Suizidarten bei Jakob Julius David, Abschnitt 2 Jan Budňák

Ein Poet? Biographische, identifikatorische Lesart: Bernauer ist gleich David Lieselotte Pouh, Young Vienna and Psychoanalysis, 2000

Essay „Die Zeitung“ (1906) Band 5 aus der Reihe Die Gesellschaft. Sammlung sozialpsychologischer Monographien, hg. von Martin Buber Essayistische, literatursoziologische Untermauerung der biographischen Lesart von „Ein Poet?“?

Lieselotte Pouh, Young Vienna and Psychoanalysis, 2000

„Eine Moment-Photographie“ Zukunft, hg. von Max. Harden, 1893/3, S. 183-186 Ein Schritt seitwärts vom Biographischen Auch eine „Armer-Pressediener“-Geschichte, aber: Verallgemeinerung (… Melville?, vgl. Lieselotte Pouh 2000) Ironie Problem liegt anderswo! (vgl. „Moment-Photographie“, S. 185) „sonderbare Zerstreutheit“ – „Was dann?“ „Wille zum Schmerz“

Biographische Skizze von Ernestine Lothar Zukunft, hg. von Max. Harden, Band 67, 1909, S. 288-290 „Wille zum Schmerz“, aber auch: Stilisierungen von Schmerz (und Selbstmord) „Dieser Empfänglichkeit fürs Leid, für fremdes wie eigenes, verdanken sich Davids Erzählungen.“ (Krobb, Nachwort zu Verstörte Zeit, 328) Neugiersfrage: Weitere Darstellungen des Suizids bei Jakob Julius David?

„Die Hanna“, in: Die Troika, 1901 Dorfgeschichte Rahmennovelle Florian Petersilka, Hanka Selbstmord: als „weibliche“ Abwehrlösung in künstlerisch-magischer Überhöhung

Schuss in der Nacht, in: Vier Geschichten, 1897 Wien Sozialkritischer Großstadttext – Naturalismus? Moderne Erzählweise Haus als „Lebewesen“ lauter showing, kein telling „automatischer Text“ der weiblichen Hauptfigur Suizid: als „männliche“ Abwehrlösung mit Katharsis

„Das königliche Spiel“, in: Vier Geschichten (1895) Adolf Adolfi, Rumäne und Berufsschachspieler Sein Freund, seine Tochter Suizid: als „weibliche“ Abwehrlösung als Maßstab der sozialen Unverständigkeit

„Das Totenlied“, in: Frühschein „Das Totenlied“, in: Frühschein. Geschichten vom Ausgang des dreißigjährigen Krieges (1896) Geistergeschichte, Schloss Ripan, Böhmen Graf Adrian Oudenweerde, Gräfin Adriana Oudenweerde aus Burgund, junger Graf Totensänger aus dem Norden „Ein Anfall seines jähen Zornes hatte den edlen Herrn ganz unerwartet dahingerafft.“ (354) „Trink, Adrian!“ (360) Selbstmord als: Spektakel (Geister, Schatten!; Ehering, Witwenhaube, „Haar geflochten und gekränzt, wie sie es als Mädchen geliebt“, 377) Vergeltung oder Verlangen?, Folge von Einsamkeit?

„Halluzinationen“, 1906 „unbedingte Wahrheit“, „psychologischer Wert“ Rückschau aus einer der letzten besseren Perioden heraus Suizid kaum angedeutet Phantasien kaum stilisiert

Fazit „Empfänglichkeit fürs Leid, eigenes und fremdes“ Selbstmordmotiv häufig Selbstmord nicht verherrlicht, aber als letzter Ausweg aus moralisch/sozial auswegsloser Situation doch begehbar viele Suizidarten