Certamen Carolinum Tabea Odak

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Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

„Adpositis queritur ieiunia mensis“ - Ovid, Met. 8,831, „Erysichthon“ Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

Wird der Mensch in seinem unstillbaren Ressourcenhunger zum Inbegriff der Maßlosigkeit? Ein Kurzvortrag von Tabea Odak Endrunde des Certamen Carolinum - 22.-24.11.2018

1. Die Freveltat des Erysichthon bei Ovid (Ov. Met. 8,738-878) Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

„‘iam tanget frondente cacumine terram‘“ (V. 756) Bekanntgabe der beabsichtigten Tat (Eiche werde gefällt werden) „obliquos […] telum librat in ictus“ (V. 757) Umsetzung der Tat „pariter frondes, pariter pallescere glandes“ (V. 759 f), „fluxit discusso cortice sanguis“ (V. 762) sukzessives Sterben des Baumes „multam prostravit pondere silvam“ (V. 776) der gefallene Baum reißt einen Großteil des Waldes nieder 1.1 Inhalt a) Paraphrase der ersten Textstelle: 2.1. Das Vergehen (V. 755-764, 774-776) Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

„nympha […] Cereri gratissima […] moriens“ (V. 771 ff) Lieblingsnymphe der Ceres liegt im Sterben „‘tibi factorum poenas instare tuorum vaticinor‘“ (V. 772 f) Nymphe verkündet bevorstehende Bestrafung „nostri solacia leti“ (V. 773) Erysichthons Leid als Trost der Nymphe „pestifera lacerare Fame“ (V. 784) Erysichthon solle durch Hunger zugrunde gerichtet werden 1.1 Inhalt b) Paraphrase der zweiten Textstelle: 2.1. Die Bestrafung (V. 770-773, 782-784 a)) Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

„adpositis queritur ieiunia mensis“ (V. 831) Hungerqual trotz Übermaßes an Essen „‘non sufficit‘“ (V. 833), „plusque cupit“ (V. 834) unbändiges Verlangen „consumpserat omnem materiam“ (V. 773) Erysichthon hat alles verschlungen „minuendo corpus alebat“ (V. 878) Tod durch Selbstverstümmelung und Verspeisen des eigenen Fleisches 1.1 Inhalt c) Paraphrase der dritten Textstelle: 2.1. Die Qual (V. 830-834, 875-878) Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

1.2 Sprachlich-stilistische Interpretation a) Das Vergehen, V. 755-764: ‚Non dilecta deae solum, sed et ipsa licebit sit dea, iam tanget frondente cacumine terram.‘ dixit et, obliquos dum telum librat in ictus, contremuit gemitumque dedit Deoia quercus, et pariter frondes, pariter pallescere glandes coepere ac longi pallorem ducere rami. Wortfeld des gewaltsamen Todes wörtliche Rede = Ausdruck von Ignoranz und Skrupellosigkeit Personifikation der Eiche = menschliche Charaktereigenschaften Parallelismus = Kontinuität Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

1.2 Sprachlich-stilistische Interpretation a) Das Vergehen Cuius ut in trunco fecit manus inpia vulnus, haud aliter fluxit discusso cortice sanguis, quam solet, ante aras ingens ubi victima taurus concidit, abrupta cruor e cervice profundi. […], V. 774-776: Persequitur scelus ille suum, labefactaque tandem ictibus innumeris adductaque funibus arbor corruit et multam prostravit pondere silvam. Vergleich mit Opfertier = Unschuld, Hilflosigkeit Personifikation der Eiche = menschliche Charaktereigenschaften Parallelismus = Kontinuität Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

1.2 Sprachlich-stilistische Interpretation b) Die Bestrafung, V. 770-773 Editus et medio sonus est de robore talis: ‚Nympha sub hoc ego sum Cereri gratissima ligno, quae tibi factorum poenas instare tuorum vaticinor moriens, nostri solacia leti.‘ […], V. 782-784 a): Moliturque genus poenae miserabile, si non ille suis esset nulli miserabilis actis, pestifera lacerare Fame. Wortfeld der Bestrafung Paradoxie = Leid mit Leid vergolten Allegorie = Versinnbildlichung des Hungers Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

1.2 Sprachlich-stilistische Interpretation c) Die Qual, V. 830-834: Nec mora, quod pontus, quod terra, quod educat aër, poscit et adpositis queritur ieunia mensis inque epulis epulas quaerit, quodque urbibus esse quodquĕ sătis pŏtĕrat pŏpŭlo, non suffĭcĭt unĭ, plusque cupit, quo plura suam demittit in alvum. […], V. 875-878: Vis tamen illa mali postquam consumpserat omnem materiam dederatque gravi nova pabula morbo, ipse suos artus lacero divellere morsu coepit et infelix minuendo corpus alebat. Wortfeld des Verlangens/der Unersättlichkeit Klimax = kosmische Dimension Paradoxie = „je mehr, desto weniger“ Besonderheit der Metrik: Trithe-, Penthe- und Hephthemimeres formen Sentenz: quodque satis […], non sufficit uni Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

2. Moralische Ansätze der Metamorphose – antike und moderne Hybris Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

2.1. Motive und Konsequenzen menschlicher Maßlosigkeit und Naturausbeutung bei Ovid religiös moralisch rechtlich existenziell Erysichthons Schuld Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

2.1. Motive und Konsequenzen menschlicher Maßlosigkeit und Naturausbeutung bei Ovid der Fames verfallen (vgl. „pestifera lacerare Fame“) Schandtat  Resultat seiner eigenen Natur  Orientierung an eigenen Wert- und Moralvorstellungen ( pervertierte Weltanschauung) Hybris = fatale Schwäche des Menschen  Anmaßung von göttlicher Ebenbürtigkeit/Überlegenheit Gier Skrupellosigkeit Hybris Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

Ἐρυσίχθων „die Erde spaltend“ Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

Ἐρυσίχθων „die Erde spaltend“ Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

Der Hambacher Forst Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

2.2 Anthropogene Naturausbeutung durch exzessiven Ressourcenabbau – Beispiel Hambacher Forst und der Standpunkt des RWE Erysichthon fällt den Baum aus keinem vertretbaren Grund; seine Tat erscheint demnach willkürlich sowie ungerechtfertigt. Obgleich der Energiekonzern für die Abholzung des Waldes verantwortlich ist, handelt er dennoch aus ökonomischen Gründen und kann somit sein Vorgehen legitimieren. Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

2.2 Anthropogene Naturausbeutung durch exzessiven Ressourcenabbau – Beispiel Hambacher Forst und der Standpunkt des RWE Sein exzessiver Konsum entzieht ihm selbst jedwede Existenzgrundlage; er „frisst sich selbst auf“. Durch exzessiven Ressourcenabbau wird dem Planeten geschadet. Zusätzlich steht dem Menschen immer weniger selbst zur Verfügung; er ist gezwungen, Rohstoffe aus alternativen Quellen zu beziehen. Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

2.2 Anthropogene Naturausbeutung durch exzessiven Ressourcenabbau – Beispiel Hambacher Forst und der Standpunkt des RWE „Wie es in den Wald schallt, so schallt es auch zurück“: Der Schaden, den Erysichthon seiner natürlichen Umgebung zufügt, fällt letzten Endes auf ihn selbst als Verursacher zurück: Ihm wird seine eigene Habgier zum Verhängnis. Klimawandel, Luftverschmutzung und die Erschöpfung der Naturressourcen sind Resultat des maßlosen Verhaltens des Menschen und stellen für ihn selbst eine Bedrohung dar. Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

2.2 Anthropogene Naturausbeutung durch exzessiven Ressourcenabbau – Beispiel Hambacher Forst und der Standpunkt des RWE Eine höhere Instanz entscheidet über sein Schicksal, er selbst hingegen scheint keinerlei Kontrolle zu haben. Noch haben wir die Kontrolle über unseren Umgang mit der Natur, denn wir unterliegen keiner göttlichen Macht. Die Zukunft des Planeten hängt von jedem Einzelnen ab. Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

3. Sind auch wir der Fames verfallen? Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

Beeinflussung durch Umfeld Verlangen nach Luxusgütern (plusque cupit) Streben nach Befriedigung der Bedürfnisse (plura suam demittit in alvum) Verlust bewussten Denkens (consumpserat omnem materiam) Erkenntnis; Verantwortung Erkenntnis-gewinnung; Verantwortung Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak „Füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht“ (Gen 1,28) Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Certamen Carolinum 2018 - Tabea Odak