Capital of the Weimar Republic

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
MÜNCHEN.
Advertisements

Nicht von dieser Schweiz!
Wieviele Fenster gibt es in diesen Häusern?
Lebensgeister wecken 1. Auf einem Stuhl gerade hinsetzen und die Arme nach vorne ausstrecken. Tief einatmen, die Arme senkrecht in die Höhe heben, dann.
Gott ist gegenwärtig (EG 165)
Gedanken, in die Heimat geschickt
Der Sternenbaum von den dritten Klassen Häggenschwil 2013/2014.
Die deutsche Revolution von
“Ein Genius verabschiedet sich”
Eine Geschichte zum nachdenken
Herzlich Willkommen in Deutsch!

Von Margitta. Es ist Montag, der 31. Mai Der Radiowecker reißt Peter K. (46 ) aus dem Schlaf. Die Uhr zeigt 5 Uhr morgens… Der Oldie-Sender spielt.
GABRIEL GARCÍA MÁRQUEZ
WAS IST GLÜCK?.
30. Oktober 2007Sigrún Edda Knútsdóttir Berlin. 30. Oktober 2007Sigrún Edda Knútsdóttir Berlin 3,4 Millionen 890 km 2 Grünflächen: 30% der Stadt Der Wannsee.
Berlin, im Lauf der Geschichte…
Es ist alles nur geliehen
~ °°°speziell für dich°°° ~
Die Wette Zwischen einer alten Dame und dem Vorstandsvorsitzenden der Sparkasse XYZ.
Wie kommt der Engel auf die Christbaumspitze???
Stimmungen.
Mein Name ist Robinson. Ich kam 1632 zur Welt. Meine Eltern waren
Lied von Jonny Hill.
GABRIEL GARCÍA MÁRQUEZ
Powerpoints bestellen ?? sende eine Mail an :
Zum Nachdenken und Fühlen°°°.
eines unter vielen anderen ?
100 пословиц на уроках немецкого языка
3.
Tägliche Übung Hast du Phantasie?
Jeden Morgen... beginnt das Leben... ist es in Bewegung... dauernd...
Unter dem Dach des Rathauses findest du ein Wappen.
Der Fall der Mauer vor 20 Jahren
Struwwelpeters Kinder Die Tragödie pflanzt sich fort wegen großer Nachfrage: Zusatzaufführung am Donnerstag, den , 20 Uhr.
A BC D E F G H I J K L M N O P Q R S TU V W X. ich heiße eins zwei drei Nein, danke. meine Mutter.
Der Regenbogenfisch.
Rosen für Mama Lied von Jonny Hill.
My home is my castle Mein Heim ist meine Welt Wie möchtest du denn wohnen?
Werner F. Dexheimer © Sir John Stevenson ca. 1805
DER FISCHER UND DAS MEER
Zahlensysteme Emily Dikhoff weiter.
Deutschland nach der Bundestagswahl am 18. September 2005 !!!
Die Stadt Wo liegt …? Was gehört Wie ist…? zu einer Stadt? Sehens-
Translate words into German Germany - Deutschland a ship - ein Schiff light-brown - hellbraun.
Adolf Hitler By Lily Gray.
DAS GELD die Geschichte
Denke daran, eine Staubschicht schützt das Holz, das darunter liegt. Ein Haus wird erst ein Heim, wenn Du "Ich liebe Dich" auf die Möbel schreiben.
Der Strafzettel Andi schaute kurz noch einmal auf sein Tacho, bevor er langsamer wurde: 79 innerhalb einer Ortschaft. Das vierte mal in gleicher Anzahl.
Es ist wahr Weihnachtsgeschichte der 4.Klasse B Schweizer Schule Madrid.
Gedanken G.W
Capital of the Weimar Republic Zeittafel: 9. November Abdankung von Kaiser Wilhelm II -Ausrufung der Weimarer Republik durch Philipp.
Geschichte in fünf Die Machtergreifung von Adolf Hitler am 30. Januar 1933.
Lieber Gott, ich schütte mein Herz vor dir aus und sage dir alles, was mich bewegt. Du fängst meine Gedankenwirbel auf und ordnest sie zum Guten. Befreie.
Nur gelang es ihr nicht, dies alles in Einklang zu bringen.
Lukas24,13-35 »Die Bibelstelle ist der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002 by Biblica Inc.TM. Verwendet mit freundlicher.
eines unter vielen anderen ?
Der Strafzettel Andi schaute kurz noch einmal auf sein Tacho, bevor er langsamer wurde: 79 innerhalb einer Ortschaft. Das vierte mal in gleicher Anzahl.
Na und Autoplay.
Da ist was dran ! Michael war so eine Art Typ,
Nur gelang es ihr nicht, dies alles in Einklang zu bringen.
Der zweite weltkrieg Die Nazizeit beginnt....
Capital of the Weimar Republic
Eine Geschichte zum nachdenken
ALLES NUR GELIEHEN… K. S..
Einfach mal lesen und drüber nachdenken!
Das schönste Herz Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge.
Einfach mal lesen und drüber nachdenken!
Einfach mal lesen und drüber nachdenken!
Danke! Gedanken zum Jahresschluss.
 Präsentation transkript:

Capital of the Weimar Republic 1918 - 1933

Zeittafel: 9. November 1918 Abdankung von Kaiser Wilhelm II Ausrufung der Weimarer Republik durch Philipp Scheidemann vom Reichstag, Reichskanzler Friedrich Ebert (Ausrufung der Freien Sozialistischen Republik durch Karl Liebknecht vom Stadtschloss - Januar 1919: Spartakusaufstand (geführt von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg) von Reichswehr niedergeschlagen, Ermordung von Liebknecht und Luxemburg (Leichen im Landwehrkanal) - Juni 1919: Unterzeichnung des Friedensvertrages von Versailles (Deutschland Kriegsschuld, Reparationsleistungen an Frankreich, Großbritannien, Italien, USA)

Zeittafel - Berlin - 1920 Zusammenschluß des Stadtkerns mit sieben umliegenden Städten, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken zu "Groß-Berlin", Einteilung in 20 Bezirke - Berlin wird zur Weltstadt, mit nahezu vier Millionen Einwohnern rückt es zur zweitgrößten Stadt Europas auf - 1923 kurzer Schock der Hyperinflation - 1924-1929 in den "goldenen Zwanzigern" erlebt Berlin auf kulturellem und wissenschaftlichem Gebiet eine Blüte - 1929 Beginn der Weltwirtschaftskrise, trägt zur Destabilisierung der Weimarer Republik bei - ab 1930 drei Minderheitsregierungen nacheinander, Notverordnungen statt Gesetze etc. - Zunehmende Politisierung des Alltags, Straßenkämpfe zwischen „Rechten“ und „Linken“ - 30. Januar 1933 Machtübernahme Adolf Hitlers und der NSDAP

Graf Stenbock-Fermor, 1928( quoted by Clay Large): Below ground, all forces have been mobilized. Subterranean passages and stations, an underground construction of phantastical dimensions is growing 16 metres below street level. An unintelligible confusion of beams, girdars, pillars and ladders fills the gorge which is being formed from a concrete box sunk deeply into the ground. [… ] More and more masses of concrete, iron and wood are lowered into this gorge and transformed into stairs, platforms, rail tracks, pillars and roofs. The biggest underground station is being built here.

Walther Ruttmann: Berlin, die Sinfonie der Großstadt (1927) http://www.youtube.com/watch?v=sJXJUdREHYg http://www.youtube.com/watch?v=eJ0DfuqPup0 http://www.youtube.com/watch?v=C4hybczIXTQ

Gabriele Tergit: Käsebier erobert den Kurfürstendamm (1931) „Es ist gar nicht so leicht, über Berlin zu schreiben, und die besten Leute haben sich schon die Zähne daran ausgebissen. Vielleicht nur im Film möglich.“ Gabriele Tergit: Käsebier erobert den Kurfürstendamm (1931)

Bertolt Brecht / Slatan Dudow: Kuhle Wampe, Oder: Wem gehört die Welt https://www.youtube.com/watch?v=p8Kc2ez_5e4

Aus: Siefried Kracauer: Das Ornament der Masse (Essay, 1927) Mit den Tillergirls hat es begonnen. Diese Produkte der amerikanischen Zerstreuungsfabriken sind keine einzelnen Mädchen mehr, sondern unauflösliche Mädchenkomplexe, deren Bewegungen mathematische Demonstrationen sind. Während sie sich in den Revuen zu Figuren verdichten, ereignen sich auf australischem und indischen Boden, von Amerika zu schweigen, in immer demselben dichtgefüllten Stadion Darbietungen von gleicher geometrischer Genauigkeit. Das kleinste Örtchen, in das sie noch gar nicht gedrungen sind, wird durch die Filmwochenschau über sie unterrichtet. Ein Blick auf die Leinwand belehrt, dass die Ornamente aus Tausenden von Körpern bestehen, Körpern in Badehosen ohne Geschlecht. Der Regelmäßigkeit ihrer Muster jubelt die durch die Tribünen gegliederte Menge zu. […] Den Beinen der Tillergirls entsprechen die Hände in der Fabrik. (Tillergirls: dance group founded around 1900 by Mr Tiller in Manchester: aestetics: chorus line)

Warenhaus Hermann Tietz am Alexanderplatz (Hertie)

Kaufhaus Werthheim, Leipziger Straße

Aus: Georg Hermann „Der kleine Gast“ (Roman, 1925) Fritz Eisner liebte Warenhäuser sehr: Brennpunkte des Lebens, für die ein genialer Architekt eine neue, mauernlose Gotik ersonnen, ganz Glas, ganz Pfeiler. Er liebte sie aber nur mit den Augen und den Sinnen. Er konnte sie stundenlang durchwandern, ohne sich auch nur einmal über dem Wunsch zu ertappen, irgend etwas von alldem für sich zu besitzen. Er war sich nicht einen Augenblick im Unklaren darüber, daß die Einzelheit meist geschmacklos und wertlos war, nur so viel an Geschmack hatte, wie die unglückselige Zeit, der sie entstammte; und nur so viel an Wert besaß, wie eine Industrie ihr mitgeben konnte, die auf Bruchteile von Pfennigen alles berechnen mußte, um sich gegenseitig […] zu unterbieten; und daß gerade hier ferner neun Zehntel von allem Massenware bleiben mußte oder Durchschnitt.

Die Einzelheit haßte er eigentlich; aber diese Riesenmengen, diese Berge von Dingen, in denen das einzelne Stück versank ... ob das nun Strümpfe, Stoffe, Handschuhe, Koffer, Geldbeutel, Ampeln, Bananen, Apfelsinen, Küchengeschirre, bunte Lampions und Japantassen, bedruckte Porzellane, Aluminium, Nickelschüsseln und Messinggeräte, farbige Likörflaschen oder Kinderwagen, Korbsessel, Kimonos, Papiermasken, Silbersachen oder Anzüge, Tennisschläger, Klubboote oder Schlitten, Fische oder Photographiealben waren ... ob das anilingefärbte Orientteppiche, Blumen oder Gläser, Möbel oder Gravüren waren ... einfach die Menge, die Buntheit, die Vielheit, […] das Wandern von einem zum andern – Wechselwelten ... ganze Straßenzüge von Läden in einem Stockwerk zusammengedrängt ... diese Kolonnen, diese Berge, diese Türme, diese Stapel, diese Batterien auf riesigen, vollbestellten Lagertischen, Farbenmassen von Weiß oder Braun, Rosa oder Mattgrün.

Oh, überall gab es da etwas, was letzte Mode war Oh, überall gab es da etwas, was letzte Mode war. Und darum heute charmant und morgen abscheulich war. Oder etwas, das neueste Erfindung sich nannte und Lebensnotwendigkeit schien und deshalb übermorgen schon beim Gerümpel lag. Herrenkragen hingen, zu Ketten verbunden, über Reihen von Oberhemden; Schuhknöpfer als Girlanden rankten sich über Glasbretter. O man kann dann in diesem Gewühl zwischen all den Millionen von Dingen, die man nicht begehrt, und all den Tausenden von Menschen, die man nicht kennt, und die man nie wieder sehen wird – denn es werden immer wieder andere sein! – o so wunderbar einsam – nur Sinn, nur Nerv – sein. Und so tief wunschlos dabei, als ob man auf dem Grund des Meeres läge.

Kaufhäuser = Kathedralen des Konsums Walter Benjamin: Kaufhäuser = Kathedralen des Konsums Wichtige Einflüsse: Internationalisierung von Industrie, Geldwirtschaft & Konsum Billigproduktion - Wachsender Abstand zwischen Arm und Reich

Das Ende der Weimarer Republik: Die Weltwirtschaftskrise 1929 bringt die schillernde Seifenblase zum Platzen, die Abhängigkeit von der amerikanischen Wirtschaft erweist sich als verhängnisvoll. Fünf Millionen Arbeitslose und bürgerkriegsähnliche Zustände auf den Straßen lassen den Wunsch nach ‚Ruhe und Ordnung‘ wachsen. Ein fruchtbarer Nährboden für Adolf Hitler, der verspricht, die "Schmach von Versailles" und die drückenden Reparationszahlungen zu beseitigen. Geschickt nutzen die Rechtsextremen die modernen Errungenschaften der Zeit für ihre Zwecke. Die Erfindung des Lautsprechers ermöglicht propagandistische Massenveranstaltungen, Adolf Hitler erscheint zu seinen Wahlkämpfen mit einem Flugzeug als Erlöser vom Himmel. Am Ende der ungeliebten Republik sehen viele in ihm den Retter der Arbeitslosen. Die bürgerlichen Parteien dulden seinen Aufstieg oder haben ihm nichts entgegenzusetzen, die Linken bekämpfen sich untereinander.

Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz Alfred Döblin: Berlin Alexanderplatz. Die Geschichte vom Franz Bieberkopf (1929)

Gewimmel, welch Gewimmel. Wie sich das bewegte Gewimmel, welch Gewimmel. Wie sich das bewegte. Mein Brägen hat wohl kein Schmalz mehr, der ist wohl ganz ausgetrocknet. Was war das alles. Schuhgeschäfte, Hutgeschäfte, Glühlampen, Destillen. Die Menschen müssen doch Schuhe haben, wenn sie so viel rumlaufen, wir hatten ja auch eine Schusterei, wollen das mal festhalten. Hundert blanke Scheiben, laß die doch blitzen, die werden dir doch nicht bange machen, kannst sie ja kaputt schlagen, was ist denn mit die, sind eben blankgeputzt. Man riß das Pflaster am Rosenthaler Platz auf, er ging zwischen den andern auf Holzbohlen. Man mischt sich unter die andern, da vergeht alles, dann merkst du nichts, Kerl. Figuren standen in den Schaufenstern in Anzügen, Mänteln, mit Röcken, mit Strümpfen und Schuhen. Draußen bewegte sich alles, aber – dahinter – war nichts! Es – lebte – nicht! Es hatte fröhliche Gesichter, es lachte, wartete auf der Schutzinsel gegenüber Aschinger zu zweit oder zu dritt, rauchte Zigaretten, blätterte in Zeitungen. So stand das da wie die Laternen – und – wurde immer starrer. Sie gehörten zusammen mit den Häusern, alles weiß, alles Holz.

Er wanderte die Rosenthaler Straße am Warenhaus Wertheim vorbei, nach rechts bog er ein in die schmale Sophienstraße. Er dachte, diese Straße ist dunkler, wo es dunkel ist, wird es besser sein. Die Gefangenen werden in Einzelhaft, Zellenhaft und Gemeinschaftshaft untergebracht. Bei Einzelhaft wird der Gefangene bei Tag und Nacht unausgesetzt von andern Gefangenen gesondert gehalten. Bei Zellenhaft wird der Gefangene in einer Zelle untergebracht, jedoch bei Bewegung im Freien, beim Unterricht, Gottesdienst mit andern zusammengebracht. Die Wagen tobten und klingelten weiter, es rann Häuserfront neben Häuserfront ohne Aufhören hin. Und Dächer waren auf den Häusern, die schwebten auf den Häusern, seine Augen irrten nach oben: wenn die Dächer nur nicht abrutschten, aber die Häuser standen grade. Wo soll ick armer Deibel hin, er latschte an der Häuserwand lang, es nahm kein Ende damit. Ich bin ein ganz großer Dussel, man wird sich hier doch noch durchschlängeln können, fünf Minuten, zehn Minuten, dann trinkt man einen Kognak und setzt sich.

Walter Benjamin, 1929 (review of Döblin‘s novel): Was ist der Alexanderplatz in Berlin? Das ist die Stelle, wo seit zwei Jahren die gewaltsamsten Veränderungen vorgehen, Bagger und Rammen ununterbrochen in Tätigkeit sind, der Boden von ihren Stößen, von den Kolonnen der Autobusse und U-Bahnen zittert, tiefer als sonstwo die Eingeweide der Großstadt […] sich aufgetan, und stiller als anderswo in den unberührten Labyrinthen um die Marsiliusstraße […], um die Kaiserstraße […], sich Gegenden aus den neunziger Jahren gehalten haben.

Walter Benjamin ctd.: Nun ist es wahr, daß selten auf solche Weise erzählt wurde. […] Stilprinzip dieses Buches ist die Montage. Kleinbürgerliche Drucksachen, Skandalgeschichten, Unglücksfälle, Sensationen von 28, Volkslieder, Inserate schneien in diesen Text. Die Montage sprengt den »Roman«, sprengt ihn im Aufbau wie auch stilistisch, und eröffnet neue, sehr epische Möglichkeiten. Im Formalen vor allem. Das Material der Montage ist ja durchaus kein beliebiges. Echte Montage beruht auf dem Dokument.