Modul 4: Rollenbilder in der professionellen Pflege
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Meine Eltern haben auch den riesen Vorteil, dass sie fünf Kinder haben. Wir leben auch alle so familiär in der Nähe, so im Umkreis von drei Kilometern. Das machen die Familien, also die Schwiegertöchter oder so. Also wir machen – ist jetzt nur ne Vermutung – wahrscheinlich auch Sachen, gerade meine Frau, mein Bruder, meine Schwägerin, vielleicht auch manchmal ich, wenn wir alleine wären, würden wir vielleicht viel mehr Hilfe in Anspruch nehmen wollen oder versuchen - ob es klappt oder nicht wissen wir nicht.“(T2)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Aber es war dann auch, sie wollte eher von den Kindern, das glaube ich. Sie wollte auch, hat sie immer gesagt, sie hat fünf Mädchen, hat sie gesagt und alle anderen, sie hat das immer verglichen mit den anderen Familien. Und die haben sich immer um die Eltern sehr intensiv gekümmert. Warum ihre Töchter so sind, hat sie immer gesagt. Und das hat sie, glaube ich, wohl enttäuscht. Diese Erwartung.“(T2)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Aber ich habe mich so sehr daran gewöhnt, ich habe mich da eingearbeitet, reingewachsen, vielleicht gewollt, vielleicht ungewollt, aber gewollt. Aber ich liebe meinen Vater. Er ist so ein lieber Mensch. Für mich war es kein Problem von Anfang an immer ein bisschen, bisschen, bisschen und als ich das registriert habe, war ich mitten drin. Und da wollte ich mich dann auch nicht zurückziehen. “(T1)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Weil ich muss meine Arbeit schaffen, mein Kind besorgen und die beiden, ne. Weil ich muss ja, zum Beispiel, wenn Papa war im Krankenhaus, dann muss ich zu Papa, dann muss ich zu Mutter, nach dem Arbeit natürlich, ne und dann zuhause natürlich auch, alles wartet auf mich. Wenn ja ist normale Eltern, so deutsch-sprechige, dann ist bestimmt weniger Arbeit. Dann muss man nicht so oft besuchen, muss man nicht so viel Sachen erledigen. Hier ist jetzt ja alles, Kleinigkeiten, muss ich, ne. leider ist so, ne.“(P10)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Oder er hat bevor die Krankenpflege gekommen ist, er hat bis mittags geschlafen und weniger Mahlzeiten angenommen, also unregelmäßige Mahlzeiten und dadurch auch diese Spritzen auch unregelmäßig gemacht, so dass es zu dieser Situation (Unterzuckerung in der Moschee, d.V.) gekommen ist. Jetzt durch diese Krankenpflege steht er morgens auf, frühstückt bisschen, geht wieder schlafen, aber trotzdem er wird morgens gespritzt, isst ein bisschen was und Tag drauf wieder das gleiche: es ist ein Rhythmus da was vorher nicht da gewesen ist.“(T2)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Dafür gibt es auch viele Hilfsmittel, aber davon habe ich auch erst später erfahren, denn man wird nicht automatisch auf die Dinge aufmerksam gemacht, auch nicht von den Pflegeschwestern. Man muss sich auch ein bisschen selber einarbeiten. Es wäre hilfreich, wenn die Schwestern irgendetwas bemerken, oder es gibt dieses Hilfsmittel, was die Sache erleichtert. Also dass die Schwestern die Angehörigen über solche Sachen informieren. Also ich habe mir die Sachen selbst angeeignet übers Internet oder Pflegekurs.“ (T1)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Weil viele sind ja sehr dann, oh ich bin aus Istanbul, ich sprech dann Hochtürkisch. Und Mama kam ja aus nem Dorf und sie hat son Dialekt, halt. Und das sie nicht da ausgelacht wird, zum Beispiel. Oder wir in der Familie, das wir uns nicht verstellen. Das, das ist sehr wichtig.“(T3)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „B: Die haben sich immer als Gastarbeiter gefühlt. A: Aber man wird auch immer dazu.... Ich werde heute auch immer gefragt: „Gefällt Ihnen das in Deutschland?“. Meine Nachbarn haben gefragt: „Und wann geht ihr wieder zurück in euer Land?“. C: Ja, ich hab gesagt: „Warum sollte ich zurück wollen? Ich hab hier ein Haus gekauft.“ B: Die geben einem das Gefühl: „Das ist nicht eure Land.“ A: Der 80-jährige, der schon von Anfang an so: Bloß nicht auffallen, meinst du das der jetzt hier sagt: „hier, wo sind meine Rechte“. Der ist der voll ... eingeschüchtert.“ (T2)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Glauben. Also es ist so. Für mich eigentlich nicht, aber für meinen Vater wäre es wichtig gewesen. Denn er war gläubig, Islam, denn es gibt schon einige Sachen auf die man achten sollte. (…) Er hat immer Haare im Gesicht. Darauf achte ich und das mache ich auch für ihn. Für mich, ist bin auch gläubig, aber nicht so. Für mich ist vieles nicht so, wie meine Eltern das sehen. Und wenn er das immer so gemacht hat, dann wird das auch so gemacht.“(T1)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Und dann auch mehr mit Mama reden, so, wie es ihr geht. ja, so fürsorglich einfach sein. Das die Person eine Beziehung zu Mama aufbaut. Und nicht wie nur Arbeit sieht.“ (T3)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Ja, das die sich mal interessieren, ein paar Fragen – aber diese Zeit nimmt sich ja keiner. Haben Sie mal gesehen, dass bei Fragebögen – die füllen doch 100 Fragebögen aus – aber nur Nachname, Geburtsdatum und dann klapp. (…) Warum wollen Sie einen Türken der Schweinefleisch ist zwingen, und der muss so tun, als ob er kein Schweinefleisch ist. Dann isst er eben Schweinefleisch. Das muss man auch respektieren, genauso, wie wenn es einer nicht isst. Nach allen Seiten so ein bisschen offen sein. Ich glaube, da kann man viel heraushören und erfahren. Es wird Pauschalisiert.“(T2)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Dann kann man Kaffee und Kuchen nachher. Das ist, ich glaube, auch wichtig. Das soll ja auch so bisschen nachher wie kleine Familie sein. Leute kommen ja bisschen offener auch mit Problemen und alles. wenn sie können zuerst bisschen reden.“(P10)
Rollenbilder von Pflegebedürftigen und pflegenden An- und Zugehörigen mit Migrationshintergrund „Ich sag mal, man kann jetzt niemanden dazu zwingen die Sprache zu lernen. Aber wenn er was über die Kultur weiß, dann kommt er schon viel weiter. Dann kann er auch jemanden holen. Wenn ich weiß, wie das ist, dann kann ich auch mal sagen: „Ich brauche eine Stunde deine Unterstützung. Ich will mich mal mit dir…“ (T2)
Quellen Buchcik J (2014) Kurve – Kultursensible Versorgungsbedürfnisse identifizieren und Chancen nutzen. In: Hamburgische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. (Hrsg.). Stadtpunkte Informationen zur Gesundheitsförderung. Thema Demographischer Wandel. Ausgabe 2/November 2014, 12 Petersen-Ewert C, Buchcik J, Kern K, Westenhöfer J, Gaidys U (2015) Kultursensible Versorgungsbedürfnisse identifizieren und Chancen nutzen (Kurve) - Qualifizierung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen mit Migrationshintergrund und Pflegekräften. In: Zängl P (Hrsg) Zukunft der Pflege. 20 Jahre Norddeutsches Zentrum zur Weiterentwicklung der Pflege. Springer, Wiesbaden Petersen-Ewert C, Buchcik J, Kern K, Westenhöfer J, Gaidys U (2016) Kultursensible Versorgungsbedürfnisse identifizieren und Chancen nutzen (Kurve)-Qualifizierung und Unterstützung von pflegenden Angehörigen mit Migrationshintergrund und Pflegefachkräften. Pflegenetz.magazin 02/16