Vom richtigen Maß Was man zur Kenntnis nehmen muss

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 Präsentation transkript:

Vom richtigen Maß Was man zur Kenntnis nehmen muss Prof. Dr. Harald Lesch Sternwarte der LMU München & Hochschule für Philosophie (SJ)

Von 1880 bis 2012 ist die bodennahe Lufttemperatur um 0,85 (0,65-1,06) °C angestiegen Die Gebirgsgletscher und das Grönland-Eis sind seit 1971 bzw. 1992 verstärkt zurückgegangen. Die Ozeanerwärmung hält an. Die global gemittelte Meeresspiegelhöhe ist von 1901 bis 2010 um 19 (±2) cm angestiegen. Seit ca. 1970 haben sich die Landgebiete deutlich rascher erwärmt als der Ozean (SST). Parallel dazu Zeit hat sich der Wärmegehalt im oberen Ozean (0-700 m) erhöht. An der at-mosphär. Erwärmung nimmt die gesamte Troposphäre teil.

Kernaussagen Das arktische Meereis hat seit ca. 1970 hinsichtlich des Sommer-Minimums (September) um 9-14% pro Dekade abgenommen.

Kernaussagen Im Vergleich mit den letzten ca. 1000 Jahren ist der jüngste Temperatur-anstieg ein neuartiger Effekt. Modelle weisen auf eine domi-nante Rolle der Treib-hausgase hin.

Kernaussagen 1958-2011 Mauna Loa South Pole Die globale CO2-Emission (fossile Energieträger, Zement-produktion) hat 2011 → 9,5 (8,7-10,3) GtC (35 GtCO2, 54 % über dem 1990-Niveau) erreicht, die atmosphär. CO2-Konzentration 391 ppm (CH4 1,803 ppm, N2O 324 ppb).

Kernaussagen Seit 1750 dominiert der Strahlungs-antrieb durch Treibhaus-gase (positiv) und sekundär durch Aero-sole (negativ) immer mehr. Natürliche Vorgänge (z.B. Sonnenaktivi-tät) spielen (langfristig) eine unter-geordnete Rolle.

Atm CO2 Land Use Change Mil0001 control Land-use change induced transfer of C from the land biosphere to the ocean and the atmosphere: best guess land-use change run: 7.5 PgC (3.5 ppm) in the period 800-1750 (PhD Thesis Julia Pongratz, MPI-M) 8

Kernaussagen „Der menschliche Einfluss ist mit extrem hoher Wahr-scheinlichkeit* die domi-nante Ursache der beo-bachteten [globalen und bodennahen] Erwärmung seit der Mitte des 20. Jahr-hunderts.“ * > 95% All forcing Natural forcing only Die dem weitgehend anthopoge-nen Langfristtrend überlagerten relativ kurzfristigen natürlichen Temperatursignale sowie die interne Variabilität gehen über eine Amplitude von ca. ± 0,1 °C kaum hinaus.

Kernaussagen Auswahl weiterer wichtiger Aussagen: Die Klimasensitivität (Gleichgewichtsreaktion auf eine CO2-Verdoppelung gegenüber dem vorindustriellen Niveau) wird auf 1,5 - 4,5 °C geschätzt (AR4: 2,0-4,5 °C). Der global gemittelte Meeresspiegelanstieg bis 2100 wird je nach Szenario auf 26-82 cm projektiert, könnte jedoch auch deutlich höher liegen. Projektionen der arktischen Meereis-Ausdehnung zeigen ein fast völliges Verschwinden um 2050 an. Ein Kollaps der atlantischen Umwälzzirkulation (Golf-/ Nordatlantikstrom) gilt in diesem Jahrhundert als unwahrscheinlich, kann im Weiteren aber nicht ausgeschlossen werden.

Klima-Horror: Wie gehen wir mit der Angst um? Droht 2020 der Klima-Kollaps? Klima-Horror: Wie gehen wir mit der Angst um? Der Mensch ist schuld, wenn unsere Erde stirbt Mücken, Zecken, Ratten Verbreitung von Krankheitsüberträgern wegen Klimawandel befürchtet Hochwasser, Hitze, Dürre - Klimachaos kostet Milliarden Schlagzeilen

Merkmale des Klimawandels erschweren Bewertung Sinnlich nicht wahrnehmbar Unbestimmt und uneindeutig Genaue Auswirkungen sind unklar, besonders auf lokaler Ebene Kontroverse öffentliche Diskussionen Folge der Ungewissheit: Bewertung hängt stark von individuellen Faktoren ab: Werte und Motivlagen Meinungen und Einstellungen Wissensstrukturen Soziale Zugehörigkeit Sinnlich nicht wahrnehmbar: was wir wahrnehmen können, ist das lokale Wetter, nicht das globale Klima. Wir sehen das an den immer wieder neu aufgelegten Statements zu Extremwettereignissen. Unbestimmt und uneindeutig: Die Ergebnisse der Klimaforschung sind mit zahlreichen Unsicherheiten behaftet. Wirklich sichere Vorhersagen über die globale Entwicklung und ihre Folgen sind nicht möglich, über Wettereignisse und Naturkatastrophen erst recht nicht. Kontroverse öffentliche Diskussion: Emotionalisierung:

Wesentliche Voraussetzung: Vertrauen Möglichkeit der Einflussnahme erscheinen den Einzelnen oft sehr begrenzt Klar machen, dass nur koordiniertes kollektives Handeln rund um die Welt das Ausmaß begrenzen und die Folgen mildern oder kontrollierbar machen kann Beteiligen kann sich jeder – sei es durch Energiesparen im Haushalt, weniger Auto fahren, durch Spenden an relevante Akteure oder durch politische Aktivitäten Wesentliche Voraussetzung: Vertrauen In Mitmenschen und Akteure In die Wirksamkeit und Sinnhaftigkeit des eigenen Tuns

Natursphäre - Anthroposphäre

Täter & Opfer

www.faszination-regenwald.de u. a.

Veränderungen der natürlichen Rahmenbedingungen des Ökosystems Erde durch menschliche Aktivitäten im 20. Jahrhundert Anstieg der Konzentration Von Treibhausgasen 1000-2000

Der Mensch macht sich auf und bemerkbar Steffen et al. 2004: Global Change and the Earth System www.igbp.kva.se

Fluglinien

Die heutige Lage „Ich habe das Gefühl, auf der Titanic im Poker gewonnen zu haben!“

DIE LAGE

Kühlschränke groß wie ein Kleiderschrank: effiziente Verschwendung? Vom grandiosen Scheitern der Entkopplungsstrategie Kühlschrank: Komfort frisst Effizienzfortschritt auf! Michael Kopatz: Für dieses Bild wurden keine Rechte eingeholt! VW Käfer 1955 730 kg, 30 PS 110 km/h 7,51/100km VW New Beetle 2005 1200 kg, 75 PS 160 km/h, 7,1 l/100km Quelle: Wuppertal Institut 24

Welche Experimente können wir uns leisten?

Die Natur lässt nicht mit sich verhandeln wir müssen bis 2050 weit unter 2 Grad (1,5 Grad) bleiben  gleichzeitig wollen dann ca. 9 Milliarden Menschen Wohlstand und Entwicklung

Ivan vor Florida

Klimawandel und Quantenmechanik EBindung= 𝑚 𝑒 𝑚 𝑝 𝛼 2 𝑚 𝑒 𝑐 2 𝛼= 𝑒 2 ħ𝑐 Elektromagnetische Feinstrukturkonstante Aufnahme und Abgabe von Energie im Infraroten → Quantenmechanik

Klimawandel als doppelte Herausforderung Das Unbewältigbare vermeiden: Drastische Verringerung der Treibhausgasemissionen, um einen in großem Maßstab gefährlichen Klimawandel abzuwenden Das Unvermeidbare bewältigen: Anpassung an die nicht mehr vermeidbaren Konsequenzen des Klimawandels Klimawandel als Bedrohung für Armutsbekämpfung Nachhaltige Armutsbekämpfung als Grundlage für Anpassungsstrategien Die Herausforderung Klimawandel muss in doppelter Weise nach dem Motto „Das Unvermeidbare bewältigen und das Unbewältigbare vermeiden“ verstanden werden. Anpassung an den Klimawandel oder das Unvermeidbare bewältigen: Der Klimawandel ist Realität. Da die vom Menschen emittierten Treibhausgase in der Atmosphäre jahrzehntelang verbleiben, lässt sich der Klimawandel nur noch begrenzen, nicht mehr stoppen. Die in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr vermeidbaren Folgen gilt es zu bewältigen, in dem sich die Menschen und Gesellschaften an die Konsequenzen so weit wie möglich anpassen. Dies gilt insbesondere für die Lebensmittel- und Wasserversorgung. aber auch Siedlungsinfrastrukturen können durch Wetterextreme oder den Meeresspiegel gefährdet sein. Die Folgen eines zu starken Temperaturanstiegs könnten mit den „Tipping Points“ großflächige Konsequenzen auslösen, bei der die Anpassungsfähigkeit ganzer Gesellschaften und Ökosysteme überschritten werden würde. Verminderung der Treibhausgasemissionen oder das Unbewältigbare vermeiden: Werden die globalen Treibhausgasemissionen mittelfristig nicht deutlich verringert, ist mit einem menschgemachten Temperaturanstieg auf der Erde zu rechnen, der Großrisiken wie die „Tipping Points“ auslöst. Die Wahrscheinlichkeit hierfür erhöht sich nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand deutlich jenseits einer Temperaturerhöhung von 2° C gegenüber vorindustriellem Niveau. Für die Entwicklung der Emissionen eines Landes (und für die Welt insgesamt) ist entscheidend, wie es sich sozioökonomisch entwickelt: starkes Wirtschaftswachstum erhöht die Emissionen, wenn die Energienutzung eines Landes auf klimaschädlichen, fossilen Energieträgern beruht. Der Einsatz überwiegend klimafreundlicher Technologien wie der erneuerbaren Energien hingegen hilft sie zu begrenzen oder zu verringern. Diese Prozesse werden durch politische Rahmenbedingungen entscheidend beeinflusst.

Das Unbewältigbare vermeiden: Gefährlichen Klimawandel abwenden durch Verringerung der Treibhausgasemissionen Weltweite Temperaturerhöhung sollte 2°C nicht überschreiten Mindestziel bis 2050: -50% THG-Emissionen weltweit, -80% in Industrieländern (gegenüber 1990) Zwischenschritt: Industrieländer –30% bis 2020, Einstieg der Schwellenländer in Klimaschutz Deutschland sollte sich zu –40% bis 2020 verpflichten Ab 2015 sollten die globalen Emissionen zurückgehen Verminderung der Treibhausgasemissionen oder das Unbewältigbare vermeiden: Eine wachsende Anzahl an Wissenschaftlern und auch Politikern ist sich darin einig, dass – um einen im großen Maßstab gefährlichen Klimawandel zu vermeiden – die Erhöhung der globalen Durchschnitsstemperatur auf so weit wie möglich unter 2°C gegenüber vorindustriellem Niveau begrenzt werden sollte. Dies erfordert eine Verringerung der weltweiten Treibhausgasemissionen durch den Menschen um mind. 50% bis 2050 gegenüber 1990. Aufgrund der historischen Verantwortung der Industrieländer für den Klimawandel und der hohen Pro-Kopf-Emissionen sollten diese Länder ihre Emissionen um mind. 80% gegenüber 1990 verringern. Als Zwischenschritt sollte eine Verminderung um 30% bis 2020 angestrebt werden. Die EU hat Anfang März 2007 ein wichtiges Signal für die Umsetzung dieser Ziele gegeben. Die Staatengemeinschaft hat angekündigt, ihre Emissionen um genau diese 30% zu verringern, sollte ein neues globales Klimaschutzabkommen als Fortführung des Kyoto-Protokolls zustande kommen. Deutschland, das bereits fast 20% minus erreicht hat, sollte sich zu einer Reduktion von 40% bis 2020 verpflichten. Solche langfristigen und rechtlich wirksamen Vorgaben senden deutliche Signale an die Wirtschaft aus: Mit Klimaschutz wird jetzt ernst gemacht, und es werden Rahmenbedingungen geschaffen, die Klimaschutz rentabel machen. Nur so kann es gelingen, im wichtigsten Bereich, nämlich der globalen Energieversorgung, die anstehenden Investitionen in Billionenhöhe in eine klimafreundliche Richtung zu lenken. Derzeit steigen die globalen Treibhausgasemissionen durch den Menschen noch um etwa 2,5% pro Jahr und liegen heute (im Jahr 2004) um 24% über denen des Jahres 1990. Das Wachstum findet derzeit vor allem in den großen Schwellenländern wie China oder Indien statt. Daher ist auch eine wichtige Herausforderung, diese Länder schrittweise in den internationalen Klimaschutz mit einzubeziehen. Dies bedarf allerdings der Vorleistungen der Industrieländer. Nur so kann es gelingen, die Entwicklungsrichtung der Emissionen bis 2015 umzukehren: sie zunächst zu stabilisieren und dann sinken zu lassen. Das Kyoto- Protokoll als wichtigste internationale politische Vereinbarung ist daher nur als wichtiger, aber nicht ausreichender Einstieg in den globalen Klimaschutz zu verstehen. Treibhausgas-Emissionsziel 1990 2008-12 2020 2050 2100 (1. Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls)

das Klima der Zukunft kann heute beeinflusst werden Wider den Fatalismus: das Klima der Zukunft kann heute beeinflusst werden „Jetzt können wir noch das Strafmaß – das Ausmaß der Schäden – beeinflussen. Es lohnt sich, um jedes Grad, ja jedes Zehntel Grad Temperaturerhöhung zu kämpfen.“ Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Klimaberater der dt. Bundesregierung

Das Unvermeidbare bewältigen: Anpassung an den Klimawandel Notwendigkeit, die Herausforderungen durch den Klimawandel in Entwicklungsprojekte und –strategien zu integrieren („angepasste Entwicklung“); Hauptziel: Verringerung der Vulnerabilität der Ärmsten Nationale Aktionspläne zur Anpassung als erste politische Rahmenwerke in Entwicklungsländern; Verantwortung der Regierungen der Entwicklungsländer: die Hauptbetroffenen in den Fokus der Anpassung stellen der Klimawandel verursacht zusätzliche Kosten für die Entwicklungsländer in mindestens zweistelliger Milliardenhöhe (jährlich); Verursacherprinzip: Verantwortung der Industrieländer zur Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Anpassung, insbesondere finanzieller Art; Einführung zusätzlicher Finanzinstrumente notwendig: z.B. Kerosinsteuer, Versteigerung von Zertifikaten im europäischen Emissionshandel. Das Unvermeidbare bewältigen: Anpassung an den Klimawandel Die in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten nicht mehr vermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels erfordern die Anpassung an den Klimawandel – im Englischen meist als Adaptation bezeichnet. Dabei geht es nicht nur darum, neue Anpassungsprojekte zu entwickeln, z.B. die Erhöhung der Deiche, sondern um die Notwendigkeit, „angepasste Entwicklung“ zu fördern. Die Auswirkungen des Klimawandels müssen stärker in Entwicklungsprojekte und –strategien integriert werden. Ein zentrales Element ist die Verringerung der Verletzlichkeit (Vulnerabilität) der Ärmsten insgesamt. Fortschritte in den MDG-Bereichen – bspw. in der Armutsbekämpfung, der Ernährungssicherung und der Wasserversorgung – erhöhen die Anpassungsfähigkeit der Menschen. Allerdings kann es auch hier zu Zielkonflikten kommen. Die Regierungen der Entwicklungsländer stehen in der Verantwortung, die Hauptbetroffenen in ihren Ländern vorrangig bei der Anpassung zu unterstützen. Aufgrund der historischen Verursacherrolle der Industrieländer wird von diesen erwartet, dass sie die besonders betroffenen Länder und Menschen bei der Anpassung unterstützen, denn der Klimawandel verursacht in vielen Ländern enorme Zusatzkosten. Ein erster Schritt ist hier die finanzielle Unterstützung der wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) durch die Industrieländer in der UN-Klimapolitik. Jedem LDC werden ca. 200.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt, um so genannte Nationale Aktionsprogramme zur Anpassung (NAPAs) zu entwickeln. Die Umsetzung der darin vorgeschlagenen Maßnahmen, die nur als erster Schritt hin zu einer umfassenden Anpassungsstrategie anzusehen sind, geht für jedes Land in die Millionenhöhe. Die Industrieländer stehen als Hauptverursacher in der Verantwortung, die besonders betroffenen Entwicklungsländer wesentlich stärker bei der Anpassung zu unterstützen, zusätzlich zu der offiziellen Entwicklungshilfe. Die Anpassungskosten in Entwicklungsländern werden auf jährliche zweistellige Milliardenbeträge geschätzt. Zusätzliche Finanzinstrumente wie eine Kerosinsteuer oder die Versteigerung von Zertifikaten im Emissionshandel sollten für diese Finanzierung eingeführt und herangezogen werden.

Handlungsmöglichkeiten 1. Rolle der Regierungen (v.a. Industrieländer): Rahmenbedingungen so setzen, dass Klimaschutz im großen Maße wirtschaftlich attraktiv ist langfristige und ehrgeizige CO2-Minderungsziele national und global beschließen wirkungsvolle Mechanismen für die die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen schaffen bzw. weiterentwickeln 2. Rolle der Zivilgesellschaft/Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit Partnern Auswirkungen des Klimawandels auf Projektvorhaben analysieren Katastrophenvorsorge und Anpassungsstrategien integrieren sich für eine starke Klimapolitik im Sinne der besonders durch den Klimawandel Betroffenen engagieren „Klimapolitik im eigenen Haus“ umsetzen und öffentlich sensibilisieren: Grüner Strom, Kompensation von Flügen, Energiesparen In Bündnissen Druck auf die Politik ausüben für Klimagerechtigkeit Die Regierungen insbesondere der Industrieländer haben eine Schlüsselposition inne, da die Rahmenbedingungen, die sie auf nationaler, aber auch globaler Ebene setzen können, große Dynamik für den Klimaschutz auslösen können. Maßnahmen wie z.B. das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland setzen finanzielle, wirtschaftliche Anreize, in klimafreundliche Technologien zu investieren. Gleichzeitig wird von ihnen eine stärkere Beteiligung an der Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern erwartet. Das erfordert neue Finanzierungsinstrumente, wie z.B. eine Steuer auf Flugbenzin oder die Versteigerung von Zertifikaten im Emissionshandel. In der praktischen Entwicklungszusammenarbeit tätige zivilgesellschaftliche Organisationen nehmen zunehmend die Konsequenzen des Klimawandels für ihre Hauptzielgruppe, die Ärmsten in den Entwicklungsländern, wahr und ziehen daraus Konsequenzen für ihre Arbeit. Ihre hohe gesellschaftliche Anerkennung und moralische Integrität können Organisationen, sozusagen stellvertretend für die besonders Betroffenen des Klimawandels, in klimapolitische Diskussionen einbringen, wie es z.B. die im April 2007 gegründete Klima-Allianz (www.die-klima-allianz.de) in Deutschland tut. Hier haben sich mittlerweile mehr als 50 Organisationen aus einem breiten zivilgesellschaftlichen Spektrum (Umwelt, Entwicklung, Kirchen, Menschenrechte, Globalisierungskritik etc.) zusammen getan, um sich zum einen für umfassenderen Klimaschutz in Deutschland einzusetzen und zum anderen die entwicklungspolitische Relevanz des Klimawandels stärker auf die Agenda zu setzen und notwendige Maßnahmen einzufordern.

Handlungsmöglichkeiten 3. Rolle der Wirtschaft und des Finanzmarktes: sich in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik deutlich für konsequenten Klimaschutz engagieren Klimarisiken- und Chancen für Geschäftsfelder identifizieren und Anpassungsstrategien entwickeln an der Erarbeitung von öffentlich-privaten Versicherungslösungen für die besonders durch den Klimawandel betroffenen Menschen in Entwicklungsländern mitwirken 4. Rolle der Kommunen: Informations- und Förderprogramme zu Klimaschutzmaßnahmen für die eigene Bevölkerung öffentliche Beschaffung orientiert an Klimaschutz und entwicklungspolitischen Aspekten (z.B. Fairer Handel) „Kompensation“ von nicht-vermeidbaren Emissionen (z.B. Flugverkehr) Wirtschaftsunternehmen und Akteure des Finanzmarktes haben ein großes politisches Gewicht und somit die Möglichkeit, Klimarisiken zu erkennen und die Politik zum Handeln aufzufordern mit dem Ziel, einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Klimaschutz profitabel machen. Die Entwicklung und Einführung öffentlich-privater Versicherungslösungen kann ein wichtiges Instrument sein, um die vom Klimawandel betroffenen Menschen gegenüber Klimarisiken abzusichern. Auch Kommunen kommt eine wichtige Rolle zu. Durch Informations- und Förderprogramme können sie Klimaschutzmaßnahmen in der eigenen Bevölkerung initiieren. Die öffentliche Beschaffung, also der Kauf von Produkten aus der öffentlichen Hand, kann sich an Klimaschutz (z.B. Ökostrom) und entwicklungspolitischen Aspekten (z.B. Fairer Handel) orientieren. Auch die „Kompensation“ von nicht-vermeidbaren Emissionen (z.B. Flugverkehr), mit der dann Projekte in Entwicklungsländern unterstützt werden, ist ein sinnvolles Element.

Deutschland heute: 10 t CO2 pro Person und Jahr Handlungsmöglichkeiten Rolle des Einzelnen: Deutschland heute: 10 t CO2 pro Person und Jahr Langfristig klimagerechtes Jahresbudget eines Erdenbürgers: 2 t CO2 pro Jahr grünen Strom beziehen beim Neukauf von Elektrogeräten besonders effiziente Modelle kaufen Flugreisen weitestgehend vermeiden oder kompensieren durch nachhaltige Geldanlagen Mikrokreditsysteme und Klimaschutztechnologien unterstützen Jeder Einzelne kann die beschriebenen politischen Kampagnen zu MDGs und Klimaschutz unterstützen, finanziell oder z.B. durch Unterschriftenaktionen. Beim Geld anlegen, sei es in Form von Ersparnissen, Altersvorsorge oder in anderen Bereichen, sollte man sich an Nachhaltigkeitskriterien orientieren, die ganz oft auch Klimaschutz beinhalten. Die durchschnittlichen Emissionen eines Deutschen sind mit 10 Tonnen pro Kopf vergleichsweise hoch und noch weit entfernt von dem, was einem langfristig klimagerechten Jahresbudget eines Erdenbürgers entsprechen würde (2 Tonnen CO2). Jeder kann diesen Wert aber bereits kurzfristig deutlich beeinflussen. Eine der einfachsten Möglichkeiten, aktiv Klimaschutz zu betreiben, ist es, seinen Strom von einem Ökostromanbieter zu beziehen, der vor Erneuerbare-Energien-Projekte finanziert. Die Mehrkosten sind in den letzten Jahren immer geringer geworden, weil Strom aus Kohle oder Gas immer teurer wurde, die Kosten von Erneuerbaren Energien aber tendenziell sinken. Der Strombereich ist in Deutschland deshalb besonders wichtig, weil Energiekonzerne eine große Anzahl neuer und klimaschädlicher Kohlekraftwerke planen. Je größer die Nachfrage nach CO2-freiem Strom, desto geringer der Anreiz solche Kraftwerke zu bauen. Häufig unterschätzt wird die enorme Klimawirkung des Fliegens. Durch einen Hin- und Rückflug nach Südafrika schädigt ein einzelner Passagier das Klima stärker als die gesamten Jahresemissionen, die bei einem effizienten Lebensstil entsprechend der Abbildung entstehen, mit einer Klimawirkung von ca. 6,3 Tonnen. Einmal von Köln nach Berlin mit der Bahn fahren (26 kg CO2) statt mit dem Flugzeug (80 kg CO2) verursacht ca. 70% weniger CO2-Emissionen. Soweit es geht, sollte also das Fliegen vermieden werden. Quelle: Barthel 2006: Der „European Way of Life“ – Konsumenten können die CO2-Bilanz erheblich beeinflussen.

The Launch of "THE LUXURY ANNUAL" – 2013 The Ethics of Luxury Dear Members, For the fourth year running, Luxury Society has partnered with the International Herald Tribune's prestigious luxury summit, to bring our membership together and discuss the most pressing issues in our industry. This year's event will explore the potential of Africa as a luxury consumer and producer, as well as the impact of Chinese investment on the region and how geopolitical and economic shifts are affecting our industry.

? ? Zwei Dimensionen einer Postwachstumsökonomie Maßlosigkeit Wiedererlangung ökonomischer Souveränität: Balance zwischen Eigen- und Fremdversorgung Suffizientere Konsumansprüche Befreiung von Ballast Entschleunigung ? ? Nachbarschaftshilfe Tauschringe Kommunale Netzwerke Regionalwährungen Globalisierter Konsum Askese Fremdversorgung durch Erwerbsarbeit Neue Kombinationen aus Eigen- und Erwerbsarbeit Selbstversorgung durch Eigenarbeit Regional- währungen Konsum auf Basis der globalisierten Geldwirtschaft Lokale Selbst- versorgung „So lokal/regional wie mög- lich, so global wie nötig.“ 40