Rainer Maria Rilke (1875-1926).

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 Präsentation transkript:

Rainer Maria Rilke (1875-1926)

Die Gazelle / Gazella dorcas (1907) 1 Verzauberte: wie kann der Einklang zweier 2 erwählter Worte je den Reim erreichen, 3 der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen. 4 Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier, 5 und alles Deine geht schon im Vergleich 6 durch Liebeslieder, deren Worte, weich 7 wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest, 8 sich auf die Augen legen, die er schließt: 9 um dich zu sehen: hingetragen, als 10 wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen 11 und schösse nur nicht ab, solang der Hals 12 das Haupt ins Horchen hält: wie wenn beim Baden 13 im Wald die Badende sich unterbricht: 14 den Waldsee im gewendeten Gesicht.

a b c c c d c d e d c c e d d e e e d e („Shakespeare-Sonett)

Die Gazelle / Gazella dorcas (1907) 1 Die Gazelle / Gazella dorcas (1907) 1 Verzauberte: wie kann der Einklang zweier a 2 erwählter Worte je den Reim erreichen, b 3 der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen. b 4 Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier, a 5 und alles Deine geht schon im Vergleich c 6 durch Liebeslieder, deren Worte, weich c 7 wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest, d 8 sich auf die Augen legen, die er schließt: d 9 um dich zu sehen: hingetragen, als e 10 wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen f 11 und schösse nur nicht ab, solang der Hals e 12 das Haupt ins Horchen hält: wie wenn beim Baden f 13 im Wald die Badende sich unterbricht: g 14 den Waldsee im gewendeten Gesicht. g abba – cc – dd – efef – gg

Kurt Oppert, 1926: „Dinggedicht“

Im Jardin des Plantes, Paris Der Panther Im Jardin des Plantes, Paris Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd geworden, daß er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille – und hört im Herzen auf zu sein.

Gestern war ich übrigens den ganzen Vormittag im Jardin des Plantes, vor den Gazellen. Gazella Dorcas, Linné. Es sind zwei da und noch eine einzelne. Sie lagen ein paar Schritte voneinander, wiederkäuend, ruhend, schauend. Wie Frauen aus Bildern schauen, so schauen sie aus etwas heraus mit einer lautlosen, endgültigen Wendung. Und als ein Pferd wieherte, horchte die eine, und ich sah das Strahlen aus Ohren und Hörnern um ihr schlankes Haupt. […] Ich sah nur die eine einen Augenblick aufstehen, sie legte sich gleich wieder hin; aber ich sah, während sie sich streckten und prüften, die prachtvolle Arbeit dieser Läufe: (wie Gewehre sind sie, aus denen Sprünge geschossen werden.) Ich konnte gar nicht fortgehen, so schön waren sie, und ganz wie ich vor Deiner zarten Photographie fühlte: als ob sie eben erst in diese Gestalt verwandelt worden wären. Brief an Clara Rilke-Westhoff vom 13.6.1907

Carl von Linné, 1758: Capra dorkas (δορκας)

Ghasel

Nikolaus Lenau: Ghasel (1821/22) Du, schöne Stunde, warst mir hold, so hold, wie keine noch, Ich seh dein Angesicht erglühn im Rosenscheine noch; So sah den Engel Gottes einst mit Wangen freudenrot Im Paradiese lächelnd nahn der Mensch, der reine noch. Du kamst mit ihr und flohst mit ihr, und seit ich euch verlor, Versehnt ich manchen trüben Tag in jenem Haine noch Und fragte klagend mein Geschick: „Bewahrst in deinem Schatz So holde Stunde du für mich nicht eine, eine noch?“ Dort mocht ich lauschen spät und früh: wohl flüsterts im Gezweig, Doch immer schweigt noch mein Geschick – ich lausch und weine noch.

Apollostatue mit Kithara (κιθάρα) Pergamonmuseum, Berlin

Jacob Auer, Apollo und Daphne (um 1680)

Früher Apollo Wie manches Mal durch das noch unbelaubte Gezweig ein Morgen durchsieht, der schon ganz im Frühling ist: so ist in seinem Haupte nichts, was verhindern könnte, das der Glanz aller Gedichte uns fast tödlich träfe; denn noch kein Schatten ist in seinem Schaun, zu kühl für Lorbeer sind noch seine Schläfe, und später erst wird aus den Augenbraun hochstämmig sich der Rosengarten heben, aus welchem Blätter, einzeln, ausgelöst hintreiben werden auf des Mundes Beben, der jetzt noch still ist, niegebraucht und blinkend und nur mit seinem Lächeln etwas trinkend, als würde ihm sein Singen eingeflößt. (1906)

Die Gazelle / Gazella dorcas (1907) 1 Verzauberte: wie kann der Einklang zweier 2 erwählter Worte je den Reim erreichen, 3 der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen. 4 Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier, 5 und alles Deine geht schon im Vergleich 6 durch Liebeslieder, deren Worte, weich 7 wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest, 8 sich auf die Augen legen, die er schließt: 9 um dich zu sehen: hingetragen, als 10 wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen 11 und schösse nur nicht ab, solang der Hals 12 das Haupt ins Horchen hält: wie wenn beim Baden 13 im Wald die Badende sich unterbricht: 14 den Waldsee im gewendeten Gesicht.

Alfred Brehm, „Thierleben“ (1877): „Man sieht die Dorkasgazelle nicht so leicht, als man glauben möchte: Die Gleichförmigkeit ihres Kleids mit der vorherrschenden Bodenfärbung erschwert ihr Auffinden stark. Schon auf eine Achtelmeile hin entschwindet sie unserem schwächlichen Gesichte. [...] Ihr Lauf ist ausserordentlich leicht; sie scheint kaum den Boden zu berühren.“

Die Gazelle / Gazella dorcas (1907) 1 Verzauberte: wie kann der Einklang zweier 2 erwählter Worte je den Reim erreichen, 3 der in dir kommt und geht, wie auf ein Zeichen. 4 Aus deiner Stirne steigen Laub und Leier, 5 und alles Deine geht schon im Vergleich 6 durch Liebeslieder, deren Worte, weich 7 wie Rosenblätter, dem, der nicht mehr liest, 8 sich auf die Augen legen, die er schließt: 9 um dich zu sehen: hingetragen, als 10 wäre mit Sprüngen jeder Lauf geladen 11 und schösse nur nicht ab, solang der Hals 12 das Haupt ins Horchen hält: wie wenn beim Baden 13 im Wald die Badende sich unterbricht: 14 den Waldsee im gewendeten Gesicht.

[…] sobald er betrat die von Quellen betauete Grotte, Schlugen die Nymphen bestürzt bei des Mannes erschreckendem Anblick Nackt, wie sie waren, die Brust und füllten mit plötzlichem Schreien Rings den heiligen Hain und schützten, gedrängt um Diana, Sie mit dem eigenen Leib. Doch höher als sie ist die Göttin Selber und überragt bis zum Halse die anderen alle. Wie in glühendem Rot, wenn die Sonne genüber es anstrahlt, Pfleget zu stehn das Gewölk, wie im Purpurschimmer Aurora: Also erglüht das Gesicht der entkleidet geschauten Diana. War sie auch von der Schar der begleitenden Nymphen umgeben, Stand sie doch schräg auf die Seite geneigt, nach hinten das Antlitz Beugend, und wie sie zur Hand gern hätte gehabt die Geschosse, Schöpfte sie Flut, die sie hatte zur Hand, und goss sie dem Mann Über das Haupt, und das Haar ihm bespritzend mit rächenden Wellen Sprach sie die Worte dazu, Vorboten des nahen Verderbens: „Magst du es jetzt kund tun, dass ohne Gewand du mich schautest, Wenn du es kund tun kannst“. Nicht Weiteres drohend verleiht sie Seinem begossenen Haupt das Geweih zählebenden Hirsches, Und gibt Länge dem Hals und spitzt ihm oben die Ohren, Und mit Füßen vertauscht sie die Hände, die Arme mit langen Beinen, und überzieht mit fleckigem Felle den Körper. Furcht auch ist ihm verliehn. (Ovid, Metamorphosen III,177-198)

Antoine Watteau, Diane au bain (1721)

Giuseppe Cesari, Aktäon überrascht Diana (1603-06)

Rembrandt, Susanna und die beiden Alten (1636)

Paul Cézanne, Badende Frauen (1880)

Archaischer Torso Apollos (1908) Wir kannten nicht sein unerhörtes Haupt, darin die Augenäpfel reiften. Aber sein Torso glüht noch wie ein Kandelaber, in dem sein Schauen, nur zurückgeschraubt, sich hält und glänzt. Sonst könnte nicht der Bug der Brust dich blenden, und im leisen Drehen der Lenden könnte nicht ein Lächeln gehen zu jener Mitte, die die Zeugung trug. Sonst stünde dieser Stein entstellt und kurz unter der Schultern durchsichtigem Sturz und flimmerte nicht so wie Raubtierfelle; und bräche nicht aus allen seinen Rändern aus wie ein Stern: denn da ist keine Stelle, die dich nicht sieht. Du mußt dein Leben ändern.

Frühklassischer Jünglingstorso Louvre, Paris

Frühklassischer Jünglingstorso Louvre, Paris