Dr. Birgit Behrensen, Universität Osnabrück Arbeitsgruppe 4 Gewaltprävention und Familie: Wechselwirkungen und Unterstützungsansätze.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Internationale Verpflichtungen und die Rolle des Bundes bei der Bekämpfung Häuslicher Gewalt Sylvie Durrer.
Advertisements

Rechtsextremismus und Einwanderung
Sag Nein zur Gewalt gegen Frauen
Von Christoph Drobnitza und Andreas Lenzen
„Wenn sie so wären wie wir……“
M O B B I N G in der Schule Informationen zum Mobbing
Familienbildung türkischer Migranten – Analyse von Lebensverläufen Gert Hullen Jahrestagung der DGD, Nürnberg, März 2009.
der Wissenschaftlichen Jahrestagung
Mobbing Eine Präsentation von Sarina Koß, Sarah Langela, Christian Pallmann und Timo Erlenbruch.
Sexueller MISSBRAUCH an Kindern Ich habe Angst, dass mir die Anderen nicht glauben würden aber trotzem fühle ich das Bedürfnis, das jemendem zu erzählen.
Stalking bei Sorgerechtsstreitigkeiten
Oldenburger Jugendbefragung 2008
Die Familie Vokab.
"Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss" – Über (schulische) Erziehung Referenten: Björn Anton: Andy Caspar Michael.
Von Ina Wulfkuhle, Katja Liebmann und Björn Kaiser
Bindung und die Entwicklung des Selbst
„Schule als Lebensraum – ohne Mobbing!“
SEXUALITAET IN DEUTSCHLAND
Stalking bei Sorgerechtsstreitigkeiten1 Hans-Georg W. Voß
Frühe Hilfen für Kinder als (Mit-)Betroffene häuslicher Gewalt
7. Fachforum Frauenhausarbeit Dezember 2008 / Erkner
Kinderaugen sollen leuchten. Nicht weinen.. Gewalt ist gegenwärtig. Gewalt ist überall. Sie kann jeden treffen und betreffen. Erwachsene. Jugendliche.
„Männlich“, „weiblich“……: Geschlechterrollen in Bilderbüchern
Der gesetzliche Kinderschutzauftrag
Weibliche Gefangene Schadensminderung im Justizvollzug Zusatzmodul:
Die präventive Psychomotorik nach Bernard Aucouturier
Deutschland: Mehr Singles als Familien! Bedeutungszusammenhänge für Vereinskultur und Ehrenamt Arbeitsgruppe 4 Impulsreferat:Prof. Dr. Manfred Wegner,
Martina Rauchfuß Charité -Universitätsmedizin Berlin
Neue Nachbarn! Seit vergangenem Monat haben wir neue Nachbarn, es sind liebe und barmherzige Menschen......da ich gerade einen neuen Fotoapparat gekauft.
Kinder schützen – Kinder fördern
Häusliche Gewalt.
Warum ist Vereinbarkeit ein Thema?
MEINE FAMILIE.
Die Macht der Vorurteile über Mann und Frau
>waltan< = das spezifische Merkmal eines Herrschenden
Mobbing mit neuen Medien Fakultät für Psychologie
Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen als Chance für die ganze Familie Bundesverband e.V, Mai 2007 Anna Hoffmann-Krupatz An der stationären Vorsorge-
Psychotherapie bei MS P. Calabrese.
Selbsttötung ist kein Freitod
Sexualisierte Gewalt an Mädchen und Frauen – Erfahrungen, Erfolge und Herausforderungen aus einer feministisch-parteilich arbeitenden Beratungsstelle Elisabeth.
Gemeinsam gegen Gewalt
Informationsabend „Cybermobbing“ Städt. Gymnasium Bergkamen
Deutschland ist nicht mehr, was es mal war Viele Jahre wurde über den demografischen Wandel in Deutschland gesprochen. Das, worüber diskutiert.
Gewalt an Schulen Teil 2.
Auslösung von Gewalt und Angstzustand
Konfliktlösung durch Konfrontation
Borderline –Persönlichkeitsstörung
Fachdienst Jugend und Familie
Hallo. Ich heiße Auguste. Das ist meine Familie.
Psychische Gesundheit Schwerpunkt Mobbing
Schülerrat, Streitschlichter und Gewaltprävention
Umfrageergebnisse der Eltern der Klassen 5. Ist dies ihr erstes Kind an der RS?
Gleichstark e.V. - Projekt Männerhaus-Harz
110. Dt. Ärztetag, , Münster Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendmedizin e. V. Prof. Dr. med. Dr. h. c. Dietrich Niethammer, Generalsekretär.
Modul für Mitarbeitende in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen (Ehren-und Hauptamtlich) Ev. Bildungswerk, CHH 2012 Grundlagenwissen Sexualisierte Gewalt.
Grundkonzept: Unbewusstes
Tobias D. Vladan G. Tim H. & Marco H.. Bereiche  Physische Schäden  Psychische Schäden  Psychosomatische Reaktionen  Sonstige Reaktionen.
Gesundheitliche Folgen von h ä uslicher Gewalt. Was interessiert wen? Beispiel ÄrztInnen  22% aller Frauen erleiden im Laufe ihres Lebens Gewalt in einer.
Seite Fallstricke: Stereotype und schulische Leistungen Aus- und Fortbildungsmodule zur Sprachvariation im urbanen.
Mobbing in der Schule und im Internet. Was ist Mobbing? Die Demütigung können in Form körperlicher Gewalt, aber auch mit psychischen Mitteln geschehen.
Das Strafantragsverhalten der Opfer häuslicher Gewalt.
Arbeitsgruppe Kindesschutz Ein Kooperationsprojekt des Kinderkrankenhauses auf der Bult der Medizinischen Hochschule der niedergelassnen Kinderärzte der.
Zentrum für Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche Statistik 2015.
Entwicklung einer offenen Austauschplattform "GenderMedWiki"
Geschlecht und Gewalt. Ein Überblick
Meine Familie.
DIE FAMILIE.
Meine Familie ich Eltern Mutter Vater Hier ist meine Familie. Bruder
Meine Familie 2 ich Eltern Mutter Vater Hier ist meine Familie. Bruder
 Präsentation transkript:

Dr. Birgit Behrensen, Universität Osnabrück Arbeitsgruppe 4 Gewaltprävention und Familie: Wechselwirkungen und Unterstützungsansätze

WHO-Definition von Gewalt “Der absichtliche Gebrauch von angedrohtem oder tatsächlichem körperlichen Zwang oder psychischer Macht gegen die eigene oder eine andere Person, gegen eine Gruppe oder Gemeinschaft, der entweder konkret oder mit hoher Wahrscheinlichkeit zu Verletzungen, Tod, psychischen Schäden, Fehlentwicklungen oder Deprivation führt.“ (Quelle: WHO Global Consultation on Violence and Health (1996): Violence: a public healht priority. Geneva.)

Kategorien von Gewalt Gegen sich selbst gerichtete Gewalt =Selbsttötung oder Selbstverletzung Interpersonale Gewalt= durch Familienangehörige oder außerhalb Kollektive Gewalt = ökonomisch, politisch oder sozial

Einzelne Gewaltfelder interpersonaler Gewalt, die u. U Einzelne Gewaltfelder interpersonaler Gewalt, die u. U. miteinander verflochten sind Gewalt gegen PartnerInnen Gewalt gegen Kinder Gewalt von Jugendlichen u. Kindern Gewalt gegen Ältere im häuslichen Bereich

Einige Befunde zu Gewalt gegen Frauen aus „Prävalenzstudie“ (basierend auf über 10.000 Interviews zum Erleben von Gewalt ab 16. Lebensjahr) 40% haben insgesamt körperliche oder sexuelle Gewalt oder beides erlebt Sexuelle Belästigung = 58 % Psychische Gewalt = 42 % 25 % haben körperliche oder sexuelle Gewalt oder beides innerhalb aktueller oder früherer Paarbeziehungen erlebt, davon 2/3 mehr als einmal Migrantinnen und Flüchtlinge = leicht höhere Werte bei Fremd- und bekannten Tätern, insbesondere durch unsicheren Aufenthaltstatus gesteigert

„Prävalenzstudie“: Zusammenhang Partnergewalt und Kinder 20% der Frauen in gewaltbelastenden Partnerschaften haben Geburt des Kindes als Auslöser erlebt, Weitere 10% nannten die Schwangerschaft, Über 50% hatten zu dieser Zeit mit Kindern zusammen gelebt.

„Prävalenzstudie“: Mitbetroffenheit der Kinder Miterleben der Gewaltausbrüche (nach Aussage der Mütter): 57 % angehört, 50 % angesehen, 21 % in Auseinandersetzungen hinein geraten, 10 % in Folge selbst körperlich angegriffen, 25 % versuchten die Mutter zu verteidigen, 2 % auf Seiten der Männer.

Körperliche Gewalt gegen Kinder (diverse Studien) Mehr als 1/4 aller Kinder in Deutschland erleidet schwere Züchtigung oder Misshandlung (Dunkelfelduntersuchung), Etwa 1/5 wird in Deutschland mit einer Tracht Prügel oder ähnlichem erzogen, Weit verbreitet: leichte körperliche Bestrafung, Väter ebenso häufig wie Mütter Täter (durch alle Schweregrade hindurch).

Sexuelle Gewalt gegen Kinder Geschätzt: 300 000 Übergriffe pro Jahr in Deutschland, Orte: Mädchen vorwiegend in der Familie, Jungen eher im näheren Bekanntenkreis, In 90% der Fälle sind Täter männlichen Geschlechts: 53% Väter, 16% Stiefväter u.ä., 6% ältere Brüder, 5% Onkel, 3% Großväter, 10% Nachbarn oder Freunde, 6% Lehrer/Erzieher/Ärzte, 1% eher Unbekannte.

SchülerInnen als GewalttäterInnen (Fuchs et al. 2005) Häufig: Verbale Gewalt (Beschimpfen, Beleidigen) Ca 5% in harten körperlichen Auseinandersetzungen involviert, Körperliche Jugendgewalt eher ein männliches Phänomen (Verbreitung, Intensität), Gewalt häufiger an Haupt-, Förder- und Berufsschulen als an Gymnasien oder Realschulen (analoge Befunde zum Erleben von körperlicher Gewalt im Elternhaus).

Einflussfaktoren für aktives Gewalthandeln von Jugendlichen Direkter Effekt: Erleben von Familiengewalt Elterngewalt in der Kindheit, beobachte Gewalt von einem Elternteil gegen das andere, Indirekter Effekt: Subjektive Norm der Eltern, Direkter Effekt: Subjektive Norm der Peergroup.

3 Typen von Gewaltprävention Primärprävention = Änsätze (weit) vor Auftreten von Gewalt, Sekundärprävention = Ansätze der direkten Reaktionen auf Gewalt, Tertiärprävention = Ansätze der Langzeitbetreuung nach Gewalterfahrung.

Fragen im Zusammenhang mit den im Folgenden ausgewählten Änsätzen der Gewaltprävention: Welche Familienkompetenzen werden hier angesprochen oder gestärkt oder vemisst? Was sind Ihre Erfahrungen zur Wirksamkeit, gerade im Hinblick auf die Rolle der Familie?

Verbesserung der Bildungschancen zur Erreichung höherer Schulabschlüsse zur Erreichung qualifizierter Berufsabschlüsse, Frühförderprogramme zur Erlangung besserer schulischer Leistungen, ……

Spezielle Bildungsprogramme zur gezielten Aufklärung von Gewaltdynamiken, zum Abbau Gewalt legitimierender Männlichkeitsnormen, ……

Soziale Entwicklungsprogramme Trainingsprogramme zur Verhinderung von Mobbing, Trainingsprogramme zur Steigerung sozialer Beziehungskompetenzen, Trainingsprogramme zur Verbesserung der Sozialkompetenzen, ……

Erlernen der Elternrolle Programme zur Verbesserung der Gefühlsbindung zwischen Eltern und Kindern, Programme zum Erlernen konsequenten Erziehungsverhaltens, Programme zum Erlernen von Selbstbeherrschung in der Erziehung, ……

Auf die Gemeinschaft bezogene Anstrengungen Aufklärungskampagnen in den Medien, Außerschulische Beschäftigung, Bürgernahe Polizeiarbeit ……