Nationalismus, Liberalismus, Konservatismus Grundlegende Weltanschauungen im 19. Jahrhundert und ihr Verhältnis zueinander im Bereich des späteren Deutschen Reiches

Zu den Begriffen: Nationalismus: Zunächst Forderung nach einem (deutschen) Nationalstaat, basierend auf gemeinsamer Sprache, gemeinsamen kulturellen und moralischen Werten und einer (teils konstruierten) gemeinsamen Geschichte (=inklusiver Nationalismus). Später immer mehr Vorstellung von eigener Überlegenheit im Vergleich zu anderen Gruppen/ Nationen, wie z.B. Franzosen oder Juden (=exklusiver Nationalismus) Liberalismus: Zunächst Forderung nach mehr persönlichen Freiheiten und politischer Mitbestimmung größerer Gruppen am gesellschaftlichen Leben. Später immer häufiger auch Forderung nach wirtschaftlicher Freiheit (Wirtschaftsliberalismus), d.h. der Markt soll sich selbst überlassen werden und nicht staatlich reguliert werden. Konservatismus: Vorstellung, das bestehende System so zu lassen, wie es ist, es unter allen Umständen zu bewahren

Großbürgertum/ Besitzbürger Welche Gesellschaftlichen Gruppen vertreten die jeweiligen Anschauungen (größtenteilss)? Konservat-ismus National-ismus Liberal-ismus Adel hoher Klerus Bildungsbürger Beamte Großbürgertum/ Besitzbürger Bürgerl. Frauen Handwerker/ Händler hohe Beamte Offiziere Arbeiter Bauern

Verhältnis der Anschauungen zueinander (1807-1848) National-ismus Verfassungs-entwurf von 1849: kleindeutsch, Gewaltenteil-ung, Freiheits- Rechte, aber Erbmonarchie Konservat-ismus Liberal-ismus

Veränderung des Verhältnisses nach 1848 Durch das Scheitern der Revolution wenden sich besonders viele Liberale vom politischen Geschehen ab („neuer Biedermeier“), zudem kommen verstärkt neue Ideologien auf, die auch das Bürgertum bedrohen: Konservat-ismus National-ismus Liberal-ismus Kommun-ismus

Nach 1848 entdecken die konservativen Eliten (besonders Preußenss) verstärkt die Anziehungskraft des Nationalismus: Ein einheitlicher Nationalstaat wird für die konservativen Kreise denkbar, wenn im Gegenzug das Gesellschafts- und Herrschaftssystem weitgehend erhalten bleibt Viele bürgerliche Gruppierungen schwenken auf diese Linie ein, weil sie nach 1849 überzeugt sind, dass sich der Liberalismus in Deutschland sowieso nicht durchsetzen kann Zudem steigt die Angst vor einem radikalen Umbruch, der auch die Privilegien und den Besitz des Bürgertums angreifen könnte (Kommunismus) Besonders der preußische Kanzler Fürst Otto von Bismarck steht für diesen Kurswandel Die von ihm eingeleitete Entwicklung, die in der deutschen Reichseinigung 1871 mündet, wird als „Revolution“ von oben bezeichnet

Karikatur Österreich 1870, Text: „Deutschlands Zukunft- Kommt es unter einen Hut?“

Lithographie: Der Schmied der deutschen Einheit