1 Referat Lernen, verstehen, denken aus Sicht der Lernforschung: Lesen als Grundlage für Begabungsförderung VCL Wien, Altes Rathaus 14. November 2012 Prof.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Grundbegriffe der Pädagogik: Bildung, Sozialisation, Erziehung
Advertisements

Vorlesung zur Lehrveranstaltung „Internet-Learning“ im SS 2003
Referat im Rahmen des Seminars: „Neurodidaktik: Gehirnforschung und die Pädagogik des Lehrens und Lernens“ Februar 2005 Worphausen Leitung.
Pro-Skills-Hintergrundphilosophie
Joachim Bauer Gehirnforscher, Psychologe
8 Behandlung von Begriffen 8.1 Grundlagen aus Logik und Psychologie
Kosten und Konsequenzen der Emotionsregulation
Wir „lieben“ unsere Unterrichtsfächer
Se: Texte verfassen Schreibdidaktik.
Ab heute ist morgen!.
Vorstellungsbildung im Literaturunterricht
Vorstellungsbildung im Literaturunterricht
Vorlesung: Einführung in die Pädagogische Psychologie
Basisinformationen zum MSD
Visuelle Aufmerksamkeit
aus Sicht der Neuropsychologie
Unser Gehirn – echt irre, ...
Besondere Begabungen in der Grundschule
Portfolio und der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan
Reform der Notengebung
Kommentar zum Vorschulkonzept Kaleidoscoop
Präsentation der Bachelor- Abschlussarbeit von Nicole Jablonowski
Die präventive Psychomotorik nach Bernard Aucouturier
Inhalt und Gestaltung:
integrativen AWO - Kita
Der Spracherwerb des Kindes
bei Kindern im Vorschulalter (4-6 Jahre)
Lesen – Lernen- Leben Wir sind nur ein Tropfen im Meer . ABER „Tropfen für Tropfen formt das Meer“ (Polen)
Grunderfahrungen für den Schreib- und Leselernprozess
Montessori-Pädagogik
Kernlehrmittel Jugend+Sport
Das menschliche Gehirn - eine Einführung in die Neuropsychologie
Der Turm als Bild für unser Leitbild
Lernen und Heterogenität
Religion unterrichten – aber wie ? Einführung in die Planung und
Image Processing and Analysis Introduction. How do we see things ?
Lernjournal als Förderinstrument
Modul Fortbildung 2013/2014 Lernen im Sport A
Kompetenzentwicklung in schwierigen Zeiten: Wie man Jugendlichen dabei helfen kann, die eigene Biografie zu gestalten Perspektive Berufsabschluss, Offenbach.
Genderorientierte Berufsorientierung – ohne Eltern geht das nicht!
Soziales Lernen als Aufgabe der Jugendhilfe
Birgit Wittenberg Kompetenzzentrum eLearning Niedersachsen
„Bildung und Nachwuchsförderung im Disziplinenverbund MINT“
WIE KANN SCHULE (LERN-) THERAPEUTISCH WIRKSAM WERDEN. Fachtagung 27
Elternabend der Schule … vom …
Selbstregulation – (Körper)Psychotherapie – Entwicklungspsychologie aus der Sicht der analytischen Körperpsychotherapie.
Auf die Lehrerinnen und Lehrer kommt es an
Soziales Lernen in der Schuleingangsphase an der GGS Deutzerstr.
PÄDAGOGISCHES KONZEPT
Lernszenarien Ich finde dieser Text ganz interessant.
Soziale Arbeit an Schulen im Landkreis Bad Kreuznach
Thema „Hilfe mein Kind ist in der Trotzphase“
Gewaltfreie Kommunikation (GfK)
NEIN – böse Absicht ist es nicht!
Definition Im Sprach- und Literaturunterricht der Schule bezeichnet Lektüre in der Regel die Primärtexte (d.h. Erzählungen, Novellen, Dramentexte), die.
Vorbereitung einer Reflexion der Testdurchführung
Die Heterogenität.
Kinder unter 3 Jahren und Partizipation
Leitbild des Deutschunterrichts
Radikaler Konstruktivismus
Lerntypen.
Kognitive Methoden  Als eine Auseinandersetzung mit der behavioristischen Lerntheorie Skinners  entsteht in den späten 60-er Jahren eine Verbindung.
Partizipation im Übergang – gemeinsam gestalten
Welche Bildung brauchen Kinder und Jugendliche?
Eltern im Kinder- und Jugendfussball Eine Herausforderung mit der wir uns schwer tun! Stadtzürcher Fussballverband Themenabend vom 16. November 2015.
Begabungs- und Begabtenförderung aus Sicht der interdisziplinären Lernforschung Bundesweite Tagung zur Begabtenförderung hören.zuhören.lernen Pädagogische.
Englischunterricht mit dem Lehrmittel «New World».
ASKÖ- Bundesreferententag 27. November 2009, Loipersdorf Führen – Coachen –Betreuen Anregungen – Denkanstösse – Fakten Christian Vifian, Präsident SATUS.
We are Family! Geschwister von Kindern mit Behinderung.
Folie 1 Kulturelle Vielfalt: eine ethische Reflexion Peter Schaber (Universität Zürich)
 Präsentation transkript:

1 Referat Lernen, verstehen, denken aus Sicht der Lernforschung: Lesen als Grundlage für Begabungsförderung VCL Wien, Altes Rathaus 14. November 2012 Prof. Dr. Willi Stadelmann

2 Referat 1.Allgemeines 2.„Wahr“nehmung 3.Lernen aus Sicht der Neuropsychologie 4.Begabung 5.Lesen: Höchste Ansprüche an das Gehirn 6.Frühe Förderung und Lesekompetenz 7. Zum Schluss Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

3 Referat 1.Allgemeines Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

4 Referat Man kann einen Menschen nicht lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu tun. Galileo Galilei Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

5 Referat Ziel aller didaktischer Massnahmen ist die Stimulation der Lernenden zum „Selbst- Tun“. Lernen heisst Selbst-Tun Lehren heisst Anregung zum Selbst-Tun Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

6 Referat 2.„Wahr“nehmung Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

7 Referat Synapse Axon Dendrit Vester 1972 Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

8 Referat „Das Gehirn ist taub und blind für die Welt. Es kann nur mit Signalen umgehen.“ Gerhard Roth Universität Bremen, 2003 Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

9 Referat

10 Referat Nur im Wechsel von Sinneswahrnehmung und geistiger Verarbeitung, von Konkretion und Abstraktion wächst Erkenntnis. Das gilt für alle Altersstufen. Anschauung und Begriffe entwickeln sich Parallel ergänzend. 10 Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

11 Referat Sprache ist Zugang zur Welt

12 Referat Vom Konkreten über Symbole (z.B. Schrift) zum Abstrakten 12 Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

13 Referat Interpretation BezeichnetesZeichen (Symbol) Semantisches Dreieck nach Ogden und Richards Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

14 Referat 1Das Gehirn verändert sich beim Lernen physisch: Jeder Mensch hat seine eigene Lernbiografie. 2Vielseitige Tätigkeiten fördern die Hirnentwicklung - ein Leben lang. Äusserliche und verinnerlichte Tätigkeiten. Wichtigkeit verinnerlichter Tätigkeiten: Einfluss des Lesens. Innere Bilder. 3.Lernen aus Sicht der Neuropsychologie Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

15 Referat

16 Referat Use it or lose it Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

17 Referat „Alles, was erst im Verlauf der ersten Lebensjahre gelernt werden muss, wird von andern Menschen übernommen.“ „Ohne erwachsene Vorbilder hätte ein Kind noch nicht einmal aufrecht zu gehen gelernt, es wäre nicht in der Lage, sich in einer bestimmten Sprache auszudrücken, es wüsste nicht, was essbar ist und was gifiig und gefährlich ist.“ „Unser Gehirn ist also ein soziales Produkt und als solches für die Gestaltung von sozialen Beziehungen optimiert. Es ist ein Sozialorgan.“ Gerald Hüther: Was wir sind und was wir sein könnten. (2011) S. Fischer S Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

18 Referat  Potenzial eines Individuums zu ungewöhnlicher oder auffälliger Leistung  Interaktionsprodukt : Individuelles Potenzial steht in Wechselwirkung mit der sozialen Umgebung. nach Margrit Stamm (1999): Begabungsförderung in der Volksschule – Umgang mit Heterogenität. Trendbericht SKBF Nr. 2, S.10ff (zurückgehend auf Heinrich Roth/Hans Aebli,1968) 4.Begabung: Stimulation 18 Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

19 Referat Leseförderung ist Begabungsförderung

20 Referat 5.Lesen: Höchste Ansprüche an das Gehirn. Visuelle und akustische Wahrnehmung Innere Bilder Gedächtnis Emotionen Sinnzusammenhänge Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

21 Referat Visuelle Wahrnehmung Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

22 Referat

Die Sehgrube (Fovea) in der Mitte des Gelben Flecks auf der Netzhaut ist mit lichtempfindlichen Zellen am dichtesten besetzt. Die Augen werden so bewegt, dass die hochauflösende Fovea stets auf das Objekt fokussiert ist, das am meisten Aufmerksamkeit weckt. 23 Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

Die Augen bewegen sich beim visuellen Beobachten ruckartig: Sakkaden («saccade» frz. = Ruck). Fixationen: Millisekunden (abhängig von Textsorte, Wortlänge, Worthäufigkeit) Informationsaufnahme nur während der Fixationen Fixation: Fokussierung in der Fovea Fixationen beanspruchen 90-95% der Lesezeit Die meisten Fixationen erfolgen auf dass jeweils benachbarte Wort Mit zunehmender Textschwierigkeit: längere Fixationen, kürzere Sakkaden, steigender Anteil der Rückwärts- sakkaden, abnehmende Lesegeschwindigkeit. 24 Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

In der Zeit zwischen zwei Sakkaden, während der Blick das Ziel fixiert, müssen alle Informationen aufgenommen werden, die zum bewussten Sehen führen. Die Aufmerksamkeit beim Sehen ist eng mit den Sakkaden gekoppelt. 25 Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

26 Referat

27 Referat „Gmäess eneir Sutide eneir Uvinisterät ist es nchit witihcg, in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wort snid, das ezniige was wcthiig ist, dass der estre und der leztte Bstabchue an der rtihcegn Ptsoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöldn sien…“ Spitzer 2004, S. 63/64

Elemente der Lesekompetenz: Entziffern von Worten und Sätzen / Satz- verknüpfungen (Dekodierung) Konstruktion von Sinn, von Sinnzusammenhängen; Einbau in einen Kontext, in bisheriges Wissen, in bisherige Bilder (Gedächtnis). Verknüpfung mit Emotionen. (Referenz) Weiterdenken und Ausgestalten mit Hilfe der eigenen Vorstellung. Andrea Bertschi-Kaufmann (2007) S Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

Das bedeutet: Schriftzeichen, Wörter und Sätze verknüpfen Den Textteilen Sinn zuordnen; Sinnzusammenhänge herstellen Informationen mit eigenen Erfahrungen verknüpfen Texte, Bilder, Grafiken, Tabellen sinnvoll aufeinander beziehen Entscheiden, ob das Gelesene aus eigener Beurteilung falsch oder richtig ist (Reflexion) Das Gelesene in Erinnerung behalten, es vergleichen können mit anderen Texten, deren Lektüre weiter zurückliegt. Bertschi-Kaufmann (2007) S. 12/13 29 Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

30 Referat Lernen in früher Jugend unterscheidet sich vom Lernen bei Erwachsenen darin, dass Erfahrungen und Lernprozesse im kindlichen Gehirn viel massivere und auch dauerhaftere Spuren hinterlassen als im erwachsenen Gehirn. 6. Frühe Förderung und Lesekompetenz Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

31 Referat Die entscheidenden Grundlagen für spätere kreative Leistungen werden in der frühen Kindheit angelegt, wenn Kinder sich in der Welt spielerisch erproben. Aber das Gehirn ist eine Baustelle und zeitlebens kann man neue Erfahrungen machen und in den oberen Stockwerken Erweiterungen vornehmen. Aber je fester und breiter das Fundament angelegt ist, desto grösser und stabiler kann das Bauwerk werden.“ Kursiv: WS G. Hüther: Was wir sind und was wir sein könnten. (2011) S. Fischer S Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

32 Referat «Ob die sogenannten Lesekarrieren erfolgreich verlaufen, hängt wesentlich von den Anregungen ab, die Kinder und Jugendliche in ihren Familien erhalten haben, denn für den Zugang zur Welt der Schrift ist das soziokulturelle Umfeld entscheidend. Zu den Bedingungen gehören der Ausbildungsgrad der Eltern, die ökonomischen Verhältnisse der Familie, die Sprachkultur innerhalb der Familie, die Lese- und Mediengewohnheiten, der Grad der Integration in die gesellschaftliche Umgebung bzw. die Möglichkeiten zur Nutzung gesellschaftlicher und kultureller Angebote.» Andrea Bertschi-Kaufmann (Hrsg.): Lesekompetenz, Leseleistung, Leseförderung. Klett und Balmer Verlag / Kallmeyer (2007) S. 9 Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

33 Referat «Daher sind Bilderbuch-Betrachten, Vorlesen, der Umgang mit Kinderreimen etc. nicht nur eine Vorstufe, sondern bereits ein Teil der Lesesozialisation. Während des späteren Schriftspracherwerbs stützen und tragen die bereits aufgebaute Motivation, die Bereitschaft zur emotionellen Beteiligung und positive Erfahrungen mit der Kommunikation über Texte ganz wesentlich den oft mühsamen Prozess des Aufbaus der kognitiven Teilleistungen der Lesekompetenz.» Bettina Hurrelmann in: Andrea Bertschi-Kaufmann (Hrsg.) 2007 S. 25 Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

34 Referat Bildungsökonomische Studien zeigen, dass Investitionen im Bildungsbereich sich umso mehr lohnen, je früher sie getätigt werden. Anger et al.: Renditen der Bildung – Investitionen in den frühkindlichen Bereich (2007). Institut der deutschen Wirtschaft, Köln 34 Referat Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann

35 Referat „Ein aktuelles leistungsmotiviertes Handeln findet besonders dann statt, wenn die Tendenz ‚Hoffnung auf Erfolg‘ die Tendenz ‚Furcht vor Misserfolg“ überwiegt.“ Walter Edelmann: Lernpsychologie Beltz 2000 S Zum Schluss Lernen, lesen und Beg.fö. VCL Wien Stadelmann