Ereignisse des Lebens wie etwa Hochzeiten von Prominenten und Nichtprominenten.

Erlebnisoptimierung durch Hybridisierung Entwicklungen des TV Movie Fernsehen versucht seine Erlebniskompetenz zu erhalten

Hybridisierung der TV Movie Genres Seit der Jahrtausendwende ist eine Hybridisierung in den TV Movie Genres erkennbar Folge: Höhere Komplexität der Themen und Handlungsverläufe Erweiterung des emotionalen Erlebnisspektrums Erweiterung der Zielgruppen Ansprache

Hybridisierung und Emotionsmix Strategie: Optimierung der Emotionalisierung Mischung unterschiedlicher Genres in TV Movies: - Liebeskomödie - Monster- und Mamifilm - Melodram und Katastrophenfilm - Liebes- und Politfilm Selbst vor dem G8 Gipfel machen die TV Movie Macher nicht halt. Ausschnitt „Frühstück mit einer Unbekannten“ (SAT.1) „Das Biest vom Bodensee“ Monster und Mamifilm

Emotionalisierungs-Strategien Special Effects werden durch Emotionale Szenen ergänzt („Emotion Dressing“) Historische Ereignisse („Dresden“) und Katastrophen („Tarragona“) als persönliche Einzelschicksale erzählt Reduktion der Komplexität auf das Täter-Opfer Schema Personalisierung in Spielszenen werden mit quasidokumentarischen Stilmitteln wie Einblendungen von Datum, Zeit und Ort des Geschehens kombiniert. Auch Schlagzeilenfilme wie „Tarragona“ befassen sich mit der Vergangenheit. Emotionstransfer durch Teeniestars aus Daily Soaps bei RTL Versuch in jeder Szene die Emotionen der Zuschauer genau zu steuern. Schwangere Frauen und Kinder sind unverzichtbare Emotionalisierungsgaranten im Figurenensemble. Auch vor behinderten Opfern machen Drehbücher wie etwa Tornado (Pro Sieben) nicht halt. „Tarragona“ (RTL)

Lokalisierung des Erzählens Rückgriff auf Emotionsversprechen der Trivialliteratur Renaissance des Heimatfilms Den globalen Erzählangeboten treten die lokalen Handlungsorte, Figuren und Motive entgegen, auch im Serienbereich („Der Landarzt“). die im Vergleich zum Heimatfilm der fünfziger Jahre nur leicht aktualisiert werden Eine Robbe und das große Glück“ (ARD)

Schöne neue Serienwelt? Kinoästhetik von US-Qualitätsserien Das Kino wehrte sich einst gegen den wachsenden Einfluss des Fernsehens, indem es die eigenen Angebote als Kunstform erklärte und ihre besondere Qualität von den Erzählformen der Konkurrenten abzugrenzen versuchte. Das Fernsehen scheint diese Strategie angesichts der steigenden Vielfalt an Onlinefilmen wieder aufzugreifen.

Serienentwicklung in Deutschland In deutschen Produktionen bislang wenig vergleichbare qualitative Aufwertung von Serien Hier dominieren nach wie vor neben Daily Soaps traditionelle Krimi-, und Krankenhausserien Nur wenige ästhetische Innovationen: „Kriminaldauerdienst“ (ZDF). In deutschen Eigenproduktionen zeichnet sich wohl auch aus Kostengründen eine vergleichbare qualitative Aufwertung von Serien bislang noch nicht ab. Hier dominieren nach wie vor neben den Daily Soaps für das jugendliche Zielpublikum, die traditionellen klassischen Krimi, Krankenhaus- und Familienserien mit nur wenig Modernisierungserscheinungen etwa bei „Kriminaldauerdienst“ (ZDF).

Kinoästhetik in US-Serien Qualitätserien versus Onlinefilme? Wachsende Bedeutung der Kinoästhetik und komplexer Erzählweisen in US-Serienbereich wie „Six Feet Under“ (HBO) Das Kino wehrte sich einst gegen den wachsenden Einfluss des Fernsehens, indem es die eigenen Angebote als Kunstform erklärte und ihre besondere Qualität von den Erzählformen der Konkurrenten abzugrenzen versuchte. Amerikanische Serien gehen auch Wechselwirkungen mit Motiven und Stoffen des Genrekinos ein. Aus dieser Symbiose gehen Mischformen zwischen Science Fiction und Mysteryserien wie etwa „Surface“ oder „4400“ hervor.

Adaptionen von US-Serien Quotenstarke US-Serien sollen auch den Deutschen Sendern Einschaltquoten sichern Adaptionen erfolgreicher US-Serien werden in Eigenproduktion erstellt Aus CSI wird bei SAT.1 „R.I.S. – Die Sprache der Toten“

Fernsehen und User Generated Content

Altes Fernsehen im neuen Gewand? User Generated Content knüpft an die traditionellen Angebotsformen des Fernsehens an Sevenloadtv unterteilt Angebote des User-Generated Content nach dem traditionellen Modell des analogen Fernsehens in Kanäle

Crossmediale Starkonstruktion Youtube als Plattform medialer Starkonstruktion Online Stars werden im Fernsehen („My Videoshow“) und in der Musikindustrie vermarktet Online werden die Stars geboren, die wiederum den Weg ins Fernsehen My Videoshow und in die Musikindustrie finden

The Audience Strikes Back Auf Online Plattformen wie youtube oder myvideo machen Zuschauer ihr eigenes Fernsehen Zuschauerinnen nutzen die Plattform für zahllose Parodien bestehender Fernsehformate Hier Ausschnitt Woidboys „Woidboyz“

Prognosen Rückzug des Fernsehens auf etablierte Kernkompetenzen - Unterhaltung - Fiktion - Realitätsfernsehen Wechselwirkungen Fernseh- und Onlineangebote