Die Ontologie der Kategorien Seminar Aristoteles‘ „Metaphysik“ in moderner Perspektive. Substanzbegriff und Metaphysikkritik 25.-27.11.2016 Gunnar Schumann Die Ontologie der Kategorien
14 Bücher der Metaphysik nicht in einem Zuge geschrieben [Christof Rapp: Aristoteles zur Einführung, Hamburg (Junius) 2016, Kap. 11.] Aristoteles hat seine Ontologie im Wesentlichen in den Schriften Kategorien und Metaphysik dargelegt Letztere Schrift wurde zum Namensgeber der Ontologie Titel stammt aber nicht von A., sondern war editorischer Verlegenheitstitel: „Schriften nach der Physik“ Es gibt konkurr. Theorie, nach welcher die Metaphysik nach der Physik gelesen werden sollten 14 Bücher der Metaphysik nicht in einem Zuge geschrieben einige könne als selbstständige Abhandlungen gesehen werden Metaphysik repräsentiert späteren Standpunkt, Kategorien den früheren
A.‘ Ziel: eine Klassifikation alles Seienden [sollte man im Hinterkopf behalten] wichtigster Unterschied: Substanzen – Nicht-Substanzen Allg. Charakterisierung: Substanzen bedürfen keiner anderen Sache, um „seiend“ genannt zu werden = konkrete Einzeldinge wie mat. Körper, aber auch Personen Diese Einzeldinge dienen als Träger oder Substrate (hypokeimenon) von Eigenschaften Das Gehende oder das Musikalische wird nur insofern zum Seienden gezählt, als es die Eigenschaft einer Substanz ist Substanzen existieren selbstständig; Nicht-Substantiales existiert nur insofern, wie A. sagt, in einer Substanz sind 12.09.2018
Nicht-Substanzen wie „gehend“ oder „musikalisch“ gehören nur insofern zum Seienden, als sie den Kategorien Quaität, Quantität, Lage, Zeit usw. einer Einzelsubstanz bezeichnen Anders ist es bei Art- und Gattungsprädikaten wie „Mensch“ oder „Lebewesen“ Diese geben das Was, nicht das Wie, Wieviel, Wo, Wann einer Sache an Daher gehören sie einerseits zur Kategorie der Substanz, andererseits können sie von Einzeldingen ausgesagt werden Art- und Gattungsprädikate sind nicht in einer Substanz, aber anderseits sind sie auch nur insofern seiend, als dass sie einer Substanz zugeschrieben werden Einzeldinge = „erste Substanzen“; Art- und Gattungsbegriffe = „zweite Substanzen“ Gattungen sind allgemeiner als Arten, daher sind sie weiter entfernt von den ersten Substanzen und daher „in geringerem Maße“ Substanz 12.09.2018
A. unterscheidet also zwei Abhängigkeitsrelationen: 1. Inhärenzbeziehung: (Akzidenzien sind in der Substanz) Nicht Teil-Ganzes-Relation, sondern b ist Akzidenz von a, wenn b nicht ohne a, a aber ohne b existieren kann 2. „ausgesagt werden von“ – Beziehung Wenn b von a ausgesagt wird, ohne in a zu sein, dann 1. sind a und b in der selben Kategorie 2. b ist allgemeiner als a 3. b ist ontologisch von a (a1…an) abh. Lebewesen – Mensch Mensch – Sokrates Aber auch in nicht-substant. Kategorien: Rot – Farbe 12.09.2018
Der Unterschied zwischen beiden Abh Der Unterschied zwischen beiden Abh.-Verhältnissen bezeichnet den Unterschied zwischen essentiellen und nicht-essentiellen Eigenschaften einer Substanz: Kann etwas von einer Substanz „der Bezeichnung nach“ oder „der Definition nach“ ausgesagt werden, gehört es zu den wesentlichen Eigenschaften dieser Substanz bspw. „Mensch“ von Sokrates Bei Akzidenzien nicht der Fall: „betrunken“, „gebildet“ 12.09.2018
Durch Kombination dieser beiden Abh. -Verhältnisse kann A Durch Kombination dieser beiden Abh.-Verhältnisse kann A. nun vier Klassen des Seienden unterscheiden: 1. was weder in einem anderen ist noch von einem anderen ausgesagt wird = die ersten Substanzen, Einzeldinge grundlegenden Dinge Da sie für alles andere Subjekt und Zugrundeliegendes sind Subjekt in einem ontologischen, nicht bloß grammat. Sinne Wichtigstes Merkmal: Substanzen bleiben ein und derselbe Ggst., wenn ihre Akzidenzien kommen und gehen; Sokrates mag betrunken oder nüchtern sein, gehend oder stehend: er bleibt Sokrates 12.09.2018
Wie lässt sich dieser Unterschied rechtfertigen? 2. manches wird von anderem als seinem Zugrundeliegenden ausgesagt, ist aber nicht in seinem Zugrundeliegenden = zweite Substanzen; Arten und Gattungen bestimmen, was eine Sache ist – und sind darin von allen anderen Prädikaten unterschieden Wie lässt sich dieser Unterschied rechtfertigen? Ist es nicht dieselbe Art von Prädikation, ob man Sokrates als „weise“ oder als „Mensch“ bezeichnet? Für A. nicht, denn um von Sokrates „groß“, „weise“ oder „betrunken“ aussagen zu können, muss erst mal klar sein, worüber man spricht – also die Art Außerdem kommen Akzidenzien oftmals nur zeitweilig vor, während essentielle Eigenschaften Sokrates zukommen, solange er existiert 12.09.2018
3. manches wird nicht von anderem ausgesagt, ist aber in einem Zugrundeliegenden = d.h. es ist nicht-subtantiell, und auch nicht allgemein Individuelle Vorkommnisse von nichtessentiellen Eigenschaften: Bspw.: die Kahlköpfigkeit Sokrates‘, die Schwärze dieses Pferdes, Platons Sturheit Sind von ihrem Substrat abhängig, denn es gäbe nicht Sokrates‘ Kahlköpfigkeit ohne Sokrates 4. manches wird nicht von anderem ausgesagt und ist in einem Zugrundeliegenden / Substrat = d.h. es ist nicht-subtantiell, aber allgemein die Farbe Rot im Allgemeinen 12.09.2018
Für Kontroversen hat die Unterscheidung zwischen der 3. und 4 Für Kontroversen hat die Unterscheidung zwischen der 3. und 4. Klasse gesorgt Von einer „individuellen Eigenschaft“ zu sprechen ist problematisch Gemeint ist: eine eigenschft würde durch ihren individuellen Träger individuiert: An zwei Zitronen des exakt selben Gelbtons ließe sich das Gelb der einen von dem gelb der anderen Zitrone unetrscheiden Zwei numerisch verschiedene Instanzierungen derselben Farbe Aber das ist inadäquat: die Anwendung der Unterscheidung zwischen quantitativer und qualitativer Identität hat bei Eigenschaften keinen Sinn Wir sprechen nicht vom Gelb einer bestimmten Zitrone als numerisch verschieden vom gelb einer anderen Zitrone der exakt selben Farbe 12.09.2018
Zwei Zitronen die exakt in ihrem Farbton übereinstimmen, haben dieselbe Farbe, nicht die gleichen Farben Die Träger sind numerisch verschieden, aber nicht ihre Eigenschaften Zu sagen „Das Gelb dieser Zitrone ist nicht identisch mit dem Gelb jener Zitrone“ hat nur Sinn, wenn es einen Unterschied im Gelbton beider Zitronen gibt (dunkler oder heller), nicht, wenn sie dieselbe Farbe aufweisen (Man kann nur von derselben, nicht von der gleichen Eigenschaft sprechen – im Gggs. zu individ. Dingen) Es ist für unseren Begriff einer Eigenschaft konstitutiv, dass er prinzipiell mehren Individuen zukommen kann, Eigenschaften sind allgemein (universell) (selbst wenn es faktisch nur einen Träger geben mag) 12.09.2018
Substanzbegriff-Konzeption: „Hylemorphismus“ Der Grundgedanke der Kategorien in Bezug auf Substanz ist recht einfach (…und plausibel und angemessen) Die Konzeption der Metaphysik weicht von der Konzeption der Kategorien ab Substanzbegriff-Konzeption: „Hylemorphismus“ schwerer zugänglich, schwer verständlich, skizzenhaft kein einheitliches Buch 12.09.2018