Alfred Kubins Andere Seite, Utopie und das Weltende / Apokalypse in der Literatur und die Beziehung zwischen dem Bild und der Literatur.

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 Präsentation transkript:

Alfred Kubins Andere Seite, Utopie und das Weltende / Apokalypse in der Literatur und die Beziehung zwischen dem Bild und der Literatur

Hugo Steiner-Prag

Bild und Text Bild und Text: Illustration als Reflexion des Textes im Bild Ekphrasis – Beschreibungskunst, d.i. Reflexion des Bildes im Text

Alfred Kubin geb. in Leitmeritz in Nordböhmen, wuchs jedoch in Zell am See bei Salzburg auf ein sehr produktiver Maler und Zeichner: bekannt sind über Zeichnungen Meister der Selbstinszenierung – behält ein Ruf des – geheimnisvollen – „Hexenmeister von Zwickledt“ inspiriert von Nietzsche, Schopenhauer oder Jung geprägt vom frühen Tod seiner Mutter (sogar Selbstmordversuch an ihrem Grab), frühen sexuellen Kontakten freiwillig in die Militär Künstelerausbildung in München, Erfolg erst nach der Heirat und Übersiedlung in ein abgelegenes Landgut – Zwickledt in Oberösterreich→Neuorientierung auch im Schaffen

„Die andere Seite“ Schlusssatz des Romans deutet an: Der Demiurg ist ein Zwitter“ alles hat mehrere Seiten. So ist auch der Alltag, die Wirklichkeit mit der Fiktion zu mischenund gemeinsam zu verstehen, das Gute mit dem Bösen – nichts ist eindeutig Kubin bezeichnete sich selst als „Organisartor des Ungewissen, Zwitterhaften, Dämmeringen, Traumartigen „ erfordert auch vom Publikum „Verwandlungssehen“

Kubin als Maler benutzt viele Bildzitate, vor allem von Bosch, Baldung, Edward Munch die grö,ßte A nerkennung gilt seinem Frühwerk (etwa /4)– traumhafte Visionen, Erotik (bis Pornographie), direkte Darstellung der Grausamkeit…, also Gegenwelt zur bürgerlichen Realität Kontakte mit den Exoressionisten (Blauer Reiter) – Experimente mit der Abstraktion Einfluß auf Klee Erfolgreich vor allem nach 1910 als Illustrator reflektiert auch die Welt um sich – Nationalsozialismus, sowie Nachkriegsösterreich

Bemerkungen zum Roman Die andere Seite Traumland jenseits der physikalischen Determinanten von Raum und Zeit 52 Illustrationen die Machtrolle des Archivs – erinnert an die Analyse von Foucault

„Heterotopien ein Begriff von Michel Foucault – als Gegenkonzept zu der Utopie „andere Räume“ Als Beispiele für Heterotopien nennt Foucault Jugend-, Alten- und Erholungsheime, psychiatrische Kliniken, Gefängnisse, die Kollegs des 19. Jahrhunderts, Kasernen, Friedhöfe, Kinos und Theater, Gärten, Museen, Bibliotheken, Feriendörfer, kultische und nicht-kultische Reinigungsstätten, Gästehäuser, Bordelle, Kolonien sowie das Schiff als Heterotopie schlechthin. Spiegel nehmen eine interessante Funktion ein, sie sind weder Utopie, noch Heterotopie, sondern etwas Dazwischenliegendes. Orte für Menschen in Extremsituationen Foucalut: In general, the heterotopic site is not freely accessible like a public place. Either the entry is compulsory, as in the case of entering a barracks or a prison, or else the individual has to submit to rites and purifications. To get in one must have a certain permission and make certain gestures.“ Foucault nennt vier Bereiche abendländischer Ausgrenzung: Sexualität, Wahnsinn, den Traum, und den Orient

Literarische Phantastik (R. Lachmann, Michael Bachtin) Themen: unerwartetes, exzentrisches, anomalien, Devianz, Transformierung, Verwandlungen, Inkonstanz des Leibes und der Seele, nicht deifinierte (nicht definierbare) Identität kulturologische Aussage: Die Phantastik zeigt alternative Welten, die Welt der Außenseiter, der Vergessenen, der Anderen, der Fremdlinge – es ist die andere Seite der Kultur (das Bewältigte, das Abgelehnte, das Verbotene) Das Irreale stellt das Reale (das Konsensuelle) in Frage im Unterschied zum Fiktionalen: ein spezifischer phantastischer Chronotop

Formale Mittel der Phantastik Techniken, die der Entwicklung des Sujets dienen: Steigerung, Gipfel, Brüche, übertriebene Ereignisse (z. B: Rückkehr der Toten, Inzest, Mörder, Verwandlung, Wunder, Rätsel, Abenteuer) exzentrische Zustände der Hauptfiguren: Halluzinationen, Träume, Fieber, Alpträume, aber auch schicksalhafte Neugier

Literarische Phantastik Motive, die häufig in der Phantastik vorkommen: Doppelgänger, Zufall, Traum Zwiedeutigkeiten, Verwechseln von Realität und Phantasma, Ambivalenz

Die Stadt als Phantasma in der Stadtbeschreibung in der Literatur: Blick von oben, so kann man die Stadt verstehen

Lektüre für die nächste Sitzung Alfred Kubin: Die andere Seite (Země snivců): vom 1. Teil: Kap. 1, vom 2. Teil: Kap1-2, vom 3. Teil Kap. 3.III und 3. IV. Frage: Was ist das Phantastische in diesem _Roman? Totalität oder neue Demokratie? Mögliche Beziehung zu Kafkas Schloss? Welche literarische Mittel benutzt Kubin? Ist die Tatsache sichtbar, dass Kubin eigentlich Maler war? Wie ist die Schilderung der „Apokalypse“?

Lektüre für die nächste Sitzung Kafka: Die Verwandlung

Utopie und Apokalypse in der deutschsprachigen Literatur Ernst Jünger: Auf den Marmorklippen Kasack: Die Stadt hinter dem Strom (1947) Kafka: Das Schloss Werfel: Stern der Ungeborenen (1948) A. Schmidt: Die Gelehrtenrepublik (1957) H. Hesse: Das Glasperlenspiel (1943) Hans Henny Jahnn: Die Nacht aus Blei (1956) A. Schmidt: Leviathan oder Die beste der Welten (1949)