Vorlesung Pädagogische Psychologie Das Situiertheits-Dogma und der "wahre Kern" Sommersemester 2011 Alexander Renkl Zitat der Woche Reden lernt man durch.

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Vorlesung Pädagogische Psychologie Das Situiertheits-Dogma und der "wahre Kern" Sommersemester 2011 Alexander Renkl Zitat der Woche Reden lernt man durch reden (Marcus Tullius Cicero).

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 2 Konstruktivistisch orientierte Pädagogen gehen davon aus, dass ein Wissenserwerb in einem vom Lernenden aktiv aufbauenden Prozess erfolgt. Lerngegenstände müssen dazu in einem konkreten Situationsbezug stehen. Entlang dieser Situation entwickelt der Lernende sein Wissen selbst und passt es in seine individuelle Wissensstruktur konstruktiv ein. Erst damit entsteht richtig verstandenes Wissen, das nach Ansicht der Konstruktivisten weniger träge ist. Beim konstruktivistischen Unterricht liegt die Aktivität auf Seiten des Lernenden, der in einem situierten Prozess sein Lernen gestaltet. Die Lehrkraft unterstützt, berät und regt diesen Prozess an. Sie schafft für den Lernenden eine situierte Lernumgebung. Mit anderen Worten konstruktivistisch zu lernen heißt: Situiert anhand authentischer, komplexer, lebens- und berufsnaher, ganzheitlicher Aufgabenstellungen, in vielfachen Kontexten bzw. Perspektiven und in einem sozialen Kontext im Unterricht vorzugehen. Fehler sind dabei bedeutsam. Sie müssen besprochen und korrigiert werden, da Auseinandersetzungen mit Fehlüberlegungen verständnisfördernd wirken und zur besseren Konstruktion von Wissen beitragen. Aus: Andreas Schelten, 2006, Die berufsbildende Schule

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 3 Konstruktivistisch orientierte Pädagogen gehen davon aus, dass ein Wissenserwerb in einem vom Lernenden aktiv aufbauenden Prozess erfolgt. Lerngegenstände müssen dazu in einem konkreten Situationsbezug stehen. Entlang dieser Situation entwickelt der Lernende sein Wissen selbst und passt es in seine individuelle Wissensstruktur konstruktiv ein. Erst damit entsteht richtig verstandenes Wissen, das nach Ansicht der Konstruktivisten weniger träge ist. Beim konstruktivistischen Unterricht liegt die Aktivität auf Seiten des Lernenden, der in einem situierten Prozess sein Lernen gestaltet. Die Lehrkraft unterstützt, berät und regt diesen Prozess an. Sie schafft für den Lernenden eine situierte Lernumgebung. Mit anderen Worten konstruktivistisch zu lernen heißt: Situiert anhand authentischer, komplexer, lebens- und berufsnaher, ganzheitlicher Aufgabenstellungen, in vielfachen Kontexten bzw. Perspektiven und in einem sozialen Kontext im Unterricht vorzugehen. Fehler sind dabei bedeutsam. Sie müssen besprochen und korrigiert werden, da Auseinandersetzungen mit Fehlüberlegungen verständnisfördernd wirken und zur besseren Konstruktion von Wissen beitragen. Aus: Andreas Schelten, 2006, Die berufsbildende Schule Nicht-situiertes Lernen Lernen an authentischen Problemen Sozialer Kontext

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 4 Drei Perspektiven Perspektive WissenLernenMotivationLehren Kognitiv- behavioral Assoziatio- nen, mentale Regeln Konditionierung, Stärkung/Schwä- chung von Regeln ExtrinsischDirekt Kognitiv- konstrukt. SchemataKonstruktion kognitiver Strukturen IntrinsischInteraktiv Situational / sozial- konstruk- tivistisch Handeln in Gemein- schaften Sich einstellen auf Handlungs- möglichkeiten und ­einschränkungen IdentitätDurch authen- tische Aktivitäten

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 5 Lernziele Sie können folgende Fragen beantworten: Was war die "Motivation" des Postulats situierter Kognition bzw. situierten Lernens? Was sind die Grundannahmen des Situiertheitsansatzes? Was ist das Dogma, was der wahre Kern? Was ist die zentrale instruktionale Implikation? Was ist ein Beispiel für ein instruktionales Modell "situierten" Lernens? Wie kann der Situiertheitsansatz bewertet werden?

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 6 Wie kommt es zur Situiertheitsannahme? Befunde zu Kontextgebundenheit der Art der Problemlösungen (z.B. brasilianische Straßenkinder) Anekdotische "Evidenz" (z.B. Weight Watcher) Befunde zu "realistic considerations" Mangelnder Transfer / träges Wissen

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 7 Realistic Considerations? Peter und Julia gehen zur selben Schule. Peter wohnt 17 km von der Schule entfernt, Julia 12 km. Wie weit wohnen die beiden auseinander? Während der Fußball-WM werden 3 Trainer interviewt. Sie sollen sagen, wer die 11 besten Spieler der Welt sind. Der Reporter schreibt das auf. Wie viele Spieler stehen am Schluss auf seiner Liste? Die beste 100-Meter-Zeit von Karl ist 13,0 Sekunden. Wie lange braucht er für 1000 Meter? Fehlender Transfer des Alltagswissens in die „Schulwelt“

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 8 Realistic Considerations: Erklärung Schulkultur und Ihre Praxis  Annahmen der Schüler: Alle Informationen zur Aufgabenlösung sind gegeben. Jede Aufgabe hat eine eindeutige Lösung. Kritisches Hinterfragen von Realitätsnähe ist nicht erwünscht usw. Kognitive Interpretation: Wissenskompartmentalisierung Situierte Interpretation: Unterschiedliche Praktiken – Unterschiedliche Handlungsangebote und -einschränkungen

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 9 Schule vs. „wirkliches Leben“ Schule„Im wirklichen Leben“ Didaktische VereinfachungKomplexität Individuelle LeistungTeamleistung „Reine Denkleistungen“Umgang mit Werkzeugen Manipulation abstrakter Symbole Kontextuierte Denkleistungen Erwerb genereller Kompetenzen Erwerb spezifischer Kompetenzen Fragmentalisierung in theoretischen Systemen Problem stiftet Einheit

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 10 Träges Wissen: Das Phänomen Fehlender Transfer von Wissen aus instruktionalen Settings auf Alltags- oder Berufsprobleme. Beispiele: Sie im Praktikum / Grundstudium Studienabgänger im Beruf

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 11 Träges Wissen: Kognitive Interpretationen nach Renkl (1996) Metaprozesserklärungen Wissen o.k., aber Zugriff defizitär, z.B. fehlendes metakognitives (konditionales) Wissen Strukturdefiziterklärungen Wissen selbst defizitär (z.B. Fehlende Integration von Prinzipien und adäquatem Fallwissen oder mangelnde Wissenskompilierung)

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 12 Träges Wissen: Situierte Interpretationen nach Renkl (1996) Unterschiedlichkeit der Kontexte und der damit verbundenen Praktiken/Aktivitäten Unterschiedliche Aktivitätsmuster werden erlernt "Neues" Erklärungsproblem: Wie überhaupt Transfer?

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 13 Lernziele Sie können folgende Fragen beantworten: Was war die "Motivation" des Postulats situierter Kognition bzw. situierten Lernens? Was sind die Grundannahmen des Situiertheitsansatzes? Was ist das Dogma, was der wahre Kern? Was ist die zentrale instruktionale Implikation? Was ist ein Beispiel für ein instruktionales Modell "situierten" Lernens? Wie kann der Situiertheitsansatz bewertet werden?

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 14 Situierte Grundannahmen 1Wissen an Kontexte / Situationen gebunden 2Wissen und Kognition: keine abstrakte Entität im Kopf 3Betonung der materiellen und sozialen Situation 4 Lernen damit auch ein situierter Prozess 5Situationsseite: Handlungsangebote (affordance) und Handlungseinschränkungen (constraints) (Greeno) 6Personenseite: Aktivitätsmuster 7Situation und Aktivitäten nicht nur als Vehikel des Wissenserwerbs, sondern zentral

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 15 Lernaktivität Lernsituation Wissen Aktivitätsmuster Problemlösen im Anwendungskontext „Situationaler Fokus“ „Kognitiver Fokus“ Kognitiver und situationaler Fokus

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 16 Eine unsinnige Argumentation zur Situiertheit 1 Lernen als situierter Prozess 2 Bei typischen traditionellen Lehrmethoden (z.B. Lehrvortrag) Situation sehr unterschiedlich zu Anwendungssituation 3Aus 1 und 2 "folgt" Lehrvortrag etc. als nicht-situierte Lehrmethode 4 und kooperatives problemorientiertes bzw. projektorientiertes Lernen als situierte Lehrmethoden  Schüler lernen in authentischen und sozialen Situationen Hauptproblem: Vermischung von Deskription und Präskription

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 17 Zwei "gute Antworten" (1) Wenn Lernen ein situierter Prozess und Lehrvortrag nicht-situiert  dann gehen wir alle jetzt am besten nach Hause (2) Auch beim Vortrag: Lernen ist situiert!

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 18 Konstruktivistisch orientierte Pädagogen gehen davon aus, dass ein Wissenserwerb in einem vom Lernenden aktiv aufbauenden Prozess erfolgt. Lerngegenstände müssen dazu in einem konkreten Situationsbezug stehen. Entlang dieser Situation entwickelt der Lernende sein Wissen selbst und passt es in seine individuelle Wissensstruktur konstruktiv ein. Erst damit entsteht richtig verstandenes Wissen, das nach Ansicht der Konstruktivisten weniger träge ist. Beim konstruktivistischen Unterricht liegt die Aktivität auf Seiten des Lernenden, der in einem situierten Prozess sein Lernen gestaltet. Die Lehrkraft unterstützt, berät und regt diesen Prozess an. Sie schafft für den Lernenden eine situierte Lernumgebung. Mit anderen Worten konstruktivistisch zu lernen heißt: Situiert anhand authentischer, komplexer, lebens- und berufsnaher, ganzheitlicher Aufgabenstellungen, in vielfachen Kontexten bzw. Perspektiven und in einem sozialen Kontext im Unterricht vorzugehen. Fehler sind dabei bedeutsam. Sie müssen besprochen und korrigiert werden, da Auseinandersetzungen mit Fehlüberlegungen verständnisfördernd wirken und zur besseren Konstruktion von Wissen beitragen. Aus: Andreas Schelten, 2006, Die berufsbildende Schule

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 19 Der wahre Kern Situation beim Lernen und Anwendung sehr oft verschieden  träges Wissen Traditionelle Lehr- und Lernformen situieren nicht intentional Traditionelle Lehr- und Lernformen: Verengung der Sicht auf das fachliche Wissen

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 20 Lernziele Sie können folgende Fragen beantworten: Was war die "Motivation" des Postulats situierter Kognition bzw. situierten Lernens? Was sind die Grundannahmen des Situiertheitsansatzes? Was ist das Dogma, was der wahre Kern? Was ist die zentrale instruktionale Implikation? Was ist ein Beispiel für ein instruktionales Modell "situierten" Lernens? Wie kann der Situiertheitsansatz bewertet werden?

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 21 Träges Wissen: Abhilfe aus situierter Perspektive Übereinstimmung zwischen Lern- und Anwendungskontext hinsichtlich der geforderten Aktivitäten: Problemorientiertes Lernen, z.B. Apprenticeship-Lernen

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 22 Cognitive Apprenticeship: Grundidee Collins, A., Brown, J. S., & Newman, S. E. (1989). Cognitive Apprenticeship: Teaching the crafts of reading, writing, and mathematics. Grundideen Vermittlung anwendbaren Wissens mit einem Lehr-Lern-Modell im Sinne der traditionellen Handwerkslehre und damit Lernen an authentischen Aufgaben Lernen als Enkulturation (periphere Partizipation  volle Partizipation)

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 23 Cognitive Apprenticeship: Zentrale Komponenten Artikulation und Reflektion Modellieren  Scaffolded/coached Practice  Exploration Scaffolding/Coaching Ausblenden

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 24 Cognitive Apprenticeship: Modellieren Ein Beispiel aus dem Ansatz „Procedural Facilitation“ Methode zur Förderung des Schreibens (knowledge transforming statt knowledge telling) Bereiter und Scardamalia Zentrale Komponente: Hinweiskarten (siehe nächste Folie: unterstrichene Phrasen)

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 25 Cognitive Apprenticeship: Modellieren Aufgabenstellung durch Schüler: Aufsatz zum Thema „Rockstars von heute sind talentierter als frühere Musiker“. Auszug aus der modellhaften Aufsatzplanung eines Lehrers: Ich weiß überhaupt nichts von modernen Rockstars. Mir fällt nicht mal ein einziger Name eines Rockstars ein. Was ist mit David Bowie oder Mick Jagger... Aber viele Leser würden nicht sagen, dass sie moderne Rockstars sind. Ich glaube, sie sind beide so alt wie ich. Mal sehen, mein Gefühl lässt mich daran zweifeln, ob heutige Rockstars wirklich die Talentiertesten sind. Trotzdem, wie kann ich es wissen? So kann ich nicht argumentieren... Ich brauche eine neue Idee... Ein wichtiger Punkt, den ich bis jetzt noch nicht berücksichtigt habe, ist... ah... gut... was verstehen wir unter Talent? Spreche ich über musikalisches Talent oder über die Fähigkeit zu unterhalten – Akrobatik zu zeigen? Also, vielleicht habe ich den Einstieg in das Thema. Ich könnte diese Idee weiterführen, indem...

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 26 Cognitive Apprenticeship: Beispiel des Reciprocal Teaching Brown und Palincsar Alle Lernenden lesen leise (oder hören) Textabschnitte. Ein Lernender (oder zu Beginn der Lehrer) übernimmt jeweils die Rolle des Lehrenden bzw. "Diskussionsleiters". 1 Fragen stellen und beantworten lassen 2 Zusammenfassung geben 3 Unklarheiten klären (lassen) 4 Vorhersage über folgenden Abschnitt treffen

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 27 Reciprocal Teaching: Fortsetzung Aufgabe der Mitlernenden 1 Fragen beantworten 2 Zusammenfassung kritisch beurteilen 3 Klärungen einfordern Aufgabe des Lehrenden 1 Modell für die Rolle des Diskussionsleiters 2 Unterstützung des Diskussionsleiters

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 28 Wie das Wissen vom Problemkontext unabhängiger machen? Multiple Perspektiven Multiple Beispiele Multiple Anwendungskontexte Multiple Ziele Reflexion Abstrahierung des Vorgehens Selbsterklärungen

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 29 Lernziele Sie können folgende Fragen beantworten: Was war die "Motivation" des Postulats situierter Kognition bzw. situierten Lernens? Was sind die Grundannahmen des Situiertheitsansatzes? Was ist das Dogma, was der wahre Kern? Was ist die zentrale instruktionale Implikation? Was ist ein Beispiel für ein instruktionales Modell "situierten" Lernens? Wie kann der Situiertheitsansatz bewertet werden?

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 30 Lern- oder Performanzorientierung bei "situierten" Lehr-Lern-Modellen? Performanzorientierung: Erbringung einer Leistung als Hauptziel Lernorientierung: Erarbeitung von Verständnis als Hauptziel (intentionales Lernen) Gefahr bei problemorientiertem Lernen: Fokus auf Problemlösung  Performanzorientierung

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 31 Situiertes Lernen: Stärken und Schwächen Schwächen Oft "dogmatisch" gewendet Keine präzisen Struktur- und Prozessmodelle von Wissen, Problemlösen und Lernen Wenig "gute" Untersuchungen Stärken Greifen das Problem des trägen Wissens auf Weisen auf Relevanz der Lernaktivität und -kultur hin Erweiterte Perspektive auf Lernen (Enkulturation)

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 32 Lernziele Sie können folgende Fragen beantworten: Was war die "Motivation" des Postulats situierter Kognition bzw. situierten Lernens? Was sind die Grundannahmen des Situiertheitsansatzes? Was ist das Dogma, was der wahre Kern? Was ist die zentrale instruktionale Implikation? Was ist ein Beispiel für ein instruktionales Modell "situierten" Lernens? Wie kann der Situiertheitsansatz bewertet werden?

Vorlesung Pädagogische Psychologie - Renkl 33 Literatur Collins, A., Brown, J. S., Newman, S. E. (1989). Cognitive Apprenticeship: Teaching the Crafts of Reading, Writing, and Mathematics. In L.B. Resnick (Ed.), Knowing, learning, and instruction (pp ). Hillsdale, NJ: Erlbaum. Renkl, A. (2001). Situated learning, out of school and in the classroom. In P. B. Baltes & N. J. Smelser (Hrsg.), International Encyclopedia of the social & behavioral sciences (Vol. 21) (pp ). Amsterdam: Pergamon.