Thomas Fuhr Pädagogische Hochschule Freiburg

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 Präsentation transkript:

Thomas Fuhr Pädagogische Hochschule Freiburg Wie Jungen Geschlecht konstruieren Vortrag auf der Tagung „Männliche Sozialisation und Gewalt“ Berlin, 29.08.2006 Download unter www.ph-freiburg.de ->Fakultät I ->Institut Erziehungswissenschaft II -> Erwachsenenbildung http://www.ph-freiburg.de/fakultaet-1/ew2/erwachsenenbildung-weiterbildung/forschungprojekte/jungen.html

„Typisches“ Jungenverhalten Jungentypen Konstruktion von Geschlecht Gliederung Forschungsmethoden „Typisches“ Jungenverhalten Jungentypen Konstruktion von Geschlecht Hegemoniale Männlichkeiten Gegen-hegemoniale Diskurse Pädagogische Konsequenzen Literatur – Kontakt - Download

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Klassischer Ansatz der Geschlechterforschung Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Eher älter Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Eher älter Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität Grenzen: - Kann Differenzen innerhalb eines Geschlechts nur durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen erklären - Kann Herstellung von Geschlecht in Interaktionen nicht beschreiben

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Eher älter Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität Grenzen: - Kann Differenzen innerhalb eines Geschlechts nur durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen erklären - Kann Herstellung von Geschlecht in Interaktionen nicht beschreiben Zusammenfassung: Erklärt Geschlechtertypiken durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen mit Hilfe repräsentativer Forschungen

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Eher älter Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität Grenzen: - Kann Differenzen innerhalb eines Geschlechts nur durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen erklären - Kann Herstellung von Geschlecht in Interaktionen nicht beschreiben Zusammenfassung: Erklärt Geschlechtertypiken durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen mit Hilfe repräsentativer Forschungen

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Konstruktivistischer Ansatz Eher älter Eher neuer Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität Grenzen: - Kann Differenzen innerhalb eines Geschlechts nur durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen erklären - Kann Herstellung von Geschlecht in Interaktionen nicht beschreiben Zusammenfassung: Erklärt Geschlechtertypiken durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen mit Hilfe repräsentativer Forschungen

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Konstruktivistischer Ansatz Eher älter Eher neuer Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern - Interaktionen als Praktiken Erzeugung von Geschlecht (doing gender) - Unterschieden zwischen Interaktionen Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität Grenzen: - Kann Differenzen innerhalb eines Geschlechts nur durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen erklären - Kann Herstellung von Geschlecht in Interaktionen nicht beschreiben Zusammenfassung: Erklärt Geschlechtertypiken durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen mit Hilfe repräsentativer Forschungen

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Konstruktivistischer Ansatz Eher älter Eher neuer Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern - Interaktionen als Praktiken Erzeugung von Geschlecht (doing gender) - Unterschieden zwischen Interaktionen Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Beschreibt Praktiken als - Eigenbeteiligung der Subjekte an den Konstruktionen und als Anerkennung der Konstruktionen durch die anderen Beteiligten Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität Grenzen: - Kann Differenzen innerhalb eines Geschlechts nur durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen erklären - Kann Herstellung von Geschlecht in Interaktionen nicht beschreiben Zusammenfassung: Erklärt Geschlechtertypiken durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen mit Hilfe repräsentativer Forschungen

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Konstruktivistischer Ansatz Eher älter Eher neuer Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern - Interaktionen als Praktiken Erzeugung von Geschlecht (doing gender) - Unterschieden zwischen Interaktionen Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Beschreibt Praktiken als - Eigenbeteiligung der Subjekte an den Konstruktionen und als Anerkennung der Konstruktionen durch die anderen Beteiligten Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität - ethnografische Beobachtungen - Gruppendiskussionen - ergänzt durch Interviews Grenzen: - Kann Differenzen innerhalb eines Geschlechts nur durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen erklären - Kann Herstellung von Geschlecht in Interaktionen nicht beschreiben Zusammenfassung: Erklärt Geschlechtertypiken durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen mit Hilfe repräsentativer Forschungen

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Konstruktivistischer Ansatz Eher älter Eher neuer Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern - Interaktionen als Praktiken Erzeugung von Geschlecht (doing gender) - Unterschieden zwischen Interaktionen Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Beschreibt Praktiken als - Eigenbeteiligung der Subjekte an den Konstruktionen und als Anerkennung der Konstruktionen durch die anderen Beteiligten Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität - ethnografische Beobachtungen - Gruppendiskussionen - ergänzt durch Interviews Grenzen: - Kann Differenzen innerhalb eines Geschlechts nur durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen erklären - Kann Herstellung von Geschlecht in Interaktionen nicht beschreiben - Keine quantitativen Aussagen - Forscher legen den Untersuchten eigene Konstruktionen ein Zusammenfassung: Erklärt Geschlechtertypiken durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen mit Hilfe repräsentativer Forschungen

1 Forschungsmethoden Differenztheoretischer Ansatz Konstruktivistischer Ansatz Eher älter Eher neuer Sucht nach - Geschlechtertypiken in Kognitionen und Verhalten - Unterschieden (Differenzen) zwischen den Geschlechtern - Interaktionen als Praktiken Erzeugung von Geschlecht (doing gender) - Unterschieden zwischen Interaktionen Erklärt Differenzen durch - Biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern - Sozialisationsbedingungen Beschreibt Praktiken als - Eigenbeteiligung der Subjekte an den Konstruktionen und als Anerkennung der Konstruktionen durch die anderen Beteiligten Bevorzugte Forschungsmethoden: - Befragungen und Experimente mit Anspruch auf Repräsentativität - ethnografische Beobachtungen - Gruppendiskussionen - ergänzt durch Interviews Grenzen: - Kann Differenzen innerhalb eines Geschlechts nur durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen erklären - Kann Herstellung von Geschlecht in Interaktionen nicht beschreiben - Keine quantitativen Aussagen - Forscher legen den Untersuchten eigene Konstruktionen ein Zusammenfassung: Erklärt Geschlechtertypiken durch unterschiedliche Sozialisationsbedingungen mit Hilfe repräsentativer Forschungen Beschreibt Interaktionen als Eigenleistungen der Subjekte mit Hilfe von Beobachtungen

2 „Typisches“ Jungenverhalten Differenzen zwischen Jungen und Mädchen nach Maccoby: Spielstil Rauere Spiele als M. Mehr Dominanz und Wettstreit Monopolisieren oftmals Raum und Materialien Spielinhalte oft heroische Gestalten Waffen Wettstreit Agression Interessen Beim Fernsehen und Literatur: Sport, Abenteuergeschichten Abwertung von Aktivitäten der Mädchen Sprachverhalten Oft direkte Befehle und Verbote Gehen selten auf Vorschläge anderer ein als M. Kurze Sätze Gruppenbildung Jungen schließen M. stärker aus als diese jene Jungen schließen Jungen, die sich „mädchenhaft“ verhalten, öfter aus als Mädchen andere Mädchen, die sich „jungenhaft“ verhalten (jungenhaft und mädchenhaft def. im obigen Sinn) Jungen, die Geschlechtergrenze überschreiten, erfahren stärkere Statusprobleme als Mädchen Jungengruppen sind größer, stabiler und stärker hierarchisiert als die der M. Jungen zeigen weniger als M. Gespräche darüber, wer der „beste Freund“ ist Zusammenfassung Zwei Kulturen der Kindheit aktive Trennung dieser Kulturen durch Kinder selbst

2 Typisches Jungenverhalten Gewaltbereitschaft (nach Popp) Jungen gewaltbereiter als M. (Selbsteinschätzung; Einstellung zu Gewalt als Mittel der Konfliktbearbeitung) Gewaltbereitschaft zum Teil durch peer group positiv sanktioniert; Gewaltvermeidung zum Teil negativ sanktioniert Schulische (Lehrer-Schüler-Beziehung) und familiale Faktoren (Erziehungsklima) klären nur geringen Teil der Varianz auf. Dennoch: Akzeptierende Haltung und Verschwiegenheit der Lehrer sind gewaltmindernd, rigide Anwendung von Macht gewaltfördernd.

2 „Typisches“ Jungenverhalten Grenzen dieser Forschung Viele Studien an kleiner Probandenzahl durchgeführt Viele Ergebnisse widersprüchlich Auch bei signifikanten Unterschieden zwischen den Geschlechtern große Differenzen innerhalb der Geschlechter Merkmal Ausprägung

Männertypen Jungentypen n. Zulehner/Volz: traditionelle, pragmatische, unsichere, neue n. Meuser: traditionelle, prekäre, männerbewegte, pragmatische (nicht repräsentativ) Jungentypen Keine entsprechende Forschung zu Jungentypen vorhanden In konstruktivistischer Forschung oftmals Unterscheidung in: hegemoniale Jungen vs. „Andere“ („Others“)

4 Konstruktion von Geschlecht a. Hegemoniale Männlichkeiten (in Anlehnung an Connell; vgl. auch Fuhr 2006) Kulturell dominant: normatives Muster; Macht gegenüber Frauen und Männern Verschiedene Formen möglich: Machohafter Motorradfahrer, Mann von „Vernunft“ Nur wenige Männer können einem dieser Muster vollständig entsprechen Subjektiv und sozial gelebt Situational differenziert (d.h. nicht notwendig festes Merkmal einer Person) Oftmals unsicher Änderungen im Lebenslauf möglich

4 Konstruktion von Geschlecht Zentrale Dimensionen männlicher Orientierung (nach Jösting): Sport Technik Heterosexualität Arbeit und Erwerbstätigkeit (hierzu auch Pech) Bsp. Sport 1018 Paul: Also man soll sportlich sein, auf jeden Fall. 1019 Tobias: Ja. 1020 Felix: Ja: 1021 Lukas: Ja (FR 01, 1018-1021) Für eine detailliertere Interpretation dieser und anderer Sequenzen aus der Gruppendiskussion FR 01 zum Thema Sport vgl. Michalek 2006.

4 Konstruktion von Geschlecht 1040 I: Seid ihr eigentlich sportlich? 1041 Mehrere Jungen: Ja 1042 Tobias: Ich hab schon früh (ange) 1043 Lukas: Wir beide auf jeden Fall. [ZEIGT AUF SICH UND FELIX] 1044 Felix: Ja: un der da [ZEIGT AUF DEN LEEREN PLATZ NEBEN SICH - MEINT EVTL. JOSCHA, DER NICHT ERSCHIENEN IST] 1045 Tobias: Ich hab vier Sportarten. 1046 Lukas: Un der hier auch 1047 Paul: Ich auch. 1048 Tobias: Ich hab ich will jetzt noch n paar Sachen anfangen. 1049 I: Mhm 1050 Tobias: Ich will noch Leichtathletik und Schwimmtraining anfangen. 1051 I: Mhm 10521 Tobias: Un dann hab ich sechs Sachen an Sport. 1053 Paul: Ich hab vier und bleibt auch so. 1054 I: Du hast ne vier 1055 Paul: Ja. Fechten 1056 Felix: Ich hab: 1057 Paul: Judo Tennis 1058 I: Ach du hast vier Sport

4 Konstruktion von Geschlecht 1959 Paul: Un ähm 1060 Tobias: Ich hab auch vier un ich will noch zwei dazu machen *2* 1061 Lukas: (I) ich hab vielleicht ich meld mich vielleicht noch beim Tennis. Ich spiele Fußball, 1062 Felix: Ich auch 1063 Lukas: Kinderturnen un Breakdance, 1064 Tobias: Bist du im Breakdance? 1065 Lukas: @Ja@ *2* und *1* geh vielleicht noch in in Rollschuhtennis. 1066 Tobias: @Ich war@ mal im Rollschuhtennis. 1067 Felix: Ich spiel Fußball un Tennis. 1068 Tobias: Ist nichts Gescheites sag ich dir. 1069 Felix: Mhm 1070 Paul: Ja Mädchensport ganz klar 1071 Felix: Mhm 1072 Tobias: Ja. Un Paarlauf un die Röcke fliegen dann immer so 1073 Felix: Ballett üäh: 1074 Paul: He Feli was is der brutalste Sport? 1075 I: Was meint ihr denn wer 1076 Felix: Fußball. 1077 Paul: Ich weiß da wird geschossen und geköpft 1078 Tobias: Geschossen und geköpft 1079 Felix: Und gestreckt. (FR 01, 1040-1079)[1]

4 Konstruktion von Geschlecht Ein weiteres Beispiel aus Australien (Football meint hier American Football) Adam: I’m a really good footballer. Justin: I’m a good footballer. I can kick 50 metres. Adam: Get real. Justin: I am, I’m the best footballer in the class. Jack: I’m a good footballer … Interviewerin: Why do you like football? Adam: I know why, ‘cos I can bash de shit out of people … well, another thing is football, it’s really good an’ it’s a man’s sport and it’s somethin’ ta play and get muddy and come into de classroom and ya sweatin’ like hell and yeah, boys like dat sorta stuff. (Keddie, S. 292)

4 Konstruktion von Geschlecht Sport als internes Zeichen für Maskulinität Allgemein gilt: Jungen (u. Mädchen) kommunizieren Konzepte des Jungenseins (Swain: „markers of difference“) d.h. Junge muss das „richtige Wissen“ (Swain) haben (z.B. richtige Musik hören, nicht dick sein, richtigen Gang haben, richtige Schuhe tragen, richtige Computerspiele spielen, richtige Fernsehsendungen schauen, Zeichen der Stärke geben, richtige Worte kennen, nicht beleidigt sein, sich beim Umziehen nicht schämen u.a.) Abgrenzung zu Mädchen „anderen“ Jungen („Others“) d.h. Herstellung eines hegemonialen Konzeptes der Maskulinität (hier durch Unterscheidung zwischen richtigem Jungensport und Mädchensport) Damit Ausgrenzung und bullying der „Anderen“ Die anderen als Konstruktion (d.h. sie Etikettierung muss nicht die Wirklichkeit genau abbilden)

4 Konstruktion von Geschlecht b. Gegen-hegemoniale Diskurse Unsere Untersuchungen (n. Michalek): Gruppe FR 01: Sport steht für Ruhm, Reichtum, Ansehen, Heldentum, Besitz Gruppe typisiert dichotom zwischen Jungen und Mädchen: Jungen sind überlegen, Mädchen und andere Jungen werden untergeordnet Gruppe FR 02: Sport steht für Spaß, Bewegung, Beteiligung Gruppe typisiert nicht eindeutig zwischen Jungen und Mädchen; Jungen sollen sich gegenüber Mädchen „richtig“ verhalten (sie nicht schlagen etc.) Je nach Studie sind bis zu zwei Drittel der Jungen „Andere“ (beachten: Anders-Sein ist nicht notwendig eine personale Eigenschaft, sondern u.U. situationale Konstruktion) Subordination ist kompensierbar

4 Konstruktion von Geschlecht Beispiele für gegen-hegemoniale Diskurse (nach Renold) Bsp. 1: Jungen am Computer Bsp. 2: Simon und andere zu Musik Simon: The school isn‘t free anymore now that we‘ve got, erm, those Year 6s, like Sean. ... Simon: Well, it‘s just that you can‘t say what you used to be able to say, like, erm, like go up to someone like Ryan and go „Oh I like Michal Jackson how about your? And he‘d go „Michael Jackson? [laughing sarcastically] I like Guns and Roses better than ... And blah blah blah Toby: You can‘t like any of the soft music coz‘ they... Simon: Coz‘ they think they‘re big, the think they‘re big and they can control other people Toby: The girls like the music we like. Jay: And just because they‘re girls and we‘re boys doesn‘t make us any different ... It‘s not fair on us. Just because we‘re not girls, the we can‘t like it. Simon: Like me and Toby likes Whitney Houston. There‘s nothing wrong with that and some of the girls do but Ryan and that don‘t pick on the girls. E. Renold: For liking Whitney Houston. Simon: Yeah, because there‘s there‘s no law in anything that boys can‘t like Whitney Houston (Renold 2004, S. 258) Räume für Simon und andere: Schulgarten, Schulklasse (während Pause). Der Schulhof ist geteilt in Fußballfeld und regulären Hof, abseits davon der Schulgarten.

5 Pädagogische Konsequenzen „... lässt sich konstatieren, dass der Einfluss der Erwachsenen an der Schule zumeist in Richtung einer Abschwächung der Geschlechtertrennung zielt.“ (Breidenstein/ Kelle, S. 48) Aber Breidenstein/ Kelle und Budde beschreiben vielfältige Formen der „Dramatisierung von Geschlecht“ (Budde) durch Lehrer(innen): Drannehmen, Aufteilen von Gruppen, anbiedernde Witze u.a. Keddie: Lehrer(innen) sehen maskulinistisches Verhalten oftmals als entwicklungsgemäß an. Maxime dieser Lehrer(innen): minimale Intervention Dagegen Keddie: maskulinistisches Verhalten soll problematisiert werden. Bevorzugte Methode: Gruppengespräche außerhalb des Unterrichts in so frühem Alter wie möglich Mögliches Vorgehen (n. Renold, S. 262): Mit Jungen darüber sprechen, welche Maskulinitäten sie wünschenswert finden und warum Mit den Jungen die Probleme erkunden, die mit verschiedenen Formen von Maskulinität verbunden sind Situationen herausarbeiten, bei denen Jungen Formen von Maskulinität wählen können und die Effekte dieser Wahlen thematisieren

5 Pädagogische Konsequenzen Im Weiteren können Institutionen systematisch erforschen/ beobachten, welche dominanten Formen und Bilder von Maskulinität und Feminität sie leben. Zwei Handlungsoptionen: - Möglichkeiten zur offiziellen Konstruktion von Männlichkeit geben (eigene Räume, Mädchentag-Jungentag, Waffen im Kindergarten erlauben etc.) - Möglichkeiten zur Konstruktion nicht-hegemonialer, Kompetenzen erweiternder Männlichkeiten geben (Etwa in Kita: Massage für Jungen; Auflösung geschlechtsspezifischer Angebote wie Bauecken, Basteln von Weihnachtssternen, männliche Kleidung in Rollenspielbereich etc.) Keine „One Size fits all“-Ansätze von Erwachsenen, sondern in Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen

Literatur Breidenstein, Georg; Kelle, Helga (1998): Geschlechteralltag in der Schulklasse. Ethnographische Studien zur Gleichaltrigenkultur. Weinheim: Juventa-Verlag. Budde, Jürgen (2005). Männlichkeit und gymnasialer Alltag. Doing Gender im heutigen Bildungssystem. Bielefeld: transcript. Connell, Robert William (1999): Der gemachte Mann. Konstruktion und Krise von Männlichkeiten. Opladen: Leske + Budrich. Fuhr, Thomas (2006): Interaktionsformen der Jungen. In: Schultheis, Klaudia; Strobel-Eisele, Gabriele; Fuhr, Thomas (Hg.): Kinder Geschlecht männlich. Pädagogische Jungenforschung. Stuttgart: Kohlhammer, S. 129–150. Jösting, Sabine (2005): Jungenfreundschaften. Zur Konstruktion von Männlichkeit in der Adoleszenz. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. Keddie, Amanda (2003): Little Boys: tomorrow's macho lads. In: Discourse: studies in the cultural politics of education, Jg. 24, Nr. 3, S. 289–306. Maccoby, Eleanor Emmons (2000): Psychologie der Geschlechter. Sexuelle Identität in den verschiedenen Lebensphasen. Stuttgart: Klett-Cotta. Meuser, Michael: Männliche Sozialisation und Gewalt. Online verfügbar unter http://www.senbjs.berlin.de/jugend/landeskommission_berlin_gegen_gewalt/veroeffentlichungen/berliner_forum_gewaltpraevention_24/08_bfg_24_meuserfor.pdf, zuletzt geprüft am 11.08.2006. Meuser, Michael (1998): Geschlecht und Männlichkeit. Soziologische Theorie und kulturelle Deutungsmuster. Opladen: Leske + Budrich. Michalek, Ruth (2006, i.Dr.): "Also, wir Jungs sind ...". Geschlechtervorstellungen von Grundschülern in Gruppendiskussionen. Münster: Waxmann. Pech, Detlef (2002): "Neue Männer" und Gewalt. Gewaltfacetten in reflexiven männlichen Selbstbeschreibungen. Opladen: Leske + Budrich. Popp, Ulrike (2002): Geschlechtersozialisation und schulische Gewalt. Geschlechtstypische Ausdrucksformen und konflikthafte Interaktionen von Schülerinnen und Schülern. Weinheim: Juventa-Verl.. Renold, Emma (2004): "Other" boys: negotiating non-hegemonic masculinities in the primary school. In: Gender and Education, Jg. 16, Nr. 2, S. 247–266. Swain, Jon (2003): Needing to be "in the know": strategies of subordination uses by 10-11-year-old schoolboys. In: International Journal of Inclusive Education, Jg. 7, Nr. 4, S. 305–324. Zulehner, Paul M.; Volz, Rainer (1999): Männer im Aufbruch. Wie Deutschlands Männer sich selbst und wie Frauen sie sehen ; ein Forschungsbericht. Herausgegeben von Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland. Ostfildern: Schwabenverlag.

E-Mail: fuhr@ph-freiburg.de  Kontakt E-Mail: fuhr@ph-freiburg.de  Download: www.ph-freiburg.de -> Fakultät I -> Institut Erziehungswissenschaft II -> Erwachsenenbildung http://www.ph-freiburg.de/ fakultaet-1/ew2/ erwachsenenbildung-weiterbildung/ forschungprojekte/jungen.html