Lingua Tedesca III Anno accademico 2016/2017

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in Zusammenarbeit mit Meike Wenzl,
 Präsentation transkript:

Lingua Tedesca III Anno accademico 2016/2017 fboarini@unica.it Prof.ssa Francesca Boarini fboarini@unica.it http://people.unica.it/francescaboarini/ 1 1 1 1 1

Programma del corso Il corso sarà dedicato alla linguistica testuale (definizione, analisi,funzione di diverse tipologie testuali della lingua scritta e parlata (testi descrittivi, narrativi, informativi, argomentativi, regolativi ecc.) 2 2 2 2 2

Programma Il corso è affiancato dal lettorato, durante il quale verranno svolte attività di studio guidate (produzione di testi scritti e orali- Referate*) allo scopo di approfondire e ampliare le competenze strumentali della lingua, finalizzate al raggiungimento del livello B1/B2 del QCER. * obbligatori per 12 cfu 3 3 3 3 3

Programma Durante le lezioni verranno forniti materiali sugli argomenti trattati (slide/fotocopie) Testo di riferimento: Di Meola Claudio, La linguistica tedesca, Bulzoni, Roma, 2007 (cap. 6 Linguistica testuale) Ulteriori approfondimenti in: Brinker, Klaus (2010): Linguistische Textanalyse. Eine Einführung in Grundbegriffe und Methoden. Berlin (cap. 5). 4 4 4 4 4

Programma Testo di riferimento per il lettorato: Anne Buscha, Susanne Raven und Gisela Linthout - Erkundungen B2, Schubert Verlag, 2012 Übungsgrammatik für die Mittelstufe Hueber Verlag, 2014 5 5 5 5

Programma La valutazione avverrà sulla base di una prova scritta sui contenuti delle lezioni e del lettorato e di una prova orale che, relativamente al lettorato, consta in una conversazione in tedesco sulla base di un testo fornito in sede d’esame. Per 12 cfu: Referat 6 6 6 6 6

Was ist ein Text? Eine schriftlich fixierte sprachliche Einheit, die mehr als einen Satz umfasst Eine Aneinanderreihung von Sätzen Ein Text muss mindestens aus einem Satz bestehen Ein Text muss wesenhaft etwas Schriftliches sein 7 7 7 7 7

Bsp. Unbefugten ist der Eintritt verboten! Kein Eintritt! Halt! Feuer! Auch kürzere Sätze, Einzelsätze oder elliptische Sätze können Texte sein Bsp. Unbefugten ist der Eintritt verboten! Kein Eintritt! Halt! Feuer! Hilfe! Sprache in kommunikativer Verwendung oder Verbindung sprachlicher Zeichen zum Zwecke der Mitteilung 8 8 8 8 8

Ein-Wort-Äußerungen können in bestimmten situativen Bedingungen als Texte im kommunikativen Sinne fungieren. Nicht rauchen! Feuer! Kein Eintritt! Diese Äußerungen werden hier außer Acht gelassen. Gegenstandbereich der linguistischen Textanalyse bilden im Wesentlichen Texte, die sich als Folgen von Sätzen manifestieren. 9 9 9 9 9

Schriftliche vs mündliche Texte Im Unterschied zur alltäglichen Verwendung bezeichnet der Terminus Text in der Linguistik nicht nur schriftliche sondern auch mündliche Äußerungen. Unter dem Begriff «mündlicher Text» versteht man ein Text, der in verschiedenen Kommunikationsformen geäußert wird und der durch folgende Merkmale charakterisiert ist: Spontaneität, Unmittelbarkeit, bruchstückige Ausdrücke und Inhalte, die oft durch den Kontext verdeutlicht werden können. 10 10 10 10

In den meisten Fällen muss man zwischen mündlichen und schriftlichen Texten unterscheiden. Die Forschungsbereiche sind heute getrennt. Tendenziell sind mündliche Texte Objekt der Dialog- oder Gesprächsanalyse. In unserem Kurs versuchen wir den Text als Mittel der schriftlichen Kommunikation anzusehen. Im Rahmen unseres Interesses stehen vor allem die verschiedenen Texttypologien, die Analyse ihrer Form und Funktion. 11 11 11 11

Einführung in die Textlinguistik (Sprachw.) „Der Text ist die an höchster Stelle stehende sprachliche Einheit“ (Duden WB); Als wichtigste Struktureinheit des Textes ist der Satz anzusehen; In der Sprachwissenschaft sind Texte sprachliche Gebilde, die bestimmten Regeln folgen; diese Regeln, sowie Wirkung und Funktion von Texten (d.h. formale, pragmatische, kommunikative Aspekte) werden beschrieben, nicht der Inhalt. 12 12 12 12 12

Textlinguistik Die linguistische Textanalyse setzt sich zum Ziel, die Struktur und zwar den grammatischen und thematischen Aufbau, sowie die kommunikative Funktion konkreter Texte transparent zu machen und nachprüfbar darzustellen. Sie kann dadurch Einsichten in die Regelhaftigkeit von Textbildung (Konstitution) und Verstehen (Rezeption) vermitteln und dazu beitragen, die eigene Textkompetenz zu verbessern. 13 13 13 13

Die Textlinguistik in unserem Studiengang Im Rahmen der Übersetzungswissenschaft wirkt die Textlinguistik als unvermeidliche Hilfe zur Textinterpretation. Es geht um ein unumgängliches Wissen, das als große Hilfe zur Dekodifizierung der Textbedeutung- und form dienen kann. Im Rahmen der Kommunikationswissenschaft trägt die Textlinguistik dazu bei, die verschiedenen Kommunikationsstrategien und die inhaltliche Textstruktur zu verdeutlichen. 14 14 14 14

Der linguistische Textbegriff 1. (Grammatische Perspektive) Der Text ist eine kohärente Folge von Sätzen. In diesem Sinne ist der Satz nach wie vor der Markstein in der Hierarchie sprachlicher Einheiten; er gilt als Struktureinheit des Textes. Die Textkohärenz, die als für die Textlinguistik zentraler Begriff gilt, wird hier nur noch rein grammatisch gefaßt. 2. (Pragmatische Perspektive) In den 70er Jahren: Texte sind immer in einem Kommunkikationsprozeß eingebettet. 15 15 15 15

Der linguistische Textbegriff Der Text wird hier nicht als bloße grammatisch verknüpfte Satzfolge, sondern als komplexe sprachliche Handlung angesehen. Die kommunikative Kompetenz umfasst die Strukturen und Regeln, die die Aktivierung der sprachlichen Kompetenz in konkreten Kommunikationssituationen bestimmen. 16 16 16 16

Der linguistische Textbegriff Diese Perspektiven sind nicht als Alternative anzusehen, sondern als komplementäre Konzeptionen zu betrachten. Eine adäquate linguistische Textanalyse erfordert die Berücksichtigung beider Forschungsrichtungen, wobei der kommunikativ-pragmatische Ansatz die theoretisch-methodische Bezugsgrundlage bilden muss. 17 17 17 17

Textualität  Texte = komplexere sprachliche Gebilde Sie bestehen aus kleineren sprachlichen Einheiten (Abschnitten, Absätzen, Sätzen) diese Einheiten haben im Zusammenwirken eine kommunikative Funktion 18 18 18 18

Zu unterscheiden sind…. Satz: syntaktische Struktureinheit Proposition: semantische Struktureinheit; sie entspricht dem vom Satz ausgedrückten Sachverhalt; Periode: Satzgefüge mit mehreren Haupt-und Nebensätzen; komplexeres Satzgefüge; Textsegment: Gliederungseinheit der Textoberfläche: es kann aus mehreren Propositionen oder Sätzen bestehen oder es besteht auch nur aus einem elliptischen oder einem nicht-satzwertigen Ausdruck. 19 19 19 19

Der linguistische Textbegriff Der linguistische Textbegriff: Sprache in kommunikativer Verwendung oder Verbindung sprachlicher Zeichen zum Zwecke der Mitteilung Er unterliegt folgenden Kriterien (nach de Beaugrande/Dressler 1981): 1) Kohäsion 2) Kohärenz 3) Intentionalität 4) Akzeptabilität 5) Informativität 6) Situationalität 7) Intertextualität 20 20 20 20

3 regulative Prinzipien: Effizienz: Ein Text ist umso effizienter, je weniger Aufwand seine Produktion und seine Verarbeitung durch den Adressaten kosten, d h. je „benutzerfreundlicher“ er ist Effektivität: Ein Text ist effektiv, wenn er beim Adressaten den gewünschten Eindruck hinterlässt bzw. günstige Voraussetzungen für die Erreichung des Zieles schafft, das der Textproduzent (und möglicherweise auch der Adressat) anstrebt. Angemessenheit: Ein Text ist angemessen, wenn er den Kriterien der Textualität genügt und wenn Effektivität, Effizienz und Anpassung an der gegebenen Kommunikationssituation zusammenspielen. 21 21 21 21

1.Kohäsion Zwei Formen der Kohäsion  Verbindung der Sätze eines Textes durch bestimmte sprachliche Ausdrucksmittel beruht auf grammatischen Abhängigkeiten und wird durch sprachliche Elemente gestiftet, die untereinander in einem deutlichen syntaktischen Bezug stehen. Zwei Formen der Kohäsion  a. Wiederholung od. Wiederaufnahme (Textverweismittel)  Pro-formen, Rekurrenz b. Verbindungsglieder  Konjunktionen usw. 22 22 22 22

a. Wiederholung und Wiederaufnahme Anaphorische Wiederaufnahme weist auf etw. Vorherliegendes hin: Manfred hat gestern…. Er.. Kataphorische Wiederaufnahme weist auf etw. Nachfolgendes hin: er hat sie doch gekauft, die neue Uhr. Darüber hinaus spricht man von explixiter und impliziter Wiederaufnahme Die explizite Wiederaufnahme besteht in der Referenzidentität bestimmter sprachlicher Ausdrücke in aufeinanderfolgenden Sätzen eines Textes. Die Wiederaufnahme wird durch Substantiva, Pronomen, substantivischen Wortgruppen ausgedrückt. 23 23 23 23

a. Wiederholung und Wiederaufnahme Anaphorische Wiederaufnahme weist auf etw. Vorherliegendes hin: Manfred hat gestern…. Er.. Kataphorische Wiederaufnahme weist auf etw. Nachfolgendes hin: er hat sie doch gekauft, die neue Uhr Darüber hinaus spricht man von explixiter und impliziter Wiederaufnahme Die explizite Wiederaufnahme besteht in der Referenzidentität bestimmter sprachlicher Ausdrücke in aufeinanderfolgenden Sätzen eines Textes. Die explizite Wiederaufnahme wird durch Substantiva, Pronomen, substantivischen Wortgruppen ausgedrückt. 24 24 24 24

Beispiele: Ein Mann war zu Rad unterwegs und wollte auf einen Berg steigen…er sah ein Anwesen liegen und stellte dort ein…. (durch Pronom) Eines der ekelhaftesten Verbrechen wird dem 47jährigen Düsseldorfer Rechtsanwalt vorgeworfen. Der Jurist soll die Entführung des Millionärs…. (durch Substantiv) Die Wiederaufnahme wird oft auch durch Adverbien, Demonstrativpronomina, Pronominaladverbien ausgedrückt: aus diesem Grund wird der wiederaufnehmende Element als Proform bezeichnet. 25 25 25 25

Beispiele: Ein Mann war zu Rad unterwegs und wollte auf einen Berg steigen…er sah ein Anwesen liegen und stellte dort ein…. (durch Pronom) Eines der ekelhaftesten Verbrechen wird dem 47jährigen Düsseldorfer Rechtsanwalt vorgeworfen. Der Jurist soll die Entführung des Millionärs…. (durch Substantiv) Die Wiederaufnahme wird oft auch durch Adverbien, Demonstrativpronomina, Pronominaladverbien ausgedrückt: aus diesem Grund wird der wiederaufnehmende Element als Proform bezeichnet. 26 26 26 26

Einsatz von Pro-Formen z.B.: Meine Tochter ist nicht da. Sie lässt Sie aber grüßen. (Pronomen) Man erzählt, London sei so schön. Warst du schon mal dort? (Pro-Adverb) Deine Tasche ist sehr elegant. So eine/eine solche würde ich mir auch gerne kaufen. (Pro-Adjektiv) Er hat die Blumen sicher nicht zerstört. Der tut so etwas nicht. (Pro-Verb) 27 27 27 27 27

Beispiele von expliziten anaphorischen Wiederaufnahmen durch Proform Hans wohnt in Berlin. Dort studiert er Medizin Im Jahre 1970 war Hans in Hamburg. Damals lernte ich ihn kennen Er hielt eine Rede, worin (in der) er seinen Lehrer erwähnte Hans fuhr uns mit dem Auto. Deshalb (weil Hans uns mit dem Auto fuhr) waren wir bereits um 8 Uhr zu Hause. Hans fragte sich, ob er ins Kino gehen sollte oder nicht. Er hatte dabei auch zu berücksichtigen, dass er sein Arbeitspensum noch nicht erledigt hatte. Vom Text zum Satz Text = Texthaftigkeit  eine eigenständige Größe + eigene Organisationsprinzipien  Satz (Textbaustein) Wenn man mit einer komplex strukturierten und sowohl thematisch als auch konzeptuell zusammenhängenden sprachlichen Einheit zu tun hat, dann entspricht das dem Begriff der Kohärenz 28 28 28 28

Beispiele von Wiederaufnahmen durch kataphorische Pro-Formen: Ich kann es nicht glauben: Der Tierarzt hat den Hund gebissen Lass das sein, dieses ständige Schreien! Er hatte sie schon mehrmals gesehen. Frau Stolberg war eine der schönsten Frauen der Stadt. Vom Text zum Satz Text = Texthaftigkeit  eine eigenständige Größe + eigene Organisationsprinzipien  Satz (Textbaustein) Wenn man mit einer komplex strukturierten und sowohl thematisch als auch konzeptuell zusammenhängenden sprachlichen Einheit zu tun hat, dann entspricht das dem Begriff der Kohärenz 29 29 29 29

Vera hat angerufen. Sie kommt morgen zu Besuch Manchmal sind diese Wiederaufnahmen zweideutig. In diesem Fall trägt der Ko-bzw. Kontext dazu bei, ihre eigentliche Rolle zu disambiguieren. Vera hat angerufen. Sie kommt morgen zu Besuch Vera hat mit ihrer Mutter gesprochen. Sie kommt morgen zu Besuch. Vera hat angerufen. Sie sagt, sie kommt morgen zu Besuch. 30 30 30 30

b. Die implizite Wiederaufnahme Sie wird dadurch charakterisiert, dass zwischen dem wiederaufnehmenden und wiederaufgenommenen Ausdruck keine Referenzidentität besteht. Beide Ausdrücke beziehen sich auf verschiedene Referenzträger; zwischen diesen bestehen aber bestimmte Beziehungen von denen die Teil-von oder Enthaltenseinrelation die wichtigste ist. Beispiele: Am 8. November 1940 kam ich in Stockholm an. Vom Bahnhof fuhr ich zur Pension…. Das graue Haus lag am nördlichen Tore der alten, kaum mittelgroßen Handelsstadt. Durch die Haustür…. 31 31 31 31

NB Das graue Haus lag am nördlichen Tore der alten, kaum mittelgroßen Handelsstadt. Dieses Haus hatte eine Haustür und ein Fensterchen. Durch das Fensterchen…. Zwischensätze dieser Art sind möglich, aber sie neigen dazu, dem Text eine infantilisierende Konnotation zu verleihen. 32 32 32 32

- Rekurrenz: wörtliche Wiederholung eines Elements  Der Chef sagt, er ist sehr beschäftigt. Der Chef kann keinen Termin festlegen. (totale R.) Spazierengehen ist gesund. Ein täglicher Spaziergang schont die Gelenke. (partielle R.  semantisch aber mit anderer Wortart) - Paraphrase: semantische Wiederaufnahme Die Ampel ist rot, d.h. kein Fußgänger darf die Straße überqueren 33 33 33 33

Kohäsion durch Verbindungsglieder Einem Text (Geflecht) liegt ein Gemeintes zugrunde; um es mitteilen zu können, muss es aufgelöst werden in eine lineare Abfolge von Teilaussagen, z.B. Sätzen, die verknüpft werden müssen Verknüpfungsmöglichkeiten: Kausalsätze/Kausalität deswegen/ daher/ darum Bsp. Sie ist müde, daher kommt sie nicht mit ins Kino. Konditionalsätze/Konditionalität(Begründung) Wenn sie nicht müde wäre, würde sie mitkommen. Finalsätze/Finalität (Absicht, Zweck, Ziel) Um...zu  Ich brauche 80 Euro, um mir diese Schuhe zu kaufen 34 34 34 34

Konsekutivsätze/Konsekutivität (Folge) so Konsekutivsätze/Konsekutivität (Folge) so ... dass  Er ist so erschöpft, dass er schlafen gehen muss. Konzessivsätze/Konzessivität  obwohl, obgleich, Er lernt fleißig, obwohl er keine Lust dazu hat. Adversativsätze/Adversativität  statt zu, während, anstatt dass, anstatt zu  Anstatt zu lernen, sieht er fern./ Während die Zahl der arbeitenden Bevölkerung immer weiter schrumpft, steigt die Zahl der Rentner. Temporalsätze/Temporalität  als, seit, nachdem, bevor, während Während du den Salat zubereitest, decke ich den Tisch 35 35 35 35

Interrogativnebensätze/indirekte Fragesätze  Sie fragte, ob Modalsätze/Modalität indem, dadurch, ohne dass Du hast mir geholfen, ohne dass ich dich darum gefragt habe./ Sie können den Text drucken, indem Sie auf die Taste drucken. Formen der Redeanführung  direkte und indirekte Rede  Er hat mir gesagt, er könne mir helfen Interrogativnebensätze/indirekte Fragesätze  Sie fragte, ob 36 36 36 36

Zeigwörter (deiktische Mittel) personale, lokale und temporale Deixis: personale D.  er, wir, sie, ihm lokale D.  hier, dort drüben, da, oben, hinten temporale D.  heute, morgen, heuer, jetzt 37 37 37 37

Text- Situationsdeixis Angelika fährt nach Berlin. Sie will dort den Sommerkurs besuchen dort  anaphorisches Verweismittel  anaphorische Proform: Textdeixis „Peter, wo ist denn der Schlüssel?“ „Ach, irgendwo, vielleicht dort“ Peter deutet auf den Tisch. dort  situationsdeiktische Verwendung 38 38 38 38

z.B.: Ein gewisser Herr Meyer hat dich angerufen. - Kenne ich nicht. Ellipse Verstärkung/Wiederaufnahme durch Weglassen eines davorliegenden Elements z.B.: Ein gewisser Herr Meyer hat dich angerufen. - Kenne ich nicht. Junktoren schaffen Relationen zwischen Satzteilen Konjunktionen: und, auch, außerdem etc. verbinden Elemente mit demselben Status 39 39 39 39 39

Ingrid ist sehr beschäftigt. Daher kann sie nicht mitkommen. Disjunktionen verbinden Elemente mit alternativem Status: Kommst du mit, oder bleibst du zuhause? Kontrajunktionen  unvereinbare Elemente: Ich kenne ihn, er ist manchmal unerträglich, aber /jedoch… SubordinationenAbhängigkeit zwischen den Elementen: weil, denn, daher, falls, wenn (Voraussetzung- Ereignis/ Ursache und Wirkung) Ingrid ist sehr beschäftigt. Daher kann sie nicht mitkommen. Wenn sie nach Deutschland möchte, muss sie Deutsch lernen. 40 40 40 40 40

Ich warte am Bahnhof, bis mich jemand abholt Junktionen der zeitlichen Nähe dann, darauf, vorher, nachher, bis, seit Zuerst gingen wir spazieren, dann (darauf, vorher, nachher) sind wir in die Stadt gefahren Ich warte am Bahnhof, bis mich jemand abholt 41 41 41 41

Übungen Die Großmutter suchte ihren Hund. Um halb zehn, kurz nachdem er sein Fressen bekommen hatte, ging er nach draußen. Die Oma sah aus dem Fenster und wartete auf seine Rückkehr. Nach kurzer Zeit sah sie das Tier auf die Mauer, die den Hof vom benachbarten Garten trennte, klettern. Sie winkte ihm zu; es schaute zu ihr herüber und begann sich zu putzen. 42 42 42 42 42

Die Großmutter suchte ihren Hund Die Großmutter suchte ihren Hund. Um halb zehn, kurz nachdem er sein Fressen bekommen hatte, ging er nach draußen. Die Oma sah aus dem Fenster und wartete auf seine Rückkehr. Nach kurzer Zeit sah sie das Tier auf die Mauer, die den Hof vom benachbarten Garten trennte, klettern. Sie winkte ihm zu; es schaute zu ihr herüber und begann sich zu putzen. 43 43 43 43

Man hat ihn einen Zauberer der Sprache genannt – und einen überschätzten Literatur-Kunstgewerbler. Einen heroischen Nihilisten – und einen christlichen Warner des Abendlandes. Er ist als Wegbereiter des Nationalsozialismus angeklagt – und als Verteidiger von Freiheit und Individualismus gepriesen worden. Ernst Jünger, Einzelgänger und Außenseiter, ist bis heute ein nicht restlos geklärter „Fall“ neuerer deutscher Literatur geblieben... 44 44 44 44 44

Man hat ihn einen Zauberer der Sprache genannt – und einen überschätzten Literatur-Kunstgewerbler. Einen heroischen Nihilisten – und einen christlichen Warner des Abendlandes. Er ist als Wegbereiter des Nationalsozialismus angeklagt – und als Verteidiger von Freiheit und Individualismus gepriesen worden. Ernst Jünger, Einzelgänger und Außenseiter, ist bis heute ein nicht restlos geklärter „Fall“ neuerer deutscher Literatur geblieben... 45 45 45 45

Ich habe dich sehr geliebt, vergiss das nicht! Weil sie den Weg zu kennen glaubte, hatte Frau Kühn den Stadtplan zuhause gelassen. Ich habe dich sehr geliebt, vergiss das nicht! Vergiss das nicht, dass ich dich sehr geliebt habe! 46 46 46 46 46

Sie hat ihn gestern getroffen, den bekannten Schauspieler. Dort wohnte eine alte Frau. Die hatte einen Sohn. Der starb im jungen Alter. Maria wird bald die Aufgabe erfüllen. Sie befasst sich damit. Ich möchte ein Buch, in dem alle Grammatikregeln klar beschrieben werden. Dafür kann ich jeden Preis bezahlen. Schau, das Flugzeug! Es fliegt gerade ab! 47 47 47 47

2) Kohärenz Die Kohärenz (thematische Einheit) beruht auf inhaltliche Verknüpfung. Kohäsionsmittel schaffen keine Kohärenz, d.h. nicht-kohäsive Texte können kohärent sein. Mit Kohärenz bezeichnet man den semantisch-kognitiven, inhaltliche Zusammenhang eines Textes. Bsp. (nach Horst Isenberg): a) Ursache - Folge: Die Heizung funktioniert nicht. Der Öltank ist leer. b) Zweck: Fritz ist in die Kneipe gegangen. Er will ein Bier trinken. 48 48 48 48 48

c) Thematisierung nicht-neuer Gegenstände: Mittags erreichte er das Dorf. Der Ort gefiel ihm. d) Diagnostische Interpretation: Es friert. Auf den Pfützen bildet sich eine dünne Eisschicht e) Spezifizierung: In der Schillerstraße hat es einen Unfall gegeben. Ein VW hat eine Fußgängerin auf dem Zebrastreifen erfasst. 49 49 49 49 49

f) Temporalanknüpfung: Um sieben Uhr gab es Frühstück f) Temporalanknüpfung: Um sieben Uhr gab es Frühstück. Gegen 11 Uhr verließ ich das Haus. g) Anknüpfung von Voraussetzungen: Karl enthält vom Postboten einen Brief. Jemand hat ihm geschrieben. h) Adversative Kontrastierung: Heute scheint die Sonne. Gestern dagegen hat es den ganzen Tag geregnet. i) Frage-Antwort-Korrespondenz: Was hast du heute Abend vor? Wir könnten mit Erich Skat spielen. 50 50 50 50 50

Michael ist ein guter Torwart. Ein noch besserer Torwart ist Heinz. l) Vergleich: Michael ist ein guter Torwart. Ein noch besserer Torwart ist Heinz. m) Korrektur von vorerwähnten Aussagen: Ich habe Angelika das Buch geliehen. Nein, ich habe das Buch Brigitte geliehen. * Die Zusammenhänge, die nicht nur auf dem Papier, sondern in den kognitiven Prozessen beim Rezipienten sind, sorgen für Kohärenz von Texten 51 51 51 51 51

Zur Kohäsion und Kohärenz Ich habe eine alte Freundin in Hamburg getroffen. Dort gibt es zahlreiche öffentliche Bibliotheken. Diese Bibliotheken werden von Jungen und von Mädchen besucht. Die Jungen gehen oft in Schwimmbäder. Die Schwimmbäder waren im letzten Jahr mehrere Wochen geschlossen. Die Woche hat sieben Tage. 52 52 52 52 52

Kohäsion ist weder notwendig, noch hinreichend Kohäsion ist Mittel der Verdeutlichung der Kohärenz Wenn kohäsive Mittel fehlen, ist ein Text nicht kommunikativ, aber er kann kohärent sein. Die Kohäsion wirkt auf der Oberfläche, die Kohärenz in der tiefen Struktur des Textes. 53 53 53 53 53

Bei der Kohärenz geht es um die Herstellung und das Verstehen von Textsinn durch die Verknüpfung des im Text repräsentierten Wissens mit dem Weltwissen der Beteiligten. Bsp.  Sie kam nicht zum Unterricht, weil sie in einen schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn geraten war. kausaler Zusammenhang auf der Textoberfläche Sie kam nicht zum Unterricht. Es gab einen schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn. Lücke auf der Textoberfläche 54 54 54 54

Unser Weltwissen kann diese Lücke ausfüllen. Der kausale Zusammenhang kann selbst vom Hörer im Kopf hergestellt werden. Außerdem erkennt der Hörer auch folgende Präsuppositionen  sie kam mit dem Auto  sie fuhr auf der Autobahn Beide Kriterien, Kohäsion und Kohärenz sind textzentriert. 55 55 55 55

3) Intentionalität  Der Textproduzent hat die Absicht, einen kohäsiv- kohärenten Text zu schreiben, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen  nicht immer gelingt es ihm A: Wie geht es dir? B: Und dir? Die richtige Textinterpretation hängt davon ab, ob dem Text eine gezielte kommunikative Absicht zugeschrieben werden kann. Übergeordnetes Ziel: die Kommunikation ist nicht gestört, die Information wird vom Textverwender erkannt Senderzentriert 56 56 56 56 56

Bsp. : Er zeichnet einen dreieckigen Quadrat Rezipientenbezogen 4) Akzeptabilität  ein Text soll so beschaffen sein, dass er vom Textrezipienten akzeptiert wird (Wortwahl, Stil, kohäsiv und kohärent)  A. betrifft die Einstellung des Rezipienten, der einen kohäsiven u. kohärenten Text erwartet Bsp.: Sie bin krank. Bsp. : Er zeichnet einen dreieckigen Quadrat Rezipientenbezogen 57 57 57 57 57

- Könnten Sie bitte so freundlich sein und mir das Salz reichen? Ein Text, um akzeptiert zu werden, muss auch stilistisch adäquat sein und sich der Sprechsituation anpassen: - Könnten Sie bitte so freundlich sein und mir das Salz reichen? - Können Sie mir bitte das Salz geben? - Gibst du mir bitte das Salz? -Gib endlich das Salz her! (vgl. Di Meola S. 200) A. hängt auch von der jeweiligen Texttypologie ab: - Glück kann man nur festhalten, wenn man es weitergibt (W. Mitsch) 58 58 58 58

Wenig Informativität, z. B.  Wie geht’s? 5) Informativität Ausmaß der im Text enthaltenen Informationen. Was und wie viel gesagt werden muss, hängt von der Intention, der Situation, den Erwartungen und Kenntnissen des Kommunikationspartners ab. Wenig Informativität, z. B.  Wie geht’s? Viel Informativität  Fachtexte, Zeitung, u.Ä. 59 59 59 59

6) Situationalität  Bedeutung und Gebrauch eines Textes werden durch die Situation bestimmt. Situationen verlangen Kontext, Stil, Zweck, Lexik, usw.  Um 10 Uhr früh „Gute Nacht“ sagen. StrassenschildVerkehrsverbot bei einem von den örtlichen Behörden ausgerufenen Smog- Alarm 7) Intertextualität  Texte beziehen sich auf das Muster einer Textsorte  intertextuelle Beziehung. In literarischen Texten, z.B. einem Roman kann es eine „Text-Text Beziehung“ geben, da vorgängige Literatur zitiert oder paraphrasiert werden kann. 60 60 60 60

Mein Leben Geboren hat mich mein gutes Mütterlein am 27. Mai 1983 in der schönen Stadt München im lieblichen Bayernlande. Lebenslauf Geboren am 27.5.1983 in München/Bayern/BRD. Vater Studienrat, Mutter Hausfrau 61 61 61 61 61

Makro- und Mikrostruktur Makrostruktur  der globale Textzusammenhang, die Textbedeutung Plötzlich stand ein großer Mann in einer grünen Uniform vor der Tür. Er ging zum Bahnhof. Er ging auf den Bahnsteig. Er stieg in den Zug ein. Er fuhr mit dem Zug nach Hamburg. Der Kühlschrank war voll: Äpfel waren in einer Schale, Birnen auf einem Teller, Pflaumen in einer Dose. 62 62 62 62

Mikrostruktur*:Thema-Rhema Gliederung *inhaltliche Gliederung der einzelnen Informationseinheiten A: Was macht Hans? B: Hans (T) arbeitet im Garten (R) Thema  die Ausgangsinformation, das schon Bekannte, der Ausgangspunkt Rhema  die darauf bezogenen Ausführungen, die neue Information, das Unbekannte, der Zweck der Mitteilung In Berlin (Thema) hat es heute geregnet (Rhema) 63 63 63 63 63

Thema-Rhema Gliederung/2 Verschiedene Dichotomien: a) bekannte Info(Thema) – neue Info (Rhema) b) Vorerwähntes (Th.)–Nicht-Vorerw. (Rhema) c) Worüber wird etw. gesagt? (Thema) - Was wird darüber gesagt? (Rhema) Er  (Thema) ist Schriftsteller  (Rhema) A.: Ja, wer hat den Saft ausgetrunken (Rhema)? B.: Den (Thema) hat Peter ausgetrunken 64 64 64 64 64

Thematische Progression lineare Progression/progressione semplice lineare Es war einmal ein König (R)*. Der (T) hatte einen großen Wald (R). Darin lief Wild aller Art herum. *Im Märchen verweist die thematische Einleitungsformel „es war einmal“ auf das Rhema. Peter kauft ein Geschenk. Das Geschenk ist für Peters Mutter. Sie hat morgen Geburtstag. Manfred hatte mal ein Auto. Es stammte von einem Gebrauchtwagenhändler. Der hat ihm auch die Ersatzteile verkauft. 65 65 65 65 65

Progression mit durchlaufendem Thema/a tema costante Einstein wurde 1879 geboren. Er erhielt 1921 den Nobelpreis. Er emigrierte 1933 in die USA. Irene hat Urlaub. Sie fährt für drei Wochen in die Karibik. Sie möchte die Sonne genießen Dieses Kleid gefällt mir nicht. Es hat eine unmögliche Farbe. Das bleibt hier im Geschäft. 66 66 66 66

Progression mit abgeleitetem Thema/a temi derivati da un iper-tema (Geographie der Schweiz). Die Schweiz liegt in Mitteleuropa. Ihre Fläche beträgt 41300 qkm. Die Einwohnerzahl ist 6.3 Mio. Köln ist eine interessante Stadt. Der gotische Dom ist eine große Attraktion. Am Rhein kann man schön spazieren gehen. Viele Museen laden zu einem Besuch ein. Das Museum bleibt geschlossen. Eine Renovierung ist dringend. Die Eröffnung ist für Juni 2014 vorgesehen. Die Münzensammlung ist aber für Besucher weiterhin zugänglich. 67 67 67 67 67

Progression mit gespaltenem Rhema/a temi derivati da un iper-rema Er kennt sich bei verschiedenen Komponisten gut aus. Mozart ist einfach perfekt. Bach war zu seiner Zeit schon modern. In ihrer Freizeit treibt Sonja viel Sport. Tennis kann man in vielen Clubs spielen. Bei Golf gibt es jedoch nur wenige Trainingsmöglichkeiten. 68 68 68 68 68

Progression mit thematischem Sprung/con salto tematico Gestern war eine Hochzeit. Das Brautkleid war aus purer Seide. Ein alter Mann ging über die Straße. Er wurde überfahren. Es regnete sehr stark. Viele Unfälle passieren bei schlechtem Wetter. 69 69 69 69

Thema und Themenentfaltung Thema: Gegenstand eines Textes, eines Gesprächs. Was im Text «in nuce» über einen oder mehrere zentrale Gegenstände ausgesagt wird, d.h. den Grund-oder Leitgedanken eines Textes. Kern des Textinhalts 70

Zur Bestimmung des Textthemas: einige Kriterien Wiederaufnahmeprinzip; Rangordnung der Themen: unterschiedliche thematische Relevanz; Ableitbarkeitsprinzip: als Hauptthema des Textes wird das Thema betrachtet, aus dem sich die anderen Themen am überzeugendsten «ableiten» lassen; Kompatibilitätsprinzip: man geht davon aus, dass sich Thema und kommunikative Funktion des Textes bis zu einem gewissen Grad gegenseitig bedingen. NB Die Themenformulierung kann grundsätzlich textsortenspezifisch sein. 71

THEMENENTFALTUNG Deskriptiv (beschreibend): nicht subjektiv - Kochrezept, Gebrauchsanweisung Narrativ (erzählend): Erzählungen Zeit u. Raum – das Ereignis wird dargestellt – ein subjektives Bewerten Explikativ (erklärend): mit Logik verbunden u. mit deskriptiver u. argumentativer Themenentfaltung verknüpft Argumentativ (begründend): vor allem für appellative Texte  These-Hauptargumente- Unterargumente 72 72 72 72

Deskriptive Themenentfaltung Das Thema wird in Teilthemen dargestellt und in Raum und Zeit eingeordnet. a. (berichten) - einmaliger Vorgang, historisches Ereignis 'Was', 'wer', 'wo', 'wann', 'wie' … ('warum', 'Folgen') Vergangenheitstempora, Temporal- und Lokalbestimmungen, Bericht b. (beschreiben) - regelhaft (generalisierbar, wiederholbar) dargestellter Vorgang: Teilvorgänge, zeitliches Nacheinander; Handlungsverben, durchgehende Wiederaufnahmestruktur 73 73 73 73

Deskriptive Themenentfaltung Bei der deskriptiven Themenentfaltung wird ein Thema in seinen Komponenten dargestellt und in Raum und Zeit eingeordnet. Die wichtigsten thematischen Kategorien sind also Situierung und Spezifizierung. 74 74 74 74

Bsp. 1 deskriptive Themenentfaltung Gestern ereignete sich im Bereich der Wiener Staatsoper ein folgenschwerer Unfall  Einordnung in Raum und Zeit Ein betrunkener Lenker krachte mit seinem Fahrzeug frontal in die Straßenbahn. Der Wagen fing Flammen und brannte völlig aus. Der Lenker konnte nur noch tot geborgen werden. Darstellung des Themas in seinen Einzelkomponenten 75 75 75 75 75

Bsp. 1) Zeitungsbericht Gestern ereignete sich im Bereich der Wiener Staatsoper ein folgenschwerer Unfall. Ein betrunkener Lenker krachte mit seinem Fahrzeug frontal in die Straßenbahn. Der Wagen fing Flammen und brannte völlig aus. Der Lenker konnte nur noch tot geborgen werden. 76 76 76 76 76

Narrative Themenentfaltung Bei der narrativen Themenentfaltung wird ein Thema in seinen Komponenten erzählt und in Raum und Zeit eingeordnet. Wichtigste thematische Kategorien : Situierung, Darstellung, Bewertung (implizit oder explizit, Moral). 77 77 77 77

Bsp. 2  narrative Themenentfaltung Stell dir vor, was ich gestern gesehen habe: Ich gehe gerade an der Oper vorbei  Orientierung in Zeit und Raum auf einmal höre ich Reifen quietschen und danach einen fürchterlichen Krach. Ich dreh mich um und sehe, dass ein Auto in die Straßenbahn hineingekracht ist. Das hat sofort zu brennen angefangen  Darstellung des Ereignisses Die Feuerwehr war zwar gleich da, aber dem Fahrer war nicht mehr zu helfen. Auflösung Ich nehme an, der war schwer besoffen  subjektives Bewerten Man kann im Straßenverkehr gar nicht genug aufpassen...“Moral“ 78 78 78 78 78

Bsp.2) Erzählung (z.B.) am Telefon Stell dir vor, was ich gestern gesehen habe: Ich gehe gerade an der Oper vorbei, auf einmal höre ich Reifen quietschen und danach einen fürchterlichen Krach. Ich dreh mich um und sehe, dass ein Auto in die Straßenbahn hineingekracht ist. Das hat sofort zu brennen angefangen. Die Feuerwehr war zwar gleich da, aber dem Fahrer war nicht mehr zu helfen. Ich nehme an, der war schwer besoffen. Man kann im Straßenverkehr gar nicht genug aufpassen... 79 79 79 79 79

Explikative Themenentfaltung Hier wird das Thema, der Sachverhalt aus anderen bestimmten Sachverhalten logisch abgeleitet und erklärt. Die Struktur der Themenentfaltung ist deutlich und wird am besten in der grammatischen Form des sog. Aussagesatzes oder rethorischen Fragesatzes formuliert. Die Einteilung in Explanandum (das, was erklärt werden soll) und Explanans (was erklärend ist) ist erkennbar. Die eplikative Themenentfaltung ist für bestimmte Textsorten charakteristisch: Lehrbuch, populärwissenschaftliche und wissenschaftliche Texte. Sie verbindet sich damit der desckriptiven Entfaltung aber sie kann auch in das komplexe Verfahren des Argumentierens integriert werden. 80 80 80 80

Explikative Themenentfaltung Ideale Struktur: Singuläre Aussage, die die Anfangsbedingungen beschreiben Gesetzeaussage(n) Aussage, die das Phänomen beschreibt. NB das Schema wird in konkreten Texten oft nur implizit und unvollständig realisiert. Wichtig ist, dass die Einteilung in Explanandum (das, was erklärt werden soll) und Explanans (was erklärend ist) erkennbar ist. 81 81 81 81

Beispiel: Zeitungsartikel Wegen der plötzlichen Eisglätte auf den Straßen ist es am frühen Montagmorgen zu zahlreichen Unfällen auf Deutschlands Straßen gekommen. Viele Autofahrer wurden offensichtlich von dem Kälteeinbruch überrascht und zahlreiche Autos, die in die Unfälle verwickelt waren, hatten noch keine Winterbereifung. Dazu erreichten die Streufahrzeuge wegen des morgendlichen Berufsverkehrs und der zahlreichen unfallbedingten Staus nur sehr mühsam und zum Teil sehr verspätet ihren Einsatzort. Zu der Blitzeisbildung war es gekommen, weil Regen auf den noch durch und durch gefrorenen Boden gefallen war [...] 82

Explikative Themenentfaltung Der vorstehende Text ist als Nachricht verfasst und legt somit nahe, den Text als Ereignisbericht mit informativer Funktion aufzufassen. Dementsprechend wäre ihm eine deskriptive Themenentfaltung zuzuschreiben. In der Tat berichtet er über Ereignisse auf Deutschlands Straßen nach einem überraschenden Kälteeinbruch. Betrachtet man den Text allerdings etwas genauer, wird sichtbar, dass der Text aber auch Zusammenhänge erklärt. 83

Explikative Themenentfaltung Erklärt wird vor allem, warum es zu der großen Zahl von Unfällen gekommen ist. Erklärt wird aber auch, warum die Streufahrzeuge nur mühsam und zum Teil verspätet ihren Einsatzort erreichen konnten. (Dieser Erklärungszusammenhang ist im obigen Schema nicht berücksichtigt.) 84

Sprachliche Merkmale Gewisse Dominanz von Konjunktionen, Adverbien und Präpositionen), die Kausalbeziehungen (Ursache, Grund, Bedingung, Folge) anzeigen: weil, denn, deshalb, darum; folglich, wegen …) 85

Bei Texten die auf die Darstellung einer These zielen. Argumentative Themenentfaltung Bei Texten die auf die Darstellung einer These zielen. Argumentative Texte sind Kommentare, Leitartikel, Forschungsartikel aber auch Werbetexte Die wichtigsten thematischen Kategorien sind These (am Anfang oder am Ende als Konklusion), Argumente (Daten) und die Schlussregel, die oft nur präsupponiert ist. 86 86 86 86

These: Hans ist deutscher Staatsbürger Argumentative Texte These: Hans ist deutscher Staatsbürger Datum: Hans wurde in Deutschland geboren Schlußregel: Wenn jemand in Deutschland geboren wurde, dann ist er in der Regel deutscher Staatsbürger. Diese Einteilung wird mehr oder weniger explizit ausgedrückt. 87

Textsorten Textsorten sind konventionell geltende Muster für komplexe sprachliche Handlungen und lassen sich als jeweils typische Verbindungen von situativen, kontextuellen, kommunikativ-funktionalen und strukturellen (gramm.+ themat.) Merkmalen beschreiben. (vgl. K. Brinker) Sie haben sich in der Sprachgemeinschaft historisch entwickelt. Stark normierte Texte (geben feste Orientierungen für die Produktion u. Rezeption von Texten  Wetterbericht, Kochrezept, Vertrag, Todesanzeige, Testament 88 88 88 88 88

monologisch-dialogisch spontan-nicht spontan Merkmalinventar zur Bestimmung der Texttypologie monologisch-dialogisch spontan-nicht spontan räumlicher Kontakt zwischen Sender u. Empfänger gesprochen – geschrieben besondere sprachliche Form des Textanfangs/des Textendes Textsorte durch konventionellen Textaufbau gegliedert 89 89 89 89 89

Klassifikationskriterien die lautlich-paraverbale Ebene  Unterschied (im Radio z.B.) zwischen Nachrichten oder Morgenpredigt. Im schriftsprachlichen Bereich  Unterscheidung von Handschrift vs. Druck sowie graphische Gestaltung des Textes. die Wortwahl  z.B. die Personenbeschreibung einer Heirats- oder Stellenanzeige lässt sich an den Adjektiven erkennen. 90 90 90 90

Manchmal genügt ein „Schlüsselwort“ Strichweise Niederschläge od Manchmal genügt ein „Schlüsselwort“ Strichweise Niederschläge od. Bevölkungszunahme Art und Häufigkeit von Satzbaumustern  Nominalkonstruktionen oder gehäufte Partizipialgefüge kommen in einem Liebesbrief od. in einem Märchen kaum vor. Themenbindung u. Themenverlauf  bei einem Privatbrief erwarten wir nicht, dass ein einziges Thema durchgehalten wird, bei einem Vortrag über englische Barocklyrik schon. 91 91 91 91

das Thema selbst  Liebesroman/Abenteuerroman – Kriegsbericht, Todeslyrik, Geburtsanzeige Textstrukturmuster  d.h. eine textsorten-spezifische Gliederungs-oder Baustruktur auch Makrostruktur genannt, die die wesentlichen Bauteile repräsentiert. 92 92 92 92

Textfunktion Der Terminus «Textfunktion» bezeichnet die im Text mit bestimmten, konventionell geltenden Mitteln ausgedrückte Kommunikationsabsicht des Emittenten. Die Textfunktion ist von der Wirkung abzugrenzen, die der Text auf den Rezipienten ausübt. 93

Zu den Textfunktionen. Grundtypen der Indikatoren Sprachliche Formen und Strukturen, mit denen der Emittent die Art des intendierten kommunikativen Kontakts dem Rezipienten zum Ausdruck bringt; Sprachliche Formen mit denen der Emittent seine Einstellung zum Textinhalt, zum Textthema ausdrückt (Konjunktiv I, Modalverben, Modalpartikeln) Kontextuelle Indikatoren (situative, institutionelle Rahmen der Texte, ihr gesellschaftlicher Handlungsbereich) 94 94 94 94

Die Textfunktion Informationsfunktion: Die Information steht im Mittelpunkt, die Informationsdarstellung ist sachbetont; Berichten oder besprechen: die informative Textfunktion ist sowohl mit einer sachbetonten als auch mit einer meinungsbetonten sprachlichen Darstellung kompatibel 95

Die Textfunktion Appellfunktion: Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, dass er ihn dazu bewegen will, eine bestimmte Einstellung einer Sache gegenüber einzunehmen und/oder eine bestimmte Handlung zu vollziehen. Indikatoren: Infinitivkonstruktion; Imperativsatz; Interrogativsatz; Allokution. 96

Textfunktion Obligationsfunktion: Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, dass er sich ihm gegenüber dazu verpflichtet, eine bestimmte Handlung zu vollziehen. Kontaktfunktion: Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, dass es ihm um die personale Beziehung zum Rezipienten geht (Herstellung und Erhaltung des persönlichen Kontakts). Deklarationsfunktion: Der Emittent gibt dem Rezipienten zu verstehen, dass der Text eine neue Realität schafft, dass die erfolgreiche Äußerung des Textes die Einführung eines bestimmten Faktums bedeutet. 97

Die Textfunktion Kriterium: Art des kommunikativen Kontakts, die der Emittent mit dem Text dem Rezipienten gegenüber zum Ausdruck bringt Der Sender möchte informieren: Informationsfunktion  informieren, mitteilen, melden, eröffnen, berichten, benachrichtigen, unterrichten (z.B. Zeitungsbericht, Protokoll, Sachbuch, Rezension) Der Sender möchte zu einer Handlung bewegen: Appellfunktion  auffordern, anordnen, befehlen, bitten, raten, empfehlen (z.B. Werbeanzeigen, Gesetze, Antrag, Liebesbrief) 98 98 98 98 98

Die Textfunktion/2 Der Sender verpflichtet sich zu einer bestimmten Handlung: Obligationsfunktion  versprechen, garantieren, schwören, sich verpflichten, anbieten (z.B. Vertrag, Garantieschein, Kostenvoranschlag) Der Sender sucht Kontakt zum Empfänger: Kontaktfunktion  danken, gratulieren, willkommen heißen, Beileid aussprechen, beglückwünschen, verfluchen (z. B. Brief, Einladung, Geburtstagskarten, Ansichtskarten) 99 99 99 99 99

Die Textfunktion/3 Der Sender verständigt, dass der Text eine neue Realität schafft: Deklarationsfunktion  Ernennungsurkunde, Testament, Bescheinigung, Vollmacht, Zeugnis, Bestätigung Ich (Emittent) bewirke hiermit, dass X als Y gilt. Diese Funktion wird durch feste Formeln, Formulierungen ausgedrückt. 100 100 100 100 100

Ausdrucksfunktion Die charakteristische Funktion nicht pragmatischer Texte, und zwar jener Textsorten, wie Gedichte, Romane, Erzählungen aber auch Feuilletons, die keinen rein kommunikativen Zweck haben und durch bestimmte expressive Merkmale gekennzeichnet sind. Spuren dieser Funktion findet man allerdings auch in Werbetexten, in einigen Zeitungsartikeln und in argumentativen Texten.

Beschreibung der Textfunktion; Textsorten und ihre Analyse Beschreibung der Textfunktion; Beschreibung der Kommunikationsform und des Handlungsbereichs; Beschreibung der thematischen Restriktionen; Beschreibung des zugrunde liegenden thematischen Musters; Beschreibung der textsortenspezifischen sprachlichen und nichtsprachlichen Mittel. 102 102 102 102

Textsorten und ihre Analyse Struktur - Kommunikationsform; - Lokale Orientierung (vorzeitig, gleichzeitig, nachzeitig); Beschreibung der Kommunikationsform und des Handlungsbereichs; - Beschreibung des Textthemas; - Modalität der Themenbehandlung; - Textfunktion; -Themenentfaltung (Beschreibung des zugrundliegenden thematischen Musters); - Beschreibung sprachlicher Mittel, die mit der Thematik zu tun haben (ausgedrückte lexikalische und syntaktische Mittel). 103 103 103 103 103

Zeitungsnachricht Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) lobt die Politik seiner schwarz-gelben Regierung. Er sieht Deutschland in der Euro- Krise gut aufgestellt und verspricht: Trotz Nachtragshaushalt werde er die für 2013 geplante Neuverschuldung einhalten. “Deutschland wird weiterhin gut durch die Euro-Krise kommen - Deutschland ist ein ganzes Stück schockresistenter geworden", sagte der Minister bei der Einbringung des Haushalts 2013 im Bundestag. Die Bundesregierung habe das Land gut durch die Krise geführt. 104 104 104 104 104

Konjunktiv I Meinungsäußerungen werden in Form der indirekten Rede wiedergegeben und stehen stets im Konjunktiv. Durch die Wahl des Konjunktivs signalisiert der Sprecher oder Schreiber, dass er keine inhaltliche Stellungsnahme zum Gesagten abgibt. 105 105 105 105 105

Herr Zöller, schauen wir noch auf ein anderes Thema, das seit gestern in der Debatte ist. Wir haben von einer Studie im Auftrag der gesetzlichen Krankenkassen gehört. Die Uni Halle- Wittenberg will ermittelt haben, dass in vielen Fällen niedergelassene Ärzte mit Geld- oder Sachgeschenken von Kliniken versorgt werden, wenn sie Patienten speziell in dieses Krankenhaus überweisen, und zwar unabhängig von der fachlichen Eignung des Krankenhauses. 106 106 106 106 106

Im Bremer Krankenhaus... hat eine Hausfrau Fünflinge zur Welt gebracht – drei Mädchen und zwei Jungen. Eines der Mädchen starb. Die anderen Kinder, die je knapp 750 Gramm wiegen sollen, liegen im Brutkasten. Das Bundeskriminalamt prüft offenbar Verbindungen zwischen dem Berliner Rocker-Milieu und der Neonazi-Zelle NSU. Nach einer Schießerei vor dem Clubhaus der Bandidos wurden nach Medienberichten DNA-Spuren gefunden.. 107 107 107 107 107

Modalverben Die einzelnen Modalverben unterscheiden sich in ihrer Bedeutung und Verwendung in drei Dimensionen voneinander: Modale Stärke: Notwendigkeit/Zwang (müssen, sollen, wollen) gegenüber Möglichkeit/Erlaubnis (können, dürfen, mögen); Modaler Redehintergrund: epistemisch (auf das Wissen des Sprechers bezogen), deontisch (nicht epistemisch, zirkumstanziell)

Modalverben In dem «Ursprung» oder der «Quelle» des Redehintergrundes , die bei sollen und dürfen immer außerhalb des Satzsubjekts (extrasubjektiv), bei wollen hingegen immer im Subjektaktanten (intrasubjektiv) selbst zu suchen ist.

Modalverben (Beispiele) Du sollst nicht töten./Nach Zeugenaussagen soll die Verschwundene noch einmal gesehen worden sein. Die Familie will am Samstag einen Ausflug machen. Mein Freund will schneller laufen (können) als der Landmeister. (NB Dieses Gerät will repariert werden.)

Indikatoren: explizit performative Formeln mit den Verben informieren, melden, mitteilen, eröffnen, berichten, benachrichtigen, unterrichten usw. Thematische Einstellung: Sicherheitsgrad, Wahrscheinlichkeitswert ... Ich weiß /Mir ist bekannt, dass ... Es ist der Fall/es steht fest / es trifft (nicht) zu, dass ... Es ist wahrscheinlich / möglich / unwahrscheinlich, dass, ... Einschränkung der thematischen Einstellung – Angabe der Quelle, Modalverben, Modalwörter (offenbar, vermutlich ...) Der Sender eines informativen Textes kann die Information als mehr oder weniger wahrscheinlich, oder als eher unwahrscheinlich darstellen. Die Information kann aus eigener Erfahrung oder aus Erzählungen stammen. Sprachlich erfolgt sie durch Angaben der Informationsquelle, durch Verwendung von Modalverben, oder Modalwörter Die Themenentfaltung ist narrativ und zwar (Darstellung des Ereignisses + mehr oder weniger explizite subjektive Bewertung) 111 111 111 111 111

Ziel Zeitungsnachricht  informieren, auch veranlassen, überzeugen Medium  schriftlich Leser  passiv Empfänger  jedermann Eröffnungssignal  Überschrift (auch ohne Verb) Angabe von Ort und Agentur Keine Schlusssignale; als Schlusssignal kann der Name des Verfassers angesehen werden. 112 112 112 112 112

Und sie bewegt sich doch Und sie bewegt sich doch. Die US- Regierung braucht Hilfe im Irak und tastet sich vorsichtig an di UN heran Saddam und Gomorrha. Nach dem Anschlag auf das Hauptquartier der UN im Irak fordern viele Staaten: mehr Macht für die UN Leidende Angestellte. Wenn der Arbeitsdruck wächst, nehmen auch psychosomatische Erkrankungen zu Unser täglich Gemüse: Zucchini wachsen so schnell, dass man ihnen dabei zusehen kann. 113 113 113 113 113

Und sie bewegt sich doch  eppur si muove! Saddam und Gomorrha  Sodom u. Gomorrha Leidende Angestellte  Der leitende Angestellte ist ein Rechtsbegriff aus dem deutschen Arbeitsrecht, genauer dem Betriebsverfassungsgesetz Unser täglich Gemüse  Vater unser, der du bist im Himmel, geheiliget werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, also auch auf Erden. Unser täglich Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unseren Schuldigern. 114 114 114 114

Appellfunktion appellative Texte  etwa Werbetexte, die jmdn. dazu auffordern, etwas zu kaufen,  Einladungen, die jmdn. dazu auffordern, irgendwohin zu kommen,  politische Propaganda, von der man aufgefordert wird, eine bestimmte Partei zu wählen oder nicht zu wählen. Bsp.  Jeder Raucher ist ein Verlierer 115 115 115 115 115

Appellative Texte Der Unterzeichnete N.N. beantragt hiermit die Ausstellung eines Reisepasses für sich und seine Gattin. Es wird empfohlen, die Platzreservierungen mindestens 14 Tage vor Antritt der Reise vorzunehmen. a) Imperativsatz Nimm Vim! Genießen Sie Lord Extra! Baden Sie sich und Ihre Familie nicht nur mit Wasser und Seife. Sondern pflegen Sie sich anschließend auch mit Nivea milk! 116 116 116 116 116

b) Infinitivkonstruktion Pflegen und pflegen lassen Frohen Herzens genießen Marlboro Lights Jetzt probieren! Wenn Marlboro eine leichte Zigarette macht, ist das eine Leichte, die schmeckt... 117 117 117 117 117

c) Modalverben “sollen” oder “müssen” Du sollst nicht töten! Du sollst Vater und Mutter ehren, auf dass du lange lebest und es dir wohl ergehe auf Erden! Pflegen und pflegen lassen. Lassen Sie sich pflegen und pflegen Sie zurück. Das macht nicht nur Spaß, es ist auch gut für die Haut. Für die Hautpflege am ganzen Körper gibt es nichts Besseres als Nivea milk. 118 118 118 118 118

Aufmersamkeit erregen Interesse wecken Zu Wünschen führen In den sechziger Jahren wird die AIDA Formel geprägt, die die Wirkungsabsichten von Werbung auflistet: Attention – Interest – Desire - Action Aufmersamkeit erregen Interesse wecken Zu Wünschen führen Kaufhandlung auslösen 119 119 119 119 119

Eine Mutter kann nicht aus ihrer Haut Eine Mutter kann nicht aus ihrer Haut. Sie will nicht nur glauben, dass es ihrem Kind gut geht, sie will sicher sein. Erst recht bei einem so wichtigen Problem wie Karies. Sicher ist die schützende Wirkung von Signal bewiesen im größten Antikariestest Deutschlands. Ihr Kind vertraut Ihnen. Vertrauen Sie Signal. Signal zeigt, wo sie wirkt. Weiß wie gesunde Zähne, rot wie gesundes Zahnfleisch. „Geben Sie Ihrer Familie den Schutz von Signal“. 120 120 120 120 120

Denotation - Denotat  begrifflicher Inhalt Konnotation – Konnotat  Nebensinn (Begleit- und Nebenvorstellungen) Assoziation  In-Beziehung Setzen von Wörtern mit anderen Wörtern Mutter (Konnotat)= Fürsorglichkeit u. Liebe – positiv konnotiert Mutter= Vater, Familie, Kind – Assoziation – Verknüpfung zu anderen Begriffen 121 121 121 121 121

Wortartenverteilung und Wortbildungsmuster a) Substantive  Tendenz zum Nominalstil b) Adjektive  um dem Produkt positive Eigenschaften zuzuschreiben c) Vollverben  Personifizierung u. Aktivierung, da sie den Produkten Handlungen zuschreiben 122 122 122 122 122

Textsorte Wetterbericht Informative Textsortenklasse. Die Informationsfunktion besteht darin, dass der Emittent dem Rezipienten ein Wissen über gegenwärtige und künftige Ereignisse bzw. Zustände vermitteln will. Überschrift  das Wetter, unser Wetter, das Wetter heute 123 123 123 123 123

Kommunikationsform Verschiedene Kommunikationsformen : Zeitungsartikel Rundfunk und Fernsehsendungen Öffentlicher Handlungsbereich 124 124 124 124 124

Das Wetter DIE WETTERLAGE: Ein flacher Hochdruckkeil erstreckt sich von den Azoren bis nach Deutschland. DIE VORHERSAGE: Wolkig mit Aufheiterungen und weitgehend niederschlagsfrei, Temperaturen bis 22 Grad, nächtliche Tiefstwerte bis 10 Grad. Schwacher Wind aus Nordwest bis West. WEITERE AUSSICHTEN: Temperaturen über 20 Grad ansteigend. DER PEGELSTAND DES RHEINS gestern um 5 Uhr: 356 cm. SONNENAUFGANG: Heute um 5.34 Uhr, morgen um 5.35 Uhr. SONNENUNTERGANG: Heute um 21.40 Uhr, morgen um 21.39 Uhr. POLLENFLUGVORHERSAGE: Mäßiger Gräserpollen-Flug 125 125 125 125

Teilthemen: a) Wetterlage b) Wettervorhersage Die deskriptive Themenentfaltung ist grundlegend. Das Thema “Wetter” wird durch Orts- und Zeitangaben situiert und durch die Teilthemen spezifiziert (Wetterlage – Wetteraussicht – Wettererscheinungen – Temperaturen – spätere Wettergestaltung) Teilthemen: a) Wetterlage b) Wettervorhersage 126 126 126 126

Beschreibung des Textthemas Das Thema ist fixiert  „Wetter“ Lokale Orientierung - gleichzeitig  aktuelle Wetterlage - vorzeitig Wetteraussichten / Vorhersage: Angaben über Bewölkung, Niederschlag, Temperatur, Windrichtung und -intensität 127 127 127 127 127

Sprachliche Mittel Wetterlage  vollständige Sätze Wetteraussichten  Kurzsätze /elliptische Sätze (Ellipsen) Kohärenz eher gering bei standardisierten Textmustern Wortschatz  begrenzt und konventionell einige Fachwörter  flacher Hochdruckkeil Luftdruckgegensatz, Hoch- Tiefdrucksystem 128 128 128 128 128

Hochsommer in Hamburg (nach Brinker) Nach einer Reihe von trüben Tagen ist der Sommer auch in Hamburg zurückgekehrt. Schon heute steigen die Temperaturen wieder auf 25 Grad an. Für das Wochenende sagen die Meteorologen hochsommerliches Wetter voraus. An der Küste kann vorübergehend leichte Bewölkung aufkommen. Die neue Schönwetterperiode soll auch in der kommenden Woche anhalten. Besonders warm war es gestern in Süddeutschland. Das Thermometer kletterte auf 26 Grad. Die Wetterstation auf Deutschlands höchstem Berg, der Zugspitze, meldete bei starker Sonneneinstrahlung fünf Grad Wärme. Die Schneedecke ist hier auf einen etwa 35 Zentimeter hohen Rest abgetaut. 129 129 129 129 129

Der Text gehört zur Klasse der Informationstexte Der Text gehört zur Klasse der Informationstexte. Die Textfunktion ist nicht direkt signalisiert. Der Emittent bringt aber — im Unterschied zum Wetterbericht — seine thematische Einstellung zum Ausdruck, indem er explizit die Sicherheit seines Wissens einschränkt (... sagen die Meteorologen... voraus; ...soll... anhalten). 130 130 130 130

Die Themenentfaltung ist deskriptiv Die Themenentfaltung ist deskriptiv. Im ersten Abschnitt wird das Thema „Hochsommer (in Hamburg)" durch die Teilthemen „Temperaturen" und „Wetteraussichten" spezifiziert. Die typische Zweiteilung in thematischer Hinsicht ist erkennbar (Wetterlage, Wettervorhersage). Im zweiten Textabschnitt wird über ein vergangenes Ereignis berichtet (das gestrige Wetter in Süddeutschland; Schwerpunkt: Temperaturen). 131 131 131 131

Sprachlich entspricht der Text dem Wetterbericht vor allem in den beiden folgenden Merkmalen: Die Sätze sind grammatisch kaum verknüpft (etwa durch Pro-Formen, Konjunktionen ); die Textkohärenz ist fast ausschließlich thematisch bedingt. Lokal- und Temporalangaben sind häufig. Im Unterschied zum regulären Wetterbericht enthält der Text aber durchweg vollständige Sätze. Das Ziel ist hier (vielleicht) anders als beim allgemeineren Wetterbericht. 132 132 132 132

Der Text ist kein typisches Exemplar der Textsorte Wetterbericht; er ist überhaupt kein Wetterbericht, sondern ein Bericht über das Wetter (in Hamburg und Süddeutschland) und somit einer anderen Textsorte innerhalb der informativen Textsortenklasse zuzurechnen, etwa der Textsorte „Ereignisbericht“ 133 133 133 133

Kochrezept Ziel: veranlassen, informieren Kommunikationsform: meistens schriftlich Themenentfaltung: deskriptiv Besteht aus drei Teilen: 1) Zutaten 2) Zubereitung 3) Kommentar 134 134 134 134 134

Die ersten zwei sind obligatorisch Sprachliche Realisierung: Zutaten  Nominalphrasen: ½ Kilo Mehl 3 Eier 100 Gramm Zucker 1 Prise Koriander 135 135 135 135 135

Die Eier werden schaumig gerührt Sechs Eier schaumig rühren Zubereitungsanleitung  Passiv-, Infinitiv- Imperativ- und Indikativformen: Die Eier werden schaumig gerührt Sechs Eier schaumig rühren Rühren Sie die Eier schaumig Sie rühren die Eier schaumig 136 136 136 136

Kommentar Garnieren Sie die Nudeln mit gehackter Petersilie. Gießen Sie etwas zerlassene Butter darüber. Servieren Sie sie als Beilage zu Braten oder Steaks. 137 137 137 137

Schweinebraten pikant 1kg Schweinefleisch Salz, Pfeffer 4-6- EL Wasser 2 EL Essig 1 EL Zucker Saft von 2 Orangen Fleisch waschen, abtrocknen, mit Salz und Gewürzen einreiben, Wasser zugeben und braten. Nach Bedarf heißes Wasser angießen. Essig und Zucker hellbraun ankochen und dem gelösten Bratensatz zufügen. Bratenfond aufkochen, binden und abschmecken. Braten mit filetierten Orangenspalten garnieren. 138 138 138 138

Gebrauchsanweisung Bedienungsanleitung, Betriebsanleitung Benutzerinformation Der Text gehört zur Gebrauchstextsorte, die einen Bezug zu einem praktischen Zweck oder Problem herstellt kann der technischen Fachsprache oder Techniksprache zugeordnet werden. 139 139 139 139

ÄußereTextstrukturierung: Kombination von sprachlichen mit nichtsprachlichen Zeichen, sowie grafische Mittel, wie Überschriften und Zwischenüberschriften, häufige Absatzwechsel, Nummerierungen, Aufzählungen, Fett- und Kursivschrift, sowie tabellarische Anordnungen 140 140 140 140

4. Produktvorstellung und –beschreibung 1. Einleitung/Vorwort 2. Inhaltsverzeichnis 3. Sicherheitshinweise 4. Produktvorstellung und –beschreibung 5. Produktbedienung (sehr stark gegliedert) 6. Zubehör 7. Fehlerursache 8. Technische Daten 9. Garantiebestimmungen 141 141 141 141

Fachwortschatz/Terminologie (am Produkt orientiert): Imperativ der Höflichkeit: Legen Sie… Imperativischer Infinitiv: Hebel umlegen und Deckel öffnen. Modaler Infinitiv: Der Hebel ist umzulegen und der Deckel zu öffnen. Passiv: Der Hebel wird umgelegt und der Deckel geöffnet. Man +3.Pers.Sg Indikativ: Man legt den Hebel um und öffnet den Deckel Man + Kunjunktiv1: Man lege den Hebel um und öffne den Deckel 142 142 142 142

müssen (Notwendigkeit) dürfen, können (Erlaubnis) Modalisierung können (Möglichkeit) sollen (Empfehlung) müssen (Notwendigkeit) dürfen, können (Erlaubnis) dürfen nicht (Verbot) 143 143 143 143

elliptische Satzkonstruktionen (Kürze und Einfachheit): Gerät einschalten Präpositionalfügungen (Präposition + deverbiales Substantiv): während des Betriebs Entfaltung: Deskription/Argumentation, z.B. informieren/hinweisen, warnen, anleiten 144 144 144 144

145 145 145 145

Fachsprachen Experten aus verschiedenen Fachgebieten verstehen sich kaum untereinander. Es gibt aber eine Reihe von Merkmalen, die für Fachsprachen typisch sind: * Fachwortschatz und spezielle Wortbildungsmuster * Besonderheiten im Satzbau und im Stil - * schriftliche Textgliederung u. äußere Textform 146 146 146 146

typographische Mittel: Fettdruck, Unterstreichung u.a. Text: zahlreiche Signale für Textgliederung: Kapitel, Absätze, Zwischenüberschriften, Ziffernfolgen, Listen, Tabellen, u.a. Kohärenzsignale: Einschränkung der Proformen (Vermeidung von Synonymen): Verweisformen (Demonstrativa, Pronominaladverbien); Verweiswendungen (es folgen, wie oben); typographische Mittel: Fettdruck, Unterstreichung u.a. 147 147 147 147

Wortschatz Fachleute haben viele Möglichkeiten Fachwörter zu bilden und den Wortschatz zu erweitern durch Bildung eigenständiger Formen mit fachspezifischer Bedeutung: 1) standardsprachliche Wörter zum fachspezifischen Gebrauch: Wurzel, Kraft, Masse, Lösung, Kamm, Mutter, Dorn, Flügel, Speicher 148 148 148 148

2) Metaphern  in der Werkstattsprache vor allem durch Übertragung von Bezeichnungen für menschliche Körperteile auf Maschinenteile: Zahn (an der Kupplung), Nase (an der Lagerplatte), Kopf (an der Schraube), Finger (am Kontakt), Zunge ( an der Reißschiene) 3) Lehn- und Fremdwörter, meist griechisch-lateinischen oder anglo- amerikanischen Ursprungs: Appendizitis, Topoi, Psychogramm, Ulcus, erodieren, quadrieren, analog, Computer, Foul, honen, shunten 149 149 149 149

5) Verschmelzung zweier Wörter (Kontamination, Wortkreuzungen) 4) Eigennamen od. Ableitungen von bzw. Zusammensetzungen mit Eigennamen: Watt, Volt, Ampère, galvanisieren, röntgen, euklidisch, Halleffekt, Dieselmotor 5) Verschmelzung zweier Wörter (Kontamination, Wortkreuzungen) Ester (Essig+Äther, fachspr. Ether), Euratom (Europa+ Atom) 6) Initialwörter (Akronyme): Radar (radio detecting and ranging) Aids (Acquired immuno deficiency syndrome) 150 150 150 150

9) Fügungen mit Funktionsverben: 7) Substantive auf –er : Rechner, Zähler, Starter, Öldruckmesser 8) Adjektive auf –bar und Nachsilben wie – fest, -reich, -arm, -frei, -los, -sicher Spannbar, bruchfest, vitaminreich, rückstandsfrei, salzlos, trittsicher 9) Fügungen mit Funktionsverben: Anwendung finden, in Anschlag bringen, eine Verfestigung erfahren 10) Internationalismen: Investition,, Finanzierung, Rendite, Saldo, Skonto, Inflation, netto, Bank, Börse, bankrott, Semantik 151 151 151 151

Morphologie Einträge im DIN (Deutschen Institut für Normung) bestehen meistens aus zwei Einheiten: Subst+Subst  Ölwanne, Rechenlehre Verb+Subst  Frästisch, Schleifscheibe Adj.+Subst  Roheisen 152 152 152 152

Syntax Satzstruktur  einfach, kurz, klar überschaubar gegliedert Satzglieder  immer länger, Nomina mit Attributen od. Komposita: Die über symbolische Deutungs- und Wertsysteme erzeugte Intersubjektivität des Erkenntnishandelns in einer sozialen Lebenswelt hat eine zu geringe Kapazität, um ... (Habermas) 153 153 153 153

Funktionsverbgefüge: Satzglieder anstelle von Nebensätzen: Beim Herausheben des Motors/ nach der theoretischen Klärung/ beim Umstellen der Satzglieder – wenn man die Satzglieder umstellt; Funktionsverbgefüge: Anklage erheben, käuflich erwerben, in Vollzug setzen, zu Protokoll geben Erweiterte Attribute: Der hier in Rechnung zu stellende Tatbestand; die zu verbindenden Flächen; eine durch Wahrnehmungskonsistenz erzeugte Verhaltensstabilität Infinitiv – und Passivkonstruktionen: Ist zu erkennen, lässt sich zeigen, wird angesehen als 154 154 154 154

Nominalisierung von Verben und Adjektiven: Analyse und Beschreibung sprachlicher Äußerungen; die Unübersetzbarkeit Depersonalisierungen: man definiert; das Institut behauptet; der Sachverhalt erscheint... als.. Konditionalsätze: Ist die Prüfung erfolgt, so... Wenn eine Spannung auftritt, dann müssen... 155 155 155 155

Offizieller Brief Ziel: informieren, aber oft auch veranlassen hat individuellen Charakter äußere Form stark standardisiert muss Mindestinformationen enthalten. Name des Absenders Adresse des Absenders Datum Adresse des Empfängers Betr.:  Betreff/Betrifft = Briefinhalt Bez.:  Bezug = Verweis auf vorausgegangenen Briefwechsel Anrede Schluss  Grußformel + Unterschrift 156 156 156 156

Sachliche Ausdrucksweise + klare Gliederung Übliche Formeln und Wendungen: Wir danken Ihnen für Ihr Schreiben vom... Wir kommen zurück auf Ihr Schreiben/unsere Anfrage vom... Wir dürfen zurückkommen auf... Sicher haben Sie vergessen/übersehen... Wir haben Ihre Reklamation überprüft... Selbstverständlich werden wir kostenlos Ersatz leisten Wir bitten Sie um Geduld/um Verständnis 157 157 157 157

Unpersönlicher Stil – geschehensbezogene Formulierungen Ihre Reklamation wurde überprüft Der Schrank wird Ihnen zum frühestmöglichen Termin zugesandt Um künftige Beachtung wird gebeten Auf den Erlass vom 13.Januar wird verwiesen Es wird darauf hingewiesen, dass Nachforderungen nach diesem Termin nicht mehr möglich sind. Das Prüfungsverfahren ist damit abgeschlossen. 158 158 158 158

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Die E-Mail In der EM findet sich di meisten gängigen Textsorten wieder, die man von der traditionellen Korrespondenz her kennt; Verschriftete Mündlichkeit/mündliche Schriftlichtkeit; Produktionsbedingte Normabweichung: (Dialekte/Regionalismen), Kürze und Dialogizität.

Kommunikationssituation und Textfunktion Die E-Mail: eine Textsorte oder eine Kommunikationsform? Es geht hier eher um eine Kommunikationsform (Präformierung, die allerdings für verschiedene Zwecke und Textfunktionen genutzt werden kann). Es geht aber auch um eine neue Textsorte zwischen Mündlichkeit und Schriftlichkeit

Kommunikationssituation und Textfunktion Gemischte Form: ein schriftliches Medium, um einen Kommunikationtyp zu vermitteln, die der Mündlichkeit ähnelt.

Die E-Mail Textstruktur: Emittent/Adressat/Betreff/Datum/Uhrzeit Text: auch ohne Rahmenbedingungen oder Gliederungssignale (Anredeformen, Grüße) Dialogizität Sprachliche Elemente der Mündlichkeit: Syntax (Anakoluthe, Ellipse, Links-bzw. Rechtsversetzungen, freie Themen, Nachträge) Verschiedene Stilregister

Die E-Mail Stilistische Mittel, die die Mündlichkeit schriftlich wiedergeben (graphematische und paragraphematische Elemente (Fettdruck, Kursivschrift), expressive Verwendung der Interpunktion, Interjektionen, Smileys, Akronyme, Kontaminationen, Gesprächspartikeln und Gliederungssignale (naja, Ah, ja?, gell? Nicht war? usw.)

Die E-Mail Verwendung der nähesprachlichen Formen (du, orthographische Merkmale wie: Tilgungen («nich» statt «nicht»), Klitisierungen («gibs nicht» statt «gibt es nicht», Assimilationen («ham» statt «haben», «hammer» statt «haben wir», «simmer» statt «sind wir» usw.) Lexik: Umgangssprache und Standardsprache Das Abhandenkommen der Deixis (Raum-Zeit- und Textdeixis) als direkte Folge der Oralisierung des Schreibens und seines Dialogcharakters.

Geschriebene und gesprochene Sprache Geschriebene und gesprochene Sprache müssen in der wissenschaftlichen Analyse strikt voneinander unterschieden werden. Variabilität und Normiertheit bestimmen den Unterschied zwischen gesprochener und geschriebener Sprache Die Spuren der Gedankenbildung bleiben im Gesprochenen, werden jedoch im Geschriebenen ausgelöscht 166 166 166 166

- zeitliche und räumliche Trennung von Sender und Empfänger Ein geschriebener Text setzt meistens folgende gesellschaftlich-kommunikative Bedingungen voraus: - zeitliche und räumliche Trennung von Sender und Empfänger - der Adressat ist meist unbekannt - die Produktion hinterlässt keine Spuren (die Planbarkeit ist größer und wird auf einer dauerhaften Unterlage materialisiert) - er ist stärker kodifiziert und gesamtgesellschaftlich gültig 167 167 167 167

Gesprochene Sprache kennzeichnet sich i.A. durch: - face-to-face, d.h. zeitliche und räumliche Kopräsenz - weitere Kommunikationskanäle: Prosodie, Mimik, Gestik - der Adressat ist meistens bekannt, andere Sprecher können dazukommen. Größere Variabilität der sprachlichen Formen auf allen Ebenen Die wichtigsten syntaktischen Eigenschaften der gespr. Sprache sind: 168 168 168 168

Ellipse (Aussparung)  grammatisch unvollständiger Ausdruck oder Satz, dessen fehlende Teile leicht aus der Sprechsituation ergänzt werden können: Was machst du da? (Ich mach) Nichts!/ Egal was man macht, Hauptsache es lohnt sich… Anakoluth (Satzbruch) eine begonnene Satzkonstruktion wird abgebrochen und durch eine andere fortgeführt; der S. kann als Stilmittel eingesetzt werden oder darauf beruhen, dass der Sprecher/Schreiber den Faden verloren hat: 169 169 169 169

Zwar freue ich mich, dass du gekommen bist… meine Zeit ist heute sehr begrenzt.. Es geschieht oft, dass je freundlicher man ist, nur Undank wird einem zuteil. In der deutschen Umgangsspr. ist ein Satzbruch nach weil zu beobachten: Du solltest mit dem Kauf eines Computers noch etwas warten, weil (P) im Frühjahr kommen ganz neue Modelle auf den Markt 170 170 170 170

Syntax der gesprochenen und geschriebenen Sprache Freies Thema  [engl. hanging topic]: Wortstellungstyp, bei dem ein satzgliedwertiges Element links vor dem Satz auftritt und innerhalb des Satzes durch ein Bezugswort ersetzt wird. Apropos Fisch, ich esse lieber Fleisch. Übrigens, meine Frau. Jemand stahl ihr die Handtasche letzte Nacht. Die Brigitte? Also, mit ihr ist nicht viel anzufangen. Ausklammerung  Wir werden es unter den gegebenen Umständen nie schaffen ohne die Hilfe der Mitarbeiter. 171 171 171 171

Ich hoffe, damit sind alle einverstanden. Ergänzungssätze + Verbzweit  Ich gehe davon aus, die Partei wird alles auf den Tisch legen. Ich hoffe, damit sind alle einverstanden. Attributsätze + Verbzweit  Es war einmal ein Mann, der hatte zwei wunderschöne Töchter. Es gibt Leute, die haben einfach kein Schamgefühl. Es war einmal eine alte Geiß, die hatte sieben junge Geißlein, und hatte sie lieb, wie eine Mutter ihre Kinder lieb hat. 172 172 172 172

Syntax des Gesprochenen: Linksherausstellung/ Linksverzweigung/ Linksversetzung: Syntaktisch ein Satzgefüge, bei dem der abhängige Satz vor dem Hauptsatz steht: Weil er erkältet war, konnte er nicht kommen. Bei LV können alle Arten von Satzgliedern vorangestellt werden: Subjekte (aber die jungs die sind äh wirklich dahinter her) Objekte (ein bruch den hatten se schon vor vierzehn tagen gemacht) Umstandsbestimmungen (in Rußland da hat man...) 173 173 173 173

Ich bin sicher, dass er sie zusammenbringt, die 20 000 Euro. Den schwarzen Hut, den kannst du nicht aufsetzen bei dieser Hitze! Dem Chef, dem kannst du doch nicht so was erzählen. Rechtsversetzung  Der Chef wird damit nie einverstanden sein, mit den ganzen Erneuerungen. Ich bin sicher, dass er sie zusammenbringt, die 20 000 Euro. Nachtrag  Sie ist schön, sogar sehr schön. Wir sind weggefahren, allein. 174 174 174 174

Verbzweit in weil – Sätzen  Ich bleibe heute zu Hause, weil ich mag solche Leute nicht Links – oder Rechtswiederholung  Der Arzt, der Arzt soll sich doch selbst behandeln! Er soll den Koch mit seinem Kochlöffel erschlagen haben, mit seinem Kochlöffel. Topikalisierung  Nach links musste er an der Straßenkreuzung abbiegen (nicht nach rechts) 175 175 175 175

Merkmalinventar für die Textsorte „gesprochene Sprache“: Teilnehmerzahl Verhältnis der Teilnehmer zueinander; a) Alter, b) Ausbildung, c) Bekanntheitsgrad,d) vorangegangene Kommunikationsakte, e) Vorwissen, f) Rang- und Rollenzuweisung; Kommunikationsmedien: face-to-face, Telefon, einseitige Kommunikation 176 176 176 176

Spontaneität: Grad der Bewusstheit bzw. Geplantheit; Kommunikationsort: im Sinne von „sozialen Räumen“: Straße, Kneipe, Büro, Wohnung, Klassenzimmer usw.; Zeitpunkt und Zeitdauer: beabsichtigte und nicht beabsichtigte Begegnungen Spontaneität: Grad der Bewusstheit bzw. Geplantheit; Thematik: Thema vorhanden/fehlt, Themennennung 177 177 177 177

Themafixierung: fest vereinbart oder nicht Relation Thema/Sprechzeit: Gleichzeitigkeit, Vorzeitigkeit, Nachzeitigkeit Relation Thema/Sprecher:a) Interesse des Sprechers,b) unvorbereitet/routiniert vorbereitet/speziell vorbereitet Themafixierung: fest vereinbart oder nicht Öffentlichkeitsgrad: privat – eingeschränkt-öffentlich; Situationsvertrautheit Situationsdistanz 178 178 178 178