Georgische Literatur Ein Überblick

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 Präsentation transkript:

Georgische Literatur Ein Überblick Levan Tsagareli

Inhalt Anfänge der georgischen Literatur Shota Rustavelis Recke im Tigerfell (XII Jh.) als das Nationalnarrativ „Verzögerung“ der Moderne in Georgien Einige Beispiele gegenseitiger Kulturrepräsentation Georgische Gegenwartsliteratur

Anfänge der Georgischen Literatur - Das Martyrium der Heiligen Schuschanik (5. Jh.)

Shota Rustavelis Recke im Tigerfell (XII Jh.) als das Nationalnarrativ

Goldenes Zeitalter: David der Erbauer, König(in) Tamar

Prinzessin wird zur Königin

Der Fremdling (Recke im Tigerfell)

Der Auftrag

Handlungsstruktur des Epos Entführung der Prinzessin Suche nach dem fremden Recken Suche nach der entführten Prinzessin

Tariel und Nestan-Daredshan

Tariel (Gefühl) + Avtandil (Vernunft)

Strafe: Verbannung ins Reich der Kadshen

Figurenkonstellation Tariel (der Ritter im Tigerfell) und Nestan-Daredshan (Inderreich) Avtandil und Tinatin (Araberreich) Pridon und Patman (Händlerreich)

Neoplatonisches Weltbild

Erretung von Nestan-Daredshan aus dem Reich der Kadshen + +/- -

„Verzögerung“ der Moderne in Georgien Aufklärung in Georgien? Georgische Romantik? (Baratashvili) Wirksamkeit von Tergdaleulis in der II Hälfte des XIX Jh.-s Realismus (Ilia Tchavtchavadze und Akaki Tsereteli)

Einige Beispiele gegenseitiger Kulturrepräsentation Repräsentation Georgiens in der dt. Literatur Wanderer zwischen zwei Welten Andreas Gryphius‘ Catharina von Georgien (1657) Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm (1767) Friedrich von Bodenstedt Arthur Leist Hans Werner Kettenbachs Roman Davids Rache (2007) Grigol Robakidze Giwi Margwelaschwili Nino Haratischwili Einige Beispiele gegenseitiger Kulturrepräsentation

Andreas Gryphius (1616-1664) Catharina von Georgien (1657)

Gotthold Ephraim Lessing (1729-1781): Minna von Barnhelm (1767) WERNER. – Just, – hast du von dem Prinzen Heraklius gehört? JUST. Heraklius? Ich wüßte nicht. WERNER. Kennst du den großen Helden im Morgenlande nicht?

Deutsche Literaten in Georgien Poet Friedrich von Bodenstedt: 1843-1845 als Lehrer in Tiflis, Gedichte über Kaukasus Arthur Leist (in Georgien 1892-1927) Erstübersetzungen alter georgischer Texte und Literatur (Shota Rustavelis Ritter im Tigerfell) Die erste Anthologie georgischer Lyrik Studien zu Ethnografie, Geschichte und Kultur des Kaukasus Chefredakteur der deutschsprachigen Zeitung Kaukasische Post (1906-1922) Ein kritischer Blick von außen – Clemens Eichs Aufzeichnungen aus Georgien (2003) Stephan Wackwitz’ Die vergessene Mitte der Welt. Unterwegs zwischen Tiflis, Baku, Eriwan (2014)

Georgische Literaten in Deutschland Besuch von Ilia Tchavtchavadze in Berlin (1900) Studium in Deutschland: Schriftsteller Konstantine Gamsakhurdia in Königsberg, Leipzip, München und Berlin Schriftsteller Grigol Robakidze in Leipzig und Berlin

Remythisierung des Nationalen Grigol Robakidze (1882-1962) Studium an der Universität Leipzig und Universität Dorpat in Estland Symbolistengruppe Blaue Hörner Antisowjetische Befreiungsbewegung (1921-1924) Exil in Deutschland (1931-1942) und in der Schweiz (seit 1942) Kooperation mit der Wehrmacht Zwei Apologien: Adolf Hitler von einem fremden Dichter gesehen (1939) Mussolini, der Sonnengezeichnete (1941) Romane: Das Schlangenhemd. Roman des georgischen Volkes (1926) Die gemordete Seele (1931) Die Hüter des Grals (1937)

Die Sage um die Stadt Vision des Grals Die Hüter des Grals

Giwi Margwelaschwili (1927) geb. 1927 in Berlin 1945 mit dem Vater in den Ostsektor gelockt und ins sowjetische Internierungsalge „Sachsenhausen“ verbracht Freilassung nach 1 1/2-jähriger Haft Studium der Germanistik in Tiflis 1954-1970: Deutschlehrer am Pädagogischen Fremdspracheninstitut in Tiflis 1969, 1970: erste Besuche in Deutschland Ausreiseverbot aufgrund des Kontaktes mit dem DDR-Dissidenten Wolf Biermann (bis 1987) Übersiedlung nach Berlin, 1994 – deutsche Staatsangehörigkeit Seit 2011: ständiger Wohnsitz in Tiflis, 2015 – doppelte Staatsbürgerschaft

Preise und Auszeichnungen 1995 Literaturpreis des Landes Brandenburg 1997 Förderungspreis Literatur des Kunstpreises Berlin 1998 Ehrendoktor der Staatlichen Universität Tbilissi 2002 Gustav-Regler-Preis der Stadt Merzig 2006 Verleihung der Goethe-Madaille in Weimar 2008 Verleihung des Bundesverdienstkreuzes am Bande 2013 Verleihung des künftig nach ihm benannten deutsch- georgischen Kulturpreises 2013 Verleihung des Italo-Svevo-Preises 2015 Anlässlich seines 88.Geburtstages Verleihung des höchsten georgische Orden "The Presidential Order of Excellence“ und die Ehrendoktorwürde der georgischen Staatsuniversität "Ilia"

Werke Muzal - ein georgischer Roman, Inselverlag Frankfurt a.M., 1991; Das böse Kapitel, Erstes Buch des Romanzyklus „Die Große Korrektur“, Rütten & Loening, Berlin, 1991 Kapitän Wakusch, Erster Band „In Deuxiland“, Autobiographischer Roman, Südverlag, Konstanz, 1991 Kapitän Wakusch, Zweiter Band „Sachsenhäuschen“, Südverlag, Konstanz, 1992 Der ungeworfenen Handschuh, Rütten & Loening, Berlin, 1992 Leben im Ontotext - Poesie - Poetik - Philosophie, federchenverlag, Neubrandenburg, 1993 Kapitän Wakusch, Dritter Band, Kaukasisches Haus, Tbilissi, 2006 Officer Pembry, Verbrecher Verlag, Berlin, 2007 Vom Tod eines alten Lesers, Erzählungen, Verbrecher Verlag, Berlin, 2008 Der Kantakt, Verbrecher Verlag, Berlin, 2009 Fluchtästhetische Novelle, Verbrecher Verlag, Berlin, 2012 Verfasser unser - Ein Lesebuch, Herausgegeben von Kristina Wengorz und Jörg Sundermeier, Verbrecher Verlag, Berlin 2013

Margwelaschwilis Philosophie: Ontotextologie „Das ist die ontotextuelle Verfassung des Menschen, das Prinzip, nach dem er als textlich prädeterminierter, als Textweltmensch, existiert, abhängig z. B. von den textuellen Grundlagen der großen Religionen (des Buddhismus, des Hinduismus, des Juden- und Christentums, des Islam), aber abhängig auch von anderen Texten der weltanschaulich- ideologischen Art, wie sie vor allem den geschichtlichen Gang unseres Jahrhunderts bestimmt haben und zum Teil auch immer noch bestimmen. Das ist einerseits die NS-Literatur, die das Schicksal Deutschlands von 1933 - 1945 geprägt hat, und andererseits sind es die Werke von Marx und Engels, welche - besonders in ihrer leninistischen und dann auch stalinistischen Um- und Verformung - die Grundlagen für den Gang der Geschichte in Russland und Osteuropa gestellt haben. Es ist unsere feste Überzeugung, dass alle Höhe- und Tiefpunkte der Menschheitsgeschichte in dem ontotextologischen Wesen dieser Geschichte verwurzelt sind, nämlich darin, dass sie - mindestens immer dort, wo sie die Denk- und Lebensweisen ganzer Völker(tümer) entscheidend beformt - sich stets nach speziellen ontotextuellen Vorlagen entfaltet, immer als ein von seinen entsprechenden Texten aufgerufenes und auf den Weg gebrachtes Weltgeschehen verständlich wird.“

Margwelaschwilis ontotextologische Poetik zwei Texte bzw. Textwelten mit einenader verklammert vorgestellt eine ontothematisch hauptsächliche, also im Wesentlichen vordergründige, Textwelt eine andere Textwelt, der hier nur eine meta-onto-thematische Bedeutung zukommt (Wirkung durch die metalogische, übernatürlichen Kräfte) die Buchpersonen der ersten Textweltrealität – den Gesetzlichkeiten des über sie eingesetzten Metatextes restlos unterworfen ein amoralischer- also als "böser" Kode = die Sujetentwicklung vorantreibende, sie auf ihre thematischen Ziele hin programmierende Text Ontotextologische Schreibweise: Faust, Morgenlandfahrt, Mann ohne Eigenschaften, Heinrich Bölls Romane, Eco, Calvino „Der Verfasser dieser Schrift gehört - so sieht er sich jedenfalls - zu diesem Schriftstellerischertyp, d. h. er versucht zu allem, was er schreibt, eine ontotextologische Grundlage zu finden, den in seiner Mono-onto-thematizität eingefangenen Textweltmenschen als Erlösten, also in ontothematischer Freiheit, vorzustellen. “

Muzals Vorlage 1: Vazha Pshavelas Aluda Ketelauri Zweikampf zwischen Aluda Ketelauri und dem Kisten Muzal Die Konfrontation mit den Chevsuren wegen der nicht mitgebrachten Trophäe Kannibalischer Traum Aluda Ketelauris Mindia bringt die Rechte Muzals, Aludas Auftritt gegen den Brauch des Handabschneidens Opferung im Andenken an den Kisten Aluda wird mit seiner Familie des Chevsuriens verwiesen

Muzals Vorlage 1I: Nikoloz Baratashvilis Merani

Auszug aus Merani (In Übersetzung von Giwi Margwelaschwili) Es läuft und reißt, reißt mich fort, mein Roß ohne Weg und Spur Und dicht hinter uns fliegt der Rabe, schwarz mit dem Unheilsblick Lauf und lauf mein Roß, wo kein Ziel ist, wo keine Ankunft ist. So verlaß ich doch nun mein Vaterland und die Freunde, und die meines Alters Und seh nimmermehr meine Eltern, noch die süß redet, meine Geliebte Wo die Nacht anbricht, soll mein Tag sein und, die mir Heimat ist, eine Erde. Und der Weg, mein Roß, den du stampfst, Merani, der Weg wird bleiben Und dem Menschenbruder, der nach mir kommt, wird leichter sein die Bürde des Weges Und sein Renner trägt tapfer ihn vorbei am Schicksal, am schwarzen Schicksal.

Aufhebung der Gewalt im Medium der Fiktion Vorlage Alternative Aluda Muzal Themi (das Thematische) Thomino (das Unthematische) Schwarzer Roß Weißer Merani Rabe Taube Handabschneiden Händeschütteln Ziegenhirten Stummer Ritter Autorintention Leserbewusstsein

Entmythisierungs- und Dekonstruktionsversuche - Nino Haratischwilis Das achte Leben (für Brilka) (2014) Werke: Georgia / Liv Stein. Zwei Stücke. Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 2009, Juja. Roman. Verbrecher-Verlag, Berlin 2010, Mein sanfter Zwilling. Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt 2011, Zorn. Theatertext. Verlag der Autoren, Frankfurt am Main 2011, Das achte Leben (Für Brilka). Roman. Frankfurter Verlagsanstalt, 2014, Kokoro. In: Manana Tandaschwili: Zwischen Orient und Okzident. Theaterstücke aus Georgien, Theater der Zeit, Berlin 2015, S.175ff. Auszeichnungen: 2015 Anna Seghers-Preis 2015 Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft 2011 Debütpreis des Buddenbrookhauses für ihren Roman "Juja" 2011 Preis der unabhängigen Verlage für ihren Roman "Mein sanfter Zwilling" 2010 Adelbert-von-Chamisso-Förderpreis 2008 Autorenpreis des Heidelberger Stückemarkts; Rolf-Mares-Preis

Georgische Gegenwartsliteratur Der Widerstand der Subalternen: Davit Turashvilis Jeans-Generation (2008) Weibliches Schreiben – Anna Kordzaia- Samadashvilis Erzählungen Entmythisierungs- und Dekonstruktionsversuche (From the native’s point of view) – Nino Haratischwilis Das achte Leben (für Brilka) (2014)

Der Widerstand der Subalternen: Davit Turashvilis Jeans-Generation (2008)

Weibliches Schreiben – Anna Kordzaia-Samadashvilis Erzählungen 2003: Berikaoba. Erzählungen 2005: Ich, Margarita. Erzählungen 2011: Kinder von Shushanik. Roman 2012: Marietas Weg. Erzählungen 2013: Wer hat Chaika ermordet. Roman 1999: Preis des Goethe-Instituts für die beste Übersetzung 2003: Preis „Saba“ für das beste Debüt 2005: Preis von „Parnas“ für den Bestseller des Jahres 2013: Preis der Ilia State University für den besten Roman des Jahres

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!